[1035] Die Drei von der Baustelle [Galeno, Nicolò, Vergonzo]

[Nubis]

In einem bekannten toten Briefkasten landete eine kleine Notiz.
"Endlich ist die Pacht genehmigt. Wie besprochen, sollten wir erneut zusammen finden und den genauen Bauplan besprechen. Wir treffen uns in einer Woche bei Vollmond bei dem bekannten Grundstück. Ich freue mich auf ein Wiedersehen. Gezeichnet Fiore."

Dem Schreiben konnte man sicher ansehen, dass es nicht zu viele Informationen enthalten sollte und dass der Empfänger sicherlich wisse, worum es gehen würde. Die Tage und Nächte konnte man nicht vorsichtig genug sein. Vor allem bei Nachrichten, die lediglich irgendwo versteckt zurückgelassen wurden.

In genau einer Woche warteten bei eben jenem Grundstück mehrere Gestalten. Galeno hatte natürlich Nicolo informiert.

Doch wenn Vergonzo einen schmächtigen Jüngling erwartete, so wurde er enttäuscht. Ein Hüne, ihm schon bekannt als Galenos Diener, stand neben einem anderen Mann, normal gross für diese Zeit, ein freundlich erscheinendes Gesicht mit dennoch ernsten Zügen, einem gepflegten, stoppeligen Bart, nach hinten gekämmte Haare, die teilweise weisse Strähnen aufwiesen. Die Kleidung edel, aber nicht pompös. Etwas dünn, abgemagert und müde war er, als habe er oftmals die Nächte nicht richtig durch geschlafen.

Galeno 2_1.jpg (22.81 KiB) 1363 mal betrachtet

[Vergonzo Faro]

Die Nacht war dunkel aber klar. Der Vollmond erhellte das zukünftige Grundstück mit fahlem Licht, welches die bleichen Kainiten noch bleicher erscheinen liess.
Aus einiger Entfernung, dort wo einige Bäume noch standen, riss das Aufschreien und Flattern einiger Krähen ein Loch in die Stille. Aufgescheucht flohen sie in den schwarzen Himmel und waren schon bald nicht mehr zu sehen.
Zwei der Krähen jedoch schälten sich aus der Finsternis der Bäume und hielten zuerst direkt auf die Wartenden zu, ehe sie abdrehten und einige Kriese flogen. I
mmer mal wieder krächzend zogen sie ihre Runden.
Dann hinkte eine gebückte Gestalt aus dem Dunkel des Weges. Langsam und mit kleinen gemächlichen Schrittes spazierte sie auf dem Weg als es ihr eigener.
Als die Gestalt näher kam, flohen auch die letzten beiden Krähen in die Nacht, zurück zu den Bäumen.
Man erkannte einen Buckligen, tief in alte verschlissene Kleider gehüllt, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen und etwas unter dem Arm tragend.

Der Baumeister blieb einige Meter vor den beiden Gestalten stehen und hob grade so weit den Blick, das die hellblauen klaren Augen aus dem sonst im Schatten liegenden Gesicht herausblitzten. Er begutachtete die Ghule flüchtig,lehnte sich dann zur Seite um hinter sie zu schauen,...doch da war niemand.
Was erdreisteten sich die beiden nur ihre Ghule als Begrüßung eines Kainiten seiner Stellung darzubieten. Frechheit.
Er schnaubte verächtlich.
Dann zog er den Gegenstand unter dem Arm hervor und krikelte beinahe unleserlich zwei Namen auf eine Kreidetafel.

Gelano
Niclo

Er hielt die Tafel sichtbar für die Ghule hin und sah sie missmutig und fragend an.

[Nubis]

Der völlig fremde Mann lächelte und sprach dann leise und direkt an Vergonzo gerichtet, begleitet von einem grüssenden Nicken.
"Es freut mich, dass ihr wohlbehalten hier her gefunden habt, werter Baumeister. Der werte Nicolo wird sicherlich auch bald zu uns stossen."

Sein Diener begab sich ein paar Schritte rückwärts und hielt die Umgebung im Auge.

[Nicolo Trevisan]

Tatsächlich eilte Nicolò heran. Er kam alleine und trug wie üblich über seinen Kittel, einen Kapuzenumhang.
Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, dennoch fand er sicher den Weg, trotz seiner eiligen Schritte.

Als Nicolò die beiden Kainiten und Luciano erblickte, legte er noch einmal einen Schritt zu und zog seine Kapuze vom Kopf. Erst als er nahe genug heran gekommen war und er erkannte, dass sonst niemand in der Gegend verweilte, begrüßte er alle drei mit seiner tiefen Bariton-Stimme:
"Seid gegrüsst, wohlwerter Galeno, werter Vergonzo und Luciano. Verzeiht meine Verspätung, ein Patient hat mich aufgehalten und aufgrund seines Zustandes, konnte ich seine Behandlung nicht aufschieben."

[Vergonzo Faro]

Hätte er es nötig gehabt, hätte der Baumeister empört nach Luft geschnappt, aber das war auch nicht seine Art.
Statt dessen war er grade im Begriff, sich dem Ghul zu nähern um ihn in den Staub zu zwingen, als Nicolo erschien.
Seine Worte und die Art des Ghuls brachten den nun vor beinahe vor dem Ghul stehenden Vergonzo dazu erneut nachzudenken. Er blickte diesem Ghul in die Augen, sah herüber zu Nicolo, zählte dann eins und eins zusammen.
Dann lächelte er Nicolo und dann den anderen an, welcher vermutlich Galeno war. Er zog sein Klemmbrett hervor und schrieb mit Kreide darauf ehe er es Galeno hinhielt.
"Toma?" war darauf zu sehen.

Dann sah er beide Männer fragend an.

[Nubis]

Der Fremde lächelte und schüttelte mit dem Kopf.
"Nein, Alain.
Entschuldigt die Verwirrung. Allerdings ist dies nicht zu empfehlen, ausser man folgt dem Weg der Dornen oder muss sich wirklich eine neue Identität geben. Zudem.... "
Er brach ab und schüttelte erneut mit dem Kopf.
Dann wandt er sich Nicolo zu.
"Ich hoffe, er wird genesen?"
Er lächelte Nicolo zu.
"Schön, dass ihr doch ziemlich rechtzeitig noch zu uns kommen konntet."

Vergonzo mit seiner Schiefertafel wurde gemustert und er kam etwas ins Grübeln. Das Gespräch konnte etwas seltsam werden, wenn er alles so umständlich und schlecht leserlich nieder schrieb.
Aber der Befehl der weissen Prinzessin...

"Nun, wir treffen uns hier, da ja doch einiges an Zeit vergangen ist. Hat sich etwas geändert seither? Rechtlich gehören die Grundstücke nun uns. Um den Ausbau des Nebenhauses kümmert sich der Freskenmeister und sein Lehrling, denn es wird ihre Werkstatt, ihr Haus. Falls sie Unterstützung bräuchten, könntenn sie bei euren Arbeitern nachfragen?
Zudem frage ich mich, ob man noch ein wenig umbauen oder anbauen kann."

Er überblickte das unbebaute Grundstück. Im Dunkeln zeichnete sich noch ein kleines Lager ab, von dem sie aber recht gut Abstand gehalten hatten.
"Hier lagern zur Zeit die Wächter und passen aufs Grundstück auf, bis der werte Nicolo eine eigene Bleibe hat. Ich denke, ein Wohnhaus ist der beste Einstieg? Oh und die Wachen werden beim Bau auch gern mit helfen, wenn noch ein paar helfende Hände und starke Arme gebraucht werden."

Fragend sah er nun den Salubri an, welcher vielleicht ganz anderer Meinung war.

[Nicolo Trevisan]

Nicolò hob die Schultern und sein Blick war vage.
"Ich hoffe es, doch nun liegt es wohl in der Hand des Allmächtigen. Zumindest habe ich getan, was unter den Umständen möglich war."

Interessiert musterte er das Lager und besah sich nun auch etwas genauer, soweit es seine Position zuließ, das Grundstück.
"Ein Wohnhaus ja... Jedoch in Anbetracht meiner momentan begrenzten Mittel, sollten man vielleicht zunächst lieber mit einem Lagerhaus beginnen, in dem es auch eine Wohnstube für Diener oder Wächter gibt... Auch benötige ich eine Art Werkstatt, in der man Tinkturen und Salben herstellen kann. Natürlich wäre es ideal, wenn es innerhalb dieser Werkstatt einen Raum ohne Fenster gäbe oder noch besser einen Keller, doch birgt das wohl noch höhere Kosten...
Natürlich Bedarf es eines weiteren Gebäudes wo Kranke und Verletzte behandelt werden können, möglicherweise mit Anschluss zu der Werkstatt doch hängt hier meine Planung ebenso von den Euren Absichten ab, Wohlwerter Galeno. Schließlich könnte man auch über eine gemeinsame Einrichtung nachdenken, in der genug Platz für Patienten, aber auch Lehrtätigkeit sein könnte... Wenn das eingerichtet ist, wäre wohl das Wohnhaus an der Reihe, zumindest solange ich über Tag auch in der Werkstatt verbleiben könnte und zumindest einige Wächter und Angestellte im Lagerhaus verbleiben könnten..."

Während sein Blick vorher auf den Kappadozianer gerichtet war, wanderte er nun zu Vergonzo.
"Was meint Ihr zu diesen Vorhaben und auf welche Kosten muss ich mich gefasst machen. Was wäre das günstigste zu beginnen? Lagerhaus oder Werkstatt?"
Nicolòs Fragen sprudelten nur so aus ihm heraus. Dann hielt er inne und runzelte die Stirn, besah das Täfelchen und seufzte.
"Es ist äußerst lästig, dass Euch verboten wurde zu sprechen. Habt Ihr überlegt, wie Ihr die Bestrafung am geschicktesten umsetzen könntet? Ich hätte da ein oder zwei Ideen, doch zumindest die eine grenzt an mangelndem Respekt, auch wenn es nicht ausgeschlossen wurde und womöglich schwer umsetzbar ist."

[Vergonzo Faro]

Er sah Galeno noch etwas neugierig an. Gerne hätte er ihn fortfahren hören, was sein fragendes Gesicht eindeutig zeigte.
Dann stand er ihm dieses Recht der Privatsphäre zu, nicht weiter reden zu müssen.
Dann sah er zu Nicolo, verneigte sich höflich, wenn auch unnötig.

Er hatte das gesprochene vernommen und dann kritzelte er erneut etwas aufs Klemmbrett, welches er Galeno hinhielt.
Fräskenmaista fragn = + klein Kosten
Wachn=Arbeita: gut -> - klein Kosten
Er tippte auf die Worte.

Dann wischte er das Gekritzel mit dem Ärmel weg und kritzelte weiter.
Lager! = klein Kosten
späta mähr, 0 Problem
Er hielt es Nicolo hin und tippte auf die Worte.

Als er sicher war, das seine Aussage verstanden wurde, wurde wieder gewischt und gekritzelt.
Er deutete auf seine Zunge, wobei er diese weit herausstreckte. Sie sah aus wie trockener Steppenboden, spröde und gerisssen.
Dann hielt er ihnen das Klemmbrett hin.
Strafe Famakos?
Dann deutete er neugierig auf sein Ohr, was wohl so viel hieß wie, er sei ganz Ohr.

[Nubis]

Er blickte auf die Schiefertafel und dann wieder zu Vergonzo.

"Mhh... Ja der Pharmakós, ein unchristlicher Brauch aus der Antike. Einige lateinische Gelehrte schreiben auch darüber und möglicherweise stammt es aus der Zeit der höchst verehrten Prinzessin oder wird hier gar noch praktiziert?
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob damit gemeint ist, dass IHR dies durchführen sollte, oder nur ihr dies durchführen sollt."

Der Blick des Lehrmeisters, den er nun optisch darstellen konnte, passte sich den Worten an. Ein Denker, Philosoph stand vor ihnen, mochte man meinen. Nachdenklich erinnerte er sich an Aurore Worte und schüttelte mit dem Kopf.

"Ihr sollt es vom höchsten Punkt Genuas vollziehen. Auch hier...meint sie die Stadt oder die gesammte Domäne? In der Stadt wäre es sehr auffällig. Dort ist aber der höchste Punkt recht deulich. Wenn man das Umland mitzählt...Ajax Wachturm liegt recht hoch?"

Er zuckte mit den Schultern.

"Die Quellen zum Pharmakós sind aber auch nicht ganz eindeutig, was seinen Verlauf anbelangt. Die Bedeutung ist...mh ... den Dreck aus der Stadt zu spühlen und man spricht von einem Menschenopfer, welches ausgesandt, also der Stadt verwiesen wird, meist noch beschimpft und mit Dreck und Steinen beworfen...wobei, wenn es vom höchsten Punkt geschehen soll, dann ist wohl eher der Tod, der Aufschlag gemeint."

Er schien gar nicht richtig da zu sein, sondern teilte seine Gedanken mit den Beiden, indem er sie murmelte, aber schon recht deutlich, als spreche er zu ihnen. Nur sah er keinen von ihnen direkt an.
Endlich einmal zahlte es sich aus gelernt zu haben, ein wahrer Bücherwurm zu sein und Lateinisch, wie auch das Gelehrten-Griechisch zu können.

"Könnte man möglicherweise das Ganze stellen? Ihr sollt schliesslich nicht erst im endgültigen Tode wieder sprechen dürfen.
Oder reicht es, wenn ihr ein geeignetes Opfer findet? Jemand, der schlecht für die Stadt ist vielleicht?"

Nun aber wurde seine Aufmerksamkeit Vergonzo wieder zuteil.
"Ich hoffe doch, ihr rechnet diese Informationen gut mit in den Bau der Häuser mit ein."
Er schmunzelte, was die Ernsthaftigkeit aber nicht gänzlich verebben liess.

[Nicolo Trevisan]

Aufmerksam lauschte er Galenos Worten, dabei runzelte Nicolò die Stirn und seine Hand fuhr über den Bart, wie immer, wenn er nachdenklich war.

"Es gibt eine Legende, derer nach der Sturz von den Klippen von Leukas auch als Pharmakós bezeichnet wurde. Allerdings mussten wohl zum Tode verurteilte sozusagen zum Wohle der Stadt von den Klippen springen. Bedenkt man die Wortwahl der höchstverehrten, vermute ich, dass sie sich hierauf bezieht. Aber Ihr seid hier eindeutig versierter, wohlwerter Galeno." Damit nickte er dem Kappadozianer respektvoll sein Wissen anerkennend zu.

"Wenn ich mit meiner Vermutung recht habe und Ihr tatsächlich springen solltet, ist die Gefahr des endgültigen Todes unverkennbar. Aber auch wenn die höchstverehrte den Ort mehr oder weniger bestimmte, sagte sie nichts zu den Bedingungen. Ihr könntet es im Herbst durchführen. Es müsste sich nur zufällig eine Unmenge von Laub, Stroh und ähnlichem an der Stelle befinden, an derer Ihr gedenkt aufzuschlagen..."

Sein Blick wandte sich nun Vergonzo voll zu:
"Mir ist bewusst, dass Ihr trotzdem schwerste Verletzungen davon tragen werdet und es immer noch das Risiko des Todes birgt. Aber solltet Ihr ausreichend gesättigt sein und die Macht nutzen, die unserem Blute innewohnt, solltet Ihr es überstehen können. Ich könnte Euch als Teil meiner Bezahlung auch weiteres anbieten... Ihr müsstet nur sicherstellen, dass es Zeugen gibt, die Euren Sturz sahen."