[1035] Was einem heilig ist [Achilla, Alain]

[April '20]
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La Cronista
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Re: [1035] Was einem heilig ist [Achilla, Alain]

Beitrag von La Cronista »

Über eine hölzerne Brücke gelangte man auf die Westseite von Flussmund. An den sandigen Ufern die neben dem wasserreichen Fluss entlang liefen, standen windschiefe Holzkaten und weiter landeinwärts Fischerhütten und andere Behausungen, der hiesigen Bewohner.
Frauen wuschen am Fluss die Kleidung. Männer zogen weiter flussaufwärts Fisch an Land und Großeltern knüpften Netze, während lachende spielende Kinder um sie herum liefen.

Es war ein beschauliches Dörfchen. Einfach und friedlich. Das Leben bot hier nicht viel mehr, doch war es wohl genug.

Als die beiden Männer durch das Dorf wanderten, wurden sie mit Blicken bedacht, doch keine feindseligen. Hier und da winkte ihnen auch jemand freundlich zu.

Sie wanderten zwischen den Hühnerställen, einem Schmied, Metzger und Bäcker vorbei, einen kaum nennenswert ansteigenden Hügel hinauf und fanden das kleine Haus etwas abseits liegend.
Eine einfache Holzhütte war es, mit einem Garten, in dem Gemüse wuchs.

Zwei Männer harkten den Boden um, während eine Frau an anderer Stelle Unkraut jätete.
Alle trugen lange gräuliche Leinengewänder, die einfach und von der Arbeit mit der Erde dreckig waren.
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Alain le Beau
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Re: [1035] Was einem heilig ist [Achilla, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Luca bleibt in einigem Abstand stehen und nickt Federico aufmunternd zu. "Ich werde hier warten. Hohe Herren haben Abgesandte, die wiederum Diener senden - diese Rollen wollen wir spielen." Sein Blick sagt, dass das für ihn nicht weit von der Wahrheit entfernt ist. "Das erhöht den Respekt. Diese Gottesfürchtigen legen viel Wert auf die Rangordnungen, meiner Erfahrung nach." Dann blickt er scheinbar desinteressiert und gelangweilt in die Landschaft, beobachtet seinen Begleiter aber sehr genau aus dem Augenwinkel.
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Signora Achilla
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Re: [1035] Was einem heilig ist [Achilla, Alain]

Beitrag von Signora Achilla »

Federico nickte. “Wie du’s willst. Wieviel und was soll ich sagen, über dich und deinen Herrn?” Er machte eine vage Geste mit der freien Hand. “Geplapper bringt einen schnell in Teufels Küche, gottesfürchtig oder nicht.”
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Alain le Beau
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Re: [1035] Was einem heilig ist [Achilla, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Er ist ein reicher Händler, ein gottesfürchtiger Mann. Er will ein Spiel über eine Heilige seiner Heimat darstellen lassen. Er hat gehört, dass dieser Animo ein guter Schauspieler sei. Solche Dinge eben." Luca verschränkt die Arme. "Das ganze natürlich ausschmücken, aber das bekommst du schon hin."
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Signora Achilla
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Re: [1035] Was einem heilig ist [Achilla, Alain]

Beitrag von Signora Achilla »

“Wie du’s sagst”, meinte Federico selbstsicher. Und damit machte er sich auf, zu der Holzhütte und den Leuten bei ihr hin.
“Hey-ja!” grüßte er die beiden Männer und die Frau, mit seinem Krug Wein noch im Arm. “Vitus’ Segen mit euch! Ich bin ‘Rico aus Genua und hier, um mit Animo zu sprechen.”
Erwartungsvoll sah er die drei an.
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La Cronista
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Re: [1035] Was einem heilig ist [Achilla, Alain]

Beitrag von La Cronista »

Die Frau die ihm am nächsten war, neben dem kleinen grob zusammengezimmerten Zaun, kam zu ihm heran und lächelte. Sie wischte sich die mit Erde beschmutzen Hände an ihrem Gewand ab und hielt sie dann vor sich aufeinander gelegt.

"Gott sei mit dir Rico. Was führt dich zu uns und Animo?"

Auch die beiden Männer sahen nun herüber.
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Signora Achilla
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Re: [1035] Was einem heilig ist [Achilla, Alain]

Beitrag von Signora Achilla »

“Tjaa”, sagte Rico und setzte den auf einmal so schwer gewordenen Weinkrug etwas auf dem Zaun ab. “Das lässt sich vielleicht besser bei einem Krug Wein besprechen, dass die Kehlen nicht so trocken sind von der Arbeit oder der Straße”, begann er. “Um Animos Kunst soll’s gehen und dass sie aufgeführt wird.”
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La Cronista
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Re: [1035] Was einem heilig ist [Achilla, Alain]

Beitrag von La Cronista »

"Eine Aufführung." erwiderte sie und lächelte noch erfreuter. " Dann werde ich ihn holen. Kommt ruhig heran." Sie schaute auch für einen Moment hinter Rico, wo Luca irgendwo zurückgeblieben war.
Der Garten war nicht wirklich abgesperrt, über den Zaun konnte man drüber steigen oder einfach herumgehen. Er diente wohl mehr zur Grundstücksabgrenzung, als Einbrecher abzuhalten.
Sie ging zu dem Häuschen und durch die Hintertür herein.
Auch die beiden Männer legten nun ihre Werkzeuge ab und gingen zu einem Tisch hinüber, der hinter dem Haus im Schatten eines Baumes stand.
Zu Rico gewandt sagte einer: "Buongiorno. Kommst du aus der Stadt?"

Kurz darauf kam auch ein weiterer Mann aus dem Haus. Er wirkte etwas jünger als die anderen beiden, doch nicht viel. Was vielleicht daran lag, dass den anderen sichtlich das Haar ausging und dieser andere zwar ein paar Geheimratsecken aufwies, aber noch nicht so kahl wurde, wie die anderen.
Auch er trug dasselbe Gewand wie seine Freunde, Familie?

"Guten Tag, Rico. Paola sagte mir, dass du mit mir über eine Aufführung sprechen möchtest. Komm, lass uns setzen und darüber sprechen." Er deutete auf eine Bank neben dem Tisch.
"Wie hast du denn von unserer Gruppe erfahren?"
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Signora Achilla
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Re: [1035] Was einem heilig ist [Achilla, Alain]

Beitrag von Signora Achilla »

“Vom Platz der Wunder”, bestätigte Federico mit einem gewissen und ein wenig unverdientem Stolz. Er war selbst keiner der Schausteller, aber mittlerweile hatte er genug mit solchen zu tun. Unter dem Zeltdach von Maestro Mauricio war Platz für allerlei Sorten von Leuten.

Er stieg über den Zaun, um den beiden zum Tisch zu folgen und den Krug dort abzusetzen und machte sich daran, dessen Wachsverschluss zu öffnen ohne zu viel davon in den Wein zu bekommen. So etwas brauchte etwas Fingerspitzengefühl und Übung - und von beidem besaß Federico eine gute Portion.

Als der ältere Mann aus dem Haus kam, sah er auf und streckte ihm auch zum Gruß die Hand hin. “Das ist wahr!”, lachte er wie man es als Italiener eben kann, wenn es Aussicht auf Wein und interessante Gesellschaft gibt.
“Und erfahren? Rumgefragt hab’ ich ein wenig, denn es geht um Heiligenspiele und da fällt dein Name”, erklärte er. “Schau, es gibt da einen reichen Herrn, der würd wohl dafür zahlen, dass solcherlei gespielt wird. Ich würd’ schätzen, dass er dich und deine Leute bei einer Messe gesehen hat? Jedenfalls hat er am Platz der Wunder und andernortens rumgefragt - so kam ich dann ins Spiel und am Ende bin ich darum hier.”

Er machte eine kurze Pause, lächelte auch kurz Paola zu, und fragte dann wie sicherheitshalber noch einmal bei dem älteren Mann nach: “Wenn du’s bist, den sie ‘Animo’ nennen?”
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La Cronista
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Re: [1035] Was einem heilig ist [Achilla, Alain]

Beitrag von La Cronista »

Als Rico den Platz der Wunder erwähnte schien durch alle anderen Anwesenden eine unangenehme Spannung zu gehen. Sie schauten sich an und die Mundwinkel sanken für einen Moment hinab. Doch dann schienen sie sich wieder gefangen zu haben und legten dasselbe freundliche Lächeln auf wie zuvor.

Animo schüttelte die ihm dargereichte Hand.
"Ja das bin ich. Doch wir spielen keine Stücke für reiche Herren. Wir spielen sie für das Volk, um ihnen das Wort Gottes näher zu bringen und es ist nicht der Mammon den wir dafür begehren."

Er setzte sich und ließ auch Rico Platz nehmen.
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