[1036] Teufelskind [Galeno, Iulia]

[Mai '20]
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Iulia Cornelia
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Re: [1036] Teufelskind [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Der Mann wollte gerade noch etwas erklären, doch als der Hauptmann dann hinzugetreten war, schwieg er und nickte verstehend. Sobald dieser jedoch etwas abseits war, tuschelte er mit dem Überbringer der Nachricht, der selbst jedoch nur unwissend mit den Schultern zucken konnte, als der Hauptmann und der Medicus sich vom Lager entfernten. Doch das Thema schien nicht lange zu halten, als sich die Männer wieder allgemeinerem Klatsch und Tratsch widmeten.

Der Hauptmann geleitete derweil den Medicus schweigend über den unebenen Weg, den er geübt für ihn erhellte und von den Flammen geschützt ausleuchtete, während auf dem niedergedrückten Gras eine Spur wie von einem Handkarren, sowie einige Fußspuren zu sehen gewesen waren. Die Beiden mochten bereits einige Meter leicht abschüssig gegangen sein, als sie dem Ufer des Flusses näherkamen.

Das sprudelnde Wasser hatte hier nach der Schneeschmelze in den Bergen wohl im Frühling einen Teil der Erde abgetragen, so dass eine Art natürlicher Vorsprung mit kiesigem Untergrund entstanden war. Eben dort stand eine einzelne Frau in einem weißen Kleid mit einem gedimmten Windlicht in ihren Händen, welches sie heller werden ließ, als sie die Neuankömmlinge erblickte. Etwas weiter hinten stand eben jener Wagen, von dem die Spuren im Gras zu sehen gewesen waren. Der Hauptmann nickte im Vorbeigehen Iulia nur kurz zu, bevor er zum Wagen lief und die Fackel auf dem Weg löschte.

Iulia lächelte derweil schön und makellos wie eh und je in Richtung Galeno, als sie sich ähnlich respektvoll, wenn auch nun deutlich tiefer und länger verneigte als bei ihrem vorherigen Treffen. Ihre Körperhaltung war sichtlich aufrechter geworden und sie schien deutlich mehr in sich zu ruhen als noch die Treffen zu vor.
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Nubis
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Re: [1036] Teufelskind [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Vorsichtig nahm er das etwas unwegsamere Gelände und folgte dem Hauptmann bis zu Iulia, die ihn lächelnd begrüsste. Er verfolgte mit seinem Blick seinen bisherigen Begleiter und wechselte dann aber zu Iulia, als dieser sein Licht gelöscht hatte.
Er zog die Kapuze in den Nacken und es war eindeutig nicht Galeno, den die junge Dame wohl eigentlich erwartet hatte. Er lächelte ihr entgegen und nickte knapp auf ihre Begrüssung hin.
"Ein ungewöhnlicher Ort für ein Treffen, wie ich es schon in meiner Antwort bemerkte", sprach er ruhig und hob leicht fragen eine Braue. Sein Blick ruhte auf ihr, wie der eines Lehrmeisters, der ein paar Antworten von seinem Schüler verlangte, weil dieser irgendwas angestellt hatte oder vielleicht aber auch, weil diesem etwas auf der Seele brannte. Nicht unhöflich, sondern eher herauskitzelnd und auch verständnisvoll wirkend.
"Aber vorerst Carpe Noctem, schön zu sehen, dass es euch gut geht."

Generell waren seine Worte alle in Latein gehalten. Eine Sprache, die vor allem das gemeine Volk nicht verstand und so manch Kainit auch nicht, wie man dies im Elysium erst neulich bemerkten durfte.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1036] Teufelskind [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulias blaugraue Augen wurden größer, als Galeno die Kapuze abgenommen hatte. Ihre ansonsten glatte Stirn war mit sanften Fältchen bedeckt und ihre Augen huschten flink über sein fremdartiges Gesicht, bevor sie diese zügig auf sein Kinn abgesenkt hatte. Sie glaubte offenbar nicht, dass der Hauptmann ihr eine Person gebracht hätte, die nicht die von ihr heute hier erwartete gewesen wäre. Dennoch lag eine gewisse Skepsis in ihrem hübschen Gesicht, welches sich langsam glättete, als sie dem Klang seiner Stimme lauschte, als würde sie versuchen etwas Vertrautes darin zu hören.

„(Latein:) Wohlwerter Galeno? Es ist schön euch wiederzusehen. Ich hoffe ihr seid wohlauf?“, erwiderte die junge Ventrue dann die Worte in einem fließenden, wohlgeübten und gut betontem Latein, während ihr Blick bei ihren letzten Worten fragend auf ihm verblieb, ganz so als sei sie sich nicht schlüssig darüber, ob seine Verwandlung nun selbst gewollt oder gar eine Strafe für etwas war. Doch sie ging auf seine Veränderung nicht weiter ein. Stattdessen sprach sie in einer angenehm ruhigen und gedämpften Stimme weiter: „(Latein:) Habt Dank, dass ihr einen Teil eurer Zeit für mich erübrigen konntet und den Weg hierher auf euch genommen habt. Ich hoffe er war nicht zu beschwerlich, doch ich wollte den Anblick meines Anliegens nicht mehr Augen als nötig zumuten, um keine unnötige Unruhe unter den Sterblichen zu verursachen.“

Ihre freie, feingliedrige Hand deutete dezent in Richtung des Handkarrens hinter sich, der samt Hauptmann im Dämmerlicht ihrer Lampe verschwunden war.
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Nubis
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Re: [1036] Teufelskind [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Trotz des bestätigenden Nicken auf Grund ihrer Frage nach seinem Wohlbefinden, blieben die Augen und somit die Aufmerksamkeit auf ihr liegen, glitt nicht ab und wanderte durch die Wildnis, wie es vielleicht früher einmal der Fall gewesen war. Er war wegen etwas hier, nicht wegen der Landschaft, nicht wegen ihres Äusseren, nicht wegen des Hauptmannes, sondern wegen ihrer Anfrage und als sie dann auch ohne grössere Umschweife auf genau dies zu sprechen kam, wanderten auch seine Augen der Hand von ihr folgend und somit in Richtung des Handkarrens blickend.

(Latein:) "Ich bin hier, weil um meine Hilfe gebeten wurde, der Weg ist da einerlei. Mich wundert die Formulierung: Mehr Augen, als nötig? Soll dies bedeuten, dass es etwas ist, was den Sterblichen zu seltsam erscheinen mag? Was habt ihr auf dem Karren geladen?"

Er bewegte sich auf den Karren zu, die Neugierde war geweckt. Doch er blieb vorsichtig, wartete, dass sie mit der Lampe nachrückte und den Karren besser erleuchten würde. Schliesslich wusste er auch nicht, was alles im Krieg mit ihr geschehen war und was ihre wahren Absichten waren.
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Iulia Cornelia
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Re: [1036] Teufelskind [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia wandte sich mit dem Kappadozianer um, als dieser beschloss sich dem Wagen zu nähern. Leicht hinter ihm versetzt gehend, leuchtete sie dennoch für ihn gut sichtbar den Weg aus, als ihre Stimme gedämpfter wurde, je näher sie dem Karren kamen.

„(Latein:) Ein Kind im Alter von eineinhalb vielleicht zwei Jahren. Ich nahm mich ihrer vor fünf, vielleicht inzwischen auch sechs Wochen an. Ich verberge sie seitdem so gut es geht vor den Augen der Sterblichen. Sie wirkt noch immer recht verängstigt, doch es wurde mit der Zeit besser, als sie langsam vertrauen fasste. Sie heißt Anne oder zumindest nehme ich das an. Ihre Sprache ist noch nicht sehr weit ausgebildet und ihr körperliches Wachstum ist fehlerhaft. Hierin liegt auch die Schwierigkeit, weswegen ich euch als Heilkundiger und Ordensbruder aufsuchen wollte. Ich kenne mich mit Kinder- und Frauenkrankheiten aus, doch so etwas habe ich noch nicht gesehen, weshalb ich an eurer Einschätzung auf Grund eurer Erfahrung interessiert bin.“, erklärte Iulia dem Medicus mit ruhiger Stimme die Situation.

Während sie näherkamen schirmte der Hauptmann einen Teil des Wagens vor dem Licht mit einem dickeren Tuch ab, während Iulia ihm zunickte. Vom Handkarren ging ein sanfter Geruch von Orangenblütentee, Lavendel und Äpfeln aus. Auf einer Mischung aus Heu und Stroh lag eben jenes Kind gebettet in weißen Leinenlaken. Der Brustkorb unter der Decke hob und senkte sich regelmäßig tief, während das kleine Mädchen schlief. Die strohblonden Haare umrahmten das kleine Gesichtchen, welches die Schönheit der künftigen Frau bereits erahnen ließen. Dennoch wirkte es seltsam fremdländisch, als wäre sie nicht in diesen Landen geboren worden oder als ob ihre Eltern ursprünglich nicht von hier stammten.

Vorsichtig hatte der Mann derweil eines der erschlafften Ärmchen des Kindes hochgenommen und den viel zu langen Ärmel des Kleidchens bis zur Schulter zurückgeschoben, als er den bloßgelegten Arm seiner Herrin und dem fremdaussehenden Gast präsentierte. Die Verwirrung über Galenos Aussehen war ihm deutlich stärker im Gesicht abzulesen gewesen, doch war er wohl erfahren genug nicht zu fragen, als er sich zwang eine neutralere, gar unterwürfige Miene anzunehmen und den Blick tiefer zu senken, während er den Arm des Kinds ohne Furcht weiter hochhielt und so darbot.

Der so präsentierte Arm war sichtbar verkrüppelt. So schlimm, dass das arme Kind die Hände selbst wohl überhaupt gar nicht benutzen konnte. Iulia ging derweil mit gesenkter Stimme auf die eigentliche Problematik weiter ein, ohne auf das offensichtliche Problem selbst tiefer einzugehen: „(Latein:) Die Leute sagen Anne sei eindeutig vom Teufel berührt worden. Was ist eure Meinung als Heilkundiger und Ordensbruder hierzu, wohlwerter Galeno?“
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Nubis
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Re: [1036] Teufelskind [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Er blickte das Kind stumm an, ignorierte die leichte Verwirrung des Hauptmannes komplett und musterte den Arm, das generelle Erscheinen des Kindes und seufzte dann ein klein wenig.
"Ihr fragt mich in verschiedenen Positionen. Folglich werden es unterschiedliche Antworten sein. Vielleicht sogar zu viele, um schlussendlich eine Entscheidung zu treffen. Doch woher habt ihr dieses Kind, es scheint nicht von hier zu stammen."

Er blickte dann wieder zu ihr. Bevor er sich dem Kind wieder zuwenden würde, musste Iulia noch einige Fragen beantworten.
"Hat es sich bisher eigenartig verhalten? Nicht gegessen, oder gar besondere Vorlieben entwickelt. Ist es eher still oder aufbrausend und laut? Lebhaft, oder störrisch?"
Galeno wahrte tatsächlich einen gewissen Abstand zu dem Kind. Namen gab man, um Nähe zu erzeugen und diese war in dem Beruf als Medicus auch ab und an störend. Vor allem bei schlechten Nachrichten.

"Dieses Kind wird es allgemein unter den Menschen schwer haben. In anderen Ländern könnte dies vielleicht anders sein, da kenne ich mich allerdings zu wenig aus, aber hierzulande..."
Er setzte ab und schüttelte mit dem Kopf.
"Sollte es sich wie ein gewöhnliches Kind sonst verhalten, dann dürfte es nicht vom Teufel besessen sein. Dennoch würde ich als Ordensbruder dazu raten, es in die Obhut der Kirche zu geben, wo man es beobachten kann und wo dessen Seele gerettet werden kann.
Als Heilkundiger kann ich euch sagen, dass ihr gegen diese Verstümmelung nichts unternehmen könnt. Dass es aber weiterhin lebensfähig, wenn auch eingeschränkt, sein wird. Vorausgesetzt, es hat keine anderen Leiden. Um dies auszuschliessen, müsste ich es noch etwas genauer untersuchen.
Doch der Körper ist das Eine. Das andere ist die Seele, die man auch als Heilkundiger betrachten sollte.
Denn die Menschen werden es nicht akzeptieren. Selbst im Kloster wird es zwar lernen, doch auch dort herrschen unter den Brüdern oder Schwestern Ungleichheiten. Es wird stets anders sein. Diese Abgeschiedenheit von anderen kann gut, aber auch schlecht sein. Es könnte dazu führen, dass sich satanische Triebe erst recht äussern werden, eben je nachdem, wie man es beobachtet, wie man auf die kleinen Änderungen reagiert. Ich weiss in etwa, wovon ich spreche, ich war kein Teufelskind, aber ein Findelkind. Die Zeit im Kloster möchte ich nicht missen, doch ich war stets auch ein Aussenseiter."

Der Ausdruck wurde noch ernster, noch mehr auf Iulia fixiert.
"Wieso kümmert ihr euch um so ein kleines Ding? Es ist ... durch unsere Natur... doch etwas ungewöhnlich, oder nicht? Ihr wisst, dass es gefährlich sein kann und dies im doppelten Sinne..für euch und das Kind? Gerade Genua scheint mir im Moment ein ungeeigneter Ort für dieses Kind und dessen Ziehfamilie zu sein. Wollt ihr es denn behalten und gross ziehen?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1036] Teufelskind [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia verfolgte seine Ausführungen mit einem geduldigen Blick, der ruhig auf seinem Kinn lag, doch offenbar erzählte er ihr wenig Neues oder Dinge, die sie selbst nicht bereits wusste. Auf seine abschließenden Worte hin, blickte Iulia nachdenklich auf Anne hinab, als ihre Fingerspitzen sanft die Decke glattstrichen und sie milde fragte: „(Latein:) Ist es das? Ungewöhnlich? Weshalb, wohlwerter Galeno? Weil ich damit womöglich unschuldiges Leben schütze?“ Die junge Frau schwieg kurz, als sie kühler erklärte: „(Latein:) Der Mann, dem ich Anne abkaufte, hätte sie an Ort und Stelle erschlagen.“ Ihre blaugrauen Augen wanderten zurück zu ihrem Gegenüber als Iulia entschiedener meinte: „(Latein:) Mehr weiß ich auch nicht über sie und ihre Herkunft. Doch sie gehört jetzt mir, weshalb ich für sie und ihr Leben die Verantwortung trage. Ich bin mir der Gefahr damit durchaus bewusst, wohlwerter Galeno, doch andere Wege zu beschreiten, als einem stumpfsinnigen Morden und blindem Abschlachten untätig zuzusehen, hat immer ein gewisses Risiko und ist niemals einfach.“

Ob Iulia mütterliche Gefühle für das kleine Ding hegte, war aus ihrer Stimme und ihrem Blick nicht eindeutig zu erahnen, doch sie war selbst jung genug, dass es nicht gänzlich unwahrscheinlich war. Womöglich entsprach es auch ihrem Wesen anderen wohlgesonnen zu sein, hatte sie nicht schließlich auch ihren eigenen Umhang damals dem kleinen Kind gegeben, dessen Mutter im Sterben lag. Womöglich hatte Iulia auch eine Vorliebe für kleine Mädchen. So genau war das was sie tat, nicht zu beurteilen oder gar einzuschätzen, als sie ihre Finger von dem Kind nahm

„(Latein:) Anne verhält sich meiner Erfahrung und Einschätzung nach bisher wie ein Kind es in ihrem Alter tun würde, das von ihrer Mutter getrennt ist.“, beantwortete Iulia mit wärmer werdender Stimme seine Fragen, als sie erzählte: „(Latein:) Sie war in der Anfangszeit noch recht still und sehr schüchtern was jedoch besser wurde, als sie eine feste Bezugsperson besaß, an die sie sich gewöhnt hat. Das Zahnen zu ertragen hat ihr deutlich mehr Schwierigkeiten als anderen Kindern in ihrem Alter bereitet, da sie den Apfelschnitz oder die harte Parmesanrinde nicht selbst halten kann. Sie zeigt deshalb noch immer manches Mal ein wütendes oder gar bockiges Verhalten, da sie die Dinge selbst nicht greifen oder halten kann.“ Sie nickte als Erklärung oder auch als Zeichen leicht in Richtung der Hand. Der Hauptmann berührte die kleinen Fingerchen sanft, doch der zu erwartende Greifreflex des Kindes blieb vollständig aus.

„(Latein:) Es schränkt sie in ihrer Entwicklung ein und bereitet ihr Probleme auch beim Essen. Anne war recht abgemagert als ich sie aufnahm, doch sie hat inzwischen einen gesunden Appetit entwickelt und isst das, mit dem man sie füttert. Einzig ihr zu saure Dinge wie das Fruchtfleisch von geschälten und entkernten Trauben und auch manche Apfelarten schiebt sie regelmäßig mit der Zunge wieder aus dem Mund. Sind sie jedoch mit Hafer, Milch und etwas Honig vermengt, isst sie sie. Auch das Laufen will ihr langsam besser gelingen, so man sie dabei hält. Insgesamt scheint sie mit der Zeit lebhafter, fröhlicher und neugieriger zu werden, auch wenn Tränen und Geschrei wie bei jedem kleinen Kind letztlich nicht gänzlich ausbleiben.“, zeichnete Iulia das Bild ihres Eindrucks von Anna gegenüber dem Kappadozianer, als sie mit den Schultern zuckte und abschließend klarer meinte: „(Latein:) Alles in allem trat bei Anne bisher kein eigenartiges Verhalten auf und das ist auch der Punkt, weshalb ich euch konsultiere. Ich bin an eurer persönlichen Einschätzung Annes interessiert, nicht an verschiedenen Positionen und auch nicht an irgendeinem oberflächlichen Geschwätz was die Kirche, Heiler oder auch Menschen im Allgemeinen von sich geben und wozu sie raten würden.“

Iulias Blick wanderte zu dem Arm, als sie entschiedener feststellte: „(Latein:) Wir sind keine Sterblichen mehr, wohlwerter Galeno, und wir wissen Beide, dass uns Auserwählten andere Mittel und Wege zur Verfügung stehen, als die Sterblichen mit ihrem begrenzten Wissen und Glauben auch nur im Ansatz erahnen können. Also frage ich euch erneut: Glaubt ihr Anne sei eindeutig vom Teufel berührt?“ Die junge Frau nickte dem Hauptmann zu, der den kraftlosen Arm vorsichtig zurücksinken ließ, bevor er zurücktrat, um den Weg für Galeno freizumachen. An Iulias Seite begebend, nahm er ihr das Licht ab, während sie selbst dem Kappadozianer zunickend derweil erklärte: „(Latein:) Ihr könnt Anne anfassen so ihr wollt, um euch ein eigenes Urteil zu bilden. Ich hatte ihr einige Kräuter verabreichen lassen dafür, die sie noch eine Weile lang tief genug schlafen lassen werden.“
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Nubis
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Re: [1036] Teufelskind [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

"Das Kind wird damit umgehen lernen. In den kommenden Jahren werdet ihr sehen, dass es mehr und mehr lernen wird, den anderen Arm zu nutzen, vielleicht die Schulter mit zur Hilfe nehmen oder die Zähne... Alles, was sonst eben in Reichweite ist und nutzbar gemacht werden kann."
Er musterte Iulia, die von einer kühlen Haltung zu einer wärmeren wechselte und dann noch einmal zu dem Kind. Etwas mehr Nähe konnte man zulassen, wenn so energisch für ihr Leben sich eingesetzt wurde.
"Unterstützt sie dabei, aber lasst sie auch kreativ werden, selbst Erfahrungen machen. Fehlschläge und Frust gehören dazu und sind wichtig für das Lernen."

Sein Ausdruck ruhte sanft auf Iulia. Für ihn hatte es den Eindruck, als wolle sie wirklich für das kleine Ding da sein. Nun, sie hatte es gerettet, also war der nächste Schritt, sich darum zu kümmern. Aber vielleicht mochte auch mehr dahinter stecken. Wegen des Armes könnte man vielleicht auch die Kräfte der Drachen nutzen, falls es auch verstümmelte Dinge wieder herstellen konnte, doch die Schmerzen...
Sollte er es empfehlen? Er würde vielleicht vorher Toma fragen, ob dies überhaupt möglich war, oder ob es da dann tatsächlich Grenzen gab. Zudem. Das Kind würde damit irgendwann leben und zurecht kommen können. Mussten da die Schmerzen sein? Und möglicherweise die Gefahr, dass einiges dabei schief gehen konnte.

Er räusperte sich und nickte, als sie betonte, dass sie seine persönliche Meinung wolle. "Meine Meinung als Heiler und die als Klosterbruder habt ihr ... meine persönliche, fernab meiner Ausbildung..."
Prüfend musterte er die Kleine und schüttelte dann mit dem Kopf. "Ich denke nicht, dass ihr Verhalten irgendwelche Warnhinweise zeigt und somit denke ich auch nicht, dass sie ein Kind des Teufels ist. Ihr solltet sie gross ziehen und ihr ein schönes Zuhause bieten, eine Familie, die sie gern um sich hat. Trotzdem seid damit vorsichtig eben wegen der Menschen um uns herum und wegen der Kainiten, nicht zuletzt euch selbst. Manches Mal neigen wir dazu jene zu verletzten, die wir eigentlich schützen wollten."

Und er sprach wieder, als hätte er damit schon einschlägige Erfahrung gemacht. Sein Rat war nicht einfach nur leer gesprochen, sondern untermalt mit Wissen und Gewissen.
"Ich werde mich noch wegen einer Möglichkeit, wenn auch einer sehr schmerzhaften, informieren. Doch rechnet nicht mit einer positiven Nachricht deswegen. Ich will keine falschen Hoffnungen wecken."

Zögerlich, denn normalerweise berührte er keine Menschen, die nicht eingeweiht wahren, wanderten die Finger zu dem Kind und er berührte es prüfend am Hals.
Dabei starrte er es aufmerksam an und blinzelte verwirrt, hielt sich mit der anderen Hand kurz den Kopf, da ihn ein heftiger Schmerz wie einen Blitz getroffen hatte. Diesen schüttelte er dann leicht.
"Hmmpf..." meinte er unzufrieden. Bunte Farben tanzten nun vor seinen Augen herum. Na das konnte noch was werden...

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Auren lesen: @💀Galeno (Iris) ❄ rolled 12. (4 + 1 + 3 + 4 = 12)
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Re: [1036] Teufelskind [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia sah mit aufmerksamen blaugrauen Augen zu, was der Kappadozianer mit ihrem Eigentum machte, während sie gedämpft und mit milder Stimme erklärte: „(Latein:) Ich wünschte ihr hättet recht, wohlwerter Galeno, doch Anne wird den anderen Arm nicht nutzen können. Auch er ist von der Missbildung in gleicher Weise betroffen.“

Sie schwieg kurz, bevor sie höflich anfügte: „(Latein:) Davon ab möchte ich euch für die Hinweise in Kindererziehung danken, doch euch auch freundlich daran erinnern dürfen, dass ich in meinem sterblichen Dasein zur Hebamme ausgebildet worden und Zeit meines Daseins eine Frau war.“

Mit einer nachdenklich werdenden Stimme ergänzte sie: „(Latein:) Ich hatte darüber nachgedacht Toma zu fragen inwieweit die Kräfte der Drachen auf Anne Anwendung finden könnten. Doch ich werde keinen Gefallen dafür bei ihm aufnehmen, solange ich mir nicht darüber sicher sein kann, dass Anne nicht vom Teufel berührt wurde.“

Als Galeno sich dann an den Kopf fasste, blickte sie erst ihn, dann das Kind und dann wieder ihn sichtlich verwirrt an. So etwas war Iulia offenkundig noch nie passiert, als sie Anne berührt oder betrachtet hatte. Nachdem der Kappadozianer ein derart unzufriedenes Geräusch von sich gegeben hatte, war der Blick der jungen Ventrue deutlich besorgter geworden, doch sie sagte vorerst nichts weiter.
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Re: [1036] Teufelskind [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Während ein paar lila Flecken mit einem roten Ringelreigen tanzten und immer mal wieder auch über das feine Gesicht von Iulia, wurde dieser ernster und schüttelte leicht mit dem Kopf.

"Mag sein. Doch wenn es darum geht, würde es wohl dann jede Frau richtig machen, oder? Dies ist allerdings nicht immer der Fall. Und ich denke auch nicht, dass solch ein Kind zur Normalität zählt, ansonsten würdet ihr mich hier wohl nicht brauchen.

Es ist schön zu hören, dass ihr scheinbar wisst, was ihr tut, nur sollte ich davon nicht einfach so ausgehen, denn dann würde ich meiner Arbeit nicht korrekt nachgehen."

Er bezweifelte, dass sie viel Erfahrung damit hatte Kinder gross zu ziehen, zumindest nicht von Lebzeiten her, aber er urteilte auch nicht darüber. Dennoch wirkte er etwas zerknirscht, was aber wohl auch mit an den Kopfschmerzen lag und den tanzenden Lichtern und Farben. Sie störten wirklich.

"Wenn ihr schon von dem Drachen und seinen Fähigkeiten wisst, dann solltet ihr ihn aufsuchen. Doch sei euch eines gesagt sein, das Kind könnte dadurch auch Schaden nehmen. Solch einem kleinen Kind solche Qualen aufzubürden... Aber vielleicht weiss der werte Toma die Schmerzen zu lindern."

Wieder wanderte der Blick zu dem kleinen Mädchen und er hob auch das andere Ärmchen an, seufzte. Ob es wirklich gut gewesen war, dieses Kind am Leben zu lassen? Die Welt hielt nichts Gutes für sie bereit. Er schüttelte mit dem Kopf und wendete sich wieder an Iulia.

"Ihr habt nach meiner Meinung gefragt. Doch wenn ihr gänzliche Sicherheit wollt, so kann ich sie euch nicht geben. Wahrscheinlich kann das niemand von uns. Wir scheitern selbst schon daran, für unsere Existenz eine wahrliche Erklärung und Definition zu finden. Die einen halten sich für verdammt, die nächsten für auserwählt.
Für mich ist dieses Kind ein ganz normales, nur mit einem Makel. Es kann sicher viele Gründe geben, wieso es diesen bekommen hat, aber den Teufel schliesse ich eher aus."

Dann überlegte er kurz.
"Falls ihr eine Zweitmeinung braucht, der werte Nicolo versteht sich als jemand vom Clan der Einhörner auch auf dem Gebiet des Occulten und der Medizin. Sein Clan jagt jene, die mit dem Teufel im Bunde sind, soweit ich weiss."
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