[1035] Wo kommt ihr her, wo geht ihr hin? [Alain, Avelina]

[Avelina di Braida]

„Ich muss gestehen ich habe seither nicht mehr mit Signore Contarini gesprochen. Es schien mir als hätte er sich ob der Ereignisse zu seinem eigenen Clan gesellt und Lydiadas unterstützt. Im Allgemeinen war ich überrascht, wer in jenen Nächten Aurore scheins den Rücken gekehrt hat. So viele, die man auf dem Kriegsrat erwartet hatte... Manche mögen anderes zu tun gehabt haben, doch es verwunderte mich gerade ihn nicht dort zu sehen. So scheint mir Aurore also nicht die einzige, die ihre Eide bricht – sofern sie dies überhaupt tat, womöglich hat Mailand seinerseits versagt? Aber zurück zu Signore Contarini... Ich dachte die Wanderer auf dem Weg der Könige seien bezüglich der Eide... konstanter.“

Sie wog den Kopf, nachdenklich, „Ich weiß nicht, ob es überhaupt möglich ist, die verschiedenen Mächte zufrieden zu stellen. Gerade nachdem es so viel Asche auf dem Hoftag gab und wie ihr selbst sagt mit zweierlei Maß gemessen wird, wenn schon im Vorfeld verschiedene Kräfte... nun.. außen vor gelassen werden.“

Sie schüttelte den Kopf, „Doch das sind Dinge, die wohl für den Moment außerhalb unseres Einflusses liegen. Ich hörte ihr wart mit Nicolo bei den Toren in jenen Nächten? Ihr wisst nicht zufällig, was ihn bewogen hat sich Lydiadas anzuschließen?“

[Alain le Beau]

"In der Tat. Bisher hielt ich seine Loyalität für unumstößlich. Andererseits... jeder von uns kämpft gelegentlich mit seinem Pfad." Er verzieht den Mund, als würde eine Erinnerung einen bitteren Geschmack auf seine Zunge legen. "Ich denke nicht, dass Ilario ohne Grund gehandelt hat. Ich würde zu gerne seine Motive hören." Dann runzelt er die Stirn. "Wenn ihr eine Macht wählen könntet, die in Genua an Einfluss gewinnen solltet, welche wäre es? Wo liegen eure Loyalitäten, Avelina?"

Bei der Erwähnung von Nicolo lacht Alain. "Sich ihm anzuschließen? Ah - er hatte einen Plan. Wollte sich scheinbar auf Lydiadas Seite schlagen und dann geheime Informationen an Aurore geben. Leben retten. Dummerweise, nun, als er mich das nächste Mal sah, wurden wir rüde von einer Horde fackelschwingender Sterblicher unterbrochen. Und dann war der ganze Spuk auch schon vorbei. Nun wirkt er wie ein Abtrünniger, obgleich er doch loyal war. Zumindest behauptet er das." Er zuckt mit den Schultern. "Wenn es einen Kainiten in Genua gibt, dem ich dieses ganze 'Ich tue es für die Menschen'-Gerede abnehme, dann ist er es. Vielleicht sagt er tatsächlich die Wahrheit."

[Avelina di Braida]

„In der Tat, ich würde ebenfalls gerne hören, welche Motive er hatte. Für den Moment kann ich nur raten. Ich tippe zumindest darauf, dass es eines ist welchen allen Schatten gemein ist. Denn wie euch vielleicht auffiel schloss sich sein Clan geschlossen Lydiadas an.“ erwiderte sie noch auf das Thema Ilario hin.
Dann seufzte sie leise und schien einen Moment nachdenklich.
„Meine Loyalitäten in Bezug auf die Mächte, die um uns herum wüten? Ihr wollt meine ehrliche Antwort? Am liebsten wäre mir wir könnten ohne all diese Mächte agieren. Ich schulde keine Gefallen an irgendwelche Mächte, und ich habe keine Freunde auf irgendwelchen Seiten wie ihr, denen ich Gefälligkeiten schuldig bin. Allerdings kennt ihr meinen Clan. Sagt man nicht die Rosen und die Könige kämen besonders gut miteinander aus? Und dazu all das was in den Nächten geschehen ist... ich bin nicht versessen darauf, dass die Schatten an Einfluss gewinnen. Auch denke ich die Prinzessin erführe die beste Unterstützung durch ihren eigenen Clan... nun, und vielleicht den meinigen.“

Sie hatte leicht lächeln müssen ob Alains Einschätzung, was Nicolos Bindung zu den Sterblichen betraf, hütete sich jedoch mehr dazu zu sagen. Was wusste ein Sünder schon von der Menschlichkeit?
„Was Nicolo betrifft, so war es wohl sein Aushang in San Donato der keinen Zweifel daran ließ, dass er sich Lydiadas anschloss. Ihr glaubt dies war eine... Tarnung? Eine ziemliche gewagte in diesem Fall. Ich sollte wohl selbst mit ihm sprechen.“

Kurz wirkte sie nachdenklich, dann sah sie wieder forschend zu Alain.
„Doch eine ganz andere Sache... Ihr spracht Toma an.“ sie schien zögerlich, „Ich gebe zu ich habe mich von ihm weitestgehend fern gehalten, nachdem er... sagen wir... eine recht ungewöhnliche Vorstellung dessen an den Tag legte, wie... tiefgehend ein Herold Gäste Genuas untersuchen solle. Und seit dem drangen nicht gerade schöne Geschichten an meine Ohren. Er soll einem Clansbruder der einst in die Stadt kommen wollte die Stimme genommen haben. Und offen gestanden hat es mich stets verwundert, dass keiner seiner Feinde je auf die Idee gekommen ist seinem... 'Kunstwerk', Martha, die Haube auf offener Straße vom Kopf ziehen zu lassen. Nun... es geht um Martha. Besitzt ihr ebenfalls solche... Fähigkeiten?“

[Alain le Beau]

"Ich liebe Schulden", sagt Alain und lacht. "Warum denkt ihr, dass es etwas schlechtes sei, euch bei den Mächtigen zu verschulden? Ein Gläubiger hat stets daran Interesse, dass ihr eure Schulden zurückzahlt. Es ist nachgerade ein Schutz! Wenn ihr dagegen selbst Schuldner habt, dann suchen diese stets, euch aus dem Weg zu schaffen. Nein, ich bin froh, wo ich bin." Er zuckt mit den Schultern. "Rosen und Könige, nun, das ist der Kern der Höfe, nicht wahr? Wenn ihr je einen Gönner sucht, kann ich euch vielleicht dabei helfen. Gelegentlich ist es besser, mit anderen zu rudern, als sich alleine gegen den Strom zu stemmen."

Zu Nicolo zuckt er nur mit den Schultern. Was soll er sonst auch sagen?

Als sie jedoch auf Toma zu sprechen kommt, runzelt er die Stirn. "Und was hätte das gebracht? Ich meine - er hat die Stille noch viel drastischer gebrochen. Der Mob hat, soweit man hört, seine kleine Experimentierkammer geplündert. Aber ihr habt doch gesehen, zu was Toma fähig ist. Er hält damit ja nicht hinter dem Berg. Also, sie hält damit nicht hinter dem Berg, wenn ihr versteht. Beziehungsweise nun wieder er." Er macht eine Pause. "Ihr wisst selbst, wie sehr die Familien ihre Geheimnisse wahren." Ein leises Lachen. "Es sei denn natürlich, sie können gewissen Dingen nicht widerstehen. Aber warum fragt ihr? Ich bin keineswegs so erfahren wie Toma - vielleicht aber kann ich euch trotzdem helfen."

[Avelina di Braida]

Sie stutzte und runzelte die Stirn bei Alains Ausführungen zu den Schulden. Tatsächlich sah sie aus, als hätte sie es von dieser Seite nie betrachtet. Überzeugt schien sie allerdings auch nicht. Mit einem schwachen, freudlosen Lächeln kommentierte sie dies mit „Hütet euch vor Schatten, die Geschenke tragen.“
Sie ließ diesen Satz einen Moment im Raum stehen, bevor sie hinzufügte, „Manche könnten versuchen euch zu zwingen Schulden einzugehen, deren Bezahlung ihr nicht Willens seid zu leisten. Die gegen euren Weg oder eure Überzeugungen oder Ziele gehen. Was dann?“

Kurz runzelte sie die Stirn, als Alain Toma in der weiblichen Form ansprach, sie zog es allerdings vor das zu ignorieren.
„Nun, ich persönlich halte es für ein Wunder, dass niemand seinen Ghul losschickte, um ihr beim Wochenmarkt das Tuch vom Kopf zu ziehen. Wie schnell hätten Menschen ihn finden können und wie schnell hätten die Unsrigen, die ihn loswerden wollten damit einen Sündenbock gehabt? Und damals hätte man sich nicht wie jetzt vielleicht noch mit einem einzigen zufrieden gegeben. Wie gesagt, ich spreche von vor Jahren, in der jetzigen Situation reicht ein einziger Sündenbock nicht mehr. Aber nein, darum geht es mir nicht...“
Sie pausierte und kurz wandte sie den Blick ab, „Ich... meine Frage wäre, ob das, was er mit Martha getan hat rückgängig gemacht werden könnte. Ob ihr dies könntet. Rein... theoretisch natürlich.“

[Alain le Beau]

"Dann finde ich einen Weg, mich aus der Situation hinauszuwieseln", sagt der Tzimisce leichtfertig und zuckt mit den Schultern. "Es gibt immer einen Weg. Und es hilft, wenn man möglichst wenig Überzeugungen hält. Meine Ziele sind ohnehin stets im Fluss, also passe ich sie meist den Gegebenheiten an." Es ist immer wieder interessant zu sehen, mit welcher Selbstüberzeugtheit der Tzimisce spricht. In gewisser Weise erinnert das an Toma, wenngleich das Auftreten des jüngeren Drachen ein ganz anderes ist. Alain scheint zu glauben, was er sagt - oder er ist ein guter Schauspieler.

In Bezug auf Toma zuckt Alain mit den Schultern. "Und warum hat es niemand getan? Weil es nicht so einfach gewesen wäre, ein Monster auf dem Markt mit Toma zu verknüpfen. Die Stille hätte schließlich der Täter gebrochen - und indirekt sein Auftraggeber. Ich will nicht sagen, dass Toma nicht unvorsichtig ist - im Gegenteil. Doch so simpel, wie ihr es darstellt, ist es nicht." Auf ihre letzte Frage hin runzelt Alain die Stirn. "Toma ist ein Meister seines Fachs. Er schafft Kunstwerke. Ich habe es nie versucht. Wieso fragt ihr?"

[Avelina di Braida]

Sie lachte leise und schüttelte den Kopf, „Oh, ich bin überzeugt davon, dass ihr damit oft Erfolg habt, und doch seid auch ihr wie alle anderen Einschränkungen unterlegen. Eines Nachts wird es vielleicht keine Möglichkeit geben eine... Abzweigung zu nehmen.“
Ihr Blick ruhte einen Moment mit einem Lächeln auf ihm, dann schüttelte sie den Kopf.
„Doch lassen wir das, es würde wohl eurem Naturell widersprechen sich auf solche Gefahren vorzubereiten.“

Sie lauschte seinen Ausführungen über Martha und wog den Kopf ein wenig.
„Von simpel war nicht die Rede. Aber es ist müßig darüber zu mutmaßen, jetzt da die Sterblichen hinter uns allen her sind. Nun, was Martha betrifft... ich lernte sie kennen, als ich nach Genua kam und dem Herold meinen Besuch abstattete. Sie schien verängstigt... unsicher... sie schien nicht zu wissen was sie ist, und ob es schön ist oder nicht. Ich.. kann nicht umhin zuzugeben, dass es auf... seltsame Art faszinierend ist. Und bitte spart euch dies eine mal eine heitere Bemerkung, wenn ich sage, dass es doch sicher auch nicht euer Ansinnen sein kann eine hübsche Frau dauerhaft mit anderen Händen als den euren an ihren intimsten Stellen zu sehen.“

[Alain le Beau]

"Dann lasst mich euch entgegnen, dass es hübsche Frauen wie Sand am Meer gibt", sagt Alain mit einem Ernst, der vielleicht nicht einmal gespielt ist. "Und die meisten von ihnen haben - was? - zehn, zwanzig gute Jahre, bevor sie nur mehr ansehnlich sind, im besten Fall. Mit unsereins ist es natürlich eine andere Sache und die Diener des Blutes sind ebenfalls... dauerhafter. Aber dennoch, wegen einer hübschen Frau lohnt sich allzu viel Ärger nicht. Insbesondere mit Toma. Es ist nicht gerade viel Liebe zwischen uns und diese Nächte haben nicht geholfen." Ein Schulterzucken. "Auch wenn ich eben jene Martha aus den Händen seiner Erzfeindin befreit habe."

[Avelina di Braida]

Das Lächeln war von ihren Lippen verschwunden und sie sah ihn mit einer gewissen Härte auf den Zügen an während er sprach.
„Nun, in dem Fall sollte er vielleicht einfach nur daran erinnert werden, dass eine solche Art von 'Zur Schau Stellung' – ob man Martha nun als Kunstwerk deklarieren möchte oder nicht – ein offener Stillebruch ist. Es reicht ein stärkerer Wind, der ihr auf dem Markt das Tuch vom Haupt weht. Es wundert mich, wie all die Jahrzehnte vergehen konnten, ohne dass solches geschah. Aber nun, das ist wohl seine Sache... oder nicht? Mit all den Unruhen dort draußen? Mit all den begangenen Stillebrüchen in den Nächten des Hoftages? In einer Zeit in der die Sterblichen wohl noch immer Jagd auf uns machen?“
Sie hob sacht die Schultern.
„Da fällt mir ein ich vergaß: ich gratuliere euch natürlich zu eurem neuen Amt als Harpyie von Genua.“

[Alain le Beau]

"Ihr werdet von mir keinen Widerspruch hören. Toma und ich aber sind nicht gerade freundschaftlich verbunden. Wenn ich ihm dazu raten würde, er würde nicht auf mich hören." Alain reibt sich das Kinn. "Ihr seid nicht die einzige, die Beschwerden ihm gegenüber vorgebracht hat. Ich rate euch, einmal diesbezüglich mit dem werten Gasparo zu sprechen. Sagt - wenn die Frage gestattet ist - hat er euch auch bei eurer Ankunft hier belästigt? Man hört Dinge, die jeder Beschreibung spotten..."

Er neigt den Kopf. "Auch ich gratuliere euch, werte Hüterin. Ich hoffe auf eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit bei der Bewahrung von Etikette und Ordnung."