[1035] Neues Blut [Benjamin, Toma]

[Toma Ianos Navodeanu]

Den richtigen Gedanken habend bestätigt dies Toma mit einem knappen: "Vorher."

Dann sinnierten sie noch etwas:
"Clan der Jagd...ja. Es gibt einige derer des Clans des Tieres die sich auch gern als Jäger bezeichnen. Im Grunde sind wir alle Jäger. Kein sehr treffender Name wenn er so weitgefasst ist.
Clan des Blutes auch interessant." Sie würden wohl bei Banu Haqim oder Assamiten bleiben.

"Nun, haben wir alles nötige besprochen?"

[Benjamin]

Benjamin lächelt, das Lächeln hat etwas extrem düsteres und morbides, aber auch trauriges. Ein Lächeln das man zeigt weil man nicht will dass einen die Trauer übermannt.

„Wir sind alle Jäger, da mögt ihr in gewisser Weiße Recht haben, aber all jene die denken sie wären tatsächlich Jäger haben in den seltensten Fällen wirklich gejagt. Eine Jagd auf einen Kainiten, der Moment wenn die letzte Lebensenergie verlässt, das Fleisch verfault oder sich komplett in Asche auflöst, dass ist das Ende einer wirklichen Jagd. Habt ihr schon einmal einen Kainiten mit eigenen Händen getötet? Nicht im Kampf, sondern weil euer einziges Ziel war sein Leben ein für allemal auszulöschen. Habt die Angst und die Überraschung gesehen wenn der Moment der Einsicht in seinem Verstand angekommen ist? Die Einsicht das er sein Leben verwirkt hat. Die Panik im Blut gerochen die aus jeder Pore getroffen ist? Der Clan des Tieres macht Jagd auf Tiere, nicht auf Jäger. Deswegen heißt er Clan des Tieres und nicht Clan der Jagd.“ er schaut von der Münze die er die ganze Zeit in seiner Hand gedreht hatte hoch und die kalten Augen lassen keinen Zweifel das er all das schon erlebt hat.

„Wegen mir haben wir das werter Herold.“ die Kälte ist wieder zurückgewichen und er lächelt wieder freundlich und echt.

[Toma Ianos Navodeanu]

Toma zog eine Augenbraue in die Hähe und dann lächelten sie jedoch etwas schief.
„Glaubt ihr, dass wir euch auf diese Frage mit ja antworten würden, wenn es so wäre? Die wahrscheinlichkeit wäre doch hoch, dass wenn es so wäre, dass wir dann selbst Asche wären.
Nein wir haben nie ein kainitisches Leben beendet, nur Hinrichtungen gesehen. Doch abgesehen von der Aschewerdung glauben wir nicht dass das Erlebnis groß anders is als bei einem Menschen.“

Sie sahen den jung wirkenden Bejamin von oben nach unten an. Sie hatten natürlich schon gewusst wofür der Clan der Assamiten bekannt war, doch als sie ihn so sprechen hörten rückte der harte Kontrast seiner Jugendlichkeit noch einmal stärker ins Licht.
Natürlich war das Aussehen nicht ausschlaggebend. Das wussten sie am besten. Doch Benjamin war kein Tzimisce oder Nosferatu. Dies hier war sehr wahrscheinlich seine echte Gestalt mit der er geboren und in die Nacht geholt wurde. Sie fragten sich wie Benjamins Weg durch die Dunkelheit wohl verlaufen war. Wer gedacht hatte, als er diesen Jungen sah: Den mache ich zu einem Jäger. Ein Jäger für Kainiten.
Seltsam. Aber vielleicht war es genau das, was so falsch an ihm wirkte, dass ihn gut eignete dafür. Er wirkte unscheinbar und man mochte ihn unterschätzen.

Jäger für Kainiten. Sie verstanden immer besser warum die Assamiten nicht gern gesehen waren. Im Grunde waren sie es doch: Auftragsmörder. Und wer wusste schon ob er nicht selbst irgendwann das Ziel dieser einmal sein würde.

Umso verwunderlicher war, dass sie frei agieren durften. Waren sie frei von den Traditionen des Vaters? Wurden sie nicht dafür gerichtet ein anderes Unleben beendet zu haben? Nur weil sie es im Auftrag taten?

„Es ist absonderlich, dass man eurem Blut dieselben Rechte gewährt wie einer Geißel und das ohne Treueschwur. Ist euer Blut wirklich so gut darin unsereins zu jagen, dass selbst die Alten alle Augen zudrücken?“

[Benjamin]

„Sind es nicht die alten selbst die den Tod wünschen? Wie könnten sie dann ein Auge zudrücken? Oft sind wir nicht mehr als die Klinge die geschwungen wird. Der Pinsel mit dem ein Maler sein Werk schafft oder die Hände eines Bildhauers die das in die Wirklichkeit bringen was der Verstand bereits geschaffen. Ich habe außerdem einen Treueschwur geleistet, nur nicht der weißen Prinzessin.“ er zwinkerte „ Es auch nicht so als dass wir darauf warten würde einen solchen Auftrag anzunehmen. Aber je nachdem wie man es sieht, ist unser Blut wahrscheinlich tatsächlich besonders begabt in dieser Hinsicht. Die Frage ist viel eher ob diese Gabe die Opfer wert war.“ jetzt sieht er tatsächlich melancholisch aus fängt sich jedoch schnell wieder.

„Was irritiert euch daran das die alten unser Blut nutzen?“

[Toma Ianos Navodeanu]

"Nun, so wie wir es verstehen, kann ein jeder eure Dienste in Anspruch nehmen, nicht nur die Älteren, nicht nur derjenige dem ihr geschworen habt. Doch müsstet ihr so wie wir alle an die Traditionen gebunden sein. Dass ein Prinz einem Amtsinhaber das Recht der Vernichtung übergibt ist üblich und zum Schutz der Domäne. Doch ihr seid keine Geißel. Doch dies ist wohl eher eine Interpretationsfrage der Traditionen. Wer entscheidet ob eine Vernichtung auf Befehl eines Älteren gestattet ist? Euer Lehnsherr oder der Prinz in dessen Domäne ihr tötet? Ganz allgemein gesehen.

So kam uns also der Gedanke: Warum sollten alle Älteren es zulassen? Warum zulassen, dass andere in ihren Gefilden wildern? Warum zulassen, dass dieser Clan existiert? Warum sind Assamiten nicht die gejagten? Wir vermuten weil sie alle diesen Dienst nutzen wollen oder euer Blut so mächtig ist, dass sie euch fürchten. Hm..." Was war es?

Sie legten den Kopf leicht schräg, als sie Benjamins Reaktion sahen und an seine Worte von zuvor dachten, dass er das Töten nicht mochte. "Wie seid ihr in diesen Clan gekommen?"

[Benjamin]

Emotionslos und nüchtern antwortet Benjamin auf die letzte Frage des Herolds. „Weil ich es aushalten kann.“ man merkt das er noch mehr sagen könnte aber es dabei belässt.

„Nur weil man einen Auftrag an uns herantragen kann heißt das nicht, dass wir ihn ausführen. Das Für und Wider werden immer sehr genau abgemessen und die entsprechenden Parteien ausgeleuchtet. Ebenso ist ein Prinz dessen Befähigung angezweifelt wird, kein Prinz. Es ist wie bei allem eine feine Balance die gehalten werden muss. Ihr geht für Informationen die ihr haben wollt zu den Nosferatu. Ihr nehmt dafür aber auch in Kauf das Informationen über euch weitergegeben werden. Und wenn Ich eine Schätzung über eure letzte Frage anstellen müsste würde Ich sagen es ist beides.“ dann wird seine Körperhaltung angespannter und er beantwortet die letzte implizite Frage.

„Und verzagt nicht werter Herold, wir werden gejagt. Kaum eine Stadt im Mittelmeerraum hat nicht schon einmal eine Blutjagd auf mein Blut ausgerufen.“ es ist ihm schlussendlich auch egal, sollen sie ihrer Hybris doch zum Opfer fallen.

„Warum hat euch euer Clan ausgesucht? Genauer gesagt euer Erzeuger?“

[Toma Ianos Navodeanu]

Toma nickte auf diese Erklärung hin. Also doch Blutjagden. Nun denn, das beantwortete ihre Fragen immerhin etwas und sie würden die Banu Haqim nicht unterschätzen, wenn sie dafür bekannt und befähigt waren Kainiten zu jagen.

„Weil wir Talent gezeigt haben und Risikobereitschaft. Und ja, ähnlich zu eurer Antwort: Weil wir es aushalten konnten, vermutlich.
Weil wir auf der Suche nach Wissen waren, das unter Menschen verpönt war, aber kultiviert im Clan der Tzimisce.
Weil wir bereit waren etwas zu opfern und über Leichen zu gehen.

Ihr seid jemand der anderen Schmerz zufügt oder zumindest den Tod bringt. Musstet ihr selbst je Schmerz ertragen? Langer anhaltender Schmerz und ihn euch selbst zufügen?" fragten sie und dachten an ihre eigene Kindheit zurück. Die Lehrstunden, die begeisternd und angsteinflößend zugleich waren.

"Wir haben vermutlich alle etwas, das wir ertragen oder hergeben mussten für das Geschenk der Ewigkeit und die Kraft."

[Benjamin]

Benjamin wirkt etwas irritiert als Toma seinen letzten Satz beendet dann schüttelt er den Kopf aber nicht verneinend sondern so als wolle er einen unangenehmen Gedanken abschütteln. "Ich denke so hat jeder Clan seine Kriterien nach denen er seine Reihen füllt. In eurem Clan scheint es vor allem Forschergeist zu sein und die Bereitschaft grenzen zu überwinden." ein anerkennendes Nicken folgt seinen Worten.

"Aber Ich glaube wir haben eine fundamental andere Sicht auf unser Dasein. Ich sehe den Kainsfluch als das was er ist. Ein Fluch. Ich will eure Meinung hierzu auch nicht schmälern mit meiner Aussage und sicherlich hat unsere jetzige Existenz Vorteile. Doch in meinen Augen wiegt dies den Preis den wir zahlen müssen und andere zahlen lassen niemals auf. Weswegen Ich den unnötigen Kontakt zu Menschen meide und versuche so wenig wie möglich in ihre Belange einzugreifen. Niemand sollte mit der vollen Härte des Kainsfluches ohne eigenes zutun gestraft werden." Benjamin wird etwas länger still und überlegt.

"Ja Ich musste Schmerz ertragen. Aber keinen körperlichen, sondern seelischen. In welcher Form, dazu kann Ich euch leider keine Auskunft geben, da es Geheimnisse enthüllen würde die mein Clan bewacht. Aber lasst mich soviel sagen, niemand mit schwachem Geist kann diese Tortur über die Jahrhunderte ertragen. Im arabischen Raum nennt uns auch Wasi was im italienischen soviel heißt wie Wächter." der konzentrierte Blick den Benjamin zeigt während er spricht entspannt sich wieder und seine Augen huschen neugierig über den Herold. Was würde dieser zu seinen Worten sagen? Hatte er ihm doch in einem zentralen Detail seiner Weltanschauung widersprochen.

"Was seht ihr als eure Aufgabe für die kommenden Jahrhunderte an? Was ist euer Ziel, eure Vision?"

[Toma Ianos Navodeanu]

„Den Preis den wir zahlen müssen.“ Wiederholten sie seine Worte.

„Ist das Trinken von Blut um zu überleben so viel schmerzvoller für euch als das zu vorige Essen von Tieren? ..nun zumindest wenn man es sich leisten konnte.“

Sie schwiffen mit dem Blick zur Decke.
„Nun ja für jemanden der den Menschen näher war als er selbst Mensch war, wird das wohl so sein.“

Sie schüttelten den Kopf. Sie hatten da in der Tat gänzlich andere Ansichten. Zu allem. Den Menschen, ihr Einfluss, das Leben in der Dunkelheit, dem angeblichen Fluch, doch so schieden sie sich hier.

„Wir genießen unsere Existenz und danken dem Herrn und unserem Erzeuger, dass sie uns ausgewählt haben. Wir sehen jede Nacht als eine neue Chance sich zu entwickeln. Zu lernen. Die Ewigkeit ist ein Geschenk und alles was wir sind zeigt, dass wir zum Herrschen über die Menschen bestimmt sind.“

Sie winkten ab.
„Ihr habt recht. Unsere Ansichten unterscheiden sich sehr. So werden wir vermutlich auf keinen grünen Ast kommen was dies angeht.“

„Unsere Vision ist es eine höhere Stufe der Existenz zu erlangen. Gott näher zu kommen in Geist und Körper.
Obwohl letzterer auch nur ein Mittel zum Zweck ist. Ein Wesen wie Gott oder ein Engel wird kaum an einen gebunden sein.“

[Benjamin]

Kurz blitzt etwas in den Augen Benjamins auf und er ist drauf und dran eine bissige Antwort auf die Frage ob das trinken von menschlichem Blut so viel schmerzvoller sei zu geben, fängt sich jedoch im letzten Moment wieder und hört dann den Ausführungen des Herolds ruhig zu.

"Ich bin den Menschen nicht nah und war es auch noch nie werter Toma. Ich sprach auch nie von Schmerzen im eigentlichen Sinne. Zwei entscheidende Unterschiede." dann überlegt er. "Um zusammenzuarbeiten werter Toma müssen wir diesbezüglich auch auf keinen grünen Zweig kommen. Dies ist ein Fehler den die viele Kainiten gerade in ihren ersten Jahren der Nacht oft begehen." er ahmt eine Stimme nach "wie kann er es wagen meinen Glauben zu verschmähen dafür wird er büßen... sie greift meine Machtbasis an Ich kann mir das bei meiner Ehre nicht bieten lassen" er lächelt "solch eine Priesterschulgeschwätz habe Ich vor Jahrzehnten abgelegt." er zuckt mit den Schultern.

"Ihr habt eine Vision, dadurch sind wir uns schon näher als manch andere die denken sie wären Verbündete." er schüttelt mit einem verächtlichen Schnauben den Kopf.