[1035] Das letzte Einhorn kehrt zurück [Nicolo, Toma]

[Toma Ianos Navodeanu]

Sie hörten aufmerksam zu und bei dem Punkt mit der Beichte, pressten sie die Lippen zusammen. Beichte...wofür? Weil sie Brimir nicht angegriffen hatten? Hm...sie hatten schon einmal „gebeichtet“ vor Aurore und allen anderen für ihre Verfehlungen im letzten Krieg. Es war nicht schlimm, doch diesmal wäre es direkt vor Ferruccio. Wer wusste wie dieser reagierte so verwirrt wie er schien. Doch er war ein Ancilla, nun oder wollte es sein. Sie müssten irgendwann ohnehin mit ihm sprechen.

Auch die Erwähnung, dass Freiheiten nun vorbei seien, ließ sie missgelaunt das Gesicht verziehen. Das hatten sie bereits gemerkt. Die Beschränkung der Guhle, die Pflicht zu Jagd, die Strafe für den Stillebruch und eine potentielle Hinrichtung...Die nächsten Jahre würden schwer werden, doch wer nicht dagegen ankam, überdauerte nicht.

„Hm. Nun ja, das sind in der Tat keine freudigen Nachrichten, aber das war auch nicht anders zu erwarten bei ihrem Zorn.“
Sie blickten Nicolo musternd an.
„Sagt, warum habt ihr denn um Gnade für den verehrten Brimir gebeten?“

[Nicolo Trevisan]

Nicolò's Augen verengten sich etwas und er bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, bevor er antwortete:
"Es ging um den Schutz der Domäne. Der verehrte Brimir besitzt Informationen, die für die Sicherheit Genuas unerlässlich sind und mit seinem Tod, wären dies entschwunden. Deshalb bat ich um Gnade."

Damit endete Nicolò zunächst und es schien nicht danach, als woltle er weiter darüber reden.

[Toma Ianos Navodeanu]

"Für die Sicherheit Genuas." Das war eine schwerwiegende Behauptung. "Und nur ihr wusstet davon?" Sie waren skeptisch und schauten auch so.
"Welche Bedrohung sollte dies sein? Haben wir nicht erst eine hinter uns gebracht?" Oder sie aufgenommen, wie man es auch sehen wollte.

[Nicolo Trevisan]

Nicolò blickte den Herold mehrere Augenblicke durchdringend an.
"Natürlich nicht, aber ich war auch nicht der einzige, welcher Brimir vor der Vernichtung bewahren wollte. Und viele sind der Aufforderung der höchstverehrten Aurore zudem nicht nachgekommen.Wenn Ihr wünscht, genaueres zu erfahren, wohlwerter Toma, muss ich Euch leider an den sehr verehrten Lydiadas verweisen.
Ohnehin ist es auch nicht die einzige Bedrohung, die Genua noch plagt. Bedenkt man die Melissiden und die Menschen, welche uns gezielt jagten."

Nicolò hob die Hand nachdenklich zu seinem Bart und murmelte,
"Ich frage mich, ob es da einen Zusammenhang gibt..."
Aber dann schwieg er.

[Toma Ianos Navodeanu]

"Noch seltsamer. So viele sollen also davongewusst haben und der sehr verehrte Seneschall, aber die höchst verehrte Auroe nicht? Interessant. Das sagt viel über euch und über sie aus, so es die Wahrheit ist."
"Es ist auch bemerkenswert dass ihr euch habt zwischen zwei kämpfende Kainiten gestellt. Selbstmörderisch könnte man auch sagen, aber ihr habt es ja überlebt."
Das war durchaus beeindruckend auch wenn es aus Tomas Sicht immer noch ein wenig dumm blieb.

"Natürlich, die Menschen sind auch eine Bedrohung, aber hätten diese Informationen von Brimir diese Menschen betroffen?"

[Nicolo Trevisan]

"Die Motive der anderen kenne ich natürlich nicht, aber man kann sich natürlich nach ihrer Motivation fragen. Das die höchst verehrte Aurore hierüber Unkenntnis hat, erscheint mir ebenso schwer vorstellbar, dennoch bietet sich hier viel Raum für Spekulationen. Und sei es nur, dass sie dies anders einschätzt. Der sehr verehrte Lydiadas nahm diese Gefahr jedoch durchaus ernst, in der kurzen Audienz, die er mir gewährt hatte während der Nächte nach dem Hof."

Wieder fuhr sich Nicolò durch den Bart, dann schüttelte er den Kopf.
"Nein, das glaube ich nicht, doch wissen tue ich es nicht. Es ergab sich nach dem Hof keine Gelegenheit mehr, mit dem verehrten Brimir zu sprechen und ich erhielt diese Information selber erst... vor kurzem. Doch kann ich mich nur wiederholen. Wenn Ihr mehr darüber wissen wollt, solltet Ihr mit dem sehr verehrten Lydiadas sprechen, wohlwerter Toma."

[Toma Ianos Navodeanu]

Gut, wenn er nicht mehr darüber sprechen wollte. Dann würden sie den Seneschall eben fragen...irgendwann, wenn es wirklich nötig sein sollte.
Sie konnten auf seine Gesellschaft in nächster Zeit erst einmal verzichten.

"Nun gut. Dann lasst uns zurückkommen auf das eigentliche Thema des Abends: Wir erwarten euch in zwei Wochen im Nebengebäude des A Tarda Ora zu eurem Unterricht." Keine Frage, kein Angebot. Eine Feststellung.

[Nicolo Trevisan]

"So sei es, wohlwerter Herold."
Nicolò nickte mit dem Respekt, welcher der Stellung zukam und stand dann aber eine Spur hastig auf - scheinbar hatte ihn der Aufenthalt hier wohl doch eher wenig behagt.

Dennoch erschien er genau zwei Wochen später wieder am A Tarda Ora. Diesen Abend begleitete ihn nur eine Person. Augenscheinlich eine Wache, gekleidet in Gambeson und mit einem Schild auf den Rücken und auf einem Speer geschützt. Es war nicht Nicolòs üblicher Diener, doch suchte er genauso wachsam die Umgebung ab.
Nicolò hatte wie stets seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen, diesmal trug er jedoch einen zusätzlichen Beutel, welcher sich schon leicht ob der Gegenstände darin ausbeulte.
Und so klopfte er an die Tür zum Nebengebäude des A Tarda Ora an.

[Toma Ianos Navodeanu]

Diesmal war es Toma persönlich der die Tür öffnete. Nur bekleidet mit einem fleckigen Leinentuch um den Hüften.
Den nackten Oberkörper zu sehen machte es erneut deutlich wie schnell und scheinbar unproblematisch dieser Kainit zwischen männlichem und weiblichem Körper wechseln konnte. Wenn man es nicht wüsste, würde man diesen Körper, den der Tzimisce hier präsentierte, als so geboren angesehen.

Mit einem Nicken ließen sie Nicolo und seinen Diener ein, auch wenn sie letzteren ab da an ignorierten.
Der Salubri war schon einmal hier gewesen in diesem kleineren Gebäude, wo Toma sein Auge berührt hatte.

"Guten Abend, werter Nicolo. Wir haben bereits alles vorbereitet. Kommt mit. Euer Diener kann dort hinten warten." begrüßte der Tzimisce den Heiler und deutete auf den Aufenthaltsraum am Ende des kleinen Flures, wo ein Feuer in einer Herdstelle brannte.

Toma betrat stattdessen einen Raum auf der linken Seite, der mit Kerzen erleuchtet war.
Ein Raum der einen deutlichen Nutzen hatte...Menschen oder Kainiten hier festzuhalten und diesen Schmerzen zuzufügen. Toma hätte dies natürlich anders beschrieben, doch war es die Wirkung die einem Besucher bei diesem Anblick kommen musste.

Nicolo sah einen Tisch mit Hand und Fußschellen und ein gedrehtes Kreuz in einer Ecke an dem ebenfalls Ketten mit Schellen angebracht waren, deren Enden in der Wand dahinter verankert waren. In einer anderen Ecke hingen Ketten von der Decke. Daneben befand sich noch eine Werkbank auf der Werkzeug lag.
Messer, Zangen, Säge...

Auf dem Tisch lag ein männlicher Körper. Blass und ersichtlich tot.
Toma stellte sich daneben, hinter ihnen die Werkbank.
"Seid ihr bereit?" fragten sie Nicolo.

[Nicolo Trevisan]

Unwillkürlich erschauderte Nicolò, die Kräfte und die Kunst des Tzimisce seinen Körper nach belieben zu formen, weckte ein starkes Unbehagen in ihm.
Er strafte die Schultern und gab sich einen Ruck. Nicolò senkte sein Haupt in Richtung Brust, bevor er sprach.
"Seid gegrüßt wohlwerter Herold."
Dann bedeutete er Giove in dem zugewiesenen Aufenthaltsraum zu warten und entließ ihn mit einem Nicken, während er selbst dem Tzimisce folgte.

Als er den Inhalt des Raumes sah, wäre er fast wieder hinaus gegangen, um es sich anders zu überlegen. Aber nur fast, stattdessen verharrte er einige Augenblicke auf der Stelle und besah sich die Folterinstrumente. Er konnte den Impuls des Kopfschüttelns unterdrücken und bemühte sein Gesicht krampfhaft um einen neutralen Gesichtsausdruck, wenn auch dieser vermutlich eher verbissen aussah.
Als er den Toten gewahr wurde, durchzuckte ihn dann beinahe Erleichterung - er hatte schon befürchtet doch noch einen lebenden hier vorzufinden...

Er bemühte sich seine verbissene Miene, etwas zu entspannen und nickte dann Toma zu.
"Ich bin bereit, wohlwerter Toma."