[1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

[Mai '20]
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Gasparo
Ventrue
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Re: [1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo musterte Galeno noch einmal und legte den Kopf etwas schief. Scheinbar waren dem Herold die offensichtlichen Makel egal. Hatte die Harpyie diese absichtlich eingebaut? Zuzutrauen war es Alain.

„Es ist nicht meine Aufgabe über Euer Äußeres zu urteilen, werter Galeno. Seid Ihr zufrieden, dann freue ich mich für Euch und gratuliere Euch zu dem … Wandel.“ Er schloss seine Augen und neigte seinen Kopf kurz. Als er sie wieder öffnete umspielte ein kühles Lächeln seine Lippen. „Ich hoffe, es gibt niemanden, der Eure alten Gesichtszüge liebgewonnen hat.“

Boshaftigkeit schlich sich in eben jenes Lächeln, als Galeno ihm weitere Fragen stellte. „Ich diene der höchst verehrten Aurore in welcher Form auch immer sie es wünscht. Bedarf es Ratschläge zu einer Vielzahl von Themen so stehe ich ihr natürlich als Hofgelehrter zur Verfügung. Die Position ist vielseitig.

Aber unsere Herrin ist auch praktisch veranlagt. Ihr wisst, wer vor mir für Fragen der genuesischen Flotte verantwortlich war, richtig? Acacia.“ Er sprach den Name der ehemaligen Hüterin aus als würde das Wort den Geschmack von Exkrementen in seinem Mund hinterlassen.

„Ich hatte den Kapitänen in den Jahren zuvor Unterricht über Navigation und Astronomie gegeben, so dass es nahe lag, mich weiterhin mit jenen Angelegenheiten zu betrauen. Die Männer kennen mich und ich genieße ihr Vertrauen.“

Gasparo hob seinen Kopf. „Und Ihr, werter Galeno? Seid Ihr glücklich mit der Funktion als Herold? Ich weiß, wie es Euch nach einem Amt verlangt hat, um Anerkennung zu gewinnen. Damals war es wohl eher der Posten eines Liktoren, um die Stille zu wahren. Und nun dürft Ihr neben dem werten Toma Neuankömmlinge in der Domäne begrüßen.“
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Arash
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Re: [1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash blieb nicht direkt neben Galeno stehen. Er schien befriedigt zu sein. Vorerst. Der Gangrel bewegte sich lautlos einige Schritte weiter, bevor er erneut stehen blieb und in die Dunkelheit der hohen Deckenbalken sah. Scheinbar Geistesabwesend, während Gasparo sprach. Aber dem aufmerksamen Beobachter würde auffallen, dass seine Ohren immer wieder zuckten. Er schien jedes Wort, jede Geste und jedes Rascheln der Kleidung doch wahr zu nehmen.

Erst, als der Ventrue geendet hatte, sah er über die Schulter zu diesem zurück. "Habt ihr es denn inzwischen geschafft herauszufinden, wie man in der Nacht navigiert, werter Gasparo?" ein leichtes Grinsen hatte sich dabei auf die Lippen des Gangrels geschlichen.

Schließlich wandte er sich an Galeno, allerdings immer noch, ohne den Körper zu bewegen. "Welche Schwierigkeiten meint ihr?"
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Nubis
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Re: [1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

Beitrag von Nubis »

Ruhig schüttelte der Kappadozianer sein Haupt. Gasparo hatte recht. Eigentlich sollte niemand über das Äussere eines anderen urteilen, denn es war niemandes Aufgabe und doch taten es eigentlich alle. Selbst er, der es vorgab nicht zu tun. Aber das interessierte Galeno wenig. Es waren Floskeln, die man tauschte, um ein Gespräch aufzulockern oder ihm etwas Abwechslung zu verleihen. Wie hatte es Avelina genannt, den Tanz. Er war noch immer nicht sehr geübt darin, aber Jahr um Jahr wurde es besser. Hoffte er zumindest.
"Dann liegt diese Aufgabe nun in der Hand von jemanden, den ich weitaus mehr schätze." meinte er zu Gasparos Ausführung bezüglich seiner Aufgabe und dass Acacia damals dort ihre Finger im Spiel hatte. Anerkennung lag in seinen Zügen und ein freundliches Lächeln unterstützte dies. Gasparo wirkte als hätte er einen Sieg errungen und als wäre er wahrlich stolz auf seine Aufgabe. Warum auch nicht.

Doch dann schüttelte er wieder leicht mit dem Kopf und musste schmunzeln. "Anerkennung ist mir nicht wichtig. Soweit ich weiss, sagte ich euch dies schon einmal? Was das Liktorenamt anbelangt...nun, ich diene Genua mit meinen Mitteln, egal in welcher Position. Es kommen lediglich Zusatzaufgaben hinzu. Es war eine Notwendigkeit gegeben, dass der bisherige Herold etwas..sagen wir...unterstützt wird." Er sprach dies allerdings weniger wohlwollend aus, als es das Wort alleine hätte vermuten lassen. "Ich bin froh, dass diese Notwendigkeit erkannt wurde und durchaus angenehm überrascht, dass man mich dafür erwählte. Meine Ansichten haben sich durch das Amt in keiner Weise geändert. Und da kommen wir zu eurem Punkt, werter Arash."

Er richtete nun wieder den Blick auf den Gangrel.
"Ich spreche von den Probleme, die diese Stadt schon vorher beutelten, nun umso mehr. Genua hat einiges erdulden müssen. Nach dem ersten Krieg, der noch vor meiner Zeit hier statt gefunden hatte, hat sich die Stadt nur schwer erholt, der Hunger war vor allem bestimmend. Nun haben die Menschen durch einige von uns einen echten Sündenbock für ihre Leiden gefunden. Umso wichtiger, dass wir alle zusammen agieren, um dieser Gefahr für uns Herr zu werden. Manche von uns mögen einen radikalen Weg einschlagen wollen. Andere einen durchdachten, subtilen. Ich bin eher für letzteres. Es bringt nichts, die Aufwiegler zu Märtyrern werden zu lassen...im Schlimmsten Fall. Es bringt meiner Meinung nach eher etwas, das Volk in Ruhe zu kontrollieren und zu beobachten, wer sich durch Freud und Wohlstand ablenken lässt und wer nicht. Die Fanatiker, die es nicht beeindruckt, die gehören dann in aller Ruhe ausgeschalten und das im Stillen."

Eine kurze Pause folgte.

"Ihr werter Gasparo habt den nötigen Kontakt zum Hofe. Euer Kollege..nun...ich denke nicht, dass er ein wirklich guter Ansprechpartner dafür wäre.
Ihr könnt politische Entwicklungen sicherlich besser erkennen, vor allem auch ausserpolitische. Ihr könntet uns informieren, sollte sich etwas für Genua ergeben. Auch damit man Gäste entsprechend richtig empfängt und die Wirkung nach Aussen hin stets eine Einheit darstellt. Und eure Stimme hat möglicherweise mehr Gewicht?
Und wir wiederum informieren euch, die Geissel und die Liktoren über alle nötigen Informationen. Ich möchte vor allem sicher stellen, dass wir ein gutes und funktionierendes Netzwerk der Informationen herstellen. Mir war dies schon vorher ein Anliegen, nun umso mehr. Es geht dabei darum, dass Genua zeigt, dass es eine Einheit bildet, auch wenn jeder von uns seine eigene Agenda hat. Gemeinsame Wege finden, um Probleme zu meistern, nicht jeder für sich und am besten noch so, dass man sich gegenseitig auf die Füsse tritt. Die Vergangenheit zeigte, dass dies nicht funktioniert."

Er räusperte sich.
"ihr wisst zudem, dass es mir ein Anliegen ist, auch der Bevölkerung neue Perspektiven zu sichern. Genua kann dadurch erstarken, wenn die Bevölkerung gefördert wird. Weniger bis gar kein Hunger und Elend, eine ausreichende Bildung in den jeweiligen Schichten, die Entwicklung von Kultur in jeglichen Bereichen. Ich denke, ein jeder kann dazu etwas beitragen und das fernab von unserem jeweiligen Ämtern. Ich habe vor ein paar Projekte anzustossen und würde mich freuen, auch dabei dann eure Unterstützung zu finden. Anders herum stelle ich euch auch gern meine Hilfe bei euren Vorhaben zur Verfügung."
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Gasparo
Ventrue
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Re: [1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo nickte Arash kurz und bestimmt zu. „Habt Dank für Eure Sorge, werter Arash. In der Tat habe ich über die Navigation via luna et stellae einiges herausgefunden was den Kapitänen dieser Stadt zu einem Vorteil über manch anderen Seefahrer verhelfen wird, nicht nur beim Bedienen eines … Fischerbootes sondern auch einer Kriegsgaleere oder eines Handelsschiffs.“

Er senkte sein Haupt dankbar, als Galeno ihm ein Kompliment machte. Auf dessen weiteren Ausführungen schien er zunächst ebenfalls antworten zu wollen, doch er unterbrach den neuen Herold nicht, als dieser sich Arash zuwandte. Lediglich seine Mundwinkel schienen kurz zu zucken.

Schließlich erhob er wieder seine Stimme. „Wie schon damals befürworte ich die Kooperation, die Ihr beschreibt, werter Galeno. Funktionierende Strukturen sind das Rückgrat einer jeden Domäne und wir können der höchst verehrten Aurore sicherlich besser dienen, wenn wir uns abstimmen und auf einer Linie sind, was Entwicklungen innen wie außen angeht. Habt Ihr schon einen Plan gefasst, an welchem Ort Ihr Eure Amtsgeschäfte regeln werdet?“

Sein Blick wanderte zwischen seinen beiden Gesprächspartnern hin- und her. „Eure Argumente zum Umgang mit der Herde Genuas ähneln dem, was die werte Hüterin des Elysiums mir erzählte. Auch die höchst verehrte Aurore und der sehr verehrte Lydiadas sprachen in San Donato davon, die Menschen zu … schützen.“

Er winkte kurz mit der rechten Hand ab. „Ich habe noch von niemanden gehört, der die Masse der Sterblichen für die vernichteten Kainiten verantwortlich macht. Niemand möchte alle Sterblichen leiden sehen, oder hungern.

Inwiefern es sich jedoch lohnt, dem Pöbel der Stadt Bildung oder Kultur näherzubringen oder ihnen … wie sagtet Ihr … Perspektiven zu schenken … ich habe meine Zweifeln.“ Er deutet mit seiner offenen rechten Hand nun auf Galeno bevor er den Arm senkte. „Aber natürlich steht es Euch und den Gleichgesinnten frei, Eure Ziele zu verfolgen. Ich versuche derweil, Ruhe und Ordnung durch die höheren Stände nach unten zu verbreiten.“

Nun reckte er das Kinn fragend in die Höhe. „Vor wenigen Jahren schien die große Sorge von vielen von uns die Bedrohung durch die Melissiden gewesen zu sein und wie ich vom werten Alain hörte hatten sie auch während der grauenvollen Nächte im Jahre 1034 ihren Anteil an der Zerstörung und Hetze. Waren Bemühungen, sie zu stellen, nicht schon weit gediehen? Mir scheint, als wäre die Entfernung jener unheiligen Gruppierung dringend voranzutreiben.“
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Arash
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Re: [1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash lauschte den Worten der beiden anderen Kainskinder ohne eine große Reaktion. Es sah nicht einmal so aus, als würde er sie wahrnehmen. Sein Blick hatte sich wieder gen der dunklen Decke gerichtet. Vielleicht unbewusst war er dabei in die Hocke gegangen und sah nun tatsächlich aus, wie eine Katze. Dieser Eindruck wurde von dem beständigen Schnurren unterstrichen welches jemand mit gutem Gehör wahrnehmen konnte.

Nachdem Gasparo geendet hatte herrschte kurz eine gewisse Stille in der Kirche. Fast, als wollte jemand den Worten des Gelehrten Raum geben ihre volle Wirkung zu entfalten. Dann schließlich wurde die Stille durch leise Worte Arashs durchbrochen. "Ich gebe euch recht, dass eine koordinierte Zusammenarbeit wichtig und wahrscheinlich nötig ist, um alle Probleme, die Genua derzeit Plagen, zu lösen und das dauerhaft." Noch immer hatte er den Kopf nicht seinen Gesprächspartnern zugewandt. Die Akustik der Kirche machte es allerdings möglich, dass man ihn trotzdem gut verstand. "Auch, wenn meine Aufgaben mich größtenteils ins Umland treiben, so ist auch dort die Not teils groß. Wenn auch dort nicht einmal halb so viel Aufregung wegen der Monster, die Nachts durch die Straßen wandeln herrscht wie in Genua selbst. Es gab dort keine Kämpfe, keine Opfer. Die meisten Schlachten wurden abseits der Dörfer in der Wildnis geschlagen. Die Melissiden allerdings sind weiterhin ein Dorn im Fleische der Domäne." das Schnurren wurde dabei zu einem Knurren. "Sie haben sich tief eingegraben in die Menschliche Gesellschaft und es gibt immer noch Ghule die von einem unbekannten Kainiten Blut erhalten. Das macht sie so gefährlich. Man müsste aber nicht nur den Kainiten finden, sondern auch alle Ghule auslöschen und die Menschen, die nichts von alledem wissen. Es gab kurzzzeitig die Überlegung Broglio einfach niederzubrennen. Aber selbst dann würde man nicht alle Melissiden mit Sicherheit auslöschen." er schüttelte leicht den Kopf und wandte sich dann endlich auch wieder den beiden anderen Neugeborenen zu.

Mit lautlosen Schritten begann er wieder um die beiden Kainiten herum zu gehen. Er schien einfach nicht still stehen zu können. Zumindest nicht dauerhaft. Dann fuhr er aber fort. "Wo ich euch aber widersprechen muss werter Gasparo ist die Zukunft der Herde." Ein träges Blinzeln unterbrach die Worte. "Es kommt nur darauf an wem man welche Ziele und Träume überlässt. Den einen mögen Bücher, Kultur und Wissen reichen, um selbst mehr zu werden. Glücklich zu sein und Zerstreuung zu finden, wie der werte Galeno es vorschlägt. Allerdings gibt es auch Menschen die mit so etwas nichts anfangen können. Diese würden dabei weiterhin ihr Dasein fristen und sich vor Angst in den stinkenden Gassen Claviculas wiederfinden." er leckte sich über die Lippen. "Aber auch diesen Wesen kann man eine Perspektive, ein Ziel, Träume, Freiheit schenken. Dinge, die sie vielleicht niemals zu hoffen gewagt hätten, die sie aber gerade deswegen weit höher schätzen, als jemand der mit all diesen Dingen aufgewachsen ist. Dies sind wahre Eiferer, wenn es darum geht etwas aus sich zu machen."

Der Gangrel blieb gelassen stehen. "Wenn ihr Beweise für meine Worte braucht, so lade ich euch nach Pontedecimo ein, wo ihr einige meiner treuen Waldläufer kennen lernen könnt. Sie waren früher Waisenkinder oder Sklaven und sind nun so viel mehr." er lächelte den Ventrue an. "Ihr seht. Es kommt nur darauf an die richtige Kost für den Menschen zu finden. Dann lohnt es sich durchaus."
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Nubis
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Re: [1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

Beitrag von Nubis »

Interessiert lauschte Galeno auch den Fragen Arashs an Gasparo und zog erstaunt die Brauen hinauf, als von der Navigation bei Nacht gesprochen wurde. Ein Thema, welches ihn bisher nie zu interessieren hatte, doch es klang nach etwas sehr Nützlichem. Handelsschiffe oder Kriegsschiffe, die des Nachts fahren und vor allem auch bestens navigieren konnten, würden umso schneller und weniger gefahrvoll reisen können.
Dieses Wissen auch für Genua festzuhalten, würde sicherlich hilfreich sein, sodass auch Generationen später dieses Wissen nutzen konnten.

So wirkte er nachdenklich und nickte leicht mit dem Kopf, als Gasparo weiter sprach.

"Meine Amtsgeschäfte werde ich vor allem im A Tarda Ora regeln, jedoch nicht alle. Ich werde differenzieren zwischen reinen Heroldtätigkeiten, die ich mit dem werten Toma zusammen erledigen werde und jenen, bei denen kurze Kommunikationswege nicht nötig sind und die möglicherweise auch nicht jeden etwas anzugehen haben. Dafür wird ein Ort geschaffen werden. Dieser ist noch nicht fertig, jedoch werde ich in der Übergangszeit schon den einen oder anderen an entsprechenden Ort laden können. Allerdings ausgesuchte Verbündete."

Er räusperte sich.

"Ich denke, ihr werter Gasparo und auch ihr werter Arash, seid eine der Ersten, die ich gern dort hin einladen werde."

Ein freundliches Lächeln beiden gegenüber sollte sein Wohlwollen zum Ausdruck bringen und die eben benannte gutmütige Geste noch unterstreichen.

"Was die Menschen Genuas anbelangt, so haben wir, werter Gasparo, ein anderes Verständnis dafür. Aber das mag auch an unserer Herkunft, unserer Vergangenheit liegen. Ich gehe allerdings zum Teil mit euch mit. Das hohe Verständnis für Philosophie, fremden Sprachen, sowie anderem Wissen aus Gelehrtenkreisen, benötigt das Volk nicht in jeder Schicht gleich viel. Auch Kunst wird sicherlich von jeder Schicht anders verstanden und anders wertgeschätzt. Jedoch sind Perspektiven nicht nur jene von viel Reichtum, Macht oder hohem Wissen. Der einfache Bauer freut sich über eine stabile Versorgung, dass er sein Feld bestellen kann, ohne dass er sich tot arbeiten muss und dass seine Familie gesund bleibt. Bauern, Arbeiter, Handwerker...sie versorgen einen jeden mit Nahrung, Kleidung, Werkzeugen. Sie sind jene, die die Häuser bauen, in denen wir leben. Sie bilden den Grossteil der Herde, von denen wir uns nähren. Werden sie krank, unzufrieden oder ziehen weg oder sterben gar in Massen, dann haben wir ebenfalls darunter zu leiden. Ein Schäfer sorgt für seine Herde und nicht nur für die einzelnen Tiere, die besonders feine Wolle liefern."

Er rieb sich am Kinn. Dachte wieder kurz nach.

"Das Volk ist relativ einfach zufrieden zu stellen. Gebt ihnen Nahrung, eine Arbeit und etwas, wobei sie sich auch einmal austoben können, die harte Arbeit einmal vergessen können und sie sollten zufrieden sein. Könnt ihr, werter Gasparo, in euren Bereichen dafür sorgen, dass die Versorgung stabil wird? Dass Handelswege ausgebaut werden? Dass Handwerker innert Genuas angestellt werden, um der Stadt zu neuem Glanz zu verhelfen?"

Er lächelte.

"Ich für meinen Teil nehme mich unter anderem der Händler und Handwerker an, sowie der Medici. Bei letzteren schätze ich ausserdem mein Bündnis mit dem werten Nicolo. Mittels diesen Kräften sollte ebenfalls die Versorgung aller Menschen ermöglicht werden und natürlich auch hohe bis einfache Kunst geschaffen und in die Stadt gebracht werden. In diesen Bereichen werde ich auch für Bildung sorgen, Ausbildung und Förderung, damit altes Handwerk und Wissen erhalten bleibt und neues geschaffen werden kann."

Dann blickte er zu Arash. "Ihr vertretet in etwa die gleiche Meinung, wie ich. Das ist sehr gut."
Wieder sah er zu Gasparo. "Wenn wir durch euch den Blick auf die Hohen, durch mich innert der Mittelschicht und durch euch nach unten hin haben und uns darüber austauschen, dann könnten wir sicherlich etwas schaffen, was für alle ein gutes Leben bedeutet und die Spannung aus der Stadt heraus nimmt."

Er legte den Kopf leicht schief und lächelte sanft. "Meint ihr nicht?"

Dann aber nickte er Gasparo noch einmal zu.
"Und dies nimmt auch den Melissiden den Wind aus den Segeln. Und ja, diese werden weiterhin verfolgt, doch wir müssen nun weniger laut dagegen vor gehen. Wir haben die Zeit überschritten, in der wir einfach so hätten zuschlagen können und alle erweischen können. Sie haben sich in der ganzen Stadt festgesetzt und haben durch die Tode einiger Kainiten sicher noch Zuwachs von ihren Ghulen und Blutdienern erhalten. Wir müssen ihnen Schritt für Schritt auf die Schliche kommen. Ein schwieriges Unterfangen, doch es wird daran weiterhin gearbeitet."

Die ganze Zeit lag der grösste Antwil der Aufmerksamkeit auf Gasparo, weniger auf Arash und sein Gebahren, denn es war seltsam, aber passte auch zu ihm, war für ihn nicht wirklich ungewöhnlich. Galeno kannte ihn dafür mittlerweile doch zu gut. Das Tierische war in dem Gangrel stets zu erkennen. Aber ihn störte es nicht. So behielt er zwar seine allgemeine Vorsicht, doch übertrieb es nicht und widmete sich dem wirklich Wichtigen, dem Gespräch an sich und auch damit, Gasparo als einen von den hohen Clans dementsprechend auch zu adressieren. Auch wenn er ab und an beide ansprach, so wollte er Gasparo nicht die Vorstellung nehmen, höher als ger Gangrel gestellt zu sein.
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Re: [1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo quittierte die Worte Arashs mit einer angedeuteten Verbeugung.

„Wie schön, dass Genua so viele Lehrmeister zu bieten hat.“ Er musterte den Gangrel, der zuerst vor ihnen hockte, misstrauisch. Die tierhaften Bewegungen schienen ihn zu irritieren, wie auch schon bei Ihren vorherigen Unterhaltungen. Dann folgte er Arashs Umrundung mit einem ungeduldigen Wenden seines Kopfes und straffte seine Haltung, als dieser endlich stehenblieb.

„Ich bezweifele nicht, dass die Menschen, die Ihr aufgenommen habt, Euch dankbar sind und ihre neue Stellung genießen. Waldläufer, ja?“ Er hob eine Augenbraue. „Aber von wie vielen Leuten sprechen wir wirklich? Habt ihr 10 Leute in diesen Stand gehoben? 50? 100? Sicher können wir nicht sämtliche Einwohner Calviculas in die Wildnis verpflanzen.“ Er hob kurz seine Schultern. „Natürlich möchte ich nicht nur dreckfressenden Pöbel in der Domäne wissen sondern auch Soldaten, Handwerker … Fischer. Wir reden glaube ich nur von unterschiedlichen Ausprägungen der gleichen Sache und haben unterschiedliche Ansichten, was möglich ist und was nicht. Und zu viel Eifer in der Herde … ich bin mir nicht sicher, ob wir uns dies wirklich wünschen.“ Wieder nickte er höflich. „Eure Einladung nach Pontedecimo nehme ich bei Gelegenheit natürlich gerne an. Ich wusste gar nicht, dass Euch jener Ort als Zuflucht dient.“

Ebenfalls schenkte er Galenos Worten sehr viel Aufmerksamkeit, lauschte ihnen mit einem konzentrierten Ausdruck auf dem Gesicht. „Ich stimme Euch zu, werter Galeno. Niedere Stände können durch effektive Strukturen und Ordnung befriedet werden. Unitas per servitiam. Ihr sprecht Nahrung und Gesundheit an. Tatsächlich ist mir nicht bekannt, dass es in Genua zur Zeit an Essen mangelt. Dies kann aber daran liegen, dass ich mich nicht unbedingt in den ärmeren Viertel aufhalte.“ Gasparo hob stolz sein Kinn. „Dennoch habe ich bereits Schritte in die Wege geleitet, um die Routen unserer Handelsflotte zu optimieren.“

Kurz trommelte er mit dem Zeigefinger auf sein Kinn. Seine Zweifel schienen noch nicht beseitigt, aber er sinnierte über das Gesagte. „Gibt es ein bestimmtes Sestieri, auf dass Ihr zu wirken gedenkt? Sicherlich wäre ein Fokus auf einen Ortsteil ein besserer Einsatz von Mitteln anstatt der noble Versuch 'allen Menschen' zu helfen. Domus scheint nach dem tragischen Verlust Eurer Schwester im Blute reif für ein solches Projekt.“

Kurz sah er zur Decke hinauf, bevor er zuerst Galeno und dann wieder Arash ansah. „Wie traurig, dass die Melissiden eine solche Macht angesammelt haben, dass Ihre Vernichtung Jahr für Jahr schwerer wird. Ob wir sie wirklich schwächen wenn das Volk gestärkt wird weiß ich nicht. Mir scheint, als haben sie Netze quer in der Bevölkerung verteilt, wie Ihr beide auch schon sagtet. Höre ich von Ihnen scheint immer ein neuer Name genannt zu werden und immer ist sind es Menschen, deren Einfluss in der Bevölkerung dem unseren scheinbar gleichkommen. Sagt, werte Geißel ...“ Seine Hände verschwanden nun wieder hinter seinem Rücken. „... es gibt aber an Euch oder an die Liktoren keine Order, diese Frevler nun zu schonen, wo sie doch ebenso Bündnispartner des verehrten Lydiadas waren? Mir ist nicht klar, inwieweit jene Geschäfte noch Gültigkeit haben.
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Arash
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Re: [1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash grinste innerlich, als er die Regungen des Gelehrten Ventrue wahrnahm. Tiere waren anders und der Ventrue machte dies gerade mehr als deutlich. Ob Absichtlich oder Unabsichtlich war irrelevant. Sein intensiver Blick blieb auf Gasparo und es schien beinahe, als würde er tiefer schauen, als die Erscheinung des Mannes in seinen edlen Kleidern. Das unablässige Schnurren, welches von Arash ausging änderte seine Tonalität nur minimal, bevor er sich wie eine Katze über den Handballen leckte und begann sich wie diese Tiere putzen. Erst, als der Ventrue geendet hatte hörte er damit auf und blinzelte träge.

"Ich gebe euch recht. Natürlich sind die wenigen Menschen denen ich eine neue Perspektive gegeben habe, nicht der Rede wert, wenn man die Menge an Beute in Clavicula betrachtet, oder in ganz Genua. Meine Verbindungen in die Stadt sind lose, wenn man es so nennen will. Ich habe die Menschen entweder aus dem Waisenhaus oder vom Sklavenmarkt. Waisenkinder sind kein Pöbel. Sie sind ungeformte Edelsteine, denen man jeden Schliff geben kann. Man muss es nur richtig tun. Sklaven sind froh um ihre Freiheit und viele haben Fertigkeiten aus ihrem vorherigen Leben, die man für Genua einsetzen kann. Menschen die ihr Leben lang in Clavicula gelebt haben oder in Domus, in Ravecca oder sonst einem Siestri, mögen ganz anders sein. Viele der Dörfer außerhalb der Stadtmauern funktionieren beinahe autark. Sicher kommen auch dort Händler und Andere vorbei, aber in Vottori gibt es Bauern, Handwerker, Fischer und Jäger. Es gibt Menschen die andere Schützen und Menschen die beschützt werden müssen. Ähnlich ist es in Pontedecimo, wo es sogar eine Miliz gibt. All dies führt natürlich dazu das wir nicht viele Menschen aus der Stadt ins Umland umsiedeln können. Es wäre daher eher an euch Handwerker und Menschen zu finden, die ein neues Leben außerhalb der Stadt vielleicht als neue Perspektive wahrnehmen. Oder dies innerhalb der Stadt tun. Die Fischer Genuas sind ein hart arbeitendes Volk, welches nur begrenzt Boote hat mit denen sie fischen können. Wenn für mehr Kapazitäten gesorgt wäre, könnten mehr Menschen ihren Lebensunterhalt damit bestreiten. Ich denke das wird der größte Teil der Arbeit sein."

Der Gangrel verstummte, nach dieser langen Erklärung, in der er seine Ansichten und seine Wahrnehmung der derzeitigen Situation schilderte. Er schien sich nicht so sehr auf Details zu verstehen, als zu versuchen einen groben Überblick seines Wissens zu geben, welche die anderen Beiden dann Gelegenheit ergänzen konnten. Wieder ein träges Blinzeln, bevor er erneut fortfuhr. Schnurrend begann er sich wieder zu bewegen. Allerdings eher auf der Stelle. Er schien nicht lange still stehen zu können. Insbesondere nicht, wenn er direkt angesprochen wurde und so hielt er den Blickkontakt zu Gasparo auf unheimlich intensive Art aufrecht. Es könnte fast beunruhigend wirken, wenn ein Raubtier einen so musterte.

"Die Order gegen die Melissiden lautet das Kainskind zu finden, welches sie am Leben erhält und dieses zu vernichten. Die Melissiden werden nicht mehr geschützt wie auch die anderen Sethskinder. Die Blutsdiener und Ghule, welche in Genua als freie Ghule gelten müssen gefunden und vernichtet werden. Gezielt und ohne aufsehen. Aber ich vermute das es auch viele Menschen gibt, die sich zu den Melissiden rechnen und niemals unser Blut gekostet haben oder gar von uns wussten, bevor diese verhängnisvollen Ereignisse der letzten Nächte geschahen. Es ist also an den Liktoren und dem werten Titus und mir diese Plage auszumerzen."

ein leises Knurren hatte sich in die Stimme des Gangrel geschlichen. Offenbar waren die Melissiden durchaus ein Reizthema, welches er ernst nahm.
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Nubis
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Re: [1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

Beitrag von Nubis »

Er wollte erst noch etwas sagen, als Gasparo davon sprach, dass er keinen Mangel auf Grund seiner Perspektive gesehen habe, doch Galenos Mund blieb geschlossen und ein etwas bitteres Lächeln wandelte sich dann zu einem wohlwollenderen.
"Sehr gut. Beim Handel dürfte dann vielleicht auch etwas nach unten abfallen..."
Doch er wusste auch, dass dies möglicherweise nicht reichen würde. Es musste einiges in Genua geschaffen werden, um grundlegend die Lebenssituationen zu verbessern. Aber es würde ein hartes Stück Arbeit werden. Eines, was er nicht scheute.

Bei der Frage bezüglich der Kontrolle über einen Stadtteil wog er den Kopf hin und her und dachte dabei kurz an sein Gespräch mit seinem Mentor.
"Schwierig. Ja...sicherlich keine schlechte Idee. Besonders Domus, auch wegen des Medicorum. Ein Fokus auf Domus gesetzt mag wirklich richtig sein. Doch ich bin keiner, der sich viel mit Politik auseinandergesetzt hatte. Bisher..."

Was nicht ist, konnte ja noch werden... Mühsam ernährte sich das Eichhörnchen bei den kleinen Brocken, die man hier und da lernte. Nur musste er schneller sein, als manch anderer.

"Wieso stellt ihr mir diese Frage? Wollt ihr mich in einem solchen Bestreben vielleicht ermutigen? Unterstützen?"

Er zog dabei fragend eine Braue hinauf, die dann aber sturzartig herab sackte, als er wieder zu den Melissiden kam.
"Nein, es gibt keine Schonung von diesen, denn sie sind uns allen ein Dorn im Auge. Mir ist zumindest nichts dazu bekannt. Also denkt nicht, dass sie davon kommen oder gar geduldet werden."

Er nickte Arash zu. Seine Aussagen waren recht treffend, sowohl zu den Menschen, wie auch den Melissiden.

"Handwerker dazu bestärken ausserhalb?....Mhh Die Wege sind recht lang, oder? Und die wirklich lukrativen Aufträge sind eher in der Stadt zu finden, nicht wahr? Möglicherweise ist es deswegen etwas schwieriger? Man erhofft sich innerhalb der Stadt mehr Möglichkeiten, auch wenn es diese nicht unbedingt gibt auf Grund des Mangels an Angeboten. Tatsächlich bin ich dabei etwas in Nähe Maddalenas aufzubauen. Möglicherweise kann man dieses auch ausweiten. Werter Arash? Könntet ihr mir eine Aufstellung von Handwerkern in den entfernteren Dörfern zukommen lassen? Einen Überblick, was es gibt und woran es möglicherweise mangeln könnte? Wie steht es eigentlich mittlerweile um Handelsstrassen? Sind diese noch ein Thema?"
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Gasparo
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Re: [1036] Drei Ämter, ein Ziel? [Galeno, Gasparo, Arash]

Beitrag von Gasparo »

Während Arash und Galeno sprachen wurde Gasparo ruhiger, sein Gesichtsausdruck neutral, fast gelangweilt. Es schien offensichtlich, dass er die Meinung der anderen Kainiten nicht unbedingt teilte aber er hielt es nicht für nötig, seinen Widerspruch auszuformulieren. Jeder von ihnen hatte eine andere Methodik, doch das Ziel, ein besseres Genua, teilten sich die Amtsinhaber.

Auf Galenos Frage antworte er mit einer nach oben geöffneten Handfläche. „Ich gebe Euch einen Hinweis, einen Anstoß. Seinfreda gehörte zu Eurer Familie und Domus mit den Handwerkern und Badern deckt sich mit Euren Interessen, nicht wahr? Was mir zuwider ist ist ein Vakuum, ein Fehlen von Ordnung und Übersicht. Würdet Ihr Einfluss auf das Sestieri nehmen und es in Bahnen lenken, die Eurem Temperament entsprechen, so wüsste ich, was die kommenden Jahre für Domus bringen.“ Seine Mundwinkel zuckten kaum merklich. „Zumindest ungefähr. Lassen wir die Gegend unbeaufsichtigt, wer weiß, wer oder was sich dort einnistet. Mit Schrecken denke ich an die Straßenkämpfe zurück, die sich Martinsritter und Verbrecher aus Clavicula geliefert haben.“ Der Magister senkte seine Hand wieder. „Inwiefern ich Euch unterstützen könnte, würde sich zeigen. Aber die Möglichkeiten sind da, wenn Ihr es wünscht, werter Galeno.“

Ein zufriedenes Lächeln war später auf Gasparos Gesicht zu sehen. „Sehr gut. Ich bin beruhigt zu hören, dass die Melissiden weiter als die Bedrohung und Frevel empfunden und verfolgt werden. Bin ich mit den neuen Liktoren auch nicht vertraut so bin ich mir sicher, werter Arash, dass Ihr und der werte Titus gute Arbeit leisten werdet. So sind wohl nicht alle Sünden aus dem Krieg vergeben.“ Der letzte Satz klang anders als die Worte zuvor, verbitterter, giftiger.
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