[1035] Zeit für listige Listen [Alain, Ilario]

[Ilario]

Sich eine Nuance zurücklehnend umspielte ein leichtes Lächeln die Lippen des Schattens. "Oh, ich mag wie ihr denkt. Eine wirklich vortreffliche Idee werter Alain. In diesem Umfeld, nur die Hohen und die Verborgenen, letztere werden vermutlich unangenehm auffallen, bieten wir vor allem auch den anderen die Möglichkeit sich angemessen zu verhalten. Oder eben daran zu scheitern." Ob er da an jemanden Bestimmten dachte oder nur auf das Blut aus war sollte sich jemand selbst ins scharfe Schwert der Etikette stürzen?

"Nebenbei gesagt scheint es auch eine nette Geste der Wertschätzung gegenüber den Nosferatu von euch. Die Verborgenen haben wahrlich genug gelitten. Erst hat man sie in Clavicula samt aller Bewohner beschossen... nebenbei bemerkt eine harte, höchsten Respekt verdienende, und schwere Entscheidung ihrer höchstverehrten Majestät, und dann verlieren sie auch noch ihre Domäne. Ich frage mich wer so mutig und dumm sein wird als erstes seine Hand nach Clavicula auszustrecken..."

[Alain le Beau]

"In der Tat. Die Verborgenen haben ein wenig Anerkennung verdient, denke ich." Der Jüngling runzelt die hübsche Stirn. "Ihrer höchst verehrten Majestät, sagt ihr? Wie interessant. Ich stand unter dem offenbar irreführenden Eindruck, es sei Lydiadas gewesen, der den Brand Claviculas befohlen hat." Er schweigt für einen Moment. "Aber ich denke, ich kann die Entscheidung nachvollziehen, wenn ich an die... Wechselspielchen des sehr verehrten Godeoc auf der so unschön beendeten Feier der höchst verehrten Aurore denke. Zwei Loyalisten, denen er zwei Verräter gegenübergestellt hat. Wie soll man so jemandem vertrauen?" Alain reibt sich das Kinn. "Was meint ihr, werter Ilario? Ist der sehr verehrte Godeoc dabei umgekommen?"

[Ilario]

"Nun der sehr verehrte Lydiadas beschäftigte sich persönlich damit die Brände zu löschen, was natürlich auch eine List gewesen sein könnte. Wie dem auch sei, die Nosferatu haben einen schweren Schlag erlitten... doch ob der sehr verehrte Godeoc umgekommen ist? Wer vermag das schon zu sagen?" Einen Moment blitze etwas auf, eine Art Erkenntnis war in Ilarios Blick zu lesen. Doch er schwieg darüber. "Sollte er nicht vernichtet oder in Starre sein, dann frage ich mich wieso er all das hinnimmt..."

[Alain le Beau]

"Ich wette euch 50 Silbermünzen dass er noch lebt", sagt Alain und lächelt. "Nicht umsonst werden die Nosferatu auch 'Die Verborgenen' genannt. Was den Grund angeht, so habe ich meine Vermutungen. Zum einen sind da diese strikten, neuen Regeln. Meint ihr, der sehr verehrte Godeoc hätte die Beschränkungen für seine Familie einfach akzeptiert? Zum anderen, nun, wenn beide Seiten den anderen beschuldigen, den Brand verursacht zu haben - wem hätte er sich zuwenden sollen? Er hat seine Neutralität deutlich gemacht, als er seine jüngeren Verwandten so trefflich verteilt hat, aber neutral zu sein, bedeutet, von allen gleichermaßen verachtet zu werden."

Der Jüngling zuckt grazil mit den Schultern. "Besser dann, im Verborgenen zu weilen und abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Im rechten Moment hervorzutreten und gleichzeitig seine Macht in den Schatten zu festigen..." Er stutzt. Dann grinst er. "Ein Schlachtfeld also, auf dem euer Haus ebenfalls versiert ist. Ihr solltet euch auf Angriffe gefasst machen, werter Ilario - das ist mein Ratschlag. Ich werde mit Interesse das Ergebnis dieses Konfliktes erwarten, denn ich bezweifle, dass sein Verlauf offensichtlich sein wird."

[Ilario]

"Das sind wir doch alle werter Alain, das sind wir doch alle. Wir Kainiten sind schon lange nicht mehr zu offenen Herrschern wiedergeboren, es ist uns bestimmt aus den Schatten heraus die Geschicke der Menschen zu lenken." Ein hintersinniges Lächeln umspielte des Schattens Lippen als Alain von Angriffen sprach. "Natürlich, damit rechne ich immer. In diesen Nächte noch mehr als sonst. Und doch erscheint es mir sinnvoll möglichen Angriffen nicht nur auszuweichen oder ihnen zu begegnen, sondern ihnen zuvorzukommen." Einen Moment lang senkte sich sein Blick, dann sah er wieder auf. "Mir liegt, vermutlich ebenso wie euch, daran nicht überrumpelt zu werden. Beispielsweise mit der Ernennung zur Harpye... Hattet ihr um dieses Amt gebeten?"

[Alain le Beau]

Alain schüttelt den Kopf. "Keineswegs. Die höchst verehrte Aurore wird sich aber ihren Teil dabei gedacht haben, gerade mich dafür auszuwählen. Ein solches Amt kann ja eine Form der Belohnung sein - und gleichzeitig eine Kette, die enger an den Herrschenden bindet. Zumindest vermute ich, dass es als Belohnung für Treue gemeint war." Er sieht sein Gegenüber hintersinnig an. "In anderen Fällen... nun, es kann sicherlich auch eine Form der Bestrafung sein, ein Amt zu erhalten. Würdet ihr mir nicht zustimmen, werter Ilario?"

Dann zuckt er mit den Schultern. "Aber wie dem auch sei: Ich bin weiter an einer Zusammenarbeit interessiert und zum Glück bleibt uns ein Wettstreit wie bei den Geißeln erspart. Handelsbeziehungen waren unser letzter Stand, nicht wahr? Auf Brimirs Hilfe können wir dabei kaum mehr zählen. Andererseits sollten die Meere nun ruhiger sein, wo die See der Schatten unsere Schiffe verschonen wird."

[Ilario]

"Bestrafung? Eher ein Instrument der Kontrolle, mit diesem Amt und dem Regelmäßigen Austausch mit den Ahnen... bleibt es für diese einfacher ein Auge auf das zu haben was wir tun." Vermutlich wäre es Ilario schon lieber gewesen im aller Stille seinen ganz eigenen Plänen nachkommen zu können. Er hätte wohl auch nach einem anderen Amt gestrebt, eines das nun anderweitig besetzt war und derzeit außer Reichweite. Aber wenn Kainiten eins hatten dann Zeit.

Er riss sich aus seinen finsteren Überlegungen von Blut und Asche und nickte Alain zu. "Handelsbeziehungen, ja auch ich denke wir könnten das Projekt wieder aufleben lassen. Zwar gibt es noch immer die Gefahr sterblicher Piraten, aber die See wird unsere Schiffe nicht mehr gezielt versenken. Denke ich zumindest. Im westlichen Mittelmeer sind wir vermutlich einigermaßen sicher, auch wenn der sehr verehrte Lydiadas bestimmt auch dort Feinde hat oder Fraktionen der See die mit derer der höchsverehrten Teja konkurrieren. Das östliche Mittelmeer halte ich nun für gefährlicher, denn die größte Flotte der Welt ist nun unser Feind. Byzanz selbst, der größte Widersacher der See der Schatten."

[Alain le Beau]

"Kein Risiko", erwidert Alain entschieden. "Wir können unser Glück bei den Höfen versuchen, oder aber Schiffe bis hinauf an die Gestade Britanniens segeln lassen. Ich habe vor Jahren einmal einen Kundschafter dorthin entsandt, auf eine Insel, die von den Nordmannen teilweise besetzt war. Nach Hibernia." Er zuckt mit den Schultern. "Die Menschen dort, nun, sie haben keine großen Städte, aber das bedeutet nicht, dass sie arm sind. Ich hörte von Armringen aus Silber und reich verzierten Schwertern bei ihren Anführern. Warum also nicht den Luxus Genuas dorthin bringen und mit ihren Gütern zurückkehren?"

Er verschränkt die Arme. "Wenn ihr weitere Partner für diese Unternehmung gewinnen wollt, schlage ich den werten Nicolo vor. Er versucht schon lange, im Handelsgeschäft Fuß zu fassen."

[Ilario]

"Die Höfe sind näher, das Risiko dadurch vermutlich geringer und die Route schneller. Auch weil mich vor allem interessiert welche Kontakte sich hier auf kainitischer Ebene knüpfen lassen, weniger der Profit. Der natürlich eine angenehme Nebensache ist. Interessant wäre die Sicherung der Konvois, wie viele Schiffe wir segeln lassen können und so weiter. Es wäre also auch von Seiten eines möglichen Gesellschafters wie dem werten Nicolo interessant ob er ein eigenes Schiff ausstatten kann oder nicht? Sollten wir zu einer Einigung kommen und das Projekt starten, würde ich eventuell in Erwägung ziehen ein Kriegsschiff bauen zu lassen. Dann wären Piraten kaum noch ein Problem... Ein solches als Geleitschutz segeln zu lassen muss natürlich in Relation stehen."

Ilario faltete die Hände und sah Alain an, abschätzend wie groß der Tzimisce das Unternehmen wohl gedacht hatte.

[Alain le Beau]

"Wir sollten die Kosten gemeinsam tragen, ebenso wie den Profit", sagt Alain schlicht. "Der Salubri könnte ein... Juniorpartner werden." Er denkt kurz nach. "Eine dritte Option ist natürlich, mit den Domänen der Schatten zu handeln. Ich bin in dieser Hinsicht opportunistisch genug. Ihre Schiffe würden uns zusätzlichen Schutz bieten. Natürlich besteht immer das Risiko, dass sich die Machtverhältnisse wieder ändern, aber ich denke, für einige Jahrzehnte werden wir zumindest eine gewisse Stabilität genießen."

Der Tzimisce beobachtet die Reaktion seines Gegenübers sehr genau. Keine Liebe zwischen den Linien - oder Hass?