[1035] Mit Engelsstimme... [Iulia, Titus]

[April '20]
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Titus
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[1035] Mit Engelsstimme... [Iulia, Titus]

Beitrag von Titus »

Die Kirche Santa Maria di Mascharana lag still und friedlich da. Nach den turbulenten Nächten im vergangenen Jahr waren dies wohltuende Momente der Ruhe und Besinnlichkeit. Kein wunder, dass die Schritte des selbsternannten Streiter Gottes in regelmäßigen Abständen diese Kirche aufsuchten. Wie immer in den letzten Nächten hatte er sich von Menschen und des Nachts belebten Straßen ferngehalten. Er trug eine weite Kapuze, die sein totenbleiches Gesicht vor sterblichen Augen schützte.

Die Kirche selbst war verlassen und Titus bekreuzige sich. Er trat näher an den Altar heran. Ein paar Kerzen brannten noch und tauchten das Hauptschiff der Kirche in flackerndes Licht. Seine Waffe schnallte er vom Rücken und legte sie an seine rechte Seite. Er nahm seinen Rosenkranz in die Hand, küsste das silberne Kreuz und begann das Ave Maria zu beten. Leise murmelnd und nie ganz die Aufmerksamkeit um sich herum verlierend.
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Iulia Cornelia
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Re: [1035] Mit Engelsstimme... [Iulia, Titus]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Es verging einige Zeit bis sich die Tür der Kirche erneut geöffnet hatte. Das gedämpfte Licht einer einzelnen Lampe erhellte den Eingangsbereich, als eine Person die Pforte durchschritt. Der matte Schein einer Kettenrüstung war unter dem Umhang der eher athletisch gebauten Gestalt zu erahnen, während sich nach und nach immer mehr Personen in die Kirche schoben.

Allesamt trugen sie lange Umhänge und ein Jeder der fünf Männer hatte ein Schild in der Hand. Zwei von ihnen trugen Speere und zwei weitere Windlichter, die ihren Weg zur Kirche erleuchtet und den Eingang nun deutlich heller gemacht hatten. Die vier später eingetretenen Männer trugen offenkundig zumindest wohl leichte Rüstung unter ihren Umhängen und jeder von ihnen schien mindestens einen Dolch als Waffe am Körper zu tragen. In ihrer Mitte befand sich eine einzelne Person, die zwar selbst hochgewachsen schien, doch zwischen den vier umgebenden Männern nur schwer tatsächlich zu erkennen war.

Aufmerksam wanderte der Blick des zuerst eingetretenen, großgewachsenen Mannes mit den dunkelbraunen, kurzen Haaren und dem normalen Äußeren, abseits der blaugrauen Augen und den markanteren Wangenknochen, durch die Kirche, bis er an dem Knieenden hängen blieb oder vielmehr an dem Schwert, in welchem sich der flackernde Schein der Kerzen widerspiegelte.

Alle fünf Männer wirkten von ihrem Äußeren gepflegt und ihre Kleidung war ganz. Etwas, was dafürsprach, dass sie keine Stadtwache oder gar eine Räuberbande waren, sondern wohl in das Sestiere gehören mussten. Dennoch war auch ihre darauffolgende Anspannung kaum zu übersehen und ebenso ihre aufmerksamen Blicke durch die Kirche. Als sonst jedoch nichts Offensichtlicheres zu erkennen war, mit Ausnahme des Mannes am Altar, bewegte sich die kleine Gruppe nach einem höflichen Nicken, so man sie anblickte, zu jener Stelle an der Seite, an der die Kerzen für die Verstorbenen entzündet wurden.

Die Männer verteilten sich leicht im Halbkreis und behielten den Fremden im Auge, während der Anführer nach vorne schritt und eine Kerze entzündete. Als sie brannte erklang eine leise und gedämpfte weibliche Stimme in der Kirche. Nicht zögerlich oder gar schüchtern, aber offenkundig gesenkt, um den Betenden nicht zu stören.

Es war ein Lobpreis an Maria und ein Psalm über die Herrschaft einer schönen, mächtigen Königin gewesen, derer es zu huldigen galt. Das hier und da einige Zeilen fehlten, mochte wohl nur dem geübten lateinischen Ohr eines gelehrten Gläubigen auffallen, doch der Gesang war von außergewöhnlicher Schönheit und erfüllt von einem tiefem, innigen Gefühl der Verehrung der Gottes Mutter, welches beinahe greifbar in der Kirche widerhallte.*

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*Charisma + Verbaler Vortrag: Spezialisierung: Gefühlvoll -> 4 Erfolge
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Titus
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Re: [1035] Mit Engelsstimme... [Iulia, Titus]

Beitrag von Titus »

Als Titus das Eintreten der Gruppe bemerkte unterbrach er sein Gebet für einen Moment und lauschte den Bewegungen. Versuchte an den Geräuschen der Kleidung, Rüstung und Waffen die Stärke der Truppe abzuschätzen. Nach eine Weile begann er wieder zu beten. Wieder leise Murmelnd, doch nicht unverständlich...das Ave Maria.

Doch ab diesem Zeitpunkt war er nicht mehr ganz bei der Sache...seine Konzentration und Aufmerksamkeit galt den offenbar gerüsteten und bewaffneten Männern hinter sich im Rücken. Ein ungemütliches Gefühl kroch seinen Rücken empor und setzte sich irgendwo in seinem Hinterkopf fest. Seine kriegerischen Instinkte versuchten ihn dazu zu bewegen, sich umzudrehen, aufzustehen und die Truppe in den Blick zu nehmen. Doch konnte er diesem Drang widerstehen.

Als dann Julia ihren Gesang anstimmte, verstummte er wider und begann dem Lied andächtig zu lauschen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1035] Mit Engelsstimme... [Iulia, Titus]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Das gesungene Latein war hörbar geprägt von einer neuzeitlichen und tiefchristlichen Erziehung. Dennoch schien es so, als wären einzelne Wörter in ihrer Betonung und Aussprache auf unerklärliche Weiße weitaus älter. Auch wirkte es beinahe so, als hätte die Sängerin vergessen wie der ursprüngliche Text sein müsste. Dennoch sang sie derart selbstsicher über diesen vermeintlichen Fehler hinweg, dass es klang, als müsste es gar so sein. Zwar veränderte es den überlieferten Sinn der Worte, doch sie störte sich hieran offenkundig nicht, weshalb es beinahe natürlich wirkte.

Iulia stand derweil ruhig und aufrecht dar, während sie sang. Ihr bleiches, außergewöhnlich schönes und sympathisch wirkendes Gesicht wurde von den Flammen der Kerzen in einen warmen Schein gehüllt, während der weiße Schleier ihre Haare vollständig bedeckte. Als der Nachhall ihrer Stimme schließlich verklang, entspannte sich der Körper der Sängerin und ein seliges Lächeln fand auf ihre Lippen. Dennoch war der betrübte Ausdruck, mit dem sie wenig später auf die Kerzen der Verstorbenen blickte, kaum zu übersehen. Was danach geschah war nicht so eindeutig, denn Iulia stand einfach nur da. So sie betete, geschah es stumm, denn kein Wort verließ ihre Lippen dabei. Auch ihr Körper regte sich abseits eines regelmäßigen Atems und dem gelegentlichen Blinzeln nicht.

Ihre Entspanntheit übertrug sich auf die Männer, die die junge Frau in ausreichendem Abstand umgaben. Auch, dass der Knieende bisher keine feindseligen Handlungen vollführt hatte, trug dazu bei, dass die Blicke der vier Männer inzwischen vermehrt über die Kirche an sich wanderten, anstatt den Mann am Altar zu fixieren. Sie wirkten wie gut bezahlte und erfahrene Söldner. Einzig der Anführer der Gruppe stach in seinem Verhalten und Auftreten etwas mehr heraus. Er wirkte von seinem Äußeren her nicht wie ein Söldner, wohl aber Jemand, der Kämpfen konnte. Er schien über einen gewissen Verstand zu verfügen, denn er hatte sich so positioniert, dass er sowohl Iulia wie auch den Betenden gleichermaßen gut im Auge behielt. Oder besser gesagt, dessen Schwert, als er mit Argusaugen unermüdlich über Schwert und Frau wachte. Nicht prinzipiell feindselig oder gar aggressiv in seiner Haltung, wohl aber vorsichtig und gerade zu wachsam, schien er nur allzu gut zu wissen, was es benötigte, um eine solche Waffe führen zu können und welche Probleme diese ihnen bereiten könnte.
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Titus
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Re: [1035] Mit Engelsstimme... [Iulia, Titus]

Beitrag von Titus »

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Titus sich wieder regte. Er bekreuzigte sich, offenbar hatte er sein Gebet beendet. Er küsste einmal mehr das silberne Kreuz an seinem Rosenkranz und legte diesen wieder um den Hals. Die Kapuze immernoch in sein Gesicht gezogen erhob er sich und griff nach seinem Schwert. Er machte keinerlei Anstalten es im Kampf zu ziehen, doch verzichtete er auf die Übervorsichtigkeit, um den bewaffneten Männern das zu signalisieren. Wenn sie nervös waren und sich erschrecken, dann sollte das so sein. Mit ruhigen Bewegungen schnallte er es sich wieder an den Rücken. Schließlich dreht er sich um und verharrte an seiner Position vor dem Altar.

Sein Blick glitt stumm von einem der Söldner zum anderen. Mit der Erfahrung von beinahe zwei Jahrhunderten analysierte er die Bewaffnung, Statur und Position der Krieger. Schließlich viel sein Blick auf die jungerscheinende Frau. Auch sie wurde gemustert, deutlich zu lange, als dass es schicklich war...Männer starrten Frauen nicht so lange an, es sei denn sie führten etwas im Schilde. Dann jedoch sprach er die Frau an...mit ruhiger Baritonstimme die kaum mühe hatte sich Gehör zu verschaffen.


"Du hast eine schöne Stimme, mein Kind."

Es war schwer zu sagen, aber in der Stimme konnte man einen Hauch von Anerkennung heraushören...könnte aber vielleicht auch nur an der Akustik in der Kirche gelegen haben.
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Iulia Cornelia
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Re: [1035] Mit Engelsstimme... [Iulia, Titus]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Männer verfolgten aufmerksam was der Bewaffnete tat, doch sie reagierten nicht über. Vielmehr verblieben sie schützend zwischen ihm und ihrer Herrin positioniert. Sie waren offenkundig allesamt keine dummen Schläger oder auf einen Kampf in einem Haus Gottes erpicht. Die Männer selbst wirkten wie Genuesen oder aus den angrenzenden Regionen stammend, denn ihre Haut war vergleichsweise hell. Außer einem gepflegten Äußeren war das einzig Auffällige, dass sie allesamt recht groß waren. Auch schienen sie nicht immer gemeinsam unterwegs zu sein, denn dafür wirkte die Positionierung zu unsauber. Vor allem aber schienen die Männer eher Hauswachen zu sein, anstatt Kämpfer, die regelmäßig blutige Schlachten schlugen. Sie wirkten trainiert und stark genug, um den einfachen Pöbel einzuschüchtern oder Räuberbanden von sich wegzuhalten, doch waren sie einem erfahrenen Kämpfer wohl kaum gewachsen. Dagegen sprach auch ihre eher leichtere Bewaffnung mit nur Schilden und zwei Speeren und vermutlich Dolchen unter den Umhängen, denn zumindest war bei Keinem der Männer eine verräterische Wölbung eines Schwertes zu sehen. Auch nicht bei dem Anführer selbst.

Dass es dem Anführer der kleinen Gruppe nicht gefiel, wie der Bewaffnete Iulia anblickte, war kaum zu übersehen. Dennoch schien es ihm wohl nicht fremd zu sein, dass seine Herrin angeblickt wurde. Entsprechend ruhig verblieb er, bis der Fremde sie ansprach. Der Anführer schien gerade bereits etwas sagen zu wollen, als ihn die dezente Geste seiner Herrin einhalten lassen hatte.

Die junge Frau hatte ein mildes Lächeln auf den Lippen, als sie sich danach zu dem ihr Fremden umgewandt und diesem zugenickt hatte. „Danke.“, lautete die schlichte Entgegnung ihrerseits, doch das Strahlen, dass von ihrem Gesicht ausging, transportierte weitaus mehr, als Worte es selbst konnten. „Es freut mich, so sie euch gefällt. Ich hoffe sie hatte euch nicht in eurem Moment der Ruhe und Einkehr gestört.“, erklärte die Frau charmant und mit gedämpfter Stimme, ob des Ortes.

Sie musste wohl an die zwanzig Jahre alt zu sein und schien ihr Gegenüber, dessen Gesicht unter Kapuze und mit Kerzen in seinem Rücken wohl kaum für sie zu erkennen war, interessiert zu mustern. Etwas schien sie zu stören dabei, weshalb sie einladend an ihre Seite deutete, einen Schritt zurück machte und mit angenehm warmer Stimme sprach: „Sagt, wollt ihr nicht näher kommen und ins Licht treten, mein Herr?“ Wie um das Angebot zu unterstreichen, traten auch die Wachen ein Stück zur Seite, um den Fremden ungehindert passieren zu lassen, so er dies wollen würde.
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Titus
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Re: [1035] Mit Engelsstimme... [Iulia, Titus]

Beitrag von Titus »

Titus betrachtete den Anführer noch einen Augenblick und schließlich setzte er sich in Bewegung. Er folgte der Einladung und gesellte sich an die Seite der jungen Frau. Sein Blick war auf die Kerzen gerichtet, die die Diener angezündet hatten.

"Hast Du das Lied für jemanden Bestimmten gesungen, den Du verloren hast? Oder warum kommst Du des Nachts in eine Kirche, wo es doch des Nachts nicht sonderlich sicher ist auf der Straße."

Er sah sich noch einmal nach den Wachen um.

"Ihr genießt allerdings einen gewissen Schutz, wie ich feststelle..."

Da er sie nicht direkt ansah, konnte sie vielleicht das bärtige Kinn oder die Nasenspitze erkennen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1035] Mit Engelsstimme... [Iulia, Titus]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Mein viel geliebter Gemahl ist oft auf Reisen. Mein Lager ist dann kalt und ich fühle mich sehr einsam.“, erklärte die junge Frau, mit einer angenehm warmen Stimme, als sie die Schultern hob, um damit leicht zu zucken. Dann schienen ihre blaugrauen Augen ihr Gegenüber langsam von oben bis unten eingehend zu mustern. Ein sanftes Lächeln umspielte dabei ihre Lippen, als sie schließlich meinte: „Es stört ihn nicht, so ich mich in Gesellschaft begebe, um mir die Einsamkeit zu vertreiben, doch er mag es nicht sehen, so ich ganz ohne Schutz das Haus verlassen würde. Er will, dass die Männer zumindest in der Nähe sind, so mir etwas geschehen würde, was er oder ich nicht möchte.“ Iulia pausierte kurz, bevor sie erzählte: „Doch bisher hatte ich nur gute Erfahrungen gemacht. Die Straßen in Mascharana sind recht sicher und die Bewohner wissen sich für gewöhnlich zu benehmen.“

Sie drehte sich leicht ein und betrachtete die Kerze mit einem betrübter werdenden Ausdruck. „Auf eure Frage hin jedoch.“, begann sie, bevor sie den Kopf schüttelte, wieder zu ihm sah und fortfuhr: „Das Lied, was ich sang war kein Trauergebet, auch wenn die Kerze in Gedenken an all Jene brennt, die im vergangenen Jahr großes Leid oder gar den Tod erfahren mussten.“ Iulia pausierte kurz, bevor sie ihn erneut musterte und dann sprach: „Für Jemanden wie euch, der das Töten zu kennen scheint, mag dies womöglich weniger verständlich sein.“ Ihre Hand hatte sich als sie gesprochen hatte, langsam unter dem Umhang hervorgeschoben. Darunter war ein weißes Kleid aus zarter Seide zu sehen gewesen, dass sich an ihren großgewachsenen Körper angeschmiegt hatte und dessen Saum mit Silberfäden verziert war. Ruhig hob und senkte sich ihre Brust gleichmäßig, während sie weiterhin gelegentlich blinzelte und dezent auf das Schwert auf seinem Rücken gedeutet hatte, bevor ihre feingliedrige Hand wieder unter ihren Umhang zurückgewandert war.

„Doch ich konnte deshalb nicht schlafen. Meine unsteten Gedanken hielten mich wach. Ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Raubten mir sozusagen den Schlaf. Ich frage mich ständig, was ich selbst wohl dagegen hätte tun können. Was ich künftig tun sollte oder gar könnte, damit derlei schreckliche Dinge nicht noch einmal meiner liebgewonnenen Heimat geschehen können oder gar geschehen werden.“, erklärte sie ruhig und mit gedämpfter Stimme ob des Ortes, an dem sie sich befanden. Ihre Hand kam unter dem Umhang erneut hervor und beschrieb eine in den Raum deutende Geste, als sie weiter meinte: „Also kam ich hierher auf der Suche nach Antworten in mir selbst oder um zumindest einen kurzen Augenblick des Friedens zu spüren, als ich sang.“, sagte Iulia, bevor ein leichtes und unbeschwertes Lächeln wieder auf ihre Lippen fand.

„Was ich sang war ein Lobpreis, sowie eine demütige Bitte, dass die gütige Hand, die unsichtbar über uns allen ruhte und noch immer ruht, nicht von uns weichen möge, sondern dass sie uns auf dem rechten Weg leite und behüte vor allem Bösen in Zeiten der Dunkelheit. Darauf vertraue ich, weshalb ich ihr zu jeder Zeit loben und preisen will mit meiner Stimme.“, erklärte sie ihrem Gegenüber, bevor ihre blaugrauen Augen zum Altar wanderten und wieder zu dem Mann zurückkamen, als sie ihn offen anlächelte und höflich entgegnete: „Doch genug über meine schlaflosen Nächte. Was ist es was euch zu solch später Stunde noch hierherführen mag?“
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Titus
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Re: [1035] Mit Engelsstimme... [Iulia, Titus]

Beitrag von Titus »

Sein Kopf wandte sich zur Seite und betrachtete die junge Frau. Tief im Schatten der Kapuze konnte man seine Augen im Kerzenlicht schimmern sehen.

"Was Du tun kannst? Lindere das Leid der Leidenden, speise die Hungernden versorge die Wunden der Verwundeten an Körper und Seele. Du scheinst eine reiche Frau zu sein, wenn Du Dir Wachen leisten kannst, die Dich Nachts in eine Kirche begleiten. Nutze Deinen Reichtum, um die Armut zu lindern. Tue als tugendhafte Frau das, was Du tun kannst"

Sein Blick ging zurück zu den Kerzen. Seine Stimme war bestimmt, aber gedämpft. Offenbar hatte er Respekt vor diesem Ort.

"Ich bete gerne hier, wenn es Nacht ist und die Kirche leer, zu der Mutter Gottes. Ein Ort der Stille und Einkehr vom üblichen Trubel des Tages."
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Iulia Cornelia
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Re: [1035] Mit Engelsstimme... [Iulia, Titus]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia folgte den Ausführungen ihres Gegenübers schweigend und nickte einzig über seine präferierten Zeiten und den Ort des Gebets. Dann ging ihr Blick zu der Kerze und sie schüttelte sanft den Kopf, als sie mit ähnlich bestimmter Stimme gedämpft sprach: „Eure Überlegungen sind überaus mildtätig und weise. Sie ehren euch, doch ich befürchte es würden sich nur die Folgen dadurch lindern lassen. Derlei Dinge vermögen nicht das eigentliche Problem zu bekämpfen, noch zu lösen. Das Ganze ist weitaus komplizierter, als das Tugendhaftigkeit allein helfen würde. Auch wenn sie sicherlich dazu beiträgt und gewisse Tugenden letztlich dafür unabdingbar sind.“

Ihr Blick aus den unregelmäßig blinzelnden, blaugrauen Augen war düster geworden und von einer inneren Dunkelheit belegt, die eine solch bildhübsche, junge Frau nicht kennen sollte. Schließlich atmete sie bewusst tiefer ein und aus, bevor sie abwinkte und sich zu einem milderen Lächeln zwang, als sie ihn erneut ansah. Die junge Frau war offenkundig gut genug erzogen worden, um nicht derart pietätslos zu sein, einfach unter seine Kapuze blicken zu wollen. Stattdessen hielt sie weiterhin einen gewissen respektvollen Abstand zu ihm. Iulia zeigte sich interessiert an ihrem Gegenüber, ohne dabei jedoch zu forsch in ihrer Wortwahl zu sein, als sie dezent auf sein Schwert blickte, leicht darauf deutete und sich höflich erkundigte: „Wem dient ihr, mein Herr?“
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