[1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

[April '20]
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Der Leichnam auf dem Tisch war männlich, geschätzt um die dreißig, dünn und sehr blass, wie es zu erwarten war.
Die Augenlider waren geschlossen. Sah es so aus wenn sie schliefen? Die Kinder Kains? Sehr wahrscheinlich.

Toma nahm ein kleines Messer von der Werkbank hinter sich und setzte einen Schnitt von einem Schlüsselbein zum anderen und einen zweiten von diesem ausgehend über Brustbein bis zur Scham.
Kein Blut quoll heraus, offensichtlich hatte Toma dieses bereits getrunken, was die Begutachtung der Organe auch vereinfachen würde.

Sie klappten die Haut beiseite und offenbarten Nicolo das Innere des menschlichen Körpers.
Unter dem Brustkorb lagen klar ersichtlich die Lunge und zwischen den Flügeln eingebetet das Herz. Richtung Bauchraum nahm die Leber einen großen Platz ein und der Magen. Der Bauch selbst war mit dem ungeordnet wirkenden Gekräusel des Darms ausgefüllt.
Alle Organe waren blass. bläulich grau mit lilanen und noch leicht rötlichen Einfärbungen. Auch hier und da ins gelbliche gehend. Auch schienen sie noch einen leichten schleimigen Film zu besitzen. So lange war dieser Mensch noch nicht tot.

"Nicht mehr so schön anzusehen, wie wenn sie lebendig gewesen wären, aber dennoch ein faszinierender Anblick. Die Wandlung von Leben zu Tod. Ein manchmal langsamer und manchmal schneller Prozess. Auch das blutleere Fleisch hat seinen ganz eigenen Reiz, meint ihr nicht?"
Sie erwarteten nicht wirklich eine Antwort darauf. Besahen sich mit einem träumerischen Blick das Innere und strichen mit der Fingern beinahe zärtlich über die Rippen und Organe.

"Nun, werter Nicolo, erkennt ihr die einzelnen Organe?" fragten sie und gaben ihm so eine Aufgabe, während sie eine Säge zur Hand nahmen und begannen die Rippen zu durchtrennen um das Brustbein abzunehmen.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò nickte, wohl er aus anderen Gründen. Tote hatte er schon genügend gesehen, Schweine hatte ebenso schon seziert, allein in Beisein sein alten Meisters. Aber einen Menschen jedenfalls noch nicht.

Er bewegte sich dicht über den Toten und besah sich sehr genau den Brustkorb. Fragend schaute er den Drachen, an, ob dieser erlauben ein kurzes Ertasten erlauben würde.
So er sie erhielt, tastete Nicolò mit äußerster Vorsichtigkeit und einer überraschenden Sanftheit die Beschaffenheit der Lungenflügel und der anliegenden Muskulatur nach. Auch die aufgewickelten Schlingen und die Anordnung des Darms schienen ihn zu interessieren, jedoch fuhr er noch nicht über diese entlang.

Langsam blickte er zu Toma auf, sich kaum von dem Toten abwendend.
"Ich kenne sie nur vom Schwein und von jenen, deren Verletzungen Eingriffe nötig machten... Aber wenn ich mich nicht irre, ist das die Leber dort, darunter der Magen, an dem sich rechts davon die Milz schmiegt,"
Nicolò deutete jeweils auf die entsprechenden Organe.
"Hm, es sieht doch etwas anders als bei Schweinen aus, aber unter dem Darm hier, direkt am Magen, müsste es ein längliches Organ geben, welches ein Sekret absondert... Ich hatte einst einen Patienten, der dort wohl eine Art Stein hatte, aber außer mit den Sud verschiedener Kräuter konnte ich ihn nicht so richtig behandeln und aufschneiden traute ich mich zu jener Zeit noch nicht. Zu recht, wie ich jetzt sehe..."
Er schüttelte den Kopf, es war doch so einiges anders angeordnet, als er es aus seiner Lehre heraus her kannte...

"Diese Muskulatur hier unterhalb der Rippen ist bemerkenswert. Lässt sie sich die Lunge entfalten?"

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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hinderte Nicolo nicht daran den Körper zu berühren, mehr noch erwarteten sie das. Nur mit den Augen nahm man nicht alles wahr.

Auf seine Aufzählung der Organe nickten sie.

Als Nicolo das längliche Organe erwähnte, drückten sie Leber und Dickdarm etwas ausienander um ein kleines grünes Objekt offen zu legen und schoben den Magen nach oben um ein langes Organ mit Wulst zu zeigen, dass unter der Leber und dem kleinen Organ weiter hinter dem Magen verlief.
"Ihr habt es womöglich verwechselt."
Sie zeigten auf das lange Objekt.
"Meint ihr dieses Organ?" Denn es war eindeutig ein längliches Organ hinter dem Magen.
"Dieses bildet keine "Steine" und ein Sekret sondert es zwar ab, aber das würdet ihr nur sehen, wenn ihr den Darm öffnen würdet oder es von diesem trennen."
Sie zeigten auf das kleine grüne Organ, das darüber lag.
"Bilá" sagten sie und überlegten dann. "Galle. Man sagt ja, dass es schwarze Galle gäbe, aber eigentlich ist sie meist grün-gelblich. Wie ihr seht ist sie mit der Leber und dem Darm verbunden. Es zu entfernen verursacht interessanterweise jedoch keine Probleme für den Menschen, anders als bei dem länglichen Organ. Manchmal beinhaltet dieses kleine Ding körnige Verdickungen, das könnte man Steine nennen. Jedoch tritt das nicht immer auf. Also womöglich eine Besonderheit oder eine Krankheit?"

Sie ließen die Organe wieder an ihren Platz rutschen und zupften dann mit den Fingern an der dünnen Haut die Lunge und Herz von den übrigen Organe trennte.
"Diese Haut besteht aus Sehnen, so wie sie überall im Körper vorkommen. Kennt ihr sicher auch von Tieren. Dieses Sehnengebilde hier ist mit der Muskulatur unter den Rippen verbunden. In der Tat führt das Anziehen dieser Muskeln dazu, dass sich die Lunge zusammenziehen und ausbreiten kann. Es hebt und senkt sich. Was man wundervoll beobachten könnte, wenn der Mensch leben würde."

"Tatsächlich ist das Aufschneiden eines Menschen jedoch nicht so unproblematisch. Sie sterben schnell daran, selbst wenn man die Organe gar nicht verletzt. Dann können im Nachhinein neue Wunden entstehen. Organe büßen Teile ihrer Funktion ein oder sterben ganz. Manchmal war es auch nicht nachzuverfolgen was geschehen ist. Dann bekommen sie Fieber und sterben einfach. Es ist ein sehr komplexes Konstrukt."
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Nicolo Trevisan
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Re: [1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò beugte sich nicht nur vor, sondern fasste das längliche Organ an und betastete es genau, während er sich die Position im menschlichen Körper einprägte.
Er wirkte äußerst konzentriert und interessiert, scheu hatte er keine - aber das war auch nicht zu erwarten gewesen.
"Ich habe das Sekret beim Schwein gesehen, daher nahm ich es beim Menschen auch an."
Nicolòs Blick war immer noch auf die Pankreas und die Galle gerichtet.
"Es war eine Art Krankheit" murmelte Nicolò abwesend, "wenn sich die körnigen Verdickungen in der Bilà bilden und weiter gewandert sind, haben sie vielleicht das längliche Organ verletzt bei ihrer Wanderung... könnte das die Lösung sein?"
Es schien nicht unbedingt, dass Nicolò zu Toma sprach, sondern eher zu sich selbst.
Nicolò schien sich seiner Worte bewusst geworden zu sein und er räusperte sich, "vorstellbar wäre es, oder meint Ihr nicht?"
Dann wedelte er mit der Hand, wie um das Thema beiseite zu schieben.
"Ja die schwarze Galle ist mir natürlich bekannt, aber es sieht doch anders aus, als ich mir vorstellte... also, nun ich meine, wenn man es von den Tieren versucht zu übertragen, die ich sezierte."

Nicolò warf bei seinem haspeln einen raschen, schwer ergründlichen Blick zu Toma. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Leiche, während er Tomas Worten zu Muskeln und Sehnen zuhörte.
"Dieses Zusammenspiel der Muskeln ist faszinierend," auf seinem Gesicht zeigte sich kurz der innere Zwiespalt, der zwischen seine forscherhafte neugierde und seiner Einstellung zu den Menschen hin und her wogte, bevor er wieder ein neutraleres Gesicht aufsetzte.

"Ja das habe ich auch häufig beobachtet und selbst erlebt. Manche Bauchwunde, die sich auch auf den inneren Bereich erstreckte, versuchte ich schon durch das Aufschneiden zu behandeln, aber es ist einfach zu schwierig ohne genaue Kenntnis. Man weiß gar nicht, welchen Schaden man anrichten mag, wenn man auch nur versucht diese Blutungen im inneren zu stoppen. Aber deshalb bin ich auch hier, um mehr über den menschlichen Körper in seinem Inneren zu lernen."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ihr habt da als Heiler vermutlich mehr Einsichten in Krankheiten als wir. Wir wissen nur was wir bisher an Menschen gesehen haben. Welche Art von Krankheit es ist, das interessiert uns auch nicht. Aber rein physisch wird es möglich sein, ja, dass diese Steine dieses andere Organe verletzten können. Sie münden indieselbe Öffnung am Darm."
erklärten sie und deuteten auf den Bereich wo die kleinen Stränge sich trafen.

Nachdem Nicolo über den Bauchraum gesprochen hatte, ließen sie von der Galle und der Bauchspeicherldrüse ab und legten eine Hand auf den Dünndarm.
"Bauchwunden sind schnell tödlich und in der Tat schwer zu finden und wieder zusammenzufügen. Nicht verwunderlich wenn man sich die ganzen Windungen ansieht. Ein Stich mit einer flachen Klinge, wie einem Schwert oder Messer durchtrennt oder beschädigt direkt mehrere Bereiche an diesem wurmähnlichen Gebilde. Nun lässt sich das für jemanden wie euch schwerlich zusammenflicken, wenn man zwischen Blut und Fäkalien die Wunde suchen muss." Sie hatten es da deutlich einfacher, sie konnten es fühlen und brauchten die Hand nur in die Wunde schieben, auch wenn es dennoch einiges an Fingerspitzengefühl und Geschick erforderte, dies ohne das offenlegen des Bauches zu tun.
Sie nahmen ein Messer und rammten es in das Gekröse, hinterließen einen Schnitt in mehreren Windungen. Dann zogen sie den Darm heraus und hielten vor Nicolo das kalte schlauchartige Fleisch empor und zeigten ihnen die vielen kleinen Wunden die sich nun an verschiedenen Stellen befanden.
"Wenn der Mensch Glück hat geht die Klinge zwischen den Windungen hindurch, wenn nicht müsstet ihr jede einzelne Wunde vernähen oder ihr hofft, dass der Körper sich selbst heilt, wenn die Wunde nur klein ist. Doch in den meisten Fällen wird eine Bauchwunde tödlich sein. Entweder vor dem Eingriff oder danach." Für profane Heilversuche würde es nicht möglich sein eine solche Wunde immer zu heilen.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Abermals verfolgte Nicolò genau den Ausführungen des Drachen - sowohl mit den Augen, als auch fühlte er es selbst mit den Fingern nach. Nicolò machte ganz den Eindruck eines wissbegierigen und eifrigen Schülers.
Dennoch war das Gebaren dann doch etwas seltsam zumute- an vielen Stellen nickte Nicolò wissend, obwohl er behauptete keinen Menschen seziert zu haben.
"Die Windungen sind fasziniert und die Länge ebenfalls. Ein faszinierendes Organ, bedenkt man, dass die aufgenommenen Speisen diesen langen weg gehen. Man mag sich fragen, warum der Allmächtige es so kompliziert gemacht hat."

Nachdem Toma mit dem Messer zugestochen hatte, nahm Nicolò jede einzelne Windungen hoch und besah sich genau den Schaden, welcher angerichtet war. Dann seufzte er.
"Eine wahre Sisyphus Arbeit jede Windung einzeln zu versorgen - zumal man den Darm schon gar nicht herausnehmen sollte," murmelte Nicolò noch hinterher.
Dann fuhr sein Kopf ruckartig hoch und Nicolò blickte Toma einen kurzen Augenblick musternd oder eher abschätzend an, bevor er im nächsten Augenblick fragte:
"Aber was meint Ihr mit 'für jemanden wie euch'? Ist es nicht für jeden Chirurgen oder Medicus schwierig?"
Nicolòs Blick lag intensiv auf dem Herold
"Oder mag es vielleicht Möglichkeiten geben, wie man so etwas leichter erkennt?"

Noch ein zwei Augenblicke länger, schaute Nicolò Toma mit einem seltsamen Blick an, bevor er sich wieder dem Darm zu wandte.
"Ja ich sehe nun, die Chance solche Wunden zu überleben ist gering. Ich sollte wohl versuchen, diese Eingriffe irgendwie zu üben. Schließlich sind solche Wunden in Schlachten durchaus häufig, vielleicht kann man so die Chancen etwas verbessern...
Nun ja, bitte fahrt fort, Wohlwerter Herold. Es gibt noch so viel mehr zu sehen..."

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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma sah Nicolo geradezu begeistert an als dieser sich auch über die Komplexität zu wundern begann.
„Ah. In der Tat. Das fragt man sich. Wäre es nicht „einfacher“ und würde weniger Raum einnehmen, wenn der Darm kürzer wäre? Wenn die Nahrung statt wie in einem Schlauch in mehreren Mägen verändert würde? Wie bei einer Kuh. Doch womöglich ist es so effektiver. Wenn man sich die Tiere ansieht, dann scheint es doch so, als hätte Gott diverse Formen und Varianten des körperlichen Aufbaus ausprobiert, nicht wahr? Wir glauben demnach auch dass der Mensch nicht das perfekte funktionale Lebewesen ist, dass Gott sich ersonnen hat. Es ist ein Experiment.“

...und sie Gottes geführte Hände neue Formen zu finden.

Dann stopften sie den Darm wieder in die Bauchhöhle.

„Unserem Blut sind Fähigkeiten gegeben, die ihr nicht habt oder ein sterblicher Medicus. Für uns ist es daher einfacher eine solche Wunde zu schließen. Nicht einfach per se, aber wir denken einfacher als für alle anderen.“

„Ihr könnt es üben eine solche Wunde zu versorgen doch die Chancen auf ein Überleben bleiben nicht sehr hoch.“

Dann wies Toma mit einer Hand auf den Leichnam.

„Ihr könnt gern selbst untersuchen was ihr sehen wollt und eure Fragen stellen. Es ist an jedem selbst Erkenntnisse zu finden und sind sie nur dann am wervollsten.“
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Nicolo Trevisan
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Re: [1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò schien die Begeisterung zu teilen, wenn auch er ein nachdenkliches Gesicht machte, als Toma über die Beschaffenheit des Verdauungsorgans philosophierte, dann erhellte sich sein Gesicht plötzlich:
„Hm, jetzt wo Ihr es sagt, erscheint es mir einleuchtend. Es mag wohl daran liegen, welche Nahrung man zu sich nimmt. Eine Kuh isst nur Gras, da scheinen die mehrere Mägen effektiver zu sein. Dagegen erinnert der Darm des Menschen eher an dem des Schweines, was bekanntlich auch alles Mögliche frisst… Hm, wie sieht nun der Aufbau eines reinen Fleischfressers aus… Verschiedene Anforderungen mögen also verschiedene Formen bedingen…“
Nachdenklich starrte er noch weiter auf die Leiche, selbst als Toma den Darm zurückgestopfte. Seine weiteren Worte fesselten jedoch erneut seine Aufmerksamkeit. Konnten auch die Gaben des Drachen heilen? Die Frage war eindeutig in sein Gesicht geschrieben, aber dann schüttelte er sachte den Kopf und hob eine Augenbraue.
„Ihr vergesst, dass ich kein sterblicher Heiler bin, wohlwerter Toma. Dennoch will ich mich auch in der profanen Arbeit üben.“
Dann beugte er sich wieder über den Leichnam.
„Ich denke, hier vertreten wir unterschiedliche Ansichten. Meiner Meinung nach, ist es die beste Möglichkeit Erkenntnisse durch gezielte Führung zu gewinnen und dann den Selbstversuch zu starten. Aber nun dann."

Nicolò nahm die Säge und legte fachmännisch und geschickt das Herz frei. Er ging mit einer Geschicktlichkeit vor, als hätte er dies bereits viele Male durchgeführt oder war es nur ein glücklicher Umstand? *

"Das Herz, ein überaus interessantes Organ. Findet Ihr nicht auch?"
Nicolò beugte sich tiefer darüber, besah sich den Muskel genau. Dann tastete er mit den Fingern am Herzen herum - befühlte die Struktur und schließlich die Adern, die hinein und hinaus führten. Der Arterie pulmonalis dextra folgte er mit den Fingern zur Lunge hin.
"Wenn ich mich recht entsinne, ist dies die von Galen beschriebene Venenader und hier," damit folgte er wiederum der Arterie, die von der Lunge zum Herzen führte, "die Adervene, welches das Pneuma zum Herzen transportiert, um es abzukühlen. Ist das richtig?
Leider kann man es nicht am Toten festzustellen, aber vielleicht ..."
Nicolò räusperte sich,
"...wisst Ihr warum das Herz schlägt? Seid Ihr der Meinung Galens, dass durch die Haut die Ausdehnung der Flüssigkeit im Herzen verhindert wird, was im Klopfen resultiert?"

Neugierig blickte der Salubri Toma an und wartete auf seine Antwort.

Dann erst entfernte er langsam und vorsichtig das Herz, während er Arterien und Venen durchtrennte.* Er nahm das Herz nun hoch und besah es sich von allen Seiten, betrachtete die feinen Äderchen die so blutleer schwer zu erkennen waren.
"Hm, ich frage mich..."
Aber dann zuckte Nicolò nur die Schultern und legte es zurück an seinen Platz. Stattdessen fuhren seine Fingern nun der Trachea hoch zum Kehlkopf nach. An Stellen wo der Brustkorb noch nicht geöffnet war, half er nach in dem er den Schnitt erweiterte, bis er am Kehlkopf angelangt war. Dann fuhren seine Finger wieder zurück - den Weg der einatmenden Luft, wie es bei einem lebenden wäre, folgend, bis hin zu den feinen Verästelungen der Bronchien. Nicolò kniff seine Augen zusammen, er schien innerlich mehrere Minuten mit sich zu ringen, bis er schließlich vernehmlich und eigentlich unnötig aufseufzte. Auch wenn er selbst solche Experimente aus tiefsten Herzen ablehnte, war er schließlich genau wegen solcher Fragen hierher gekommen und wenn er hier lernte, konnte er anderen noch mehr nützen...
"Habt Ihr dies auch schon einmal an einem Lebenden untersucht? Wisst Ihr, wie es sich verhält?"
Wieder schaute Nicolò sein Gegenüber an.

___________________________________________
*Zum Aufschneiden und späteren heraustrennen des Herzens:
Geschick + Medizin
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

“Verzeiht , werter Nicolo, wir waren im Moment tatsächlich nicht darauf gekommen, dass ihre eure Kraft auch an anderen Lebewesen einsetzen könnt. Ihr fragtet ja auch nach den normalen Methoden um Wunden zu heilen. "
Sie blickten ihn einen Moment fasziniert an.

"Ihr habt eine starke Kraft geschenkt bekommen. Heilung. Ebenso göttlich wie Schöpfung selbst. Man könnte euch als einen Heiligen verehren.”
Toma verzog ein wenig das Gesicht, lächelte dann aber.

“Ihr könnt etwas rückgängig machen oder? Etwas in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen?
Ihr müsst nicht warten bis der Körper von selbst sich heilt?
Könnt ihr ein Bein heilen das vor Jahren gebrochen wurde oder ist es dann schon seine neue Form?”


Sie überlegten. Wir funktionierte dies wohl. Sie wussten, dass sie selbst immer wieder zurück zu der Form kehrten die sie sich selbst geformt hatten, bei Schaden, doch wie viel konnte der Salubri bei einer Verletzung rückgängig machen?

Sie hörten weiter zu was Nicolo sagte.
Dachte darüber nach.
Während dieser dann das Herz untersuchte sprachen sie:
“Wir unterscheiden uns sehr, werter Nicolo. Wir haben die Heilkunst nie gelernt und wissen von manchen Organen nicht wie jemand wie Galen sie genannt hat oder ihre lateinische oder griechische Bezeichnung ist. Von manchen Dingen wissen wir nicht einmal den Namen in unserer Muttersprache.
Wie dieses längliche Organ, das wir vorhin untersucht haben neben der Bila. Wie nennt ihr es?
Da wir nie jemanden unterweisen mussten, mussten wir auch nie wissen wie etwas heißt.
Wir wissen einfach durch ausprobieren, wofür welches Organ ungefähr da ist und wo es hingehört.
Wir hatten jedoch auch erst keinen Lehrer der uns hätte etwas beibringen können, wodurch wir vieles selbst lernen mussten und daher auch eine andere Herangehensweise an das Lernen haben als ihr. Später hielt es unser Erzeuger auch so, dass wir selbst lernen sollten. Er führte uns nur in die richtige Richtung oder erklärte unsere Fehler.”

So fanden sie es auch interessant diese Wörter zu hören. Venenader, Adervene, Pneuma…

„Ja und nein. Es ist vor allem der Muskel um das Herz und der Brustmuskel der das Herz einschränkt. Ein Klopfen ist nicht immer zu hören. Manchmal ist es sehr schwach. Es kommt auf die Menge des Blutes an. Das Herz ist recht dehnbar, doch es drückt dann dabei gegen die Muskel. Je mehr Blut desto deutlicher das Klopfen.“
„Wir haben jedoch sehr viele Jahrzehnte daran gearbeitet die vielen Geheimnisse des Körpers zu ergründen und werden euch nicht einfach so alles offenbaren, was an euch selbst wäre herauszufinden. Für dies alles ist der Gefallen nicht wert."

"Diese „Äste“? Was glaubt ihr denn was sie tun? Wir wissen was sie offensichtlich tun, doch vermutlich vollzieht sich noch etwas das für unsere Augen nicht sichtbar ist. Denn es wäre recht unsinnig Luft einzuatmen um sie einfach wieder auszuatmen, nicht?“
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Nicolo Trevisan
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Re: [1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò stützte sich auf dem Tisch ab. Seine Stirn war nachdenklich gerunzelt und seine Augenbrauen leicht zusammengezogen.
"Ja, diese Kraft ist mächtig und dennoch sind mir auch trotzdem Grenzen gesetzt..." Kurz drang ein düsterer Schatten auf seinen Zügen an die Oberfläche und er seufzte, dann machte er eine vage wedelnde Handbewegung.
"Die Stille würde es wohl eher gefährden zumal ich nicht zur Heiligen Verehrung geeignet bin..."

Das nachdenkliche Gesicht kehrte nun wieder zurück.
"Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten...
Das gebrochene Bein ist ein gutes Beispiel. Ist es verheilt, muss ich es erst wieder brechen und richten, um es dann erneut zu heilen. Wenn es aber zum Beispiel eine schon lange schwelende Wunde ist, kann ich den unversehrten Zustand sofort herstellen. Es hängt also richtigerweise davon ab, ob der Körper es angenommen hat oder nicht. Zumindest wenn es eine natürliche Verletzung ist. Es scheint bei hm... nun sagen wir unnatürlichen Verletzungen anders zu sein..."

Nicolò senkte den Kopf, um den Drachen seine grimmigen Züge nicht zu zeigen. Dann schüttelte er den Kopf - dafür war er nicht hier und er hatte schon zu viel gesagt.

Stattdessen besann er sich auf die unterschiedlichen Sichtweisen bezüglich des Lernens.
"πάγκρεας - Pánkreas so nennen es jedenfalls die Griechen. Die Richtung zu Vorzugeben und die Fehler zu erklären ist eine gute Methode, wenn man die Grundlagen kennt. Wenn man darauf aufbaut, sitzt das erlangte Wissen sicherlich sozusagen tiefer, als wenn man es nur erklärt bekommt. Andererseits öffnen vorhegende Erklärungen die Augen für so manches Detail, was einem sonst vielleicht entgangen wäre. Beide Ansätze bieten gewisse Vorzüge und Nachteile so denke ich."
Er wusste nicht, ob er sich verständlich ausgedrückt hatte oder nicht und ein Philosoph war er jedenfalls schon gar nicht. Etwas ratlos schaute er sein Gegenüber an.

"Hm, dann scheint Galen sich zu täuschen. Vielleicht könnte man es an einem lebenden Schwein untersuchen... Hm, habt Ihr so etwas schon an Tieren probiert? Zumindest für diese Antwort, sollte der Gefallen ausreichen."

Nicolò deutete auf die Äste.
"Die Pneuma wird dort aufgenommen und laut Galen wird sie dann zum Herzen transportiert, um dieses zu kühlen. Aber wie funktioniert es genau, das frage ich mich..."
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