[1035] Ein Phallussymbol der Stadt [Vergonzo, Angelique]

[Vergonzo Faro]

Der Krieg war vorbei. Der Baumeister hatte die Stadt nun einige Male durchstreift um sich die Schäden anzusehen.
Und wie schon so oft in den letzten 100 Jahren führten ihn seine Schritte zum Janusstein.
Das Symbol so vieler Ereignisse und Erkenntnisse.
Seine liebste hatte er schon länger nicht gesehen, hatten sich doch so einige Ereignisse überschlagen und Zeit ist in jenen Nächten Mangelware.
Er betrat den Platz, stellte sich in die dunkelste Ecke und sah sich um.
Sicher war es hier zu dieser späten Stunde und so verließ er den Mantel der Verdunklung, ein Mantel der in letzter Zeit einige Löcher zu haben schien.
Dann schlich er hinüber zum Stein und setzte sich, lehnte sich an den guten alten Freund an.
Eine kurze Pause hatte er sich verdient.

[Angelique]

"Buh!", machte es nach einer Weile neben dem buckligen Baumeister und ein ginsendes Kindergesicht tauchte um den Stein herum auf.

Angelique ewig jung und offenbar wieder ein wenig mehr die Alte, nachdem sie so sehr traumatisiert gewesen war, hüpfte vor dem Nesiferitu auf und ab.

"Schiavo, mein verdrehter Verführer! Wir haben uns solange nicht gesehen und am Hoftag war keine Zeit gewesen."

Sie legte den Kopf schief. "Stimmt es, dass die Nesiferitu Anspruch auf meinen Turm erheben?" Wie üblich kam sie sofort ohne großes Vorgeplänkel zur Sache.

[Vergonzo Faro]

Sichtlich erfreut sie zu sehen grinste der Baumeister Angelique an.
Er wirkte etwas müde und mitgenommen, aber seine klaren Augen zeugten von der Vitalität die in ihm steckte.
"Angelique liebes, schön dich hier zu sehen. Ja es waren und sind so viele dinge passiert und noch in Gange, es blieb kaum Zeit für andere Dinge."

Dann hörte er das, was er ihr schon vor Zeiten mitteilen wollte.
"Zu der Zeit, wo du verschollen warst, kam dieses Thema auf, richtig. Längst hätte ich dir davon berichten wollen....aber dann, ach du weiß ja wie das ist und was dann kam. Soweit ich informiert bin ist Anastasia der Ansprechpartner für dieses Thema. Hattet ihr, oder Benjamin oder zuvor Livia oder wie auch immer, bereits mal Kontakt deswegen?" fragte er neugierig.

[Angelique]

"Ach, da war keine Gelegenheit. Du weißt doch, was allein am Hoftag passiert ist! Die Sache mit Brimir und erinnerst du dich, was auch mit Anastasia da war? Ich muss im Übrigen immer noch lachen, wenn ich an die Ernennung des ungebildesten Dorftrottels zum ,Hofgelehrten' denke. Da sage noch einer, die Ventrue hätten keinen Humor!

Benjamin habe ich getroffen und daher weiß ich das überhaupt mit eurem Anspruch auf den Turm.

Wer führt eure Bande eigentlich gerade an? Ist der alte Katzenwemser inzwischen Asche oder wenigsten in Schaf der Jahrzehnte? Ich habe zwar Ilario geschworen, keine Rache zu üben, aber weinen würde ich um den nicht!"

Tröstend tätschelte sie sein Buckeln und leibkoste ihn auch sonst. "Och, du Armer, du kommst bestimmt kaum zur Ruhe, mein kleiner Untergrundprinz, was?"

[Vergonzo Faro]

"Der Hoftag war recht durchwachsen. Es hat dazu beigetragen Ilarios Worte aus den Nächten davor noch mehr glauben zu schenken."
sprach er überlegend und unzufrieden.

"Bei uns ist alles wie zuvor." antwortete er knapp und lächelte dabei wieder charmant.
"Ach Angelique liebes, was hast du nun vor wegen deinem Turm? Soll ich irgendwas tun?" wollte er neugierig wissen. Es gab sicherlich eine Lösung und er hoffte das diese keinen Keil zwischen ihn und seiner Freundin trieb.

[Angelique]

"Ach, es würde mir schon reichen, wenn jeder, der den Turm gegen meinen Willen beansprucht, weiß, dass ich unzufrieden damit bin. Wenn er das als Bonus für seinen Erfolg empfindet, dann soll er diesen Glauben bis zu seinem Verhängnis gerne nachhängen.
Der Schwur, den mir Ilario abgerungen hat, war nicht für die Ewigkeit."

Eis lag in ihrer Stimme und es wirkte durch die Kinderstimme noch schlimmer als bei einer erwachsenen Frau, die sauer war.

Neugierig wollte Angelique dann wissen: "Was ist mit dem Pharmakos, dem heidnischen Ritual, das diese angebliche Christin von dir verlangt hat? Hast du es schon vollzogen? Wenn nicht, hätte ich Ideen, wie Toma deine neue Zunge in Länge, Form und Kunstfertigkeit gestalten könnte. Man könnte den Fangarm des Calmars als Vorbild nehmen oder das Gemächt der Schlange oder beides."

[Vergonzo Faro]

Er nickte verstehend.
"Gerne werde ich dies verkünden, so ich über den Turm spreche. Ich weiß nicht ob Livia ihn sich widerrechtlich angeeignet hat, aber zumindest hatte dies den Eindruck. Daher ist es verständlich das daran Interessierte eine Chance wittern. Ein Schwur, ja,... es gibt viele bei denen DAS auch nur leere Floskeln sind, wie alles andere auch." kurz schauerte er über den Eindruck den Angelique bei ihrer Äusserung auf ihn hatte.
War es ein kurzer Schauer der Furcht oder Erregung, weshalb er nichts gescheites zu dem Thema weiter beisteuern konnte.

Dann runzelte er nachdenklich die Stirn.
"Famakos,...ich erinnere mich an dieses Wort von Aurore, aber wie auch den Rest, habe ich nichts davon verstanden....aber du sagst Famakos ist ein Ritual?" er begann breit zu grinsen.
"Was beduetet dieses Ritual? Was muss getan werden dafür?" kurz leckte er sich über die Zunge, wohl in der Hoffnung das es etwas typisch heidnisches war, etwas das gänzlich gegen die Maßstäbe der Kirche ging.
Auf das Thema Zunge wollte er wohl erst mal nicht eingehen, oder erst später um vielleicht noch genauer darüber mit ihr zu sprechen.

[Angelique]

Angeliques Gesichtchen zeigte eine seltsame Mischung aus arroganter Abscheu und Mitgefühl.
"Wie ich es mir gedacht hatte! Die Tyrannin hat ein Urteil gesprochen, ohne dass der Verurteilte den Wortlaut verstanden hat!
Selbst persische Könige haben so etwas nicht gemacht und auch Moses hat Pharao wenigstens erklärt, was Gott über ihn verhängt hat."

Sie schaute betrübt. "Ach, mein armer Schatz, die Prinzessin hat wörtlich gesagt: Was fällt dir ein? Schelte? Hältst du mich für eine sächsische Magd? Du, der du dich erster Baumeister Genuas nennst und seit 50 Jahren den Ausbau der Stadtmauer, den Leuchtturm und die Kathedrale schuldig bleibst? Ich verlange diese dreiste Zunge. Leg sie mir zu Füßen. Du redest kein Wort, bis du den Pharmakós vollzogen hast, vom höchsten Punkt der Domäne."

Sie hub danach an, ihr beindruckendes, manche würden sagen ermüdendes Wissen der alten Schriften über den Baumeister zu ergießen, während Aurores schreckliche Worte ins Bewusstsein des Nesiferitu sickerten wie Exkremente in eine Grube.

"Der Pharmakos ist ein Menschenopferritual der alten Hellenen gewesen, um die Götzen milde zu stimmen. Das Wort bezeichnet einen armen Mann, der seiner Häßlichkeit wegen erwählt und in einer Prozession oder Verfolgung durch die Stadt geführt bzw. gejagt, mit Ruten gepeitscht, mit Schmährufen beschimpft und von den Stadtbewohnern unter Verwünschungen aus der Stadt geführt wurde.
In Athen ist der Mann anschließend mit Steinen beworfen und verjagt oder gesteinigt worden, in meiner Heimat in Marseilles wurde er von einer Felsklippe ins Meer gestürzt. In Kolophones verbrannt.
Es ist das jährliche Menschenopfer an Kronos, aber hier wohl eher zu Ehren der Götze Aurore. Das Pharmakós-Rituals ist die einmütige Ausübung der Gewalt seitens der Stadtgemeinschaft.

Aurore hat dich vor der ganzen Gemeinde zum Außenseiter erklärt und verlangt immerhin nur deine Zunge und nicht dein Leben. Um es einfach zu sagen: Es ist Opferung des Narrenkönigs."

Int+Akademisches Wissen
Angelique rolled 48. (6 + 1 + 9 + 5 + 9 + 8 + 10 = 48)

[Vergonzo Faro]

Er musste laut loslachen, beherrschte sich dann und lachte leise weiter, die Hand vor den Mund gehalten.
"Sie lehnt die menschliche Urteilsschelte ab und fordert eine menschliches Ritual der Wiedergutmachung? Interessant... wem das wohl noch aufgefallen sein könnte. Sie blockiert indirekt den Ausbau genannter Sachen und fordert diese dann ein, obwohl ein Teil davon trotz dessen erledigt wurde...." er seufzte sich langsam vom Lachen beruhigend.

"Mach dir keine Sorgen, eine Treibjagd durch Genua mit Feuer habe ich hinter mir. Und das war in meiner Zeit nicht die Erste. Und ich möchte nicht absichtlich schlecht oder respektlos über Ahnen sprechen, denn ihr Status legitimiert ihr Erfolge und Stärke,... aber ich befürchte es wird dauern bis sich manch ein Ahn von einem Rückschlag oder einer Schmähung erholt hat, vor allem wenn er einer Domäne durch manche Entscheidung zeigt, das er angreifbar geworden ist. Aber ich danke dir für die Übersetzung,...man kann nie genug wissen, nicht wahr?"
er lächelte sie sanft an.
"Ich mach es einfach wie du, trotz allem einfach wieder auftauchen." er grinste breit und sah sie mit Stolz an...auch wenn sie Älter und Weiser war, war dies kein Stolz den er für sich beanspruchte.

[Angelique]

"Ich muss sagen, ich bin zutiefst enttäuscht von der Prinzessin. Ich frage mich, ob es richtig war, dem Häretiker zu vertrauen in seinem Plan. Immerhein sollte ich damals durch Aurores Hand sterben, wahrscheinlich weil er meine heutigen Zweifel vorhergesehen hat.

Nun, sie hat mich nicht umgebracht, wie es sein Plan war, und ich habe dem Drang widerstanden, sie zu töten, als sie hilflos war, wie es eigentlich Malkavs Vernunft gebieten müsste.

Jetzt muss Genua mit meiner Entscheidung leben."

Sie schmollte wie kleines Kind. "Und außerdem hat sie mein Lied unterbrochen!", meinte sie bockig, als sei das wichtiger als die grauenvollen Intrigen der wahrhaft Alten, auf die sie anspielte.

Ernster meinte sie. "Du solltest ihr trotzden geben, was des Kaisers ist. Wenn sie deine Zunge anstelle deiner Treue will, gibt sie ihr. Schneide sie dir unter Zeugen heraus und leg sie vor die Füße, wie sie es will... Aber vorher habe ich noch ein paar Ideen für dieses Organ."

Sie zog sich mit Vergonzo ins Private zurück und kehrte erst geraume Zeit später zum Stein zurück, um weiter zu plaudern.