[1036] Das Schiefe wieder gerade rücken [Galeno, SL]

[Nubis]

Ein Nicken und ein freundliches "Es war mir eine Freude, verehrter Cristian di Calabria, Hüter der Elysien zu Pisa" und Galeno verlies das Elysium, aber nicht ohne den Damen noch einmal einen Blick zuzuwerfen, der ebenfalls einen freundlicher Abschied symbolisierte.

So sammelte er seinen Ghul wieder ein und sie liefen zurück zum Gasthaus, wo er die mitgebrachte Kiste sodann packen und zu beschriebenen Ort schleppen liess. Wenn der Herr ohnehin nich Bescheid wusste, konnte man gleich alles auf einmal abwickeln. Auf zu Stephanus Fontana in der Basilika San Piero a Grado am Hafen.

[La Cronista]

Es ließ sich eine erneute Fahrt auf dem Fluss arrangieren, diesmal mit einem anderen Fährmann und so gelangten sie etwa eine Stunden später zur Basilika, die zwischen Büschen und Bäumen eingerahmt in der Nähe des Wasser thronte. Galeno hatte nicht sonderlich viel Zeit sich mit Stephanus zu beschäftigen, da er auch den Weg wieder zurück musste, doch vielleicht war es so besser.

Das Gotteshaus, das auch die Unterkunft des Kappadozianers Stephanus Fontana war, zog sich lang am Fluss entlang. Der Eingang befand sich hier nicht auf einer der Stirnseiten des Baus, sondern an der Seite, die dem Fluss zugewandt war. Wirkte geradezu unscheinbar und war auch in der Dunkelheit kaum zu sehen, bis auf ein schwaches Licht dass durch die offenstehende Tür schimmerte.
Der Bau bestand aus einem Mittelschiff und zwei niedrigeren Seitenschiffen, eingeschlossen wurde es an beiden kurzen Seiten von jeweils drei Apsiden.

[Nubis]

Galeno liess sich absetzen und die Kiste sorgsam durch seine Ghule transportieren. Lichtschein durch die Pforte einer Basilika, die zudem offen stand, war eigentlich als Einladung zu werten. Die Kirche als neutraler Treffpunkt, auch wenn sie hier wohl einem Mitglied vom Clan des Todes gehörte. Sie hatten etwas suchen müssen und einer der Ghule hatte dann die Pforte einen Spalt weiter geöffnet, um zu symbolisieren, dass offen war.
Also trat man ein, leise und sorgsam. Das Abstellen der Kiste auf den Boden liess das Holz etwas knarzen und machte ein leichtes "Tock" auf dem Steinboden.
So sah man sich erst einmal um und begutachtete die Seitenschiffe, während man aber eher im Mittelschiff stehen blieb. Vielleicht hatte man ihr Eintreten bemerkt.
Galeno und Luciano liessen es sich jedoch nicht nehmen, die Zeit gleich noch für ein kleines Gebet zu nutzen und knieten alsbald im stillen Gebet vorm Altar, die Psalme im fliessenden Latein herbetend.

[La Cronista]

Je näher sie kamen desto besser sahen sie dass die Fassade mit Wandpfeiler, Blendbögen und Keramikbecken geziert war, welche in weiter im Norden so nicht vorkam und wohl ein spezieller südlicherer Stil war. Außen war die Fassade mit weissem Marmor verkleidet, im Inneren bestand vieles aus typischem Tuffstein, der in der Region gewonnen wurde.

Das westliche Seitenschiff war ohne großartige Zierde. Eine Reihe Säulen reihte sich vor ihnen die Länge des Gebäudes entlang und öffnete ihre Bögen zum Mittelschiff hin.
Zu beiden Seiten befand sich jeweils eine Tür in die Apsiden vermutlich.
Das Mittelschiff selbst war leer. Nur Kerzen brannten auf hohen mehrarmigen Ständern an regelmäßigen Positionen in der Halle, bis hin zum Altar. Wo auch die kleineren Kerzen für die Verstorbenen am linken Rand aufgestellt waren.
Am anderen Ende befand sich ein kleinerer Heiligenschrein für den heiligen Petrus.

Als Galeno und Luciano an den Altar traten, der aus einem geradezu schlichten rechteckigen Marmorblock bestand, trat kurz darauf ein Mann in schwarzer Priesterrobe aus den Schatten des östlichen Seitenschiffes.

Ohne die beiden zu stören, hielt er sich abseits und nickte ihnen lediglich zu, so sie ihm gewahr wurden.

Bei erster Betrachtung mochte der Mann nicht wie ein älterer Kappadozianer wirken, dafür sah er noch etwas zu gesund aus, auch wenn er dennoch blass und müde wirkte. Er war hager und trug kein Haar auf dem Kopf, ebenso keinen Bart.

[Nubis]

Stille kehrte ein, als das Gebet beendet war. Galeno erhob sich und sah sich um, wurde nun dem Nicken gewahr und nickte vorerst zurück. Er bedachte Luciano mit einem Blick, den dieser als einen Wink zum sich zurückziehen kannte und leistete dem Folge. Er ging zu der hölzernen Kiste zurück, die nahe des Eingangs von den anderen Dienern bewacht wurde.

Ruhig musterte Galeno nun den Fremden. Mochte dies Stephanus sein? Er schritt leicht auf ihn zu, die Stille wahrend.
"Entschuldigt, Don Stephanus Fontana?" fragte er leise und wählte mit Absicht die Bezeichnung des Priesters der Menschen als Betitelung.

[La Cronista]

Der augenscheinliche Priester schüttelte den Kopf.
"Pater Stephanus befindet sich in seinen Privaträumen. Er erwartet meines Wissens nach keine Gäste. Darf ich euren Namen und Begehren erfragen, verehrter Signore?"
Der Mann hielt die Hände vor sich aufeinander gelegt am Körper und sah Galeno ruhig abwartend an.

[Nubis]

Galeno lächelte den Mann an, der doch nicht der Pater war und nickte.
"Nun, ich bin Di Fiore und bin als Bote hier. Ich bringe leicht verderbliche Waren auf Geheiss meines Auftraggebers hier vorbei und es würde mich freuen, dies heute noch erledigen zu können. Nicht dass es morgen schon zu spät sein könnte."
Er legte den Kopf leicht schief und hielt leicht bittend die Hände vor der Brust. "Wäre dies möglich? ich soll es dem Pater allerdings persönlich überreichen."
Sein Blick wanderte dabei zu der Kiste, die noch immer von den Dienern bewacht wurde.

[La Cronista]

Der scheinbare Priester wandte den Kopf zu angedeuteter Kiste und wieder zurück zu Galeno. Dann nickte er.
"Ich bin Pater Massilio, Signore...di Fiore? Ist dies euer vollständiger Name?" Er würde noch einen Moment warten ob Galeno ihm mehr sagen würde, dann antwortete er so oder so:
"Ich werde nachsehen, ob er Zeit für euch wartet. Wartet bitte hier."

So drehte er sich herum und verschwand wieder in de Schatten des östlichen Seitenschiffes und Galeno hörte eine Tür sich dort öffnen und schließen.

Nach ein paar Minuten kam der Mann zurück und deutete mit der Hand in die Richtung aus der er gekommen war.
"Bitte folgt mir."

So führte er Galeno und seinen Anhang durch das Seitenschiff zu der Tür die in die nördliche Apsis führte. Dahinter fand sich eine Wendeltreppe in die Tiefe.
Der Mann nahm eine Öllampe von einem Halter an der Seite und schritt in die Dunkelheit hinab.

[Nubis]

„Galeno Fiore“, antwortete er und wartete dann auf den Pater, dass dieser Nachfragen und ihn bestenfalls zu Stephanus führen würde.
Als es so weit war, wies er seine Ghule an, dass sie die Kiste anheben sollten und folgte hinunter in die Tiefe. Anspannung machte sich breit und doch nahm er sich vor, sich dies nicht anmerken zu lassen.

[La Cronista]

Die Treppe führte einige Meter in die Tiefe und die Diener hatten einige Mühe die Kiste die schmale Treppe hinunterzutragen vor allem durch die Windung die sie vollzog und so die Stufen an einer Seite kaum betratbar werden ließ.

Schließlich schafften sie es etwas später als Galeno und der Priester unten anzukommen.

Galeno selbst sah sich nun vor einer großen hölzernen Tür stehen, die aussah als wäre sie nachträäglich hier eingebracht worden. Der steinerne Bogen drumherum sah älter aus und ward bereits an einigen Rissen ausgebessert. Galeno konnte das Rauschen von Wasser hören.

Der Priester öffnete die Tür und sie traten in eine große unterirdische Halle, deren Boden und Wände brüchig waren, aber eindeutig von Menschen gebaut einst. Keine gestampfte Erde und befestigte Höhlenwände, sondern Wände aus gestapeltem Stein. Ein Gebäude war dies einst, was womöglich vor bereits vielen Jahrhunderten zum Teil in der morastigen Erde dieser Landschaft versank.
Die Decke war nicht hoch, doch es war sichtbar, dass die Säulen, die nur noch teilweise übrig waren, einmal höher gewesen waren, dass dieses ganze Gebäude größer gewesen war, doch man hatte die Basilika wohl auf dessen Ruinen errichtet.

Diese Halle war eine Krypta. Leichnahme lagerten in Tüchern eingeschlagen in Nischen an den Seiten des Raumes und prächtigere Särge aus Stein und Verzierungen standen im Raum.

Der Priester wandelte zwischen den Toden hindurch, sein Licht flackernde Schatten an die Wände malend und trat hinter eine Säule wo eine weitere Tür kaum sichtbar versteckt lag.

Dahinter gelangten sie in eine noch größere Halle in der mehrere Becken in den Boden eingelassen waren, die mit Wasser gefüllt waren. Neben jedem Becken brannten Fackeln.

Ein Mann mit strohigem schwarzen Haar und gekleidet in eine schwarze Priesterrobe stellte gerade einen Eimer ab und man konnte sehen, dass seine nackten Füße und ein guter Teil der Robe nass waren.

Als Galeno näher zu ihm trat und zwischen den Becken entlang ging, sah er auch, dass sich Menschen in den Becken befanden. Leichen. In unterschiedlichen Stadien der Verwesung. Daliegend und treibend wie schlafend.

Stephanus Fonatana sah ihm entgegen aus seinen weisslichen kleinen Augen in dem faltigen, zerfurchten Gesicht, das wirkte als würde es beginnen aufzureißen irgendwann.

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