[1034] Und über mir thronen die Schatten [Galeno, Ilario] [Quarta]

[Nubis]

Galeno war noch im A Tarda Ora zugegen, nachdem er kurz vorher aus einem halben Albtraum erwacht war. Man hatte ihm mitgeteilt, dass Ilario eine Unterredung mit dem hohen Herrn Lydiadas habe und so entschied er sich zu warten. Er hatte ihn schon länger nicht gesehen, seit all dies hier begonnen hatte. Ob sie sich nun wirklich gut untereinander austauschen konnten, war fraglich, vor allem nach alle dem, was passiert war.
Auch war er sich nicht sicher, ob er eher eine herbe Enttäuschung für seinen Mentor sein würde. Ob seine Verfehlungen weitreichendere Folgen haben würden. Und dennoch, er blieb hier und wartete. Auch weil er neugierig war, was Ilario widerfahren war, wie er über all dies dachte.

In Gedanken hing er seinem Bestreben nach, welches er danach angehen würde. Er hatte noch einiges, was es herauszufinden galt. Allem voran, was nun mit Burgus war und ob es seinen Ghulen gut ging.
Auch wunderte es ihn, dass er bisher noch nicht wieder seine Anfälle gehabt hatte. Sie waren bisher ausgeblieben. Möglicherweise ein Zeichen dafür, dass selbst das Schicksal nicht wusste, wie es mit der Zukunft weiter gehen sollte? Oder möglicherweise hatte sich Gott von ihm abgewandt? Schliesslich waren seine Taten in den Augen einiger oder der meisten Gläubigen nicht unbedingt vertretbar. Vielleicht ja auch gegenüber dem Herrn nicht? Vielleicht hatte er schlichtweg versagt?
Er seufzte. Alles war so unsicher die Tage, selbst sein Glaube wankte, genau wie seine Überzeugung ...was war richtig, was falsch? Für was konnte er wirklich einstehen, für was nicht?

Und so vergingen die Minuten wie im Flug...und Galeno stand da, tief in Gedanken, den Blick auf den Boden auf einen bestimmten Punkt gerichtet.

[Ilario]

Ganz leise öffnete sich die schwere Tür und Ilario trat heraus, nervös strichen seine Hände noch einmal über eine versiegelte Schriftrolle, die er dann sorgsam in einer ledernen Tasche verstaute. Er straffte sich, wappnete sich innerlich für den Weg der nun vor ihm lag... und würde dann seines Schülers gewahr.

"Werter Galeno, es tut gut euch in diesen bitteren Nächten wohlauf zu sehen."

Er blieb wie immer recht förmlich, was aber auch dem Ort ihres Zusammentreffens geschuldet sein mochte.

[Nubis]

Er schreckte hoch, als er die Stimme seines Mentors gewahr wurde. Schien erst einmal desorientiert, versuchte den Fokus zu finden und blickte leicht verwirrt. Es war nur ein Moment, ehe die Verwirrung wich und die kühle, neutrale, aufrechte Haltung zurück kehrte, die ihn stets begleitete.

"Wohlwerter Ilario."
Ein respektvolles, tiefes Nicken folgte zur Begrüssung.
"Ich sah euch von einem Gespräch zum nächsten gehen und hielt es für angebracht, auf euch zu warten.
Auch ich bin froh, euch in einem Stück zu sehen, was die Tage und Nächte wohl nicht auf alle zutreffen mag.
Wie ist es euch bisher ergangen?"

Er blickte zur Tür, die Mundwinkel zogen sich für einen Moment herab.

"Ich hoffe, ich halte euch nicht von einer wichtigen Aufgabe ab?"

[Ilario]

"Meint ihr damit, dass dieser Nächte nicht alle noch in einem Stück sind, dass ihr euch darüber nicht bei allen freuen würdet oder dass nicht alle sich darüber freuen würden mich noch in einem Stück zusehen?"

Der Lasombra gestattete sich ein bitteres Lächeln.

"Zumindest letztere mögen in dieser Nacht noch ihre Chance bekommen. Obwohl unser Schlag gegen den Tyrannen im Bischofskastell erfolgreich war, kann ich nicht guten Gewissens behaupten es wäre mir gut ergangen. Dieser gesamte Konflikt ist eine höchst schmerzliche Angelegenheit..."

Er musterte Galeno und blickte dann hinüber zu seinen Leibwachen. Seine Nervosität, vielleicht auch Angst, konnte Ilario vor seinem Schüler nicht verbergen. Ausflüchte und Manipulation zum Gefühleverbergen: @Schattenwandler (Martin) rolled 30. (2 + 5 + 1 + 5 + 3 + 3 + 2 + 9 = 30)

"Schmerzlich... möchtet ihr mich ein paar Schritte begleiten? Die Zeit drängt und ich kann es mir nicht leisten hier zu verweilen. Ich muss zur Weißen Prinzessin."

[Nubis]

Er schmunzelte sacht ob der Frage, die ihm durch Ilario gestellt wurde. Nichts anderes hatte er von seinem Mentor erwartet, war doch mehr aus seinem Ausdruck heraus zu lesen, als ursprünglich gemeint war. Er selbst musste noch viel lernen, auch wie man Worte und deren Deutung drehen konnte.
Ilario hatte alles auf den Punkt gebracht und alles traf zu. Vielleicht kannte er seinen Schüler aber mittlerweile auch zu gut.

Doch dass sein Mentor Angst haben würde? Als jener erwähnte, wohin sein Weg noch führen sollte, blickte der junge Kappadozianer abermals zu der Tür und dann äusserst fragend zu jenem, zu dem er aufsah.
"Zur weissen Prinzessin?"

Er konnte es nicht glauben. Wie im Affekt berührte er seine Brust, die noch immer schmerzte und ihn an das hölzerne Ding erinnerte, welches ihm gestern Abend hineingetrieben worden war.

Dann nickte er, den Schmerz nicht wirklich verbergend. Dieser galt weniger seiner Wunde, als vielmehr der drohenden Situation.

"Wenn ihr zu ihr müsst, so ist unser Weg ohnehin eine Zeit lang der Gleiche. Ich muss nach Burgus zurück, noch einiges klären. Ich begleite euch gern."

[Ilario]

"Gut, dann gehen wir ein Stück des Weges gemeinsam."

Sie verließen das Tarda Ora und setzten ihren Weg fort, die Leibwachen des Lasombra hielten respektvoll Abstand. Sie wussten wo ihr Platz war und dass man die Herren der Nacht nicht belauschte.

"Ja, zur Weißen Prinzessin. Anscheinend werden meine Dienste als Bote benötigt. Bleibt nur zu hoffen, dass man den Überbringer unerwünschter Nachrichten nicht umbringt. Und dass der Schutzmantel der See der Schatten mich vor dem gerechten Zorn der Herrin schützen mag."

Schicksalsergeben zuckte er mit den Schultern, Galeno würde wissen, dass sich ein König um eine solche auferlegte Pflicht nicht drücken würde.

"Burgus? Ich hörte in der letzten Nacht wäre dort einiges geschehen... Gebt gut Acht."

[Nubis]

Galenos Brauen wanderten nach oben.

"Was für ein Schutzmantel? Warum schickt man euch, statt jemanden, der entbehrlicher ist?"

Er schlug seine Lider etwas nieder und seufzte.

"Warum schickt man beispielsweise nicht mich, der ohnehin zu ihr gehen wollte? Im Gegensatz zu euch besitze ich keinen wirklichen Wert. Wenn dies also nur zum Überbringen einer Nachricht ist, so verstehe ich diese Entscheidung nicht. Hat dies also etwas mit eurer Stellung zu tun? Sie wird und...das weiss ich von einem Gespräch von gestern, sehr ungehalten und enttäuscht von euch sein. Ich hatte Mühe mit Arash und Avelina zu sprechen...wie wird es euch dann bei ihr ergehen?"

Er schüttelte langsam mit dem Kopf und schloss dabei die Augen.
"Ich bin froh, wenn alles irgendwie entschieden ist, egal wie."

Dann öffnete er sie wieder und blickte seinen Mentor ernst an.

"Soll ich euch noch weiter begleiten? Ich denke, Burgus kann warten. Was man hörte, wenn es das ist, was ich weiss, dann...nun..ich schwur euch gegenüber Ehrlichkeit, so...es ist grösstenteils wohl meiner Wenigkeit geschuldet und wenn ich zurückkehre, erschlägt mich wahrscheinlich mein Bruder im Blute..."

[Ilario]

"Nun ich schätze mich zu schicken hat einen symbolischen Wert. Ich werde ihren rechtschaffenen Zorn erdulden und um Vergebung bitten. Mich erklären vielleicht... Mehr kann ich nicht tun."

Dann schüttelte er energisch sein Haupt.

"Nein, diesen Gang muss ich allein gehen. Geht ihr nach Burgus und tut was ihr tun müsst. Und geht euren Brüdern im Blute dabei möglichst aus dem Weg. Denn noch ist gar nichts entschieden."

[Nubis]

"Ich wünsche euch alles Gute dafür. Könnt ihr mir einen Boten schicken, oder zumindest ein Zeichen, solltet ihr heil von dort zurück kommen? Ich hätte gern Gewissheit, ob ich die Mauern des Castelletos einreissen muss, um meinen Mentor da raus zu holen..."
Er schmunzelte leicht, denn ja, auch er konnte ab und an in den düstersten Situationen einen Scherz parat haben. Es kam eben immer darauf an, mit wem er sprach. Und doch konnte man sich nicht sicher sein, ob er dies nicht sogar ernst meinte. Auch wenn er wenig eigene Macht hatte, so konnte er kreativ sein, was die Nutzung dessen anbelangte und zur Not liess sich immer eine Lösung finden.

"Seid ihr eigentlich mittlerweile Vasall des Prinzen?" wollte er wissen, denn es interessierte ihn. Wahrscheinlich war es an dem, aber er wollte gern genauer wissen.

[Ilario]

Der Scherz konnte ihn nicht zum Lächeln bringen, nicht einmal zu einem bitteren der zynischen. Wohin soll der Bote gehen, nach Burgus?

Die Frage nach dem Vasalleneid schließlich war es die den Schatten tatsächlich melancholisch lächeln ließ. "Nein, habe ich nicht. Allerdings vermute ich er wird dies fordern wenn er gewonnen hat." Mehr sagte der Lasombra dazu nicht, egal wie dieser Krieg ausging. Es würde ein Rückschlag für seine Ahnen und würde viel Arbeit bedeuten.