[1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

[Mai '20]
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Nubis
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[1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

Beitrag von Nubis »

Auf diese Reise hatte er gar keine Lust. Er nahm sie nicht auf sich, weil er es wollte. Während andere wohl für den Handel hier her reisten, vielleicht auch, um ein neues Leben zu beginnen, so war seine Aufgabe hier ihm aufgezwungen worden.

Ein Schiff mit samt Kapitän hatte er Dank Gasparo gefunden. Gemeinsam mit seinen Dienern, denn er wusste nicht, wie lange die Reise dauern würde und ob er überhaupt auch wieder zurück kommen würde, hatte er sich unter Deck verborgen. Mit genug Geld zur Bezahlung war die Reise finanziert worden, auch um mögliche Fragen zu vermeiden. Warum er nie an Deck kommen würde, vor allem nicht am Tage. Warum er sich mit der Crew nicht auseinander setzte. Für alle hier Anwesenden, die eben jene Fragen stellen würden, war er ein Handelsreisender mit Ware, die er mit mindestens einem seiner Diener zu bewachen pflegte. Er hasste Schiffsreisen, doch die waren schneller. Warum er sie hasste? Nun, ihm würde schlecht werden, wenn er sich oben an Bord zeigen würde. Er hätte eine üble Seekrankheit und würde es vorziehen, nicht den schwankenden Horizont zu oft betrachten zu müssen. Seine Diener kümmerten sich um alles, was dem edlen Herrn fehlte. Niemand der Besatzung musste sich darum kümmern. Alles in allem ein pflegeleichter Passagier.

Galeno fühlte sich auch nicht sonderlich wohl. Da musste er nicht einmal lügen und sein Aussehen unterstützte die Aussage zudem auch noch. Elend war ihm zumute, sich nun nach Pisa begeben zu müssen. Er war zwar angemeldet worden, doch das "Geschenk", welches er vorbei bringen sollte, könnte noch weitere Konsequenzen mit sich bringen. Einige würden ihm sicherlich nicht schmecken. Er kannte den dort ansässigen Clan des Todes nicht. Lediglich dem Prinzen war er schon begegnet und er hoffte, dies nicht auch noch zu müssen.
Während der Reise bereitete er sich mental auf einige Szenarien vor.

Glücklicherweise ging es Oliviero auch nicht sonderlich gut auf dem Schiff, weswegen dieser ab und an auch in den Eimer spieh und somit das Entleeren eines Eimers ins Wasser durch die Diener durchaus beobachtet werden konnte. Auch dieser hielt sich eher unter Deck auf, eine dauerhafte Wache eben für das Hab und Gut des Meisters. Er hielt sich meist bei den Kisten auf, die sie transportierten. ganz gewöhnliche, zugenagelte Kisten in denen Leinen und anderes verborgen sein sollte.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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La Cronista
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Re: [1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

Beitrag von La Cronista »

Die Mannschaft des Handelsschiffes gab sich nicht groß mit ihren Gästen ab, die sie nicht anders als wie Ware transportierten. So hatten Galeno und seine Diener eine unbehelligte, aber auch nicht ganz angenehme Reise im Bauch des Schiffes. Zum Glück (vor allem für Oliviero) mussten sie nur zwei Tage unter diesen beengten und schaukelnden Bedingungen ausharren.
Sie erreichten den Hafen bei Sonnenuntergang und das Schiff legte auch für die Nacht dort an und die Matrosen zogen los sich in den Spelunken und Hurenhäusern Pisas zu vergnügen.

Der Hafen war größer als der Genuas, jedoch weniger befestigt. Dieser lag jedoch auch nicht direkt in der Stadt. Mehrere Kilometer trennte den Hafen vom Zentrum der Stadt, die an einer Beuge des Arno lag. Am Tage konnte man weit über das Land blicken, so flach war es hier. Anders als in Genua, wo sich bereits Maddalena den Berg hinaufschlängelte und es von dort nur immer noch weiter hinauf ging.

Die Landschaft war überraschend natürlich hier. Wälder und Feuchtgebiete erstreckten sich von der Küste aus.
Der Hafen zog sich rechter Hand von dem Fluss entlang. Einige Häuser: Tavernen, Handwerker und Lagerhäuser, reihten sich an dem Kai auf.
Huren winkten den Männern zu und aus den Tavernen erklang bereits Lärm und Gelächter, während andere Matrosen noch Waren abluden und die Schiffe sicherten. Ein geschäftiges Treiben.

Der Kapitän des Schiffes, dass sie hergebracht hatte, stand an Deck und überwachte die Arbeit seiner Männer, als auch dass seine Passagiere von Bord gingen.
Er war von kräftiger und leicht fülliger Gestalt, mit wettergegerbter Haut und langsam dünner werdendem Haar.

"Eine Freude mit euch Geschäfte zu machen, Signore. Wenn ihr eine Rückfahrt braucht, dann fragt in der della Sirena nach mir. Ich komme einmal die Woche vorbei."
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Nubis
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Re: [1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

Beitrag von Nubis »

Der Hafen am Abend war durchaus noch geschäftig, doch Galeno hatte keine Lust all zu lange hier zu verweilen. Er wollte in die Stadt. Also ging der Handelsreisende recht schnall vom Schiff herunter und beauftragte Luciano damit, dass er einen Karren mit Fahrer besorgen sollte, der sie noch in die Stadt bringen würde. Hoffentlich würde es einen geben, der weniger Fragen stellen würde und ein paar zusätzliche Münzen zu schätzen wusste. Noch war die Nacht recht jung und somit war es vielleicht auch nicht all zu unüblich, dass ein etwas übereilter Händler dann vor den Toren der Stadt stehen würde. Auch hier würden vielleicht Münzen helfen.
Das schreckliche Los von Kainiten, verschlossene Tore und nächtliche Ausgangssperren.

Dem Kapitän hatte sich Galeno wohlwollend zugewandt und sich von ihm mit einem leichten Nicken verabschiedet.
"Ich danke für die unproblematische Überfahrt. Gern komme ich darauf zurück, sollte ich eine Rückfahrt wünschen. Ihr werdet sicher von mir hören."

Um allerdings einen Ausweichplan zu haben, hatten Mauricio und Silvio die Aufgabe, sich einmal in den Tavernen zu erkundigen, wie dort die Konditionen waren. Im Falle man würde keinen Fahrer heute finden, der sie und die Ware in die Stadt bringen konnte. Ein stilles Zimmer, wo man den Tag verbringen konnte, wo keine Fragen gestellt werden würden, wo vielleicht auch nicht all zu viel los war und man sich über Gäste freuen würde. Allerdings keine billigen Spilunken, sondern schon Gasthäuser, die für Handelsreisende gedacht waren und bei denen man auch Ware sicher verstauen konnte. Man wollte schliesslich den Schein wahren.
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La Cronista
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Re: [1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

Beitrag von La Cronista »

Es fand sich kein Fahrer der dieser Nacht noch in die Stadt aufbrach, doch ein Fährmann.
Offenbar war es möglich für Schiffe und Boote den Fluss hinauf zu fahren. Verschieden große Gefährte ankerten an der Flussmündung.
Eine Gruppe von Männern hatte sich am Ufer versammelt und trank dort gemeinschaftlich.

Ein einfaches Ruderboot würde wohl zu klein sein für alle Mann und die Fracht. So würde sich Galeno an einen der größeren Kähne wenden müssen. Ein flaches Schiff, ähnlich einer kleinen Galeere, auf der ebenfalls Ruderer das Gefährt vorran bewegten, aber mehr Lagerfläche noch zur Verfügung stand als in dem Ruderboot.

Die Männer grüßten die Gruppe.
„Gutn Amnd, die Herrschaftn. Lange Reise gehabt? Is euch nich so gut bekommn, was?“ Meinte der Mann mit dem zahnlosen Grinsen als er Galeno ansah. „Interesse an ner Fahrt in de Stadt?“

Erfreut schlug er sich auf die Oberschenkel, als man sich interessiert daran zeigte und nahm ein paar Münzen entgegen. Ein fairer Preis, schätzte Galeno.

Schließlich konnten sie alles auf das Boot verlagern und der Fährmann und seine Ruderer beförderten sie den Fluss entlang. Die Strömung war nicht sonderlich stark, sodass es kein Problem darstellte den Fluss entgegen der Fließrichtung entlang zu fahren.

Laternen wurden entzündet und an die Seite des Bootes gehangen. Im Schein des schwachen Lichtes konnten Galeno und seine Begleitung die leicht sumpfige und wilde Flora an der Küste betrachten. Bäume, Büsche und Schilf. Der Geruch war gänzlich anders als in Genua. Mehr Morast aber irgendwie auch frischer. Weniger Unrat der Bevölkerung, mehr unberührte Natur.
Man hörte Grillen zirpen und einer der Männer stimmte ein Lied ein.

Direkt zu Beginn ihrer Fahrt passierten sie auch eine Kirche, die sich knapp hinter den Hafengebäuden als dunkle Silhouette zwischen den Bäumen in den Nachthimmel erhob. Mehr jedoch sahen sie nicht. Keine Häuser hier draußen, bis auf ein paar vereinzelte Fischerhütten.

Sie waren gut ein paar Stunden unterwegs, bis sie Pisa erreichten. Von der Ferne konnte man kleine Feuer auf der Mauer erkennen.
Dort wo der Fluss in die Stadt floss wurde er von einer steinernen Brücke überspannt.
Von oben rief jemand herab. Ein Wachmann.

Der Fährmann rief zurück und hielt eine Laterne hoch neben sein Gesicht. Man kannte sich.
„Händler aus Genua!“ rief er und sie wurden unbehelligt durchgelassen.

Das Boot trieb den Fluss entlang und man konnte auch weitere auf dem dunklen Wasser sehen, die sich bewegten oder an den Seiten ankerten.

Häuser flankierten links und rechts den Fluss, mit ein wenig Abstand zu den Ufern, die teils sandig und kiesig waren. Innenhöfe öffneten sich zum Wasser hin und man konnte Menschen hier und dort erahnen, die am Ufer entlang schlenderten oder sich in einem Hof zu einem Trunk trafen.

Das Boot legte einige Meter hinter der Brücke an und ließ die Besucher von Bord.
„Hat mich gefreut. Hoffe man sieht sich wieder. Ein schönes Gasthaus gibt’s da in der Straße.“ Er zeigte eine Straße entlang.
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Nubis
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Re: [1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

Beitrag von Nubis »

Die Hoffnung schwand leicht, als sich kein Fahrer fand, doch es kam Freude auf, als die Kunde von Fährmännern die Runde machte und dass sogar welche noch frei wären. Natürlich nutzte man ihre Dienste gern und zahlte auch entsprechenden Preis. Etwas mitgenommen nickte und lächelte Galeno jene sogar freundlich an und nickte, als sie seinen Zustand recht passend umschrieben. Passend für Menschen zumindest.
Und so liess er sich nach Pisa hinein fahren und blieb die Stunde recht ruhig und still, so als müsse er sich von den Strapazen der Schifffahrt erholen.

Die Seekrankheit war auf dem Fluss nicht so schlimm, sodass auch Oliviero durchaus etwas Erholung hatte. Viel war im Magen ohnehin wohl nicht mehr drin. Er würde wohl noch bis morgen ausharren müssen, zumindest bis wieder Tag war.

Das Hereinkommen nach Pisa hätte er sich durchaus schwerer vorgestellt und war heilfroh, als man das Boot einfach passieren liess. Händlern brachte man hier wohl ein gewisses Vertrauen entgegen und hiess sie willkommen. Das freute ihn. Auch die Empfehlung der Bootsleute nahm er dankend entgegen und wünschte ihnen noch eine gute Nacht und viel Erfolg auch weiterhin mit ihrem Fährdienst.

So liefen sie die Strasse entlang und suchten jenes Gasthaus, um dort vorerst unter zu kommen. Ein ruhiges Zimmer ward verlangt, in welches sich der von Müdigkeit geplagte Mann endlich erholen konnte. Die Schiffsreise habe ihm wohl viel abverlangt, ganze zwei Tage und Nächte ohne wirklichen Schlaf...grauenhaft. Man hoffe auf Diskretion und eine ungestörte Ruhe. Wenn er etwas bräuchte, würden es seine Diener sicherlich anmerken und ihm bringen. Die Kisten würde er dort ebenfalls lagern, zumindest für die Nacht, vielleicht auch länger...
Die Diener sollten gemeinsam ein Zimmer erhalten.
Gezahlt würde im Voraus, vorerst für eine Woche.

Während sich drei der Ghule um Unterkunft und Gepäck kümmern sollten, wollte er die Zeit nutzen, sich einmal umzusehen und vielleicht war heute jemand im Elysium sogar noch zugegen. Vielleicht hatten sie dort auch ein Anschlagbrett, auf welchem man wichtige Ereignisse oder Bekanntmachungen erfassen konnte.

So tigerte Galeno ruhigen Schrittes durch die Strassen Pisas und suchte das Gebäude, welches im beschrieben worden war. Der Palazzo al mare di luci. Seine Begleitung war wieder Luciano. Niemals würde er ohne eine Begleitung in fremden Städten unterwegs sein.
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La Cronista
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Re: [1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

Beitrag von La Cronista »

Das Gasthaus sah angenehm aus. Keine schmierige Absteige. Alle erhielten saubere einfache Zimmer. Kein Luxus, aber zum Schlafen war es ausreichend. Ein paar weitere Gäste saßen unten im Schankraum und tranken. Manch einer sah den neu ankommenden Gästen auch nach, aber sie wurden nicht belästigt.
Während sich die Guhle in dem Gasthaus vertun konnten, machten sich Galeno und Luciano auf dem Weg das Elysium zu finden.

Galeno hatte sich vorher informiert und so musste er zwar ein wenig suchen bis er das richtige Haus gefunden hatte, aber erkannte es dann der Beschreibung entsprechend.
Die Fassade war leicht beige und rötliche Schindel bedeckten das Dach. Kleine Fenster mit rotbraunen Fensterläden schauten auf die Straße hinaus. Das Tor war geschlossen. Doch Galeno war auch gesagt worden, dass die Kinder der Nacht hinten herum Zugang in den Hof erhielten.
Das relativ große Gebäude wurde beiderseits von einer mannshohen Mauer umgeben.

Die beiden konnte bereits daneben die feine Musik hören die über die Mauer hinweg klang. Zarte hohe Töne eines Saiteninstrumentes, gezupft.
An der linksseitigen Mauer entlang gelangten sie zum Fluss und direkt zwischen dem Wasser und der Mauer tat sich eine Öffnung auf.

Galeno trat in einen Innen- oder viel mehr Außenhof, der seitlich von Büschen und kleinen Bäumchen gesäumt war. Der Boden war mit Steinplatten ausgekleidet, die sich unter bloßer Berührung noch warm vom Tage anfühlen würde.Mehrere Kerzenständer zogen sich entlang der Fassade um den Hof herum und ließen flackerndes Licht über die Szenerie scheinen.
Auch zwei Fackelhalter steckten in der Nähe des Hauses an jeweils einer Seite im Boden.

Recht mittig im Hof, mit dem Gesicht zum Wasser hin gewandet, stand ein schlanker Mann in feiner teurer Kleidung. Er trug eine Tunika in Indigo, mit goldenen Säumen und eine dunkle Brouche aus feingewebter Wolle und Beinlinge mit gesticktem Muster in Indigo und schwarzem Faden. Dazu trug er Lederschuhe, womöglich aus Wildleder.
Sein Gesicht war recht jung, seine Haare halblang, schwarz und gepflegt. An seinen Fingern trug er drei goldene Ringe.

In der hinteren linken Ecke des Hofes, vor dem Gebäude stand ein weiterer Mann mit einem dreieckigen Psalterium und spielte darauf diese schöne Melodie. Dieser war deutlich weniger vornehm gekleidet und wohl einfach nur ein Spielmann hier. Auf seiner Seite, weiter zum Fluss hin stand ein Bursche in vornehmer Kleidung.
Auf der anderen Seite des Hofes standen zwei Frauen in langen Kleidern. Eine war züchtiger gekleidet, als die andere und sparte an Schminke und Schmuck. Während die andere ein Kleid im römischen Stil trug, dass eine Schulter frei ließ und wohl aus Seide bestand mit silbrigem Saum.
Auch Schmuck trug sie an Ohren, Hals und Fingern.

(Bilder - historisch nicht akkurat, aber zur einfachen Vorstellung:)
Spoiler!
GiorgiaFoccanti.jpg
GiorgiaFoccanti.jpg (26.09 KiB) 1261 mal betrachtet
CristiandiCalabria.jpg
CristiandiCalabria.jpg (72.57 KiB) 1261 mal betrachtet
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Re: [1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

Beitrag von Nubis »

Er gab Luciano ein Zeichen hier am Fluss zu warten, nicht durch die Öffnung mit hinein zu gehen. Er sollte die Umgebung beobachten, Wache halten. Hier war nicht klar, wie man auf einen Ghul in diesem Elysium reagieren würde.

Dann trat er zu den anderen. Seine Blicke liess er erst einmal schweifen und erinnerte sich dabei an die Nacht, als er zum ersten Mal in San Donato gestanden hatte.
Solch eine Pleite wollte er sich hier nicht geben.

Er musterte jene, die wichtiger erschienen, als andere. Wurden Blicke auf ihn gerichtet, so neigte er als völlig Fremder vorsichtshalber grüssend und anerkennend sein Haupt, sowie auch den Oberkörper bis zu einem gewissen Winkel.
Wen er hier wohl alles vor sich hatte?

Er blieb aber der musterne, abwartende Mann, der höflich darauf wartete, bis man ihn als Neuling willkommen hiess. Er wollte sich nicht aufdrängen, nicht bei Gesprächen oder Gedankengängen stören. Respektvoll Abstand wahren, bis der andere bereit war, ihm Nähe zu Teil werden zu lassen.

Der Ersteindruck könnte auch täuschen. Der Mann in Indigo und Wildlederschuhen mochte wohlhabend sein, doch vielleicht war er nicht jener, der hier den Ton anschlug. Und so würde er sich hüten jemanden von ihnen zuerst anzusprechen, obwohl er hier die Hackordnung gerade nicht kannte.

Aufmerksam verfolgte er nun jegliche Regung, die ihm zu Teil werden würde, um darauf angemessen zu reagieren.
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Re: [1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

Beitrag von La Cronista »

Es waren vor allem die beiden Frauen die zu Galeno sahen und den Kopf neigten. Diejenigen in der altertümlichen Kleidung lächelte ihm zu, während die andere kaum eine Regung zeigte, außer dem Neigen des Kopfes.
Der Mann schien ihn hingegen gar nicht zu beachten und als Galeno nun näher stand und ihn dezent betrachten konnte, bemerkte er auch, dass dieser gar nicht auf den Fluss sah, sondern die Augen geschlossen hatte. Dabei lag ein verträumten Ausdruck auf den attraktiven Zügen.

Für einen Weile schien sich die Stille unangenehm zu ziehen. Sollte er reagieren? Etwas sagen?

Dann war es jedoch die Frau, die ihn angelächelte hatte, die zu ihm herüber kam und weiterhin charmant und einnehmend lächelte.
"Willkommen im Palazzo al mare di luci."
Sie knickste und senkte dabei den Kopf ein wenig, doch ging sie nicht tief in die Knie dabei.
"Ihr könnt mich Alfonsina nennen. Ich bin die Harpye dieser schönen Stadt und Neugeborene vom Clan der Rosen, ebenso wie mein verehrter Clansbruder hier. "

Sie wandte den Kopf zu dem geistig abwesend wirkenden Mann, der nun anfing zu summen.
Alfonsina kicherte etwas. Nicht mädchenhaft, sondern schlicht amüsiert und auch etwas süffisant.
"Es ist immer wieder süß ihn so zu sehen." merkte sie an und hob die Hände um zwei mal laut zu klatschen. Daraufhin hörte sowohl der Spielmann auf zu spielen und der Toreador wandte den Kopf zu ihnen herum. Blinzelte etwas und schien gerade erst zu realisieren, dass Galeno hier war.

"Ihr habt einen neuen Gast, Cristian."
Sie deutete mit der flachen Hand auf Galeno und gab ihm die Möglichkeit sich nun vorzustellen.
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Re: [1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

Beitrag von Nubis »

Der Tanz begann...und hoffentlich würde er nicht über seine eigenen Füsse stolpern. Hier musste alles passen, er eine gute Figur machen, denn schliesslich war er nicht nur als Vertreter "seines" Clans hier, sondern auch als Herold der Stadt Genua und das würde wahrscheinlich sogar mehr auf ihn zurückfallen, wenn er nun versagen würde.

Freundlich lächelte er die Dame an, die auf ihn zu kam und nickte wohlwollend auf ihre Begrüssung hin. Er verfolgte ihr Handeln aufmerksam, genauso, wie ihre Vorstellung. Sie war eine Neugeborene, genau wie er und er musste etwas schmunzeln, als er daran dachte, dass er schon wieder gesellschaftlichen Kontakt zu Mitgliedern vom Clan der Rose hatte. Hier waren es gleich zwei, einer Hüter des Elysiums, eine Harpyie. Ob dies wohl eine Konstellation war, die sich Avelina möglicherweise auch für Genua wünschen würde?

Er wartete ab, da ihrer Vorstellung sogleich eine weitere Handlung folgte. Sie schien dafür zu sorgen, dass ihr Clansbruder ihnen gewahr werden konnte, hatte er wohl geträumt, oder etwas in der Art. Die Musik und die Umgebung hatten ihn wohl in ihren Bann gezogen. Nun, da die Musik aufgehört hatte, schien er sich vorerst etwas orientieren zu müssen. Auch diese Zeit gab er ihm. Geduldig abwartend, so höflich wie möglich wirkend, wenn auch sehr müde und geschafft dreinblickend. Doch dafür konnte er nichts, dagegen konnte er nichts unternehmen.

Da sie sich schon vorgestellt hatte und er ihn kannte, zumindest vom Namen her, wollte er nun seinen Teil dazu beitragen.
"Vielen Dank für den angenehmen Empfang, verehrter Cristian di Calabria, werte Alfonsina."
Er beugte sein Haupt vor dem Ancilla und nickte dann noch einmal der Neugeborenen zu. Eben den Rängen entsprechend.

"Ich bin hoch erfreut, euch kennen zu lernen," dies adressierte er, auch wieder den Rang entsprechend, eher an den Hüter statt der Harpyie, auch wenn ein kurzer Blick dennoch zu ihr huschte, um sie nicht gänzlich aussen vor zu lassen. Ob er dies richtig tat, würde sich zeigen, doch vollends ignorieren wollte er sie auch nicht.

"Galeno Fiore, Herold der Domäne Genua, Neugeborener von Clan des Todes, Kind von Bruder Martinus, Ancilla, Kind von Hephaistos, Ahn und Seneschall der Domäne Florenz. Mein Eintreffen in dieser Domäne wurde bereits angemeldet."

Er wartete ab, denn nun war es vorerst an den Gastgebern. Ob sie Fragen stellen würden? Ob sie seine Anmeldung bestätigen würden? Ob sie davon überhaupt wussten? Er würde danach seine Fragen stellen, aber vielleicht beantworteten sich manche sogar schon jetzt. Geduld.
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Re: [1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

Beitrag von La Cronista »

Der Hüter dieses Elysiums lächelte so als wüsste er genau wen er vor sich hatte, während die Harpye eine Augenbraue nach oben zog und dann kurz die Lippen schürzte.
So sie etwas dazu sagen wollte, so unterließ sie es für erste. Es war an dem Ancilla das Gespräch zu führen.

„Willkommen in Pisa, werter Herold.“ Er nickte ihm knapp zu.
„Offensichtlich bin ich euch bereits bekannt, so können wir es kurz halten. Cristian di Calabria aus der Linie der schönen Helena.“ sprach er und legte dabei seine rechte Hand auf seine Brust in der Nähe des Herzens.„Es ist mir eine Freude euch im Palazzo della mare di luci begrüßen zu dürfen. Seid ihr erst angekommen oder konntet ihr eurem Anliegen in der Stadt bereits nachkommen?“
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