[1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

[Nubis]

Im Elysium wurden zwei Nachrichten hinterlegt. In beiden bat der Herold Galeno Fiore um ein Treffen. Um Zeit zu sparen, betraf es gleichermassen zwei andere Amtsträger. Arash als Geissel und Gasparo als Hofgelehrten.Die Nachricht war höflich formuliert, für Gasparo in Latein auf Pergament, für Arash mündlich mitgeteilt, aber recht kurz. Man solle sich doch einmal begegnen und über die Aufgaben und vor allem die Zusammenarbeit der Ämter sprechen.
Als Zeit wählte er die letzte Nacht des Monats. Als Ort San Donato.


———

Eine Woche später traten zwei Personen in die Kirche ein. Einer war offensichtlich von Wohlhaben gesegnet, denn er trug feine Kleidung, die eines gefragten Gelehrten. Sein Haar war gekämmt, sein Bart fein gestutzt. Graue Strähnen zeugten von Lebensweisheit, obwohl er noch nicht all zu alt war, vielleicht vierzig Lenze.
Selbstbewusst trat er auf und schritt auf die Tafel mit den Bekanntmachungen zu.

Sein Begleiter, ebenfalls gut gekleidet, gesellte sich nahe des Eingangs in die Schatten und wartete dort auf seinen Herrn. Es war ein junger Bursche, blond, schlacksig und ein wenig nervös wirkend. Er blieb still, aber aufmerksam, den Blick nicht von seinem Herrn abwendend.

[Gasparo]

Kurz vor dem vereinbarten Zeitpunkt öffnete sich die Tür zu San Donato erneut. Gasparo di Como betrat die Kirche mit großen, steifen Schritten. Er legte seinen mit Hermelin besetzten Mantel ab und ließ ihn auf eine der Bänke fallen. Dann zupfte er an den gelben Ärmeln seines ansonsten schwarzen Gewandes, um sie zu glätten.

Erst dann schien sich der Magister im Elysium umzusehen. Er hob eine Augenbraue, als er den Burschen in den Schatten sah und drehte sich dann zu dem Mann an den Tafeln um. Beide waren Gasparo fremd. Weder Galeno noch Arash waren zu sehen, nicht einmal der tumbe Luciano oder die unverschämte Tia.

Er räusperte sich und stand dann still, die Hände hinter dem Rücken ineinander gelegt, fast so unbeweglich wie eine der Statuen, die stumm das Geschehen beobachteten.

[Arash]

Weder zu spät, noch zu früh wurde die Tür der Kirche erneut geöffnet. Pünktlich erschien die Geißel ohne großes Tamtam drückte er die Flügel der Holztür auf und trat in die Kirche. Gehüllt in einen weiten Umhang mit großer Kapuze aus dunkelgrünem groben Leinen, war Arash ein ziemlicher Kontrast zu den bereits Anwesenden. Allerdings schien ihn das in keinster Weise einzuschüchtern oder zu stören.

Ob er den Mann an der Tür, welcher im Schatten stand bemerkte, lies er sich nicht anmerken, aber seine geschmeidigen, beinahe lautlosen Bewegungen, ließen keinen Zweifel an der Art des Raubtiers welches gerade das Elysium betreten hatte. Noch unzweifelhafter machte es de Geruch, der nun langsam begann den Raum zu erfüllen. Ein Geruch wie ein wildes Tier. Ein Raubtier das seine Beute jagte.

Unter der Kapuze blitzten grüne Augen auf, die erst aufmerksam über Gasparo und dann den anderen Anwesenden strichen. Sagen tat er jedoch vorerst nichts, sondern wartete wohl auf eine Erklärung. Oder er überließ es einfach dem Ventrue für Klarheit zu sorgen. Sollte es sich um einen weiteren unbekannten Kainiten in der Domäne handeln?

[Nubis]

Der Bursche sagte nichts, senkte den Blick, als der Magister eintrat und auch, als Arash den Eingangsbereich der Kirche mit seiner tierischen Aura flutete. Er schien, als wolle er gar nicht hier sein.

Der Mann an der Anschlagtafel allerdings blickte zur Tür, als sie auf ging und nickte Gasparo zu. Dann kümmerte er sich kurz noch um einen der Aushänge, als dann auch sogleich Arash hinein kam und es beginnen konnte. Auch Arash wurde mit einem Nicken begrüsst, doch dann wandt sich der Mann gänzlich beiden zu und trat ruhigen Schrittes in ihre Richtung. Er war keineswegs irritiert von Arashs tierischer Energie oder Gasparos edlem Auftreten. Es war, als wisse er bereits davon. Wissen lag in seinem Blick und in seinem Lächeln.

Und dann ertönte seine warme, angenehme stimme, die für einen Mann seines Alters ungewöhnlich war. Die Stimme eines Sängers, der nicht in den Stimmbruch so richtig gekommen war oder der seine Stimme stets gut trainiert hatte. Sie erinnerte die beide an jemanden, einen Burschen von 16 Lenzen vielleicht?

"Ah. Sehr schön. Werter Gasparo di Como und werter Arash. Es freut mich, dass ihr beide es habt einrichten können. Ich denke, so lässt sich sicherlich recht gut vermeiden, dass man sich ständig doppelt und womöglich sogar noch aneinander vorbei redet."

Er räusperte sich leicht und blieb dann bei einem freundlichen, aufgeschlossenen Lächeln. Nur etwas müde wirkend.

"Ich hoffe, dies ist ein guter Ort für unser Treffen, da leider andere Orte nicht mehr sonderlich reizvoll oder leider nicht möglich sind. Es hat sich viel verändert in den Nächten des Krieges zwischen Licht und Schatten. Es freut mich, dass es euch gut geht, ich hatte schon Sorge, dass ihr gar nicht erscheinen könnt."

Er blickte zu Arash und nickte kurz.

"Ihr wart nicht hier zur Versammlung. Aber die Hoffnungen wurden scheinbar erhört. Sehr schön. Und zudem nun nicht mehr Liktor, sondern Geissel. Meinen Glückwunsch."

Dann wandt er sich an Gasparo.

"Auch um euch hatte ich Sorge, als ich hörte, dass das Bischofskastell angegriffen werden sollte. Ich wollte warnen, doch diese Warnung kam wohl leider nie durch. Dass ihr bei der Versammlung am Ende der Nächte trotzdem anwesend wart, erfüllte mich mit Freude. Und ihr scheint einen guten Eindruck hinterlassen zu haben. Das Amt des Hofgelehrten klingt nach einem wirklich gutem Amt für euch."

Auch ihm nickte er noch einmal zu und schenkte ihm sogar noch ein paar mehr Worte, als Arash.

"Ich hoffe, dass sich unsere Wege noch nicht getrennt haben, werter Gasparo. Ich würde zumindest gern noch ein wenig mit euch ziehen."

Und nun schloss er kurz die Augen, um sie dann langsam mit einem Seufzen zu öffnen.
"Der Krieg hat auch mich verändert und ich wurde mit einer neuen Aufgabe betraut, die ich vor habe, gut zu meistern. Deswegen und wegen der Wahrung der Stille, hielt ich es für angebracht, auch mich zu ändern. So stelle ich mich euch beiden erneut vor. Galeno Fiore, Herold der Domäne Genua."

Aufmerksam wartete er nun ab, die Hände hatte er schon während des gesamten Gespräches hinter den Rücken gelegt und wirkte nun noch etwas steifer, ein klein wenig angespannt.
Der honigfarbene Blick seiner Augen wanderte über ihre Gesichter. Würden sie ihm glauben? Hatten sie es schon während anderer Worte an sie bemerkt?

[Gasparo]

Gasparo erkannte Arash an dessen auffälligen Bewegungen sofort. Er hatte mit der Geißel seit längerem nicht gesprochen und in der Tat war ihm besonders die Avelinas Besorgnis im Gedächtnis geblieben, sowohl beim Kriegsrat als auch in der Nacht, als die Ahnen niederknieten.

Er nickte Arash zu und machte zwei Schritte in seine Richtung als die Bewegung des anderen Mannes durch die Kirche hallten. Gasparo stoppte und erwartete die Vorstellung des Fremden, die zuerst nicht kam. Der Magister runzelte die Stirn als der andere Kainit sich auf eine sehr vertraute Art und Weise an die beiden Amtsträger wandte. Die Haltung des Redners ähnelte seiner eigenen so sehr das er sich fragte, ob der Mann ihn verspotten wollte. Einmal nahm er den Blick von dem Sprecher und sah zu Arash hinüber um zu prüfen, wie dieser auf den Wortschwall reagierte.

Schließlich, nach einigen Höflichkeiten und Komplimenten, fiel der Name Galeno Fiore.

Für einigen Moment blieb der Gesichtsausdruck Gasparos ausdruckslos. Dann verengten sich seine Augen misstrauisch als er den Mann vor sich erneut von oben bis unten musterte. Seine Schultern schienen sich anzuspannen.

„Galeno Fiore?“ Irritation lag in der Stimme des Ventrue. „Erklärt Euch.“ Die Worte waren zwar leise gesprochen, aber knapp und schroff, ungewohnt für den sonst so eloquenten Gasparo.

[Arash]

Während der Fremde sprach ging ein Knurren von Arash aus, welches langsam lauter wurde, je länger der Kainit redete. Offenbar war seine Geduld nicht sonderlich hoch. Seine Hände öffneten und schlossen sich, wie Klauen die etwas greifen, etwas packen, etwas zerfetzten würden, sollte sich die Sache nicht aufklären.

Arash schien ebenfalls die Worte wahrzunehmen, aber das fletschen seiner Zähne war bedrohlicher, als es vielleicht für diese Art der Unterhaltung nötig war. Auch seine Haltung veränderte sich leich. Er ging leicht in die Hocke und seine Oberkörper ging eine Winzigkeit nach vorne. Sprungbereit sah er den neuen Kainiten an. Dann erklang der Name Galeno di Fiori. Kurz hielt er irritiert inne. Dann sank das Knurren etwas in der Tonalität etwas ab und der Körper des Gangrel setzte sich wieder in Bewegung.

Er irgnorierte die Worte des Ventrues vorerst und behielt dafür den angeblichen Kappadozianer im Blick. Seine Zunge fuhr nachdenklich über seine Lippen, währed er sich dem Neuankömmling näherte und ihn langsam umrundete. Wie eine Katze, die mit ihrer Beute spielte. "Galeno...soso." schnurrte er. Dieser Fremde schien von seinem Verhalten nicht iritiert. Als, wäre er es gewohnt. Kannten sie sich, oder war er andere seines Clans gewohnt? Schließlich blieb er wieder stehen. Schräg vor dem älteren Mann. Der angeblich der jung aussehende Mensch Galeno di Fiori zu sein vorgab. "Solltet ihr wirklich der werte Galeno di Fiori seit, dann wisst ihr sicherlich wann und wo wir uns das erste Mal trafen, nicht wahr?" Aus dem Knurren war deutliches Misstrauen herauszuhören.

[Nubis]

Es war zu erwarten gewesen. Aber Arash überraschte, während Gasparo wohl ein wenig im Zweifel seinen Kopf verloren hatte? So war es das Tier, welches eine gute Lösung parat hatte und nicht der König. Das zauberte tatsächlich ein Schmunzeln in sein Gesicht und ein Nicken in Richtung des Gangrel, anerkennend oder zustimmend. Aber natürlich richtete er sich wieder vorzugsweise an Gasparo, der eine Erklärung erwartete.
"Wie erwähnt, hielt ich es für angebracht, mein Äusseres zu ändern. Der Stille wegen vor allem, aber auch aus anderen Gründen. Euch ist sicher schon aufgefallen, dass die Drachen dieser Stadt ab und an ihre Erscheinung ändern? Besonders der werte Herold hat dies in der Vergangenheit öfter schon vollzogen. Ich lernte ihn als Mann kennen, mit langen Haaren, dann als Frau und nun....mhh....Nun, es schien merkwürdig und nun weiss ich etwas mehr darüber...also auch ein wenig des Wissens wegen."

Er lächelte wieder Arash an.
"Wir trafen uns in der Villa der werten Hüterin. Es müsste 1012 gewesen sein. Gegen Ende meines Aufenthaltes dort, denn ich hatte kurzzeitig dort gewohnt. Ihr wirkted ein wenig, als wolltet ihr mich gleich fressen. Das Thema des Treffens wiederhole ich hier allerdings nicht und auch nicht den Ausgang."

Er wartete ab, ob die Antwort beiden reichen würde. Etwas schade fand er, dass Gasparo scheinbar keine der Floskeln wiedererkannte. Doch er blieb ruhig, freundlich und recht locker.

[Gasparo]

Gasparo sah zu Arash hinüber, ob er die Worte des Mannes akzeptierte, der behauptete, Galeno zu sein. Konnte das Tier nicht einfach an ihm schnüffeln?

Es war offensichtlich, dass den Magister die Situation nicht erfreute. Sein Mund glich einem dünnen Strich als er den veränderten Kainiten ansah. Das „wie“ war hierbei fast genauso wichtig für ihn wie das „wer“, und Galeno hatte den Teil einer Antwort geliefert, nachdem er das selbst inszenierte Schauspiel ausgekostet hatte.

„Welch' Überraschung, werter Galeno. Ich denke, wir sind alle mit der Wandelbarkeit des werten Toma vertraut … tatsächlich mehr, als mir lieb ist. Ich nehme an, Ihr prahlt nicht damit, das Geheimnis der Blutskräfte der Drachen entwendet zu haben sondern habt einen Handel mit einem von Ihnen abgeschlossen? Mutig.“ Für einen Moment erinnerte sich der Ventrue an die tagelangen Vorbereitungen, die Majorianus an seinem Äußeren vor der Umarmung vorgenommen hatte. Dies neu zu gestalten schien ihm fast wie ein Frevel gegenüber seinem Erzeuger, aber nicht jeder legte so viel Wert auf das Urteil seiner Vorfahren wie der Clan der Könige.

„Omnia mutantur, nihil interit … ich hielt uns immer für eine Ausnahme von Ovids Weisheit, aber Ihr beweist heute Nacht scheinbar das Gegenteil. Habt Dank dafür, uns einzuweihen in diese Veränderung und habt Dank für Eure freundlichen Worte. Seid Ihr nun mit Eurer Gestalt … zufrieden?“ Eine Spur Zweifel lag in der Stimme des Ventrue. Galenos Erscheinung war durchaus imposanter als der knabenhafte Körper, den er zuvor trug, doch ebenfalls schien ein Makel offensichtlich. Auch der nun ältere Mann wirkte bleich und strahlte trotz der fein geschnittenen Gesichtszüge nicht unbedingt Vitalität aus.

[Arash]

Tatsächlich schien der Gangrel nicht geneigt an dem Kappadozianer schnüffeln zu wollen, aber ein leichtes Nicken quittierte dessen Worte. Dann beendete er seine Runde um den Mann und blieb mit etwas Abstand schräg vor ihm stehen. Inzwischen war der Geruch, welcher sich in der Kirche gesammelt hatte intensiver geworden und selbst für die, die nicht atmeteten deutlich wahrzunehmen.

"Gut. Dann seit entweder ihr es, oder jemand der eure Erinnerungen gestohlen hat." schnurrte er. Es war keine Belustigung in der Stimme, sondern immer noch eine leichte Vorsicht. Das Tier blieb misstrausisch. "Wenn es stimmt, was der werte Gasparo sagt und ihr euch an einen der Former der Domäne gewandt habt, so vermute ich das ihr euch nicht an den werten Herold gewendet habt?" fügte er hinzu. Schmunzelnd lies er die Zunge über seine Lippen wandern. Offenbar schien er etwas zu wissen, weswegen er diese Vermutung eher in betracht zog.

Sein Blick glitt kurz auf Gasparo hinüber und er nickte wieder leicht, bevor er sich an den angeblichen Galeno wandte. "Ihr wolltet über Aufgaben und Zusammenarbeit sprechen. Dann sollten wir anfangen." knurrte er. Offenbar war das Tier ungeduldiger, als es den Anschein machte.

[Nubis]

"Es war die werte Harpiye, welche dies durchführte. Doch zu empfehlen ist es nicht, wenn nicht unbedingt nötig. Aber ja, ich bin durchaus zufrieden. Euer Zweifel im Klang der Stimme...falls es welcher ist, lässt annehmen, dass ihr dies Erscheinen nicht gut findet?"

Er blickte zu Arash und schmunzelte.

"Bleibt eine Weile hier stehen und erinnert euch dann an die Schollen am Fluss, als wir uns wieder trafen und ich euren wuseligen Weggefährten kennen lernte. Vielleicht spührt ihr es auch schon. Danach dürfte es keine Zweifel mehr geben."

Dann räusperte er sich und blickte beide ernster an, nun fokussierter auf die vor ihnen liegenden Aufgaben.
"Wie kommt es, dass ihr nun zu nautischen Fragen als Berater dient? Wenn ich an eines unserer ersten Gespräche denke..."
Ein leichtes Lächeln zog sich über die Lippen, nicht spöttelnd, sondern anerkennend.
"Seid ihr nur dafür zuständig, oder auch in anderen Belangen? Beispielsweise generellen politischen Fragen?"

Er blickte zu Arash.
"Die Aufgaben der Geissel kenne ich bereits. Darin hat sich ja nichts verändert. Ihr meldet unangemeldete Personen innert der Domäne, ich gebe euch dafür das Wissen um jene, die vorstellig geworden sind. Allerdings denke ich, sollten wir in der aktuellen Lage auch sonstige Schwierigkeiten erfassen und untereinander weiterleiten. Unwissenheit kann die Nächte gefährlich werden."