Von Bluthunden und Werwölfen [Melissa]

[September '16]
Benutzeravatar
Gaius Marcellus
Salubri
Beiträge: 1580
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 23:46

Re: Von Bluthunden und Werwölfen [Melissa]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Der Krieger lächelte kurz herzlich, blickte den Mann vor ihm freudig an, wirkte aber ein kleines wenig... weniger... gebannt?

"Zum Wohle" er erhob die Hand wie zum Gruß "Mich würde interessieren welchem Handwerk ihr nachgeht... ihr unterhaltet sehr viele Mannen, ein prachtvolles Haus, sehr... potente... Hunde. Seid ein angesehener Mann wie es an meine Ohren klang."

Nach kurzer Sprechpause setzte er erneut an
"Euer Vater, er sei Konsul gewesen hieß es? Verzeiht, falls ich mich irre... und ihr strebt nun seine Nachfolge an, dem Volke zugewandt und selbst aus diesem Orte? In welcher Form plant ihr dies... abseits von Kirchenspenden natürlich."
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
Benutzeravatar
Melissa
Tzimisce
Beiträge: 907
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 15:17

Re: Von Bluthunden und Werwölfen [Melissa]

Beitrag von Melissa »

"Mein Vater, ja...Er...er ist krank geworden. Sehr gealtert in den letzten paar Monaten", sein Blick wanderte zu der Frau, die mit dem wegräumen der Rechenmittel nun fertig war. Seine Stimme wirkte abwesend, seltsam genug. "Schreckliche Sache das. Wie schnell ein Mensch zerfallen kann, wisst ihr? Dahin gerafft von seiner eigenen Schwäche. Hat sich seit dem Tod meiner Mutter schon langsam in den Ruin getrunken und jetzt war es wohl an der Zeit..."
Dann winkte er ab, wohl auch um die Erinnerungen von sich zu schieben.
"Insofern versuche ich nur zu richten, was er hat schleifen lassen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Was ihr hier seht ist tatsächlich nicht viel. Es mag den Eindruck machen, vielleicht weil ihr fremd seit. Broglio ist arm, mein Herr Ritter, bitterarm. Die Männer auf der Straße? Eine handvoll, nicht mehr. Dieses Haus? Eine Hütte. Geht einmal nach Mascharana, dort wo die Patriarchen der Familien sitzen. Die Männer, die sich schon als Adlige sehen von Geldes wegen, die Herren Embriaci und Fieschi und Arduinici und Brigori. Sie sind reich jenseits aller unser Träume. Einer ihrer Paläste könnte leicht ein halbes Dutzend von meiner Sorte unterbringen."
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
Benutzeravatar
Gaius Marcellus
Salubri
Beiträge: 1580
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 23:46

Re: Von Bluthunden und Werwölfen [Melissa]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Der Ritter nickte "Ja. Eine bedenkliche Malaise, die Liebe... vor allem wenn einmal so final gebrochen. Große Paläste gibt es viele in der Welt, aber die größe des Fürstentums gibt an ob ein Palast diesem entspricht oder nicht... Broglio ist nicht ganz klein, es gibt mehrere Barone in diesem Ort? Ich würde mir gern ein Bild von der Lage machen und erfahren wer sich in welcher Form um seine lieben Mitbewohner mit weniger Glück einsetzt... wie man selbst zu dieser Gemeinde beitragen könnte? Sagt. Gibt es hier Heiler, ein Hospiz gar? Gibt es Unterkünfte für die Obdachlosen, zumindest in den Wintern? Wächst das Quartier, gibt es Anstellung?"
Mittlerweile war der Blick etwas länger an der auffälligen Dienerin hängen geblieben, nicht wie üblich an ihrem Gesäß, sondern dem lebhaften Gesicht, der Krieger schien sie freundlich zu mustern... als wolle er dem einfachen Volke Mut und Anerkennung zusprechen
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
Benutzeravatar
Melissa
Tzimisce
Beiträge: 907
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 15:17

Re: Von Bluthunden und Werwölfen [Melissa]

Beitrag von Melissa »

"Ich...verstehe nicht ganz", sagte Valentino. "Mehrere Barone? Es gibt hier keine Adligen. Also keine echten, abgesehen von den Embriaci. Auch wenn ein paar Fieschi irgendwo Land besitzen hat keiner einen Titel oder andere Privilegien."

Die Frau, die am Rand des Zimmers gewartet hatte, kicherte auf die Erwähnung eines Heilers oder eines Hospizes. Sie erwiderte den Blick des Kriegers neugierig, aber ohne sich vor seinem Blick zu ducken, wie es angebracht wäre. Sogar ohne Scheu vor dem Mann in Eisen und mit einem belustigten Zug um die Augen, die ganz auf ihm ruhten. Die ihre Arbeit vergessen hatten und ihn nun eindringlich musterten.
"Verzeiht das Versteckspiel, mein Herr. Fühlt euch bitte nicht gekränkt, denn es war nicht um euretwillen, dass ich diese Verkleidung annahm. Vielmehr die Furcht vor dem Übel, das in den letzten Monaten umgeht. Aber wie ich sehe ist euer Gemüt gut."

Die Frau nahm die Enden ihres Kleides zwischen die Fingerspitzen und vollführte einen Knicks.
"Mein Name ist Melissa, Neugeborene vom Blut des Drachen, Kind des Korinthers aus Ravenna. Der Mann, mit dem ihr spracht, ist in der Tat Valentino Trucca und alles was er sagte ist wahr. Bis auf eine kleine Lüge: Nicht er ist Herr in diesem Haus, sondern ich bin es. Ihr befindet euch in meinem Heim und seid mein Gast, solange ihr es wünscht."

Auspex 2: Aura Wahrnehmung
[dice seed=18604 secure=a9d010fe_0]7d10[/dice]
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
Benutzeravatar
Gaius Marcellus
Salubri
Beiträge: 1580
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 23:46

Re: Von Bluthunden und Werwölfen [Melissa]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Der Salubri erhob sich noch einmal langsam und nickte ebenso ehrerbietend "Seid bedankt für eure Gastfreundschaft, ich bin Gaius Marcellus, Neugeborener aus dem Clan der Salubri, Kind des Ahnen Matthias von Bath und Gast der Domäne Genua. Seid unbesorgt, euer Diener ist ein wahrhaft galanter Gastgeber und eine gute Gesellschaft. Es ist mir eine ausgesprochene Freude eine Vertreterin des ehrenwerten Klans der Drachen hier in Genua anzutreffen und ebenso eine Überraschung. Auf meinen Reisen durch das Reich von Byzanz traf ich mit vielen der Eurigen zusammen."
Der Krieger blieb stehen, bis die Dame sich selbst zum Niederlassen ansetzte, dann nahm er auch wieder eine gemütlichere Stellung ein
"Ein schönes Netz habt ihr euch hier errichtet werte Dame. Auch wenn die Dichte der Kainskinder hier in den einfachen Quartieren überraschend für einen Fremden wie mich wirkt... ist sie in den reichen Flecken der Stadt ebenso dicht? Verzeiht meine Unwissenheit..." er lächelte sanft, wenn auch nicht kriecherisch, die anfängliche freudige Aufregung war wieder einer gewissen Ausgeglichen gewichen
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
Benutzeravatar
Melissa
Tzimisce
Beiträge: 907
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 15:17

Re: Von Bluthunden und Werwölfen [Melissa]

Beitrag von Melissa »

Als der Fremde seinen Namen und sein Blut nannte, nickte Melissa ihm erneut zu. Erneut sprach sie eine Begrüßung, die zu gleichen Teilen einstudiert, ritualisiert und bedeutungsschwanger klang.
"Von ganzem Herzen willkommen in meinem bescheidenen Heim, Signore Gaius. Genießt die Gesetze der Gastfreundschaft und zehrt von ihren Gaben, solange mein Heim euch Zuflucht gewährt."
Was die Begrüßung aber trotz der warmen Worte nicht kaschieren konnte, war das Misstrauen. Das Misstrauen, das sich in ihre Stimme und in ihre Augen geschlichen hatte, als er Salubri gesagt hatte.

"Oh?", sagte Melissa und erlaubte ihren Lippen ein verschlossenes Lächeln, das das Misstrauen in ihren Augen nicht wegzuwischen vermochte.
"Mein Blut ist dicker im Osten, ja. Hier sind es nur Rinnsale, fürchte ich, ein schwacher Abglanz der Geschichten, die ich als Mädchen hörte. Obwohl auch ich in Italien geboren bin."

Sie setzte sich ihm gegenüber, legte dabei eine Hand auf Valentinos Schulter. Gaius sah den Mann erschaudern, ehe er aufstand, sich vor dem Gast verneigte und sich für die Nacht empfahl.
Ihr Lächeln verschwand, als Valentino die Tür hinter sich schloss und sie allein waren. Allein bis auf den Hauptmann, der zweifellos noch vor der Tür stand, und die Wachen um das Haus.
"Haltet ihr sie denn für dicht? Ich zumindest weiß von keinem anderen Kind Kains, das seine Zuflucht hier in Broglio sucht. Sicherlich, bisweilen versucht der ein oder andere sich in die Angelegenheiten des Viertels einzumischen. Die Geißel hält ihre Miliz wohl noch für eine Kraft und dann und wann ertappe ich den Seneschall dabei, wie er versucht, seine Finger in die Taschen der Familien hier zu stecken.
Sagt mir: Wen habt ihr getroffen? Ich fände es so überaus hübsch, einen anderen unserer Art hier in meinem Viertel zu haben. Die Wege nach Mascharana sind so weit und vom Hafen und den Dörfern will ich gar nicht erst anfangen."


Die Tzimisce saß auf recht auf ihrer Bank, die Hände im Schoß gefaltet. Sie betrachtete den Salubri eindringlich genug, dass er ihren Blick fühlen konnte. Als glitte er seinen Rücken herauf wie ein Finger in der Dunkelheit, schliche über sein Rückgrat...direkt in seine Seele.
"Wenn euer Herz rein und eure Absichten edel sind, werde ich eure Fragen gern beantworten. Mir gefällt durchaus, was ihr sagtet über das Helfen und die Menschen. Es ist mir ein tiefes Bedürfnis, die Sterblichen mit sanfter Hand zu erziehen, ihnen Anleitung zu geben mit all der Weisheit, die wir ansammeln in unseren Jahren.
Aber das ist auch eine Haltung, die allzu leicht ausgenutzt werden kann."
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
Benutzeravatar
Gaius Marcellus
Salubri
Beiträge: 1580
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 23:46

Re: Von Bluthunden und Werwölfen [Melissa]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Das Misstrauen schien dem Salubri nicht erkenntlich zu sein, er behielt seinen freundlichen Ton und die respektvolle Aura der Ritterlichkeit seinem Gegenüber, blickte ihr mit seinen zwei olivgrünen Augen leicht wirkend entgegen, die Freude endlich ein gesprächigeres Kainskind getroffen zu haben war an ihm kaum zu übersehen, oder sein Bild von den Unholden musste doch wirklich gut sein.

"Ich hatte eine ungewöhnliche Begegnung mit Nonnen und traf auch in den anderen Vororten sehr rasch auf Ghule und mit sicherheit verborene kainitische Augen... stellt euch vor ein normaler Krieger würde die Straßen bewandeln, er wäre nicht nur Opfer schlimmer Gewalten sondern auch gänzlich verwirrt..." bei der doch eher albernen Vorstellung musste der Soldat wahrlich grinsen "Nein... nicht dicht, aber... deutlich... aber ihr seid in Broglio die einzige Ansässige? Das Überrascht mich nun doch... was ist mit der Zwischenfläche, zwischen Broglio und der Stadt, das Quartier hier scheint nicht ganz angeschlossen... hat dies eine Begründung?"

Später wurde sein Blick ein wenig ernster, aber behielt seine erfüllende Wärme bei "Ja, ich kenne eure Sorge. Schon oft wurde mein Interesse an den Sethskindern von widerstreitenden Kleininteressen zu vereinnehmen gesucht, doch wenn die größere Idee dahinter von Bedeutung ist... ich versichere euch, nur lautere Absichten in Genua zu verfolgen und werde euch gern mit der entsprechenden Ehrlichkeit begegnen wie es sich für einen guten Gast anhand der Traditionen gehört. Wenn ich euch fragen darf... was ist euer Interesse an den Sethskindern? Ihr stellt den Konsul dieses Quartiers, haltet kontrolle über die Miliz, die schlagkräftig wenn auch roh wirkt, habt sicherlich gut laufende Geschäfte um euch und streitet sogar mit der Geißel um die Kontrolle?" letzteres klang mehr nach einer Frage, denn Feststellung "Eure Ziele scheinen hoch hinaus zu gehen, in welcher Weise beziehen sie sich auf die einfachen Sterblichen die ihr in eurer Domäne beherbergt?"
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
Benutzeravatar
Melissa
Tzimisce
Beiträge: 907
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 15:17

Re: Von Bluthunden und Werwölfen [Melissa]

Beitrag von Melissa »

Melissa lachte leise, ehe sie das Lachen mit ihrem Handrücken zurück in den Mund drängte.
"Ah ja, diese Frauen...sie mögen in diesem Viertel leben und ihre perversen Spielchen spielen. Auch meine Männer begegnen ihnen regelmäßig. Aber es sind doch nicht mehr Kinder Kains, als die Männer es sind, mit denen ihr auf dem Weg hierher gesprochen habt. Sie sind wenige noch, denke ich, denn mein Blut kennt seinen Platz, ganz im Gegensatz zu ihnen, die mit einer Frechheit..."
Die Tzimisce hob eine Hand, wie um sich selbst zu beruhigen. Einen Augenblick lang hielt sie die Augen geschlossen - wäre sie sterblich, sie hatte tief eingeatmet.
Ob aus Aufregung oder aus Berechnung - sie ging jedenfalls nicht darauf ein, wie viel Macht sie tatsächlich in Broglio besaß, noch korrigierte sie gewisse Annahmen des Salubri.

Dann senkte sie die Hand wieder und sprach weiter.
"Ich schweife ab. Mein Interesse an den Sterblichen ist schlicht. Mein Blut hat eine enge Beziehung zu ihnen, schon immer. Wir glauben an einen einfachen Kreislauf, der unser Leben bestimmt: Das Land, das wir unsere Domäne nennen, unser Nest, wie ihr so trefflich sagtet, ernährt die Sterblichen. Die Sterblichen wiederum ernähren uns. Wir benötigen ihr Blut, um zu überleben. Eine bedauerliche Wahrheit, aber trotz allem eine Wahrheit.
Ist es nicht nur gerecht, das wir das Land nähren? Dass wir es pflegen und denen, die uns ihr Leben schenken, ihre Bürde erleichtern?
Manche mögen diese Absicht mit Machtgier verwechseln oder mit irgendeiner persönlichen Agenda, irgendeinem infamen Plot um heilige Aberglauben zu schänden, die unsere Art so gerne vor sich her trägt.
Die Wahrheit ist einfacher: Ich dulde nicht, dass die Gemeinschaft, die mir so viel gibt, die mich nährt und liebt wie eine Mutter, schaden nimmt."
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
Benutzeravatar
Gaius Marcellus
Salubri
Beiträge: 1580
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 23:46

Re: Von Bluthunden und Werwölfen [Melissa]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Ein schmunzeln huschte über die Miene des Ritters als sein schönes Gegenüber sich wegen den Nonnen aufbrachte, er nickte zustimmend. Lauschte dann den Erläuterungen der Tzimiskischen Lebensrades und nickte erneut
"Was bedeutet für euch der Einzelne in diesem Kreislauf? Sein Weg zum Heil und sein Streben nach Sicherheit und Familie... viele dieser Wege die ihr beschreibt, betrachten das Sethskind als Kollektivum, um das man sich im gesamten zu kümmern habe, wo jedoch das Einzelschicksal so wenig wert ist, wie sein Wert in der Gemeinschaft?" vertiefte er mit Fragen ihre Ausführungen.
Keine Wertung war zu erahnen.
"Ich spreche dabei nicht... vom Schicksal des einzelnen Verderbte... sondern vom Schicksal des Nottragenden, des Hilflosen, des Erkrankten, dessen, der der Gemeinschaft in jenem Moment keinen Nutzen mehr tut aber seinen Schaden nicht aus bösem Willen anrichtet. Wie pflegt ihr mit diesen zu Verfahren?
Und mit euren Mannen? In anderen Siesteri richtet die Miliz auch willkürlich das Gossenvolk zu Grunde, wie stehen eure Ordern in diesem Bezug?"
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
Benutzeravatar
Melissa
Tzimisce
Beiträge: 907
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 15:17

Re: Von Bluthunden und Werwölfen [Melissa]

Beitrag von Melissa »

"Was soll mit ihnen sein?", fragte die Tzimisce, eine Augenbraue erhoben. Ihr schien zu missfallen, dass der Krieger versuchte nun sie auszuhorchen.
"Ihr seid nicht hier, um Semantik zu diskutieren", stellte sie trocken fest.
"Ohne den Einzelnen kann es keine Vielen geben, nicht? Menschlichkeit ist eine gemeinsame Angelegenheit, das Leiden des Einzelnen ist die Krankheit Aller. Wie es sich gehört biete ich jedem meine Gastfreundschaft an, der sie sucht. Sofern er sie sucht. Den armen Seelen gehört geholfen."
"Aber ich verspreche niemandem Erlösung. Und es ist auch nicht meine Angelegenheit, Tieren beizubringen, sich wie Menschen zu benehmen. Ich helfe wo ich kann - in allen anderen Fällen werfen meine Männer diese Leute dorthin zurück, wo sie herkommen: Nach Clavicula."

Ihr Blick, der sich auf den Salubri gerichtet hatte, schwiff ab. Sie sah in Richtung des Regals, in das sie vor kurzem erst die Rechenutensilien, die Zahlmittel und derlei eingeräumt hatte. Ihre Stimme war müde, abgekämpft.
"Es ist traurig, aber wahr: Ihr kommt in schlechten Zeiten. Vor fünfzig Jahren war Broglio noch ein Dorf, eine Ansammlung von Hühnerställen und Feldern. Vor dreißig Jahren kaum mehr als ein dörflicher Landstrich, eine verschlafene, harmlose Gegend. Seit zehn Jahren fluten Vertriebene aus dem Hafen und dem Westen diesen Teil der Stadt. Die Miliz war bis vor kurzem unwillig, dagegen vorzugehen - über die Gründe Brimirs kann ich nur spekulieren. Ähnlich geht es in Ravecca zu, obwohl Alerio sein möglichstes tut. Allein in einem Armenhaus im Norden hausen nächtlich drei- oder vierhundert Mittellose, viele von ihnen Agenten böswilliger Herren.
Ich habe tausend Kinder und mehr in diesem Viertel. Nachsicht ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann."
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
Gesperrt

Zurück zu „983“