[1036] Älter werde ich stets, niemals doch lerne ich aus [Alain, Angelique]

[Angelique]

Kaum löste der Frühling den harschen Winter ab und der Schneefall wurde zu Sturmregen, wehte der Wind auch Angelique zurück zum Drachenhort des Alain.

Inzwischen hatte sie die böse Tarasque fast lieb gewonnen in ihrer unschuldigen Gier zu lernen. Und so sang sie des Weges auch leise:
"Lagadigadèu, la Tarasco, la Tarasco
Lagadigadèu, la Tarasco dóu castèu
Leissas-la passa la vièio masco,
Leissas-la passa que vai dansa."
Sie tanzte dabei spielerisch wie vor über hundert Jahren an den Festtagen in ihrer Heimat.

Wieder hatte sie Unmengen an Lernmaterial dabei und wieder trug sie unter robuster Reisekluft das hübsche Kleidchen, das sie so sehr mochte.

Diesmal hatte sie vor, auf der Grundlage des Basiswissens aufzubauen, wie Vergonzo auf solidem Fundament. Neben Rechnen, Kunstsinn und Musik, würde sie Philosophie ansprechen. Erst die schlüpfrige des Epikur, die Alain liegen würde, dann die höhere des Platon, aber auch die verbotenen christlichen und gnostischen Lehren, die er nicht kennen würde, aber die seine untote Seele ansprechen konnten. Vom Trinken von Blut und Samen und von der Heiligkeit der Untoten.

Die Art freigeistige Philosophie, die einst Ketzerei von der Kirche genannt werden würde... und kainitische Häresie von den Vampiren.

[Alain le Beau]

Alain seinerseits dreht Runden im großen Festsaal des Palastes, die Stirn in Falten gelegt. Luca, sein Leibdiener, beobachtet ihn dabei mit einem sorgenvollen Ausdruck und selbst die stoischen Mienen seiner Leibwächter sind nicht gänzlich unbewegt. Zu gerne würden die drei das Schweigen brechen, aber sie fürchten den entfesselten Zorn des Drachen noch mehr als sein stilles, grimmes Wandern. Gelegentlich schaut der Tzimisce auf die Statuen an den Wänden, als würden diese ihm vielleicht Inspiration bieten. Doch der Stein schweigt.

Schließlich klopft es laut an die Tür zum Saal und vier Köpfe fahren herum. Eine Wache schaut hinein: "Euer Besuch ist angekommen..." Der Ton wird merklich leiser, als der Mann den Gesichtsausdruck Alains bemerkt "...Herr. Das Mädchen, Herr." Alain blinzelt zweimal und sieht zu Luca. Dieser nickt rasch. Der Hausherr richtet sich auf. Dann, plötzlich, verschwinden die Falten auf seiner Stirn und er sieht gedankenvoll ins Leere. "Der Besuch, Herr?" sagt die Wache erneut, offenbar in Erwartung einer Schelte. Doch der Drache nickt. "Ja. Führt sie herein, rasch!"

Angelique trifft Alain im kleinen Studierzimmer, das mittlerweile um einiges wohnlicher geworden ist. Pergament, Schriftrollen mit krakeligen Buchstaben, einige notwendige Utensilien. Der Jüngling erhebt sich rasch und neigt leicht den Kopf. "Werte Angelique! Verzeiht, ich war noch... verhindert. Ich hoffe, ihr musstet nicht zu lange warten."

[Angelique]

Angelique lächelte und machte es sich bequem. Das etwas chaotische Ambiente im Studierzimmer schien die Malkavianerin nicht schlecht zu finden.
"Ach, ich warte doch gerne, wenn es sich lohnt. Und ein Symposium mit Euch lohnt immer."

Sie schaute besorgt. "Ich komme hoffentlich nicht ungelegen. Wache und Dienerschaft wirkten nervös. Und wie es in den alten Sagen heißt, spiegeln Land und Leute das Befinden des Herrscher wider."

[Alain le Beau]

"Nein, es..." Alain schweigt und tappt mit den Händen auf dem Tisch. Dann sieht er Angelique direkt an. "Wir hatten einen Zwischenfall. Einen Reisenden. Er kam in die Taverne von Nervi, ziemlich erschöpft. Hat sich Wein bringen lassen, aber wenig getrunken. Und am nächsten Morgen war er tot." Er runzelt die Stirn. "Sagt, werte Angelique, was sind die Symptome der Pest?"

[Angelique]

Angelique war sichtlich erschrocken. "Die Pest? Seit 200 Jahren gibt es sie nicht mehr. Und sie, so sagen die Legenden, kann sogar Perfecti befallen."

Sie überlegte angestrengt und ging dabei hin und her, wie es zuvor Alain selbst getan hatte. "Hmmm, ein plötzlicher Tod. Cassiodor und Prokop sagen, dass es möglich ist, dass man mitten im Gespräch oder bei einer Tätigkeit tot zusammenbrechen kann, wenn man die Pest hat. Aber ich weiß zu wenig darüber, da es seit langer Zeit keine Pestfälle mehr gab.
Hatte der Tote eitrige Beulen und redete er mit heiserer Stimme? Das seien die sichersten Anzeichen."

Sie runzelte die Stirn. "Dass Gift im Wein war, schließt Ihr aus? Habt Ihr die Reste eben jenes Trunkes einem Tiere zur Probe angeboten? Manchmal scheuen Tiere vor Gift oder sterben zumindest denselben Tod wie der Mensch."

"Soll ich mir die Leiche ansehen? Oder habt Ihr bereits einen der Perfecti hinzugezogen, die sich für Heiler ausgeben?"

Intelligenz + Medizin heute um 17:19 Uhr
@ Angelique (Olaf) rolled 23. (9 + 1 + 6 + 4 + 3 = 23) 1 Erfolg, mehr als Prokops und Cassiodors allgemeine Beschreibungen weiß Angelique nicht

[Alain le Beau]

"Ich weiß wenig mehr als ihr, aber ich bezweifle, dass jemand ihn vergiftet hat. Es war spät und außer Giorgio - den ich kenne, seit er ein Kind ist - war niemand mehr in der Kneipe. Giorgio hat mir gesagt, dass er den Kerl nie zuvor gesehen hat." Der Tzimisce schüttelt den Kopf. "Und er wirkte wohl auch nicht so, als habe er Feinde. Der hiesige Pfarrer, Ricardo, er hat die Totenriten gesprochen und dann haben die beiden den Körper wohl irgendwo im Wald verscharrt, gemeinsam mit dem jungen Andrea, einem Fischer aus dem Dorf. Wenn ihr sagt, dass es seit 200 Jahren keine Pest mehr gegeben hat, dann wird es nicht die Pest gewesen sein. Von Beulen hat Giorgio jedenfalls nichts gesagt."

Alain schweigt für einen Moment. "Ich erinnere mich noch, dass Quinto einmal von einer Seuche heimgesucht worden ist vor einigen Jahren - oder sind es schon Jahrzehnte? Erinnert ihr euch daran?"

[Angelique]

Angelique grinste schief und eine Braue. "Ein Priester, der die Sakramente gibt und dann die Leiche in ungeweihter Erde verscharrt? Lustige Priester habt Ihr hier! Da der Tote nicht christlich bestattet ist, könnten wir ihn untersuchen. Ich könnte, wenn ich die Leiche hätte, vielleicht noch Dinge herausfinden, selbst wenn ich nicht Benedetto bin. Auch wenn Ihr Habseligkeiten von dem Mann hättet oder den Weinbecher, dann könnte ich vielleicht einen Orakelspruch machen."

Aber an die Seuche erinnere ich mich. Allerdings lag das damals in der Hand von ,Experten'. Ich weiß nicht, was das für eine Krankheit war. Man zog mich nicht wirklich hinzu."

[Alain le Beau]

"Ich vermute, um den Weinbecher könnte ich Giorgio bitten", sagt Alain und mustert die kleine Malkavianerin nachdenklich. "Aber wie gesagt - ich glaube nicht dass er vergiftet wurde." Er schweigt und schüttelt den Kopf, aber seine Gedanken scheinen für den Moment anderswo zu sein als bei dem Verstorbenen. Schließlich räuspert er sich. "Was die Leiche angeht, so war es Nacht und sie wollten, wie sagte Giorgio, sichergehen, dass niemand an der Pest erkrankt. Ihr könnt euch natürlich gerne auf die Suche nach dem Ort des Grabes machen - irgendwo nördlich von Nervi - aber ich bezweifle, dass ihr es finden werdet."

Dann lächelt er. "Nun, aber ich denke ich weiß, was ich zu tun habe, werte Angelique. Habt Dank. Ihr seid wie ein Schleifstein für das Schwert der Gedanken. Was habt ihr mir diesmal mitgebracht?"

[Angelique]

Angelique lächelte leise und holte eine Schriftrolle hervor, die sie sehr behutsam ablegte, als sei sie ihr kostbar.

Dann holte sie einen Gegenstand hervor. Einen kleinem Rahmen mit Schlitzen und Holzperlen.
Sie grinste breiter und legte jeweils ein Händchen auf die Schriftrolle und eins auf das Gerät.

"Erst werde ich ich Euch einen kleine Einführung des größten Weisen geben, Aristoles. Und dann werde ich Euch ein Spielzeug zeigen, dass jeder beherrschen muss, will er Geld und Verwaltung meistern, den Abakus."

Und sie grinste noch breiter und böser und holte etwas Drittes hervor. Ein langes Gebilde, dessen gedrehte Struktur auf organischen Ursprung hinwies. Es sah aus wie das Horn eines schwarzen Einhorns.

"Ein Geschenk an Euch habe ich natürlich auch mitgebracht. Aber das müsst Ihr Euch erst mal verdienen.
Das ist ein Ochsenziemer, mit dem ich Euch strafen werde für die Fehler, die Ihr machen werdet. Eine normale Rute wäre zu kindisch für einen Perfecti, nicht wahr? Und die Art, wie er hergestellt wird, wird Euch sicher gefallen und die Fantasie befeuern."

[Alain le Beau]

Alain wirft einen Blick auf das Utensil und lächelt. "Oh bitte, werte Angelique. Wenn ihr schon mit Peitschen spielen wollt, dann bitte nicht mit den traurigen Utensilien der Sterblichen. Darüber sind wir Perfekten doch weit hinaus. Bringt mir einen gut behängten Sklaven - oder einfach einen Sklaven - und ich schaffe euch ein Instrument, dass sich sehen lassen kann." Dann schüttelt er den Kopf. "Ihr seid nicht hier um mich zu strafen, Mondkind. Ich vermute auch, ihr würdet es nicht überleben."

Der Tzimisce reibt sich das Kinn. "Was den Abakus angeht, was soll ich damit? Ich will kein Krämer sein, ich will das Lesen erlernen und das Schreiben. Hilft er dabei?"