[1035] Wo kommt ihr her, wo geht ihr hin? [Alain, Avelina]

[Avelina di Braida]

Sie lauschte seinen Worten, wobei die Ankündigung Ilarios nicht unbedingt freudige Erwartung bei ihr auslöste. Ein mehr höfliches Lächeln zierte ihre Lippen, als sie sacht nickte.
„Ich verstehe. Natürlich werde ich eine derartige Einladung nicht ablehnen. Da ihr von den hohen Clans sprecht, scheint es mir allerdings als würden sehr viele aufeinandertreffen die bei den Unruhen auf verschiedenen Seiten standen und seither keine Worte mehr wechselten. Ich nehme an der werte Gasparo, sowie der werte Toma sind auch geladen?“
Sie ließ die Namen einen Moment im Raum hängen, hatte man sich doch gerade eben erst über den Konflikt der beiden unterhalten.
„Ich bin neugierig, wie ihr Einigkeit nach solchen Ereignissen erzielen wollt, weswegen ich mir das Fest sicher nicht entgehen lassen werde.“

[Alain le Beau]

"Oh, ich rechne nicht mit einer Einigkeit im Inneren. Jedoch müssen wir nach außen hin vereint sein. Ein Schildwall, wenn ihr so wollt. In den letzten Jahrzehnten konnten die niederen Status und Macht erwerben. Einige durch ihr Kampfgeschick, wie der nun flüchtige Brimir, dessen Kampfgeschick unanzweifelbar ist. Aber Kampfgeschick allein genügt nicht, um den Aufstieg Ferrucios zu erklären, um zu erklären, wie mit Sousanna eine Hüterin ihren Status erhalten konnte, die keinesfalls ihrem Amt gerecht wurde. Es erklärt nicht Livias Ambitionen, es erklärt nicht, wie sich die Nosferatu als Gleichwertige gebieren. Die Nosferatu! Einige von ihnen mögen erträglich sein, aber dennoch sind und bleiben sie was sie sind. Ich kann der Groteske einiges abgewinnen, aber sie sind uns nicht ebenbürtig."

Alain verschränkt die Arme. "Es gibt eine Grenze, die gewahrt bleiben muss. Und eine Balance. Fähigkeit und Geschick müssen anerkannt, ermutigt werden. Dreistes Verhalten, Illusionen von Gleichheit dagegen..."

[Avelina di Braida]

Tatsächlich gelang es ihr nicht gänzlich ihr Unbehagen bei Erwähnung der Nosferaten zu verbergen. Wenngleich die Gespräche mit dem Baumeister immer interessant waren, so schien ihr Blut bedacht jenem Clan so weit als möglich aus dem Weg zu gehen. Und dann war da noch Vergonzos Vorstellung bei jener Versammlung in der letzten Nacht...
Sie blinzelte und schüttelte sacht den Kopf bei der Erinnerung. Dann legte sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Alain.

„Und doch hat die höchst verehrte Majestät angeordnet, dass es zwei Geißeln geben wird, bis sich die tüchtigere durchgesetzt hat. Der werte Titus vom hohen Clan der Kappadozianer, sowie der werte Arash vom Clan des Tieres.“ sie schien neugierig auf seine Reaktion darauf.

[Alain le Beau]

"Es ist wahr", nickt Alain. "Und zugleich hat sie keinen Blutvogt ernannt, wie euch sicher ebenfalls aufgefallen ist. Ich hätte gedacht, dass sie den werten Titus in diesen Rang erhebt. Er steht in ihrer Gunst - aber er hat die Stille gebrochen. Ich denke, das ist der Grund für diesen kleinen Wettbewerb." Er reibt sich das Kinn. "Wer auch immer gewinnt, er wird nicht Geißel bleiben, sondern aufsteigen in den Rang des Blutvogtes. In dieser Hinsicht aber sind die Niederen ebenso fähig wie wir Hohen. Körperliche Gewalt ist simpel, es ist die Kunst der Etikette, des höfischen Parketts, welche unsere edlen Geblüter in überlegener Form beherrschen."

Kurz denkt er nach, dann zuckt er mit den Schultern. "Es wäre sicherlich von Vorteil, wenn der werte Titus als Mitglied eines hohen Clans die seinen... nachsichtiger behandelt. Aber ich für meinen Teil würde den werten Arash in dieser Position bevorzugen. Er und ich teilen gewisse Überzeugungen was das Tier angeht und wir haben in der Vergangenheit bereits mehrfach für beide Seiten nützliche Geschäfte abgeschlossen. Hat er euch einmal das Boot gezeigt, welches ich für ihn habe fertigen lassen?"

[Avelina di Braida]

„Hm... ein Stillebruch? Ich verstehe. Und ich für meinen Teil halte Arash für äußerst befähigt. Er hat in jenen Nächten seinen Wert für die Stadt bewiesen. Ich war stattdessen verwundert, dass der werte Titus wieder in Genua weilt. Meinen letzten Informationen nach hatte er sich nach dem Krieg andernorts nieder gelassen. Letztendlich kann es aber nur von Vorteil sein, wenn sich jene die Aurore loyal dienen wieder hier versammeln.“

Sie schien einen Moment nachdenklich, dann schüttelte sie sacht den Kopf, „Nein, ich kenne das Boot nicht. Aber das scheint mir nicht weiter verwunderlich. Ich kannte eure... Burg auch nicht, bis zu eurer Einladung. Bevor ich es vergesse.... wird dies der Ort des nächsten Festes sein, von dem ihr spracht?“

[Alain le Beau]

"Ich könnte mir keinen besseren Ort dafür vorstellen", erwidert der Tzimisce mit Überzeugung in der Stimme. "Immerhin ist es abgeschieden, gut bewacht, luxuriös ausgestattet und die Unterhaltung kennt die Gegebenheiten bereits. Die werte Signora Achilla hat ihre Fehler - fragt einmal den werten Gasparo - aber sie versteht es, ein Bühnenprogramm auf die Beine zu stellen. Im Umkehrschluss hat sie damit die Ehre, anwesend zu sein. Ohnehin habe ich erwogen, der christlichen Barmherzigkeit genüge zu tun und die Nosferatu einzuladen, nun, wo sie ihr Heim verloren haben. Natürlich muss man sie entsprechend von den anderen Gästen... abgrenzen."

[Avelina di Braida]

„Signora Achilla? Hm... ich glaube ich hörte von ihr und ihrer Schauspieltruppe. Ich habe sie allerdings bisher nicht kennengelernt, auch wenn von der Kunstfertigkeit ihrer Truppe berichtet wurde. Griechische Komödie und Tragödie, wenn ich mich recht entsinne?“
Dann hielt sie einen Moment inne.
„Ich verstehe euch richtig? Ihr wollt ein Treffen für die hohen Clans abhalten und habt den gesamten Clan der Nosferaten ebenfalls geladen? Das scheint mir sehr... inkonsequent. Und beleidigend für die anderen niederen Clans.“
Sie blickte ihn aufmerksam an.
„Ihr solltet keine Ausnahmen machen in diesem Fall. Ganz gleich wie sehr es das kulturelle Angebot schmälern würde.“

[Alain le Beau]

Alain grinst. "Sie sind noch nicht eingeladen. Aber ich glaube, ich muss euch noch etwas mehr erzählen." Er beugt sich vor und spricht einige leise Worte.

"Ihr seht also", fährt er fort, "die Nosferatu sind ausgesprochen willkommen. Und es besteht immer das Risiko, dass sie ohnehin erscheinen würden. Außerdem ist es ein Akt der Barmherzigkeit, diese armen, nun heimatlosen Kreaturen zu erfreuen."

[Avelina di Braida]

Sie lauschte Alains Worten mit sachtem Stirnrunzeln und nickte schließlich leicht.
„Ich verstehe. Was das Risiko betrifft, so habt ihr natürlich recht. Ich hörte sie sind Meister darin ungesehen zu bleiben. Ihr sagtet Heimatlos? Ich muss gestehen die Geschicke der Nosferaten sind mir weitestgehend unbekannt und ihre nicht geringe Anzahl in der Stadt wurde mir erstmals beim Hoftag bewusst.“
Sie dachte einen Moment an den Einzug der Nosferaten zurück. Ein unschöner Anblick, gerade für eine Rose. Dementsprechend wirkte sie wohl nicht sehr erbaut.

„Der sehr verehrte Godeoc hat seine Hand über Clavicula, wenn ich nicht irre?“ dann aber lehnte sie sich auch noch einmal zu ihm flüsterte ihm etwas zu.

[Alain le Beau]

"Der sehr verehrte Godeoc ist verschwunden", erwidert Alain, "auch wenn sein Geist offenbar in Platealonga herumstreift. Vielleicht versucht er, herauszufinden, wer Clavicula niederbrennen ließ?" Er lächelt sanft. "In jedem Fall würde ich nicht damit rechnen, dass er Clavicula einfach aufgegeben hat, aber seine Position ist definitiv geschwächt. Was seine Clansgeschwister angeht, so müssen diese nun wohl fürs erste ohne seinen Schutz leben. Oder zumindest ohne den Ruf, der ihm nachhing und sicherlich das eine oder andere verhindert hat."

Er faltet die Hände. "Gerade weil es so viele Nosferatu in der Stadt gibt, ist es wichtig, Klarheit zu schaffen. Einige von ihnen genießen einen - für ihre Verhältnisse - guten Ruf. Der werte Federico Augusto Leonardo di Brianza etwa ist bei Licht und Schatten gleichermaßen gut gelitten. Andere dagegen... nun, ich würde sagen, dass sie den Bodensatz unserer nächtlichen Gesellschaft bilden, wenn es euren Clansbruder Mareno nicht gäbe. Eure Familie kann froh darüber sein, euch zu haben, werte Avelina. Ihr wiegt dessen Schande auf mit eurem Geist, eurer Treue - und natürlich eurer Schönheit." Der Jüngling neigt leicht das Haupt, anerkennend.