[1036] Großfamilie [Alain, Federico]

[Mai '20]
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Alain le Beau
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Re: [1036] Großfamilie [Alain, Federico]

Beitrag von Alain le Beau »

Es dauert eine Weile in der absolut niemand erscheint, bis sich die Erkenntnis einstellt, dass bei Quinto zu warten wohl nicht der richtige Ansatz ist. Die Straße gen Nervi liegt dunkel und einsam da, perfekt, um sich jede Menge Gefahren und Unheil darauf auszumalen. "Wandert auf der Straße", hat der Tzimisce gesagt und offenbar auch genau das gemeint.
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Federico Augusto
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Re: [1036] Großfamilie [Alain, Federico]

Beitrag von Federico Augusto »

Die Hexe wartete eine Stunde oder zwei erfolglos hinter Quinto. Sie wartete mit einer Engelsgeduld, die ihr die Zeit zwar fad, aber niemals lang werden ließ. Sie starrte die Straße hinauf und dann wieder hinunter. Sie starrte in die dunklen Hügel hinauf und die Klippen hinunter.
Schließlich aber hievte sie sich von ihrem Kasten, setzte sich diesen auf die Schulter und trottete die Straße hinunter nach Nervi, zumindest für eine Weile.
Es besteht kein Grund, dass Ihr eure Hände beschmutzt, mein Herr. An meinen klebt genug Dreck für uns beide.
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Alain le Beau
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Re: [1036] Großfamilie [Alain, Federico]

Beitrag von Alain le Beau »

Das Meeresrauschen ist ein ständiger Begleiter in dieser Nacht, vom Wind an die Ohren der Alten herangetragen, mal leiser, mal lauter, je nachdem, ob sich die Straße gerade dem Meer zuneigt oder sich in Richtung Land zurückzieht. Kleine Seewäldchen säumen die Ränder des Weges, exzellente Verstecke für Wegelagerer und Banditen, aber augenscheinlich sind nicht einmal diese mehr zu dieser Zeit unterwegs. Wozu auch? Kein Mensch wandert jetzt noch auf diesen Wegen.

Endlich sieht die Kastenträgerin ein Licht in der Finsternis schimmern, wie von einer kleinen Laterne. In dem Schein kann sie drei Gestalten ausmachen. Eine davon ist ein fein gekleideter Mann in den besten Jahren, die anderen beiden - etwas mehr im Schatten - wirken wie Bewaffnete. Speerträger, wenn das Auge nicht trügt. Die drei sehen ihr mit Ruhe entgegen, so, als sei es völlig natürlich in tiefster Nacht mitten im Nirgendwo zu warten.
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Federico Augusto
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Re: [1036] Großfamilie [Alain, Federico]

Beitrag von Federico Augusto »

Die Frau schnaufte und schwitzte, als sie vor den Herrschaften zum Stehen kam. Sie schaute vom einen zum anderen und wieder zurück. Ihr kleiner Blick blieb schließlich an dem fein gekleideten Mann hängen. Ihre breiten Hände umfassten die breiten Riemen des Kastens über ihren Schultern fester, hieven das ganze Gestall einigermaßen gerade, während sie nach Luft schnappt.

"Sie kenn' den Monsignore Alain?", fragte Sie mit einem breiten Lächeln. "Hab 'ne Nachricht für den edlen Herrn."
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Alain le Beau
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Re: [1036] Großfamilie [Alain, Federico]

Beitrag von Alain le Beau »

Der fein Gekleidete hebt die Augenbraue skeptisch, aber er nickt langsam. "Ihr könnt sie mir sagen", entgegnet er leise. "Ich besitze sein Vertrauen." Offenbar etwas enttäuscht vom Anblick der Alten wirft er einen Blick die Straße hinauf und hinab, bevor er sich ihr wieder zuwendet. "Hat euch der Herr Federico geschickt?"
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Federico Augusto
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Re: [1036] Großfamilie [Alain, Federico]

Beitrag von Federico Augusto »

"Ganz recht, ganz recht", sagte die Alte und runzelte die Stirn. Glaubte der feine Bote, ihren Herrn sehen zu können, wenn er nur scharf genug schaute? Das Runzeln verschwand aber und wurde von ihr durch ein theatralisches Gebaren ersetzt, das ihre nächsten Worte mit aller Wortgewalt eines Laufburschen unterstrich.
"Er lässt untertänigst ausrichten, dass ihn Forderungen der gewichtigsten Großhaftigkeit leider von einer angemessenen Erfüllung seiner gastfreundschaftlichen Pflichten abhalten würden. Er sei fortgerufen worden in die Wälder zwischen Macelli und Luccoli und dem Monte Taccone, um dem unwissbaren Willen seines alleredelsten Großväterchens, des Conte Desiderius, und eines Freundes der Famiglia dei ragni zu folgen, und werde wohl für einige Jahre fortbleiben müssen, ehe seine Queste erfüllt sei. Er wünscht, den Monsignore Alain seiner unsterblichen Freundschaft zu versichern, und hat geschworen, ihm seine Gastfreundschaft dreifach heimzuzahlen, sollte es den wohlgeborenen Herren in dieser Zeit je in die Wildnis abseits der Genueser Küste verschlagen."
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Alain le Beau
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Re: [1036] Großfamilie [Alain, Federico]

Beitrag von Alain le Beau »

Das sorgt erst für ein Stirnrunzeln, dann aber für ein Nicken. "Nun..." sagt der Mann langsam und nachdenklich. "Die Großväter sind zu ehren, nicht wahr? Ich denke ihr solltet dies meinem Herrn selbst mitteilen, gutes Mütterchen, wenn ihr die Zeit noch habt. Folgt mir, bitte." Er sieht an ihr auf und ab. "Außerdem können wir euch wohl ein Bett für die Nacht bieten, und ein gutes Mahl. Es ist ein weiter Weg zurück nach Genua."
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Federico Augusto
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Re: [1036] Großfamilie [Alain, Federico]

Beitrag von Federico Augusto »

Die Frau sah nun auch die Straße hinauf und wieder hinunter. Sie wirkte, als dächte sie einen Augenblick über das Angebot nach. Dann aber schüttelte sie den Kopf.
"Schlechterdings. Während mein Herr bereits zum Monte Taccone abgereist ist, habe ich in der Stadt noch einige Besorgungen zu erledigen. Die Famiglia muss informiert, die Herolde benachrichtigt werden und allerlei mehr, ehe ich mich selbst auf den Weg in jene Gegend machen werde."
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Alain le Beau
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Re: [1036] Großfamilie [Alain, Federico]

Beitrag von Alain le Beau »

"Dann wünsche ich euch alles gute auf euren Wegen und viel Erfolg bei euren Besorgungen. Darf ich euren Namen erfahren, gute Frau, damit ich ihn meinem Herren melden kann?" Es ist zu merken, dass der fein Gekleidete begierig ist, die Neuigkeit seinem Herrn zu überbringen. Die Soldaten sehen mit kritischen Blick auf die Alte. Offenbar können sie nicht verstehen, warum um diese Person so ein Aufstand gemacht worden ist.
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Federico Augusto
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Re: [1036] Großfamilie [Alain, Federico]

Beitrag von Federico Augusto »

"Selbstverfreilich", sagte die Alte und richtete sich wieder auf. Sie schien von Innen heraus zu strahlen und ein Leuchten ergriff von ihren Augen Besitz. Mit der geölten Stimme einer Schacherin und Kupplerin pries sie an: Martina Pellegrino sei mein Name, die Schänken Claviculas oder des Hafens mein Metier. Sendet Nachricht, wenn es euch beliebt, zu Silvio in Clavicula oder dem Herrn Nicolo am Hafen. Stets zu Diensten, nichts zu Danken, hawidere!"
Mit überschwänglicher Bewegung verneigte sie sich, so dass ihr Bald der Kasten das Gleichgewicht zu zerstören drohte, und fing sich nur mit einem Schritt zur Seite wieder.
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