[Sterblich - Archiv] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

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La Cronista
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

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Das Jahr 1043 (Dezember 20)

Hunger. Erste Menschen leiden Hunger. Der letzte Winter war harsch und die Befürchtungen der hiesigen Bauern haben sich bewahrheitet. Die Ernte dieses Jahr war schlecht und sie wird nächstes Jahr noch schlechter werden. Der Norden von Europa leidet bereits Hunger und auch die Italiener werden wohl nicht verschont werden davon. Das Getreide und Gemüse wird rar werden und damit die Preise höher. Die ärmsten, für die es bei der Armenspeisung schon nicht mehr reicht, rauben das Getreide bereits direkt von den Feldern und auch von den Marktplätzen hört man vermehrt von Diebstählen. In den Wäldern gibt es vermehrt Anzeichen von Wilderei.

Das "Il Fuso Pesce" in Platealonga, vormals bekannt für seine ausgezeichnete Muschelsuppe, lädt zum Beginn des nächsten Jahres zu einer Verköstigung neuer Kreationen ein, solange der Vorrat reicht. An diesem Tag sei es den Bürgern frei dort zu speisen, bis es nichts mehr gäbe.

Gegen Ende des Jahres munkelte man in den Straßen von Platealonga auch davon dass sarazenische Sklavenhändler Straßenkinder aus Genua entführen würden. Eine Schandtat wenn dies wahr wäre!

Die Händler beider Seiten, Sarazenen und Christen sind empört über dieses Gerücht aus unterschiedlichen Gründen.
Hier und da spräche man davon dass man als Sklavenhändler irgendwie ja nicht mal sicher sei. Da würden solche Gerüchte es nicht besser machen.

Denn bereits vor zwei Jahren sei ein Sklavenschiff im Hafen von Genua attackiert worden. Ohne sichtbare Schäden über der Wasserseite, sei das Schiff gesunken. Dutzende Leichen der an Bord befundenen Sklaven und Matrosen, die sich nicht retten konnten und nicht schwimmen, wurden später aus dem kalten Nass geborgen.

In Domus und Platealonga munkelt nebenbei noch von diesem Hexermönch von dem man die letzten Jahre gehört hat. Er solle in den Schenken von Domus gesehen worden sein. Die Familie Brambilla zahle für Hinweise über seinen Aufenthalt.

Kurz darauf höre man, dass der Abt Marius von San Marcellino nach Rom beordert worden wäre, auf der Reise dahin sei er jedoch bei schwerem Seegang von Bord gegangen und konnte nicht mehr gerettet werden. Rom sende nun einen Ersatz für ihn nach San Marcellino.

Auf dem Hof der Wunder tritt in den letzten Monaten öfter der Grieche Eduardo auf. Ein vielseitiger und überaus unterhaltsamer Poet, manche meinen einige seiner Auftritte wäre sogar besser als der bekannte Schausteller Mauricio der Jüngere.

Aus dem genuesischen Umland:
- In Europa herrscht eine große Hungersnot.
- Islam in Italien: Normannen besiegen die Araber in Apulien. Ostsizilien (Messina, Syrakus, Taormina) wird offiziell wieder byzantinisch.
- Domenico I. Contarini wird als Nachfolger des verstorbenen Domenico Flabanico zum Dogen von Venedig gewählt. Er betätigt sich als großzügiger Stifter von Kirchen und Klöstern wie San Nicolò di Gigli auf dem Lido und Sant'Angelo di Concordia.
- 15. Februar: Gisela von Schwaben, Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches stirbt
- 25. März: Michael I. Keroularios wird Patriarch von Konstantinopel. Er folgt dem am 20. Februar verstorbenen Alexios I. Studites in dieses Amt.
- Frühling - Kaiser Konstantin IX. Monomachos schickt ein byzantinisches Expeditionsheer auf den Balkan um dort den rebellischen George Maniakes, Gouverneur des Katechats von Italien, zu stellen. Die beiden Armeen treffen bei Thessaloniki aufeinander. Die Rebellenarmee, besser organisiert, erfahren und mit überlegener Führung, kämpft zunächst erfolgreich, aber Maniakes wird im Augenblick des Triumphs durch einen Pfeil getötet. Danach wird seine Armee in die Flucht geschlagen.
- Frühling - Eine große Versammlung in Melfi, bei der alle normannischen und lombardischen Adligen Guaimar IV., Herzog von Apulien und Kalabrien, anerkennen. Die Gebiete sind in 12 Lehen unterteilt und unter normannischen Häuptlingen verteilt. William Eisenarm wird Ascoli als privates Lehen und seinem Bruder Drogo von Hauteville Venosa gewährt. Graf Rainulf II. Von Aversa, der bei der Versammlung nicht anwesend ist, empfängt Siponto und erkennt Guaimars Oberhoheit daraufhin ebenfalls an.
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

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Das Jahr 1044 (Januar 21)

Trotz der wachsenden Not in und um Genua, wächst die neue Siedlung vor der Stadt. Ein Gasthaus hat sich bereits dort etabliert in dem Nahrung verteilt wird. Auch Arbeiter auf den übrigen Baustellen bekommen Essen gestellt und so herrscht dort auch reger Andrang derer, die für mehr Essen mit anfassen würden.

Doch nicht jeder ist bereit für das Grundlegendste was man eben zum Überleben benötigt, arbeiten zu müssen, stattdessen werden Arbeiter überfallen und ihres Essens beraubt. Mitunter nicht nur das. Mancher verliert auch sein Leben.

Bauernhöfe die weiter entfernt der Zivilisation liegen, wurden aufgebrochen und geplündert vorgefunden. Die Bauern und ihre Familien tot oder verschwunden. Ebenso alles Getier.
Selbiges geschah in Ravecca und Broglio.

In den Wäldern wird vermehrt gewildert, doch riskieren die Menschen dort ihr Leben und manch einer kommt von der Jagd gar nicht wieder.

Auch verschiedene Lieferungen in und aus der Stadt wurden Opfer von Überfällen. Wer es sich leisten kann verstärkt den Schutz dieser mit Söldnern und angeheuerten Wachen.

Am Armenhaus in Platealonga rekrutierte die Vereinigung von Händlern und Handwerkern um den jungen Valente Brigori, Männer für den Schutz der Nahrungslieferungen, die sie dort für die Armen spendeten.

Die Heiler der Stadt bemühen sich derweil, um die unternährten, doch ohne Nahrung lässt sich diesem Missstand kaum beikommen. Auch treten vermehrt Vergiftungen auf von vergammeltem oder falschem Essen.

Für viele besteht die Nahrung nur noch aus Fisch und Kräutern und selbst da wird es dünn.
Mehr und mehr Menschen blockieren die Hafeneinfahrt in kleinen Booten oder selbstgezimmerten Floßen um vor der Stadt fischen zu gehen. Doch gerade dieser Andrang hält auch die Fische fern.

Die Äpfel in den Hainen von Ravecca sind bereits alle abgeerntet. Menschen kriechen unter den Bäumen herum immer noch auf er Suche nach einem heruntergefallenen und liegengelassenen, selbst wenn er schon faul und wurmbefallen wäre.

Die absolut ärmsten der Stadt Essen das Moos von den Steinen und Rinde von den Bäumen.

Selbst Ratten sieht man kaum noch. Die Hühner und Schweinehöfe in Broglio sind leer. Katzen und Hunde verschwinden ebenfalls.
Nur außerhalb der Stadt scheint es noch welche zu geben die eines nachts auch zu einem lauten klagenden Crescendo angesetzt haben das weithin über das ganze Umland zu hören gewesen war. Ein Klagelied der Tiere.

Das Essen der Tiere hat jedoch auch unschöne Folgen. Vor allem in Clavicula kommt es zu vermehrten Ausbrüchen von Tollwut und anderen Krankheiten, die die Menschen sich von den Tieren geholt haben.

Es ist schlimm und es wird immer schlimmer. Die Menschen krepieren in den Gassen und die Leichensammler kommen kaum hinterher diese aufzusammeln, wodurch sich noch weitere Krankheiten verbreiten. Manch Verzweifelter isst selbst den toten Körper noch, nur um dann wenige Tage drauf selbst zu verenden.

Die Heiler des Domus Medicorum sind rund um die Uhr beschäftigt und müssen selbst schon die Leichen aus der Stadt schaffen, um die sich ausbreitende Seuche in den Griff zu bekommen. Doch werden dieser kaum Herr.

Derweil wird in Clavicula eine Kirche gebaut. Den Menschen soll Hoffnung geschenkt werden und eine Möglichkeit zu Gott zu finden in diesen schweren Zeiten. Dabei verteilt die Kirche auch Vorräte an die Menschen in Clavicula und wer am Bau mithilft bekommt eine extra Ration im Kastell.

Der Handel mit dem Essen nimmt immer korruptere Ausmaße an. Händler erhöhen ihre Preise, Hehler klauen es anderen um es teurer wieder zu verkaufen. Schlägerbanden verlangen Nahrung als Schutzgelderpressung. Frauen und Männer bieten sich an. Kinder werden von ihren Eltern verkauft.

Die Witwen im Dorf Nord wurden auch immer wieder Opfer von Überfallen und Vergewaltigung, da sie leichte Opfer waren. Vier Frauen wurden gar eines nachts verschleppt.

Ein jeder der helfen kann, versucht es, doch es sind zu viele Menschen und einfach zu wenig Nahrung.

In Mascharana eskalieren immer mehr Aufstände von hungrigem Volk das vor den Villen und Patriziertürmen der Adligen und Händler demonstriert und nach Essen fleht. Die Haus- und Stadtwache hat alle Hände voll zu tun und es vergeht kaum eine Stunde dass nicht eine der Alarmglocken in der Stadt schallt.
Dabei spenden doch die Reichen auch an die Kirche damit die Armenhäuser aufgestockt werden können. Doch manch einem reicht das nicht.

Die Märkte sind überrannt mit Menschen und an Lebensmitteln gibt es kaum noch etwas auf den Auslagen. Viele Stände werden von schwer bewaffneten Soldaten bewacht. Auch Karren die durch die Straßen rumpeln haben immer eine Entourage an Gerüsteten dabei. Die Stadt wirkt wie im Kriegszustand.

Viele geben das letzte Geld das sie erspart haben aus oder verpfänden Hab und Gut bis man nichts mehr hat außer die Kleidung am Leibe, während andere immer reicher werden.

Wo vor kaum zwei Jahren noch die Angst vor Dämonen umging und die Leute dazu zwang sich in ihren Häusern zu verstecken, so ist nun nichts mehr davon zu spüren. Wer könnte würde seine Seele für ein Brot verkaufen.


Aus dem genuesischen Umland:
- 5. Juli: Deutsche Truppen unter König Heinrich III. besiegen in der Schlacht bei Menfö ungarische Truppen unter König Sámuel Aba, der gefangen genommen und hingerichtet wird.
- Der Venezianer Peter Orseolo wird nach Heinrichs III. Sieg über Sámuel Aba und dessen Hinrichtung als Vasall Heinrichs in Stuhlweißenburg neuerlich als König von Ungarn eingesetzt. Er kann jedoch nur mit massiver bayerischer und böhmischer Militärpräsenz regieren.
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

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Das Jahr 1045 (Februar 21)

Das Il Fuso Pesce hat seinen guten Ruf eingebüßt. Nach dem anfänglichen guten Start mit der Verteilung kostenlosen Essens, hat die Taverne seit Anfang des Jahres die Preise enorm angezogen. Der Wirt zeigt nun sein wahres Gesicht und springt mit auf den Wagen der Ausbeuter auf. Pfui!

Auch die Zollstation bei Pontedecimo hob die Zölle an. Doch nicht nur das. Das Dorf hat sich bewaffnet um gegen die Diebe und Wilderer vorzugehen. Die Männer des Freiherren, Söldner und Dorfbewohner marschieren in Patrouillen um das Dorf herum und pfählen jeden der sich am Wild des Freiherren oder den durchreisenden Händlern zu schaffen macht. Einige Gefangene wurden bereits zur öffentlichen Abschreckung auf Pfählen um das Dorf herum aufgespießt ausgestellt.

Derweil sprechen die Pater Genuas wohlwollend über die Embriaci, die reichlich Lebensmittel an die Bedürftigen spenden. Vor allem an die Kinder und somit das Waisenhaus in Raveccas. Jedoch lassen diese Lieferungen nun immer mehr nach.

Pisanische Galeeren haben, Berichten zufolge, bereits einige Handelsschiffe abgefangen und in den Hafen von Pisa eskortiert, wo die Händler dazu gezwungen wurden die Nahrungsmittel zu verkaufen. So erhielten sie zwar satten Gewinn, doch Genua keine Lebensmittel.

Auch den Hafen und das angrenzende Marktviertel traf die Hungersnot hart. Viele der Stände der Bauern blieben leer und kahl, während die Bordelle sich füllten, mit abgemagerten Huren, die sich um die wenigen Freier balgten. Kaum fuhren die Fischer morgens in den Hafen ein, stürmten die wartenden Menschen zu den Booten und keilten sich um den mageren Fang. Die Fischer füllten ihre Beutel, in dem sie zu Wucherpreisen nicht nur den Fisch verkauften, sondern auch den zu normalen Zeiten wertlosen Beifang: Algen, Tang, Seesterne, Seegurken, Asselspinnen, Schnecken und Würmer. Man hörte sogar von einem Fischer, der soweit ging feinen Meersand an den Bäcker Giuseppe zu verkaufen, der damit sein Brot streckte.

Die Soldaten der Söldnerschule am Monte Bisagno bieten in dieser Not auch ihre Dienste für Händler an, doch sind sie dabei ebenfalls nicht großzügig was ihre Preise angeht. Ihr Schutz kommt die Händler teuer, doch sie bezahlen es, was wiederum dazu führt, dass der Preis der Lebensmittel für den Endkunden steigt.
Weitere junge Männer treten daraufhin in die Schule ein.

In Genua, vor allem Ravecca, Clavicula und Broglio herum kursiert eine Quelle an Fleischlieferungen.
Angeblich Beute aus den Wäldern des Grafen. Man sagt, dass der Graf darüber nicht glücklich wäre. Die Wilderer berichteten, dass der Graf sie und alle anderen Menschen im Wald jagen und töten würde. Dabei haben sie doch nur alle Hunger!

Wo man nun hört was in Pontedecimo geschieht und wie die Soldaten des Grafen vorgehen, so wird es wohl stimmen. Der Graf schert sich nicht um die Hungernden! Er sitzt fern ab in Mailand in seiner Festung und lässt es sich gut gehen, während die Menschen in seinem Land verhungern! Widerlich!

Abseits des Hungers erzählt man sich am Hafen die Sage von der Seehexe Tassia. Dass sie ihre Seele dem Meere schenkte und dafür die Fluten nutzte um sich an dem Mörder ihrer Schwester zu rächen. Ein abscheulicher Mann, der vor keiner Frau und Kind halt machte. Und seitdem kommt sie und holt sich die Sünder und nimmt sie mit ins Meer.

In Domus um San Genesio spricht man in der Gemeinde mit Vorsicht von dem Gotteshaus. Irgendetwas sei daran faul, doch wirklich benennen könne man es nicht. Manch einer wird auch belächelt und als einfach nur alt und verwirrt bezeichnet.

In Maddalena brannte eines Nachts gar die Kirche San Magdalena bei den Weinreben! Eine verkohlte Leiche konnte später aus den Trümmern geborgen werden. Den Resten der Kleidung nach zu urteilen, handelt es sich um Pater Emilio, den dortigen Priester. Von seinem Novizen fehlt jedoch jede Spur. Pater Emilio kam vor einigen Jahren mit Bischof Corrado nach Genua und jener vollzog zum einen eine Gedenkmesse für den verstorbenen und spricht davon, dass die Dämonen nicht verschwunden sind. Dass es ihr Werk war. Sie ermorden die guten, gläubigen Diener Gottes, wie es schon seit Jahren beobachtet werden konnte nun. Man dürfe das nicht vergessen, trotz all dem anderen Leid. In seiner Predigt verdammte der Bischof auch alle die diese Stunde der Not zur eigenen Bereicherung nutzen würden, sie wären nicht besser als die Teufel.

Das neue Heilerzentrum außerhalb Genuas, bei Maddalena, kümmert sicher in der Not verstärkt um die Menschen die Krankheiten durch falsche Nahrung erlitten haben. Auch versuchen sie die Schmerzen der Tollwutpatienten zu lindern, wenn sie sie auch nicht heilen können.
Sie helfen außerdem mit Rat und Tat indem sie beispielsweise Hungrigen zum Anbau von Giersch raten. Ein Unkraut, das man jedoch essen könne und sich schnell verbreite.

Trotz der gesteigerten Anzahl Soldaten, Wachen und Söldnern kommt es dennoch überall in Genua zu wiederkehrenden Überfällen. Nur mit einem Schwert mit dem man auch umgehen kann, kommt man noch unbeschadet durch die elendsten Ecken.

Am Hafen spricht man weiterhin davon, dass Kinder von sarazenischen Sklavenhändlern gekauft oder entführt würden um sie woanders zu verkaufen oder sogar zu essen!
Man dürfe solches Gesindel gar nicht in den Hafen lassen. Warum lag da einige Nächte lang ein Kriegsschiff? Was haben die hier getan? Bestimmt ihre Kinder geholt.
Ein Hafenarbeiter ist sich sicher, gesehen zu haben, wie Kinder auf Schiffe gebracht wurden!
Generell nicht ungewöhnlich da ein Großteil der Sklavengeschäfte Genuas Kinder beinhaltet, jedoch kamen diesmal die Kinder aus der Stadt und nicht vom Sklavenmarkt.
Wie kann das sein, dass die Sünder und Gotteslästerer, die bereits viele Jahre lang die Stadt immer wieder angegriffen haben, einfach so einfahren können und die Kinder holen? Warum sind immer noch Fremde in Broglio und Quinto al mare stationiert?

Die Menschen die ohnehin schon von der Hungersnot aufgebracht sind, lassen ihren Zorn freien Lauf und am Hafen kommt es vermehrt zu Aufständen und Belästigungen der Sklavenhändler. Die sich nur dadurch erwehren können noch dass sie eine Vielzahl an Wachen dabei haben. Jedoch helfen ihnen diese nicht davor bespuckt und mit Steinen beworfen zu werden. Selbst faules Gemüse gibt es nicht mehr.

In Mascharana belagern derweil immer mehr Menschen die Straßen und betteln direkt vor den Häusern der gutbetuchten. Gewaltandrohung verscheucht sie kaum noch. In Massen umlagern sie die Mauern und Tore der Anwesen und klammern sich an jeden der es verlässt oder betritt.
Es ist nur eine Frage der Zeit bis einem da die Hand ausrutscht und aus Verzweiflung Hass wird.

Aus dem genuesischen Umland:
- 16. Januar: Aribert von Intimiano, Erzbischof von Mailand, stirbt.
- 1. Mai: Papst Benedikt IX. verzichtet auf sein Amt und verkauft es für 1.000 Pfund Silber an den Geistlichen Johannes Gratianus Pierleoni, der als Gregor VI. auf den Stuhl Petri kommt.
- 27. Mai: Bruno von Würzburg, Fürstbischof von Würzburg, Kanzler von Italien, stirbt.
- Juni: Rainulf Drengot, normannischer Graf von Aversa, stirbt.
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[Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von La Cronista »

Das Jahr 1046 (März 21)

Anfang des Jahres erklungen Gerüchte über die Spinola und eine Bande Halsabschneider vom Hof der Wunder, üble Geschichten von Kannibalismus, Raub und Erpressung, doch lang hielten sich diese Gerüchte nicht. Verstummten sehr bald.
Von Menschenfressern hatte zwar so mancher nun schon gehört, doch dass die Spinola direkt in so etwas verwickelt wären? Konnte es stimmen und man hatte die bösen Zungen zum Schweigen gebracht oder war nie etwas dran gewesen?

Konnte man es Menschen dieserzeit wirklich noch verdenken Menschenfleisch zu essen oder ihr Blut zu trinken in der Not?
War es rechtens das Fleisch einfach vergammeln zu lassen oder verdammten sie sich damit alle?

Auch dieses Jahr stand unter dem drohenden Schein der Hungersnot und das Essen wurde immer knapper. Die Nahrungslieferungen waren mit der Blockierung der Südroute durch die Pisaner immer noch kritisch. Mit Geld konnte man sich kaum mehr als eine dünne Suppe und schlechtgewordenes importiertes Getreide kaufen, wenn man nicht gerade enorm viel Geld oder eigene Handelskontakte besaß oder dem Militär oder dem Klerus angehörte. Den Wachen und Söldnern ging es noch am besten, was die schwelende Wut der Bevölkerung nicht gerade abschwächte, diese jeden Tag patrouillieren zu sehen.
Immer wieder kam es in verschiedenen Stadtteilen zu Reibereien, Aufständen und Kämpfen.

Wie in Clavicula wo eine Nahrungsspende des normannischen Söldnerhauses Ors in Mord und Totschlag ausgeufert war, als mehr und mehr Menschen nach dem Getreide gegiert hatten.
Männer, Frauen und Kinder wurden niedergeschlagen oder totgetrampelt in ihrem Versuch auch nur eine handvoll der Körner zu bekommen.

Auch in anderen Stadtteilen wurden immer mehr Leichen gefunden die nicht dem Hunger erlegen waren, sondern den Dieben und Verzweifelten. Aufgeschnittene Kehlen, eingeschlagene Köpfe, entkleidete Leiber und wohl noch mehr die man nicht einmal fand.

Jeden Tag das Haus zu verlassen, um zur Arbeit zu gehen oder Essen zu suchen ist für fast jeden ein Kampf ums Überleben geworden. Ein Münzwurf gleich die Chance ob man diesen Tag noch überlebte.

Auch das Bischofskastell hatte einen Todesfall zu beklagen. Der ehrwürdige Domkustos Augusto Arduinici verstarb friedlich im Schlafe und wurde durch den nun ehemaligen Pater von San Nazareth Marco di Maghera im Amte des Domkustos ersetzt.
Neuer Pater San Nazareth wurde daraufhin dessen Novize Guilio.

Die sarazenische Kriegsgaleere die einige Nächte im Hafen Genuas vor Anker lag und mit Spott, Anschuldigungen, Fäkalien und Unrat beworfen wurde, ließ sich daraufhin bald nicht mehr blicken.

Die Stadt hatte weitere Männer für die Verstärkung der Hafengarde angestellt. Diese Garde wird zum Teil mit 15 Söldnern verstärkt die vom Haus Ors aus alle vier Jahre ausgetauscht werden. Nur deren Capitano in Genua bliebe auf Lebenszeit im Dienste Genuas als Unterstützung der platealongischen Stadtwache. Alle weiteren Wachen wurden aus Genuesen rekrutiert und werden derzeit in der Wachstation am Monte Bisagno ausgebildet.

Gegen Ende des Jahres zeigte sich auch der Winter endlich milder als die vorherigen Jahre. Womöglich könnte es nun besser werden. Ein neues, neues Glück? Doch erst würde man neu aussähen müssen und hoffen dass die Tiere zurück kamen.

Aus dem genuesischen Umland:
- Vatha Pagan Aufstand: König Peter Orseolo ("der Venezianer") wird nach zweijähriger Regierungszeit gestürzt. Die Bischöfe Gerard von Csanád und Bystrík werden in Budapest gesteinigt.
- Herbst - König Heinrich III. (Der Schwarze) reist nach Italien, um die Positionen von Guido da Velate, Erzbischof von Mailand, und anderen loyalen Kandidaten in anderen Städten (wie Ravenna, Verona und Modena) zu sichern.
- 20. Dezember: Die von König Heinrich III. einberufene Synode von Sutri beginnt. Papst Gregor VI. erhält Gelegenheit, sich gegen den Vorwurf der Simonie zu verteidigen. Die Synode berät ferner über Reformfragen.
- 24. Dezember: König Heinrich III. setzt in Rom drei gleichzeitig amtierende Päpste, Gregor VI., Benedikt IX. und Silvester III., ab und ernennt den Deutschen Suitger von Bamberg zum neuen Papst. Dieser gilt als erster Reformpapst.
- 25. Dezember: Als Clemens II. krönt das neue Kirchenoberhaupt König Heinrich III. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
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Das Jahr 1047 (April 21)

Im letzten Jahre hörte man unter den Matrosen und Händlern in Platealonga davon, dass der Senator Tommasso nach verschwiegenen Leute suche für eine Handelsreise zu Kontakten die er wohl vor anderen Händlern geheim halten will. Was wird es sein, was der werte Senator da aufgetan hat?

In Ravecca hörte man auch beunruhigendes: Nachdem die Hungersnot seinen Vater dahingerafft hatte, wurde der junge Alessandro, der Erbe der Mosterei, verhext. Er verließ die Stadt, von heute auf morgen und ließ alles zurück. Vor einigen Jahren hieß es schon einmal ein Hexer ginge um. Geht es wieder los? Ist er hier? Und hat sein jüngerer Bruder Leo etwas damit zu schaffen, der nun die Mosterei erbt? Nach den ersten Wochen blieb jedoch alles ruhig und die Jungen verschenkten sogar den aus der dürftigen Produktion abfallenden Presskuchen an die Nachbarschaft.

Nah des Dorfes Quinto wurden halb vergrabene Überreste eines Tieres von den dortigen Wachen gefunden. Eines Wildschweines will man meinen. Eine blutige Spur zog sich bis zu dem Versteck. Wilderer? In Quinto? Der gräfliche Jaghund Ritter Salvatore machte sich auf die Suche.

Nicht nur gerissene Tiere wurden jedoch von den gräflichen Wachen gefunden, auch immer wieder Überreste von Menschen wurden aus dem Wald gebracht oder direkt dort vergraben, wenn kaum noch etwas von ihnen übrig war.
Ein paar Wölfe konnten erlegt werden, doch die Vermutung liegt nahe, dass sich noch mehr tiefer in den Wäldern versteckt halten.

Auch der anfängliche Winter diesen Jahres war nicht gnädig zu den Genuesen und viele der Toten mussten auf einem leeren Acker bei Borgo di Bisagno verbrannt werden, da man am Friedhof nicht mehr hinterher kam die Leichen angemessen zu bestatten.

Doch es gibt Hoffnung. Der Sommer war regenreicher als der letzte und zwischen Maddalena und Burgus wurde seit Anfang des Jahres Wald gerodet und auf dem freien Land Äcker angelegt. Gerüchten nach sollen dort neue Felder und Plantagen entstehen. Ein gern gesehenes Unterfangen, damit es im nächsten Jahr hoffentlich wieder Essen für alle gäbe.
Auch andere Bauernhöfe im Osten haben den Betrieb wieder aufgenommen und erstes Saatgut ausgestreut, dass Tag und Nacht vor Dieben beschützt wird.


Aus dem genuesischen Umland:

- Frühling - Kaiser Heinrich III. (Der Schwarze) reist nach Süditalien und beraubt Guaimar IV. seinen Titel "Herzog von Apulien und Kalabrien". Er wird dabei von Drogo von Hauteville unterstützt, der daraufhin "Herzog und Meister von ganz Italien" wird.
- Andreas I. aus dem Geschlecht der Arpaden wird nach dem Sieg über Peter Orseolo im Vorjahr mit Unterstützung der heidnischen Adeligen König von Ungarn. Nachdem er in Stuhlweißenburg zum König gekrönt worden ist und seine Herrschaft durch militärische Erfolge gefestigt hat, treibt er jedoch die Christianisierung seines Landes voran.
- Papst Clemens II. spricht die bei einem Ungarneinfall im Jahr 926 getötete Einsiedlerin Wiborada heilig. Sie ist damit die erste Frau, die heiliggesprochen wird.
- 9. Oktober: Papst Clemens II. stirbt bei einer Reise über die Alpen. Es kursieren Gerüchte, er sei von seinen Feinden ermordet worden, ein Verdacht, der bis heute weder bestätigt noch widerlegt ist. Benedikt IX., der am 1. Mai 1045 auf das Amt verzichtet hat, erhebt mit der Unterstützung des Markgrafen Bonifatius von Tuscien neuerlich Anspruch auf das Pontifikat und wird zum dritten Mal als Papst inthronisiert.
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

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Das Jahr 1048 (Mai 21)

Im verschlafenen Dörflein Nervi konnten die Männer des Grafen, nachdem ihnen ketzerische Umtriebe gemeldet wurden, die Götzenstatue einer falschen Heiligen sicherstellen und den falschen Priester und Sektierer in Gewahrsam nehmen. Er harrt nun der hochnotpeinlichen Befragung und seines Urteils im Verlies so heißt es.

In der Gegend die an die Ländereien von Savona grenzen kam es zu vermehrten Sichtungen großer Schwärme von Krähen und anderen Rabenvögeln. Großes Unglück steht bevor, sagen die abergläubischeren, sattgefressen an den Toten des letzten Krieges sagen die abgebrühteren Zeitgenossen.

Die Hungersnot scheint zu enden. Mit dem Anbau neuen Getreides geht es aufwärts. Endlich gibt es wieder Hoffnung für die Menschen Genuas.
Alle Bauernhöfe, die sich wieder bewirtschaften ließen fuhren die erste Ernte ein.
Der Andrang war groß und diese erste Lieferung schnell weg. Doch weitere werden folgen.
Auf zwei Bauernhöfen gen Quinto wurde zum ersten mal eine neue Form der Bewirtschaftung eingesetzt wodurch es möglich sein wird die Felder noch effizienter zu nutzen.

Valente Brigori ließ direkt vier Felder um sein Grundstück bei Maddalena roden, um dort nun pflegeleichte Obstbäume anzubauen und so eine Plantage aus Oliven, Kirschen und Aprikosen anzulegen.
Auf den anderen soll Getreide und Tierzucht errichtet werden.
Der Mann hat dadurch sehr an Ansehen gewonnen, was er ohnehin schon durch sein geschicktes Händchen für Handel und neue Produkte beweisen konnte, indem er mehrere Handwerker unter sich vereinte und Papier nach Genua brachte.
Dieses Jahr heiratete er sodann auch eine Tochter des Pferdezüchters Pablo Doria. Von der beide Familien sicher profitieren.

Überall wird daran gearbeitet auf solch eine große Not des Hungers das nächste mal besser vorbereitet zu sein und die Schäden die entstanden waren wieder zu beheben.
Auch der Senat beschloss dieses Jahr die Errichtung von Kornsilos in jedem Sesterie.


Aus dem genuesischen Umland:
- 16. Juli - Auf Befehl Heinrichs III. Ziehen deutsche Truppen unter Bonifatius III. (Canossa) nach Rom ein und vertreiben Papst Benedikt IX.
- 17. Juli - Papst Damasus II. tritt die Nachfolge von Benedikt IX. Als 151. Papst der katholischen Kirche an, er stirbt jedoch bereits nach 23 Tagen. Bis zum Ende des Jahres wird kein weiterer Nachfolger gewählt.
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

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Die Jahre 1049-1054 ( 1/2 Juni 21)

Die brutale Hungersnot die weite Teile Europas in der letzten Dekade in Atem gehalten hat endet, zumindest in weiten Teilen Italiens, im Winter 1050. Dies ist der erste Winter für den im vorausgehenden Jahr ausreichend Vorräte angelegt werden konnten. Auch in Genua beklagt man hunderte, ja vielleicht sogar tausende Tote. Umso mehr feiern sie die Rückkehr zur Normalität, in der nur die Armen hungern.

In dem kleinen verschlafenen Dörfchen Nervi wurden die letzten Jahre nach und nach Höfe gebaut. Obschon das Dorf bisher ausschließlich vom Fischfang lebte, hat nun ein reicher Händler dort in den Viehhandel investiert. Die ersten Fischer werden nun nach und nach zu Viehwirten umgeschult.

Die Stadtwache von Domus hat einen Giftmischer in Genua festgenommen und kurzzeitig an die Bischofsgarde übergeben um den Gerüchten auf den Grund zu gehen und den vermeintlichen Quacksalber wie gesetzlich vorgeschrieben zu überprüfen. Mehrere Menschen sollen von ihm vergiftet worden sein, als sie seine Medizin kauften und die Angehörigen forderten lauthals Vergeltung. Nach einem anschließenden kurzen Prozess im städtischen Gericht in Clavicula wurde der Mann schuldig gesprochen und erhängt.

Der Capitano della cita, Dione, ist verschwunden! Eines Abends verließ er die Stammschenke der Stadtwache von Platealonga und ward am nächsten Tag nicht mehr gesehen. Nachdem auch nach Monaten keine Spur von ihm gefunden wurde, geht man von einem schlimmen Verbrechen aus. Der Senat hat nun bereits damit begonnen über einen Nachfolger zu streiten.

Bischof Corrado verstarb 1052 friedlich im Schlafe wie es von seinem engsten Vertrauten Pater Giorgio vermeldet wurde. Eine große feierliche Trauermesse wurde im Kastell abgehalten und der Bischof dort in der Kapelle St Sylvester zu Grabe getragen. Auch in allen anderen Kirchen wurde an diesem Tag dem Bischof gedacht.

Noch im selben Jahr (1052) bestimmte der mailändische Erzbischof einen Nachfolger des verstorbenen genuesischen Bischofs und entsandte ihn gen Genua, wo er Ende des Jahres unbescholten ankam. Oberto Pevere übernahm darauf alle Würden und Ämter seines Vorgängers wie bspw. die heilige Sonntagsmesse in der Kathedrale San Siro in Burgus oder den Amssitz des Bischofskastells in Mascharana.

Der Bau der genuesischen Stadtmauer hat begonnen. Nach langen Verhandlungen mit dem Verwalter des Grafen in Casteletto sowie dem Grafen in Mailand selbst, einigte sich der Senat auf eine Abtretung von Land an die freie Stadt Genua. Auf diesem neuen Land wird nun eine erweiterte Mauer errichtet. Das teilweise bewaldete Land wird außerdem großflächig abgeholzt. Offenbar gibt es gar eine Art Wettlauf welche der großen Familien dort das meiste Holz wegschleppen und einlagern kann.

Aus dem italienischen Umland:
1049
- 12. Februar - Papst Leo IX. Tritt die Nachfolge von Damasus II. Als 152. Papst der katholischen Kirche an. Er unternimmt eine einjährige Reise, um sein reformistisches Programm unter den europäischen Prälaten zu fördern.
- Die Republik Pisa besiegt die letzten andalusischen Widerstandsnester Sardiniens und schließt damit die vollständige Eroberung der Insel erfolgreich ab

1050
- Die Synode von Vercelli verdammt die Abendmahlslehre von Berengar von Tours.
- 12. April: Alferio Pappacarbone, Begründer der Benediktinerabtei Cava de’ Tirreni, Heiliger, stirbt.
- Guido von Arezzo, italienischer Mönch, Musiktheoretiker und Lehrer, stirbt.

1051
- Sommer - Drogo von Hauteville, Graf von Apulien und Kalabrien, trifft Papst Leo IX. in Süditalien - dieser wurde von Kaiser Heinrich III. geschickt, um die "Freiheit der katholischen Kirche" wiederherzustellen.
- Drogo von Hauteville ist gezwungen, Leo IX. zu versprechen, die Normannen daran zu hindern, die lombardischen Ländereien zu plündern. Auf dem Rückweg von diesem Treffen wird Drogo in der Nähe von Bovino von einer byzantinischen Verschwörung ermordet.
- 24. August: Hunfried, Erzbischof von Ravenna, stirbt

1052
- 6. Mai: Bonifatius von Canossa, Markgraf der Toskana stirbt auf einem Jagdausflug. Viel deutet auf eine von Kaiser Heinrich III. angestiftete Verschwörung hin.
- Guaimar IV, Fürst von Salerno und Amalfi, sein Sohn Pandulf of Capaccio, sowie sein Schwager, Pandulf III, werden von einer byzantinischen Verschwörung ermordet.

1053
- 18. Juni: In der Schlacht von Civitate besiegen die Normannen unter Richard von Aversa, Humfred von Hauteville und Robert Guiskard ein überlegenes päpstliches Heer. Papst Leo IX. gerät in Gefangenschaft und muss die normannischen Besitztümer in Süditalien anerkennen.
- Der bayrische Herzog Konrad I., der seit seiner Einsetzung 1049 mit Kaiser Heinrich III. in Konflikt geraten ist, wird von diesem abgesetzt. Er flieht daraufhin zu Andreas I. nach Ungarn, mit dem er sich gegen den Kaiser verbündet.

1054
- 17. Juli: Heinrich IV. wird als Mitkönig seines Vaters Heinrich III. zum römisch-deutschen König gekrönt.
- Nach fünfjähriger Amtszeit stirbt am 19. April Papst Leo IX. in Rom, vermutlich an Malaria. Erst einen Monat zuvor ist er aus seiner Gefangenschaft nach der Niederlage im Vorjahr in der Schlacht von Civitate von den Normannen freigelassen worden. Mit einer römischen Gesandtschaft unter dem Vorsitz des Diakons Hildebrand berät Kaiser Heinrich III. daraufhin auf einem Hoftag in Mainz über die Neubesetzung. Der Kaiser nutzt sein Designationsrecht und schlägt im September Gebhard I., Bischof von Eichstätt, als Nachfolger Leos vor. Gebhard knüpft jedoch Bedingungen an die Annahme des Amtes und erbittet sich Bedenkzeit. Er fordert von Heinrich nicht nur die Rückgabe von Kirchengütern, sondern auch die Beibehaltung seines Bistums, eine zu dieser Zeit durchaus übliche Praxis. Das Amt des Bischofs von Rom ist damit Ende des Jahres immer noch vakant.
- Der päpstliche Gesandte Humbert von Silva Candida legt am 16. Juli eine Bannbulle für Patriarch Michael I. in der Hagia Sophia in Konstantinopel nieder. Dies führt zum Morgenländischen Schisma, der Spaltung des Christentums in orthodoxe und katholische Kirche, als Endpunkt einer jahrhundertelangen Entwicklung, in der sich Ost- und Westhälfte des ehemaligen römischen Reiches in politischer und kultureller Hinsicht immer mehr auseinandergelebt haben.
- In Narbonne eröffnet am 25. August das 10. Konzil. Es kodifiziert die Waffenruhe Gottes (treuga) und den Gottesfrieden (pax dei), Privatfehden werden verboten. Das Töten eines Christen wird mit dem Vergießen des Blutes Jesu Christi gleichgesetzt. Im Anschluss geht von Südfrankreich eine Friedensbewegung aus, die Spanien, die Normandie, Deutschland und Italien erreicht.
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

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Die Jahre 1055-1058 ( 2/2 Juni 21)

Unter den jungen schönen Reichen kreist die Kunde, dass der ominöse schöne Händler aus Nervi wieder zurück sei, nach einem längeren Aufenthalt in der Heimat und einer überstandenen Krankheit. So lädt er nun wieder zu ausschweifenden Feiern in seinem Palast zu dem sich vor allem die abenteuerlustigen Burschen und Mädchen der hohen Familien hingezogen fühlen und an diesen teilnehmen.

In Platealonga spricht man unter den Sklavenhändlern von einem neuen Konkurrenten. So neu sei dieser zwar gar nicht aber bisher ein sehr kleines Licht gewesen. Mehr ein Verwalter und Sprachlehrer als richtiger ernstzunehmender Händler, doch seit ein paar Jahren hat er sich nun eine eigene Crew angelacht, die für ihn Sklaven fängt und in Genua verkauft.
Das Geschäft floriert noch nicht so sehr wie das der Brigori oder anderen alten Hasen in dem Geschäft, doch man spricht über den alten Alvaro, der mit seinen gut 60 Jahren als Anfänger in diesem Geschäft ein ungewöhnliches Bild abgibt.

Offenbar weiss dieser das wohl auch selbst dass er in die Jahre kommt und 1058 herum beginnt sein Lehrling Bruno das neue Geschäft bereits langsam zu übernehmen. Dieser war selbst einst Sklave, der aus Genua als Kind geraubt wurde und von Alvaro in Masalla gekauft und wieder zurückgebracht wurde.
Als wäre der alte Mann nicht schon ein seltsames Bild, so ist es der ehemalige Sklave als Sklavenhändler nun umso mehr.

Am Hafen munkelt man auch davon, dass ein falscher Seemann Leute mit Geld ködert, um Schmuggler zu verpfeifen.

Gennaro Embriaci tritt 1057 als Patriarch seines Hauses zurück. Der über 80 jährige Greis verabschiedet sich somit in den Ruhestand und übergibt die Geschäfte und Führung seinem 60 jährigen Sohn Ramiro, welcher im Jahr darauf wie erhofft und unter den Patriarchen üblich, seines Vaters Fußsstapfen auch in den Senatorenposten folgt.

Ein Jahr später erschüttern Tragödien die Familie.
Gennaro Embriaci verstirbt friedlich im Schlafe, während sein Cousin Marcello auf einer Seereise zu Tode kommt und nicht wiederkehrt. Man sagt er sei bei schwerem Seegang über Bord gegangen und das Meer habe ihn verschlungen.
Der Bischof sprach persönlich eine Rede an den Gräbern der Verstorbenen in San Nazareth und lobte sie für ihre großzügigen Taten und Spenden in den letzten Jahrzehnten.
Auch Orazio und Matteo Embriaci, Brüder von Gennaro und Raffaele starben im Laufe der letzten zehn Jahre. Beide waren jedoch kaum der Öffentlichkeit bekannt. Ebenso deren Cousins Fabiano und Silvestro. Welche sich Zeit ihres Lebens in Mailand aufhielten.

Kirchliches:
Im Jahre 1055 erklangen die neuen Glocken von San Siro Novus Nervi und San Cassiano in Clavicula zum ersten Mal und öffneten ihre Tore für die neue und alte Gemeinde. Beide Gebäude wurden von dem erfahrenen nordischen Baumeister Bohemud geplant und beaufsichtigt und von ansässigen Handwerkern in aller ihrer Glorie gefertigt.
Beide Kirchen erhielten neue Pater die ihrem Novizenstatus entwuchsen und zum ersten Mal selbst eine Gemeinde leiteten.
Pater Ferotello verteilte, gemeinsam mit Pater Tiziano von San Genesio, bereits während des Baues Nahrungsmittel in Clavicula und nahm sich nun der ärmlichen und gebeutelten Gemeinde an. Dies wird sicher keine leichte Aufgabe sein.
In Nervi trat hingegen Pater Silvano hinter den Altar. Als vierter Sohn eines Bauern trat er in die Priesterschule ein, als die Dürre die Arbeit auf den Feldern unmöglich machte. So stellte er sein Leben in den Dienst an den Menschen, wie er selbst sagt und versucht ihnen nun auf diesem Wege zu helfen.
Derweil wurde auch der Wiederaufbau der Kirche St. Magdalena bei den Weinreben in Maddalena begonnen bei deren Brand auch der damalige Pater Emilio zu Tode kam.

Ebenfalls starben Pater Manfredo aus San Damiano und Pater Rafaelo aus der Grabeskirche bei Flussmund im Laufe der letzten Jahre. Ersterer wird durch einen Priesterschüler aus Platealonga ersetzt, der als Bastard geboren ward, doch äußerst gescheit wirkt. Pater Emanuele.
Pater Rafaelo wurde durch Pater Uberto ersetzt, der ebenfalls ein junger Novize war und direkt aus Flussmund zur Priesterschule kam um die Grabeskirche eines Tages übernehmen zu können.

Der dem Bischof als Beraterstab dienende Bischofsrat setzt sich, seit dem Tod einiger verdienter Mitglieder, heute folgendermaßen zusammen:
- Pater Romeo aus San Giorgio in Platealonga
- Pater Felice aus Santa Maria in Mascharana
- Gabriele, Abt von San Marcellino
- Marco di Maghera, Domkustos
- Celio Fieschi, Domdekan

Stadtpolitik:
Die beiden lange Zeit offenen Plätze der gräflichen Gesandten im Senat werden ab 1059 von Ritter Valente Brigori und Daguvar di Silva – Freiherr von Quinto al mare besetzt.

In Mascharana wurden die beiden Plätze der Embriaci mit deren Erben und Verwandten neu besetzt. Ramiro und Raffaele Embriaci. Man sagt dass es Absprachen und Geschäfte unter den Patriarchen Mascharanans gegeben hätte (wie immer). Kaum anders kann man es sich erklären dass nun der erst 1055 zum neuen Patriarchen der Brigori aufgestiegenen und 1056 zum Senator gewählten Eliano Brigori den Konsulsposten hält, anstatt die wesentlich angeseheneren Sabino Isaia Fieschi (seit 1057 Patriarch der Fieschi, seit 1058 gewählter Senator in Mascharana) oder der wesentlich länger im Amt befindliche Vicon Arduinici.

In Domus verstarben im Laufe der Jahre zahlreichen Senatoren. 1055 Cesare Agnelli der von seinem Neffen Tassilo Fieschi bereits 1056 beerbt wurde. 1057 starb dann Constantin Ucello und sein Sohn Massimo Ucello wurde 1058, bereits in dritter Generation, zum neuen Domusser Senatoren gewählt. Der Konsul von Domus, Gottfredo Fieschi, auch "der Steinalte" genannt, vererbte seine Güter wie auch seinen Senatsposten (die Wahl war sehr eindeutig) 1057 an seinen Enkel, Massiliano Fieschi. Durch die zahlreichen Wechsel im Sestieriparlament hat Domus daher aktuell keinen Konsul. Und da im Januar 1058 auch noch der Senator Joseo Carpentiere verstarb und seinen Senatsposten damit für Wahlen "öffnete" (diese sollen 1059 stattfinden). Ist mit einer Wahl für den Konsulsposten in Domus vermutlich erst im Jahr 1060 zu rechnen.

Aber auch in Clavicula starben nach und nach alle Senatoren - die sogenannten "Greise von Clavicula". Konsul Vico starb 1055 und wurde 1056 von Alessandro la Volpe beerbt. Mario Testo verstarb im Herbst 1058. Seine Wahl soll, wie auch die Wahl in Domus, im Jahr 1059 stattfinden.
Donato Vespa und Veccio starben beide im Winter 1056. Ihre Nachfolger, Olindo Vespa (Donatos Ziehsohn) sowie Calimero di Tutto (Laienpriester und Nachfolger Veccios) wurden bereits 1057 in den Senat gewählt. Im gleichen Jahr starb Lio 'il nano' an einer "claviculanischen Lungentzündung" (ein Messer zwischen den Rippen). Nino 'il Toro' der angeblich mit einer Tochter Lios verheiratete ist (zumindest behauptet diese das), beerbte den so unglücklich verstorbenen daraufhin. Seine großzügigen Mieterlasse sicherten ihm im darauffolgenden Jahr den Senatorenposten.

In Broglio verstarben 1056 der Schweinebauer Luigi Spinola sowie Galileo lo zelante und 1057 der Konsul Emanuele di Arduinici. Sie wurden in Neuwahlen 1057 und 1058 durch Luigis Cousin Mattia Spinola, Galileios Sohn Valentino Zelanto sowie Emanueles Sohn Paride di Arduinici ersetzt. 1059 findet eine Wahl zum Broglioer Konsul statt.

Aus dem genuesischem Umland:
1055
- 11. Januar: Die siebzigjährige Theodora III. wird nach dem Tod ihres Schwagers Konstantin IX. ein zweites Mal Kaiserin des Byzantinischen Reichs. Den kurz zuvor zum Thronfolger ernannten Nikephoros Proteuon lässt sie festnehmen, zum Mönch scheren und ins Kloster von Kuzenas bei Magnesia am Sipylos im Thema Thrakesion verbannen.
- 23. Mai: Der Babenberger Ernst folgt seinem Vater Adalbert dem Siegreichen als Markgraf von Österreich.
- 13. November: Konrad III. wird nominell Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona, kann sich jedoch gegen die eingesessenen Eppensteiner unter Markwart IV. nicht durchsetzen.
- König Andreas I. von Ungarn gründet die Benediktinerabtei Tihany. Die hierzu gefertigte Urkunde ist das erste in Ungarisch erhaltene Schriftdokument.

1056
- 31. August: Michael VI. wird nach dem Tod von Theodora III. zum Kaiser des Byzantinischen Reichs. Zu Beginn seiner Regierungszeit wird er mit der Usurpation des Theodosios Monomachos, eines Verwandten des 1055 verstorbenen Kaisers Konstantin IX., konfrontiert, die jedoch scheitert.
-5. Oktober: Der Salier Heinrich IV. wird römisch-deutscher König, nachdem sein Vater Heinrich III. unerwartet verstorben ist. Seine Mutter Agnes von Poitou führt gemeinsam mit Papst Viktor II. als Berater für den knapp Sechsjährigen die Regierungsgeschäfte.

1057
- 8. Mai: In der Papstkanzlei wird zum letzten Mal Papyrus verwendet.
- 10. Mai: In Mailand kommt es zur ersten Erhebung der Pataria. Diese aus dem gemeinen Volk stammende Lumpenbewegung, hat eine Reform des Priesterwesens als Ziel. Sie verfolgt verheiratete Geistliche und richtet sich gegen Simonie und den generellen Sittenverfall im hohen Klerus.
- 28. Juli: Überraschend verstirbt Papst Viktor II. in Arezzo an einer fiebrigen Krankheit, kurz nachdem er dort eine Synode abgehalten hat. Als seine Anhänger den Leichnam des Papstes an dessen früheren Bischofssitz Eichstätt überführen wollen, wird er beim Rücktransport von Bewohnern der Stadt Ravenna heimlich entwendet und in einem Sarkophag im Mausoleum Theoderichs des Großen in Ravenna beigesetzt.
- Der Kardinalpresbyter von San Crisogono Friedrich von Lothringen wird unter dem Namen Stephan IX. zum Papst gewählt und am 3. August vorerst ohne Zustimmung des salischen Herrschers inthronisiert.
- August: Nach dem Tod seines Bruders Humfred von Hauteville wird Robert Guiscard Graf in Apulien und zu Melfi.
- 20. August: Das von Isaak Komnenos geführte Ostheer marschiert nach Konstantinopel und schlägt bei Nicäa die Michael VI. treu ergebenen europäischen Truppen.
- 30. August: Isaak Komnenos zwingt Michael VI. zur Abdankung und wird mit Unterstützung des Heeres als Isaak I. am 1. September Kaiser des Byzantinischen Reiches.
- Andreas I. lässt seinen fünfjährigen Sohn Salomon zum König von Ungarn krönen. Er verstösst damit gegen das Senioratsprinzip und bringt seinen Bruder Béla gegen sich auf.
- Roger I. von Sizilien, genannt Bosso, kommt in Süditalien an.
- Die Banu Hilal erobern Kairouan. Mit ihren Herden zerstören diese Nomaden systematisch die landwirtschaftlichen Strukturen in Ifrīqiya. Wegen der ausbleibenden Bewässerung fallen Getreidefelder und Weinberge der Versteppung anheim. Die Bauern flüchten in die Berge oder in Städte, die sich zum Schutz gegen die plündernden Nomaden zu autokratischen Stadtstaaten organisieren. Die Dynastie der Ziriden muss nach dem den Hammadiden unterstehenden Mahdia ausweichen. Sie wenden sich der Piraterie zu und bedrohen christliche Küstenorte. Unter anderem versuchen sie, Sizilien zu erobern.
- Humbert von Silva Candida verfasst die Libri tres adversus simoniacos.

1058
- 6. November: Der byzantinische Herrscher Isaak I. Komnenos setzt den Patriarchen von Konstantinopel Michael I. Kerularios wegen seiner allzu großen Machtfülle ab.
- Judith, die vierjährige Tochter Kaiser Heinrichs III., wird dem fünfjährigen ungarischen Prinzen Salomon anvermählt.
- Juni: Normannische Eroberung Süditaliens: Der Normannenherzog Richard von Capua nimmt Capua ein und wird dessen Fürst.
- In Parma beginnt nach der Zerstörung durch einen Brand der Neuaufbau des Doms von Parma.
- Unter Raimund Berengar I. erfolgt (ab 1058 bis 1068) in den Usatges de la Cort de Barcelona die erstmalige Kodifikation des katalanischen Rechts; dies stellt die erste schriftliche Zusammenfassung des Feudalrechts in Europa dar.
- Papst Stephan IX. stirbt am 29. März in Florenz während der Planung eines Feldzuges gegen die Normannen in Süditalien. Er wird in der Kirche Santa Reparata beigesetzt. Obwohl er vor seinem Tod bestimmt hat, dass mit einem neuerlichen Konklave gewartet werden soll, bis Hildebrand von Soana von seiner Deutschlandreise nach Rom zurückgekehrt ist, wählt eine Gruppe reformfeindlicher Kardinäle am 5. April Johann Mincius, der Bischof von Velletri, als Benedikt X. zum Papst. Die Kardinäle um Petrus Damiani, die gegen diese Wahl protestieren, müssen aus Rom fliehen. Nach der Rückkehr Hildebrands und auf dessen Betreiben wählen diese, nachdem auch die Zustimmung des deutschen Hofes eingetroffen ist, vermutlich am 6. Dezember Gerhard von Burgund in Siena als Nikolaus II. zum neuen Papst, woraufhin sich dieser umgehend auf den Weg nach Rom macht.
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

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Die Jahre 1059-1060 ( Juli + August 21)

Die Familie um Gianluca Machetti feierte an einem schönen Tag im August gleich zwei Hochzeiten. Zum einen nahm sein unehelicher Sohn Federico, den er im Zuge der Hochzeit als Geschenk als seinen vollwertigen Sohn annahm, eine Tochter der Mailänder Rossi zur Frau und am selben Abend ging Gianluca seine zweite Ehe ebenfalls mit einer Rossi ein.

Im selben Jahr wurde Bartolo Embriaci, Erbe von Christian Embriaci einer der neuen Senatoren in Domus.
Tassilo Spinola heiratete Faustina Embriaci, eine Cousine Christians und übernahm, den offenen Senatorenplatz von Joseo Carpentiere.

In Clavicula übernahm Lorenzo 'la volpe' den Senatorensitz des verstorbenen Mario Testo. Claviculaner nennen ihn nie bei seinem richtigen Vornamen. Nur den Fuchs und er handle mit exotischen Waren.

Die neu zugezogenen Medici in Clavicula nahmen die letzten Jahre zehn Waisenkinder des Sesteries als Lehrlinge. Eine Chance die ihnen viele neue Möglichkeiten zu einem besseren Leben bieten wird.

Die neue Siedlung Nord wächst und wächst. Mittlerweile haben sich gut 200 Menschen dort angesiedelt. Einige wenige aus Genua und Umland direkt. Zöglinge der hohen Familien mit ihren eigenen Landsitzen oder Handwerker und Händler aus den kleinen Dörfern. Viele sind aber auch von außerhalb zugezogen. Seit gut 6 Jahren nun haben sich um die 50 Menschen aus Kalabrien in Nord sesshaft gemacht, obschon sie lange Zeit angefeindet und angegriffen wurden.
Die Kirche hielt jedoch ihre schützende Hand über die Neuankömmlinge und auch weitere aus der mailänder Umgebung und eine Gemeinde aus Venedig kam mit ihrem Priester hinzu.

Senator Tommaso aus Platealonga scheint im Aufwind zu sein mit seinen Geschäften. Seit 1059 lässt er in der Werft Genuas rund um die Uhr Schiffe für sich bauen, die er zu einer großen Handelsreise nach Osten mitnehmen will.

Im Kloster San Andrea grasierte 1060 eine der schlimmsten Magen-Darm-Seuchen von denen die Leute von Staglieno je gehört hatten. Allen Mönchen soll es so schlimm ergangen sei dass man es bis heute noch des Teufels Scheißerei nennt.

Im selben Jahre hallte Geschrei eines aufgebrachten Mannes durch die Straßen Broglios bei der alten Villa Fieschi. Verzweifelt und verängstigt soll es geklungen haben und der Mann sei von den Hauswachen zu Boden geworfen, gefangen und geknebelt worden sein, bevor sie ihn ins Haus zurück brachten.
War es ein entflohener Sklave gewesen oder ging dort etwas grausames vor sich?
Manch einer mochte sich noch an die uralten Geschichten von Massaker, Werwölfen und Rattenplagen erinnern, die dieses Haus und die damaligen Fieschi dort heimgesucht hatten. Die kriminell aussehenden Wachen taten auch ihr übriges, um den Eindruck zu erwecken, dass da etwas nicht mit Rechten Dingen zu ging.

Aus dem genuesischem Umland:
1059
- 24. Januar: In Rom wird der im Vorjahr als Nachfolger von Papst Stephan IX. gewählte Nikolaus II. als 155. Papst inthronisiert.
- Auf einer Synode in Sutri wird Gegenpapst Benedikt X. von den Reformern um Hildebrand von Soana exkommuniziert.
- 13. April: Papst Nikolaus II. erlässt auf einer Lateransynode das Papstwahldekret, das die Bestimmung des katholischen Kirchenoberhaupts ausschließlich Kardinalbischöfen vorbehält. Simonie und Nikolaitismus werden untersagt. Die Kirche in Deutschland reagiert mit einer Exkommunikation von Nikolaus II.
- 23. Mai: Der kränkliche französische König Heinrich I. lässt seinen siebenjährigen Sohn Philipp zum König wählen und vom Erzbischof von Reims weihen. Der Kapetinger will damit die reibungslose Thronfolge für den Fall seines Todes sicherstellen, was in der Folge erreicht wird.
- 23. August: Synode von Melfi: Papst Nikolaus II. belehnt den Normannen Robert Guiscard mit Apulien, Kalabrien und Sizilien und Richard von Aversa mit dem Fürstentum von Capua. Die Normannen erkennen die päpstliche Lehnsoberhoheit an.
- 6. November: Das Baptisterium San Giovanni, eines der zentralen Werke der florentinischen Protorenaissance, wird durch Papst Nikolaus II. eingeweiht.
- 22. November/24. November: Isaak I. wird nach dem erfolgreichen Feldzug gegen die Petschenegen von einer Krankheit befallen, die er für tödlich hält, woraufhin er auf Anraten des Gelehrten Michael Psellos Konstantin Dukas zu seinem Nachfolger ernennt. Sein Bruder Johannes lehnt die Kaiserwürde ab, da Klerus und Bürokratie ihm feindlich gesinnt sind. Obwohl Isaak wieder gesundet, nimmt er den Purpur nicht wieder an sich, sondern zieht sich in das Studionkloster zurück, wo er die verbleibenden zwei Jahre seines Lebens als Mönch verbringt.
- 25. Dezember: Konstantin X. wird zum Kaiser gekrönt. Damit triumphiert die Bürokratie über den Provinz- und Militäradel. Seine Politik wird die Grenzen schwächen und es Seldschuken, Ungarn, Petschenegen und Normannen ermöglichen, mehrere Provinzen dem Kaiserreich zu entreißen und zu verwüsten.

1060
- Die Normannen unter Robert Guiskard erobern Reggio Calabria von den Byzantinern.
- 4. August: Mit dem Tod seines Vaters Heinrich I. wird der schon im Vorjahr zum Mitkönig gekrönte Philipp I. alleiniger Herrscher von Frankreich. Die Regentschaft für den unmündigen König übernehmen seine Mutter Anna von Kiew und sein Onkel Balduin V. von Flandern.
- Béla I. besiegt seinen Bruder Andreas I. in zwei Schlachten und übernimmt nach dessen Tod die ungarische Königskrone.
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

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Die Jahre 1061-1062 ( September + Oktober 21)

Seit einigen Jahren werkeln die Menschen Genuas und viele neuzugezogene an der Erweiterung der Stadtmauer. Mittlerweile zieht sich schon ein gutes Stück um Staglieno herum und schneidet so die Straße von dort nach Borgo Incocriato führend.
Zwei Tore sind bereits fertig, sowie mehrere schmale Türme als Eckpunkte der Mauer.
Der Abschluss der Bauarbeiten wird 1080 erwartet.

Der alte Baumeister Albano, der sowohl die neue Mauer mit geplant hat, als auch mehrere Patriziertürme, den Turm am Hafen und den Palast bei Nervi, verstarb 1060 im Schlafe wie man sagt.
Da er keine Familie in Genua hat, wurde sein Leichnam von seinen Angestellten in seine alte Heimat Parma überführt.
Sein Lehrling Simone übernimmt nun seine Geschäfte.

Auch der reiche Händler Alain aus Nervi verstarb dieses Jahr, wie man unter jenen die ihn kannte munkelt. Auf einer handelsreise soll es ihn erwischt haben.
Es gab eine Trauerzeremonie bei der ein paar der jungen Adligen zugegen waren und der Leichnam wurde auf dem genuesischen Friedhof beerdigt. Dennoch steht der Palast an der Küste Nervis nicht leer. Ein Freund und Geschäftspartner des Verstorbenen namens Silvio hat Land und Besitz nun übernommen und setzt die Traditionen seines Freundes fort dort regelmäßig ausschweifende Feiern abzuhalten.

Mal hier, mal dort, findet man in Ravecca und Domus einen hellblonden jungen Mann, der Passanten Heiligenfiguren verkauft. Es heisst er schnitze dieser selbst an den Feuern der Gasthäuser im Winter und im Schatten der Apfelbäume im Sommer. Jede ist ein Kleinod, geschaffen von der Hand eines wahren Künstlers.

Die Stadtwache hat 1062 einen Betrüger festgenommen, der sich als byzantinischer Händler ausgab und giftige Beeren verkaufte. Eben jene für deren Weiterverkauf der Heiler Giacomo vor ein paar Jahren gehängt wurde. Wie sich nun herausstellte wusste jener nicht, dass es sich um giftige Beeren handelte. Der Betrüger, ein Sarazene, verkaufte die Beeren gezielt, um Christen zu ermorden.
Der Fall hat einiges an Aufsehen erregt und die Stimmung zwischen den Menschen vor allem am Hafen gestört. Man vertraut den sarazenischen Händlern und auch den byzantinischen nun weniger.
Der Mörder wurde gerädert.

Die Menschen in Burgus sprachen darüber dass es im Kloster San Marcellino spuken soll. Die Brüder hätten davon gesprochen dass sich etwas durch die Gänge bewege, aber nichts zu sehen war. Mag es sich dabei um ruhelose Geister der ermordeten aus Burgus handeln? Oder ist das Kloster gar entweiht und schlimmeres hält dort Einzug?

In Vollmondnächten geistert auch eine wunderschöne Frau durch Mascharana.
Sie spricht wirr und mehrmals schon hat die Stadtwache sie aufgegriffen und in Obhut ihrer Familie gebracht. In anderen Siestri wäre weiss Gott was passiert!

Alessandro 'il Ligure aus Broglio wurde zum Konsul des Sesterieparlaments gewählt.
Ebenso wurde Alessandro ‚la bianco volpe‘ zum Konsul in Clavicula ernannt und Massiliano Fieschi zum Konsul in Domus.
Damit übernahmen diese drei auch die Ämter ihrer Vorgänger in der Stadtverwaltung.

Famian Accardo und Domenico Spiteri, beides Weinbauern aus Maddalena wurden 1062 von allen Bewohnern des Dorfes zu Grabe getragen. Die Geschäfte übernehmen nun jeweils ihre Erstgeborenen. Davinio Accardo und Marco Spiteri.



Aus dem genuesischen Umland:
1061
- Die Normannen erobern Messina auf Sizilien.
- 30. September: Das Kardinalskollegium im Lateran wählt Anselm von Lucca als Nachfolger des im Juli gestorbenen Nikolaus II. zum Papst. Er wird am nächsten Tag in der Kirche San Pietro in Vincoli am Fuße des Esquilin inthronisiert und nimmt den Namen Alexander II. an. Der Weg dorthin ist allerdings von Gegnern versperrt, weshalb man sich mit Waffengewalt Zugang zu der Kirche schaffen muss.
- 28. Oktober: In Basel wird auf Veranlassung des römisch-deutschen Königs Heinrichs IV. unter dem Einfluss seiner Mutter und Regentin Agnes von Poitou der Bischof von Parma, Pietro Cadalus, zum Gegenpapst Honorius II. gewählt. Papst Alexander II. ist ohne Beteiligung der kaiserlichen Partei Kirchenoberhaupt geworden.
- Konrad III., Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona stirbt.

1062
- Anfang April: Staatsstreich von Kaiserswerth. In einem bisher beispiellosen Vorgehen einer Gruppe von Reichsfürsten unter der Führung des Erzbischofs Anno II. von Köln gegen die für ihren minderjährigen Sohn König Heinrich IV. die Regentschaft führende Kaiserin Agnes und den von ihr eingesetzten Subregenten, Bischof Heinrich von Augsburg entführen sie den jungen König und erpressen von seiner Mutter die Herausgabe der Reichsinsignien. Dadurch erlangt die Gruppe die Kontrolle über die Regierungsgewalt im Heiligen Römischen Reich.
- Juni: Erzbischof Anno II. von Köln übernimmt die Regentschaft über das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen.
- Ferdinand I. von León greift mit einer großen Armee Toledo an. Emir Al-Mamun wird dem Königreich Kastilien tributpflichtig. Danach greift Ferdinand Badajoz an und macht auch Emir Al-Mutadid von Sevilla tributpflichtig.
- Die Almoraviden überrennen das heutige Marokko und errichten ein interkontinentales Königreich, das sich von Iberien bis in den Senegal erstreckt. Sie gründen Marrakesch und machen es zu ihrer Hauptstadt.
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