[1035] Jahrestag [Anastasia, Angelique]

[April '20]
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Angelique
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Re: [1035] Jahrestag [Anastasia, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique betrachtete das ramponierte Gesicht nicht mit Abscheu, sondern mit fast unschuldiger Neugier. Sie schien jedes Detail, das einen normalen Sterblichen abgestoßen hätte mit Faszination zu studieren.
Das Groteske schien sie anzuziehen und nicht anzueklen. Sie lächelte sogar verträumt.
Fast streckte sie die Hand nach dem Gesicht aus, um es zu erkunden. Doch sie hielt ihre Finger zurück.

Wie ein Kind Arikels bei einem hübschen Hintern schien sie gebannt von der Einzigartigkeit von Anastasias Gesicht. Erst als die Gossenratte wieder den Schleier vor das Gesicht hob, sprach die Malkavianerin wieder.

"Dann lassen wir das lieber. Man weiß nie, was Malkav für Wahrheiten dem Unvorbereiteten offenbart."
Angelique wurde nachdenklich. "Man kann den Dämon in einem also reiten und zähmen, ohne seine Sklave zu sein. Die Gangrel deuten ebenfalls so etwas an und nun sehe ich, dass es bei den Nesiferitu auch die Regel zu sein scheint. Du musst mir mehr darüber erzählen. Wie macht man das? Wie wird man nicht zum Sklaven des Dämons? Wie nimmt man ihn bewusst wahr? Ist man selbst der Dämon? Ist er ein Teil, der mit der Seele verschmilzt oder bleibt wie bei einem Besessenen ein Fremder?"
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Anastasia
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Re: [1035] Jahrestag [Anastasia, Angelique]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia lacht leise. "Das Tier. Ich weiß nicht, wie es ist, es zu unterdrücken. Und warum sollte ich? Es kam zu mir, nicht wie ein Dämon, eher wie ein rächender Engel des Herren. Ohne hätte ich aufgegeben. Ohne, hätte ich diese Nacht nicht überlebt. Es half mir aufzustehen. Es half mir die lästerlichen Bestien, Dämonen, von dieser Welt direkt in die Hölle zu befördern, nachdem sie sich neben mich legten. Neben meine bermutete Leiche. Nachdem diese den Herrn so sehr verhöhnt hatten. So hat es mein Erzeuger zusammengefasst. Ich sah es eher als ein Tier, ein Tier, dass zu jedem Menschen gehört, aber das meist zufrieden in einer Ecke schläft. Und bei manchen Menschen bricht es aus. Und es ist genau so, wie die Menschen sind. Mal böse, mal abartig, mal recht freundlich. Ihre stärkste Motivation ist das Leben. Danach kommt der Hunger. Aber wenn man beide Begierden befriedigt, es manchmal laufen lässt.... es ist wie mit einem Haustier. Wenn du es nur einsperrst und ihm nur das nötigste an Nahrung gibst, so versuchen sie die Führung an sich zu reissen. Aber wenn du es nicht einsperrst, wenn du es laufen lässt, es satt, zufrieden und frei ist, dann ist sein Wille auszubrechen und die Führung an sich zu reissen nicht besonders stark, denn es ist zufrieden, es weiß, es wird respektiert. Und wenn man seinen Willen durchsetzt, dann wird es einen Grund haben. Es kämpft dann nicht unbedingt."
Währenddessen hebt sie Angeliques Hand und, sofern soch diese nicht wehrt, drückt damit leicht an die Stellen, wo eigentlich Knochen sitzen. Weich ist es. Die Wangenknochen, weich. Der untere Kiefer, teilweise weich.
"Verwandelt wurde ich erst Jahre später. "
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Angelique
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Re: [1035] Jahrestag [Anastasia, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique runzelte die Stirn.
"Das erscheint mir nicht schlüssig. Kein Mensch kann bereits zu Lebzeiten eine vampirische Via entwickelt haben. Das geht nicht, da er keinen Dämon in sich trägt, der nach Blut hungert. Überlebensinstinkt eines Sterblichen ist nicht das biblische Tier in einem, das mit dem Tropfen von Kains Blut weitergegeben wird.
Man wird zu etwas gänzlich Anderem als zuvor.

Aber ich verstehe, dass die Ausbildung zu solchen Dingen ein Geheimnis der Familien oder Sires ist, das nicht mit Außenstehenden geteilt wird.
Und zu glauben, der Dämon könne wie ein Haustier gehalten werden, halte ich aber auch für gefährlich."

Sie dachte angestrengt nach. "Aber vielleicht haben Leute, die schon als Sterbliche dämonische Versuchungen von außen oder Besessenheiten erfahren haben, es tatsächlich leichter, den jagenden Dämon als Teil von sich zu akzeptieren. Ich muss darüber sinnieren."
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Anastasia
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Re: [1035] Jahrestag [Anastasia, Angelique]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia schüttelt den Kopf. "Siehst du. Du siehst es als einen Dämon an. Dämonen muss man bekämpfen. Aber... es ist eher ein Tier. Es ist in jedem Menschen bereits vorhanden. Der Kuss. Das Blut von Kain, es macht es nur stärker. Es weckt es. Es gibt ihm einen stärkeren Willen. Es gibt ihm den Hunger. Aber es ist schon vorher da. Und manchmal. Manchmal wurden Menschen durch Dämonen berührt, verführt. Dann sind sie, dann ist es verdorben, fügt anderen unsagbares Leid zu... es wird mit Blut Kains nicht besser. Es wird stärker. So sehe ich die Dinge."
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Re: [1035] Jahrestag [Anastasia, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique glaubte zu verstehen. Erkenntnis flackerte in ihren starrenden Augen auf. "Ah, ich sehe! Der Fluch Babels hat wieder zugeschlagen, der die Sprachen verwirrt. Du denkst, bestia wird mit animale übersetzt! Das ist falsch, denn kein Mensch hat den Fluch des ersten Mörders in seiner vollen Kraft in sich. Nur Wahnsinnge... und wir, weil wir und Wahnsinnige von Dämonen besessen sind.

Dieser 'Tier'-Unsinn ist totaler Quatsch, den anscheinend die Gangrel in Welt gesetzt haben, weil es ihre dämonische Seite harmloser klingen läßt. Aber das ist sie nicht. Kein Tier ist so wie dieser Dämon in uns. Tiere fürchten uns, nicht weil wir mächtigere Raubtiere oder so etwas sind, sondern sie den Dämon und den Untod in uns wittern. Selbst ich kann jeden gestandenen Wachhund zur Flucht treiben, wenn er mich spürt."

Sie seufzte. "Du siehst nicht, was ich sehen kann. Deshalb redest du dir dieses schöne Märchen ein. Aber entweder hast du vergessen, wie es war, ein Mensch zu sein oder aber du hattest schon einen Dämon in dir, bevor du in die Nacht geholt wurdest. Menschen sind keine Dämonen oder Tiere, selbst wenn sie sich manchmal wie welche benehmen. Ich lehne diese widerliche Idee ab, wie ein geistloses, dummes Tier zu sein. Dann lieber ein gefallener Engel in all seinem Schrecken.
Tiere wollen Nahrung, wir wollen Blut, also Seelen trinken!"
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Re: [1035] Jahrestag [Anastasia, Angelique]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia sieht Angelique verwirrt an. "Aber... Tiere haben doch keine Seele. Und ich kann mich von Tieren nähren. Also nähren wir uns nur durch Blut, nicht durch Seelen. Ich verstehe, wenn du lieber eine Dämonin sein möchtest, als eine räudige Straßenkatze. Es ist an sich auch egal, wie man es nennt. Ich glaube nicht, dass es komplett vom Kuss kommt. Ich glaube ein Teil ist schon vorher da. Aber wer bin ich schon. Meine Vermutung kommt von meinem Erzeuger, der völlig abhängig von mir war und meinem Bauchgefühl. Es ist keine Wissenschaftliche Analyse. Wo wir aber gerade bei unserem Blut sind. Weißt du, was passiert, wenn man eine Pflanze oder einen Baum mit Blut füttert?"
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Re: [1035] Jahrestag [Anastasia, Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Eine Scholastische Analyse?", fragte sie und war sofort in ihrem Element. "Natürlich haben Tiere eine Seele! Gott hat ihnen seinen Lebensodem eingehaucht, was gleichsam die Seele ist. Bluten sie nicht und können wir uns nicht von ihrnen nähren, wenn auch die Unmengen an Blut, die man von Tieren trinken muss, um sich zu sättigen, die Distanz zwischen ihnen und dem Menschen verdeutlicht? Die Seele liegt im Blut, wie die Altvorderen und die Bibel wissenschaftlich bewiesen haben. Quod erat demonstrandum."

Die Frage nach dem Baum und den Pflanzen elektrisierte Angelique. "Was für ein faszinierender Gedanke! Einerseits haben Pflanzen kein eigenes But, nur Saft, aber ich habe andererseits Gerüchte gehört und Andeutungen gelesen, das Blutmagie sehr wohl auf Pflanzen Wirkung haben kann, so wie ja auch Leichen den Boden fruchtbar machen können. Auch gibt es Pflanzen wie den Sonnentau, die Insekten fangen und verdauen. Auch Insekten selbst haben kein Blut und doch trinken Mücken und Bremsen welches von Tier und Mensch. Werden sie deshalb mit den Dämonen in Verbindung gebracht? Du hast da ein spannendes Thema angeschnitten! Ich werde in die Richtung forschen, um dir das beantworten zu können."
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Re: [1035] Jahrestag [Anastasia, Angelique]

Beitrag von Anastasia »

"Vielleicht gibt es auch eine Wirkung zu einem gepflückten Pflanzen, die man sonst ins Wasser stellt. Wenn es eine Wirkung gibt, sollten wir auch probieren, ob die Pflanzen eine Art Zuneigung entwickeln, oder ob ihnen egal ist, wer der Geber ist. Und noch etwas kreist in meinem Kopf. Haben wir auch ein Band zum Menschen? Es kommt nur nicht zutragen, weil wir von so vielen verschiedenen trinken? Und wenn dem so ist, wäre es möglich, dass Ghule, die immer von einem anderen Kainiten trinken, ebenfalls kein Band mehr spüren, weil sie zu viele lieben? Wäre es bei Kainiten das gleiche? Und würde man davon wahnsinnig?" Anastasias Neugier scheint keine Grenzen zu kennen. Die Ideen scheinen nur so aus ihr herauszusprudeln, entnimmt man eine, sprudelt auch schon die nächste.
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Re: [1035] Jahrestag [Anastasia, Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Es wäre ein paar Experimente wert, das mit den Pflanzen."
Sie überlagte. Offenbar nahm sie die Fargen sehr ernst.

"Das Natur des Bundes zu Menschen ist sehr einseitig. Allerdings bin ich überzeugt, dass wir jedesmal ein bisschen von ihnen in uns aufnehmen, wenn wir von ihnen trinken.
Das mit den Blutvasallen, ich hasse das sarazenische Wort Ghul im Übrigen, ist wieder eine andere Geschichte. Wenige Vampire wären aber wohl bereit, da Versuche zu gestatten. Aber die Melissiden deuten so etwas an.
Was den Blutbund unter uns Kindern der Zwielichtmutter angeht, hatte ich schon einige und bin geistig so gesund wie eh und je."
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Re: [1035] Jahrestag [Anastasia, Angelique]

Beitrag von Anastasia »

"Entschuldige, das wusste ich nicht. Blutvasall klingt... edler. Gefällt mir.
Wieviele Blutsbünder hattest du denn gleichzeitig? Waren es vollendete? Ich hatte nur einen... das war ... sehr schmerzhaft."
Sie sah Angelique an, ihr Gesicht strahlte. Endlich jemand, der ihr nicht deutete zu schweigen, wenn ihre Fragen aus ihr purzelten. Gedankenverloren strich sie immer wieder über die kleine Hand, die sie ganz sanft festhielt.
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