[1036] Ein Schreiben an die Herolde Genuas [Joanes, Toma, Galeno]

[Mai '20]
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1036] Ein Schreiben an die Herolde Genuas [Joanes, Toma, Galeno]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma gab dem Salubri bereitwillig Auskunft, so weit sie diese hatten.
"Die Stadtgebiete sind frei betretbar. Am meisten Unruhen gab es die letzten Jahre in Platealonga und Ravecca. Hier solltet ihr achtsam sein. In Platealonga wurden die meisten Ansammlungen von aufgebrachten Menschen und Scheiterhaufen vor St. Giorgio gesehen. In Ravecca sind die Senatoren direkt involviert in Jagden gegen uns."

Wir hätten ebenfalls eine Frage an euch: "Gibt es ein Problem mit dem Blut?" Die Blicke zu dem Kelch und das dennoch Auslassen davon zu trinken, hatten sie durchaus bemerkt und es wunderte sie.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Joanes Navarez
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Re: [1036] Ein Schreiben an die Herolde Genuas [Joanes, Toma, Galeno]

Beitrag von Joanes Navarez »

Der Diener lauscht den Worten und gibt sie dann wohl wortgetreu in der Muttersprache des Salubris wieder. Beim Erwähnen des Kelches schaut der Diener auf eben diesen und scheint sich wohl so manche Köstlichkeiten vorzustellen. Dann holen ihn die Worte seines Herren allerdings wieder in die Realität zurück. Er hört genaustens zu und gibt sie dann verständlich wieder:

"Habt Dank für die Auskunft. Dann wäre es für den Anfang sicherlich ratsam längere Aufenthalte in diesen Gebieten zu vermeiden. Gibt es Gesetze der Sterblichen, welche das Umhergehen in der Nacht erschweren oder gar verhindern?" wollte der Büßende dann wohl stellvertretend für den Mönch wissen, ehe er weiter spricht. "Bezüglich des Blutes möchte ich sagen, dass sowohl das Blut als auch das kunstvolle Gefäß in welchem es serviert wird ansprechend sind und ich mich für die Geste bedanken möchte. Wie ihr sicherlich versteht ist so eine Reise anstrengend und der Lebenssaft der Sterblichen steht nicht immer zur Verfügung. Ich stähle also meinen Willen, flehe den Herrn um Gnade an und faste, verzichte daher freiwillig auf sämtliches Blut welches zum Genuss und nicht zur Erhaltung meiner Existenz vergossen wurde, damit ich nicht dem Flüstern des Hungerns nachgebe und somit in ungnädige Zustände verfalle. Seht es mir bitte nach. Keinesfalls soll es den Eindruck erwecken, dass ich eure gütige Gastfreundschaft beleidigen möchte." Als der Ghul endete, neigte Joanes einmal entschuldigend das Haupt.

Das Gespräch spielt sich überwiegend zwischen Toma, dem Ghul und Joanes ab. Galeno wird ab und an auch vom Glatzkopf mit dem Aschenkreuz in den Blick genommen, doch die meiste Zeit richten sich die Worte an Toma und somit liegt der Fokus auch auf ihm. Der Salubri hingegen scheint zwischen seiner Gedankenwelt und den Blicken Tomas hin und her zu schauen. Wenig Aufmerksamkeit kommt somit dem anderen Herold zu Gute.
 Ist mein Wort nicht brennend wie Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1036] Ein Schreiben an die Herolde Genuas [Joanes, Toma, Galeno]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ihr fastet..." wiederholten sie und schauten für einen Moment verwundert und nicht so als würden sie das gut finden, aber wechselten dann wieder zurück zu dem eigentlichen Thema. Es war nicht ihre Sache. Wenn dieser Kainit meinte sich dem Blut entziehen zu müssen, so sollte er dies versuchen, doch es war in ihren Augen Narretei. Blut war Leben. Ihr Leben.

"Die Tore sind des nachts geschlossen, wie ihr sicher gemerkt habt. Ihr müsstet die Wachen bestechen oder einen anderen Weg finden des nachts hinein und hinaus zu kommen, so ihr dies vor habt. Ebenso ist es in Broglio untersagt Waffen zu tragen, sofern man nicht Teil der Stadtwache ist."
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Nubis
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Re: [1036] Ein Schreiben an die Herolde Genuas [Joanes, Toma, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Auch Galeno warf dem Gast einen entsprechend düsteren, fragenden Blick zu. Fasten hielt auch er für nicht ratsam, zumal es ohnehin schon schwer war seine passende Beute zu finden. Das noch extra hinauszögern? Möglicherweise rasen? Die Liktoren sollten ihn wohl mehr im Auge behalten.

Und so notierte sich der Herold wieder etwas nebenbei, ohne dass dazu gesprochen wurde.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Joanes Navarez
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Re: [1036] Ein Schreiben an die Herolde Genuas [Joanes, Toma, Galeno]

Beitrag von Joanes Navarez »

Joanes bemerkt nicht viel, doch den geringschätzigen Blick des Tzimisce bemerkte er durchaus. Er wartete dennoch bis der Ghul die Worte übersetzt hatte und gab dann dem Büßenden die Antwort. "Ihr wirkt verwundert, dass jemand freiwillig auf das Blut verzichtet. Doch wer fastet tritt in die Spuren der großen Propheten des Herrn, sogar des Erlösers selbst und findet Frieden und Kraft. Wer dem Überfluss des Blutes nachgibt wird zwar reich sein auf Erden, aber das Königreich, das Kommt, wird fern sein." Klang es fast schon belehrend vom Diener des Mönches.
Dann sprach er weiter: "Habt dank für die Ratschläge und Hinweise. Dann weiß ich nun, wie ich mich Nachts zu verhalten habe."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1036] Ein Schreiben an die Herolde Genuas [Joanes, Toma, Galeno]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma runzelte die Stirn und dachte darüber nach. Frieden und Kraft...Gottes Reich...

"Ihr müsst euer Inneres Selbst sehr gut unter Kontrollle haben, wenn ihr auf Blut verzichten könnt ohne alles auf eurem Weg zu zerreißen. Wir sind verwundert ja. Denn es kam uns nie unter und wir empfinden es als falsch auf das Blut zu verzichten, sich zu plagen durch den Hunger. Dort gibt es keinen Frieden und Kraft. Nur Hunger und Unruhe." Sie waren durchaus neugierig, wie ihm dies möglich sein sollte. Nicht dass sie es nachmachen wollten, aber einfach die Neugierde nach etwas Unbekannten trieb sie.

Sie nahmen Joanes den Kelch weg und tranken es nun lieber selbst, bevor es noch kälter und damit ungenießbarer würde.
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Joanes Navarez
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Re: [1036] Ein Schreiben an die Herolde Genuas [Joanes, Toma, Galeno]

Beitrag von Joanes Navarez »

Joanes scheint über die Worte nachzudenken die der Diener ihm gerade übersetzt und sah dem Kelch nur flüchtig hinterher. Schon zum zweiten Mal in der Konversation bekreuzigt er sich, bevor er dem Diener die Worte zuflüstert. Und bevor dieser zum Übersetzen ansetzt, führt er ebenfalls nach einander die Fingerspitzen der rechten Hand zur Stirn, Brust, linken und dann zur rechten Schultern.

Er beginnt dann: "Der Herr lehrt es uns so: Ich sage euch, wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Hebe dich weg von hier dorthin, und er wird sich hinwegheben. Und nichts wird euch unmöglich sein." Der Diener pausiert kurz, ehe er weiter spricht. "Verzicht bringt den ins Wanken, dessen Handeln nicht auf dem steinigen Boden Gottes gebaut ist, sondern auf dem weichen, sandigen Boden auf dem kein Haus bestand haben kann. Verzicht führt uns näher an das Leiden der Märtyrer und das Leiden des Erlösers heran. Wer glaubt in Worten und Taten, dem ist Frieden und Kraft gegeben. Der braucht sie nicht im Reichtum oder Genuss suchen. Nur durch einen starken Willen, der durchtränkt von der Liebe des Herrn ist, schaffe ich es den Versuchungen dieser Welt zu widerstehen."
So endet der Ghul dann.


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Raserei in zwei Runden widerstanden
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1036] Ein Schreiben an die Herolde Genuas [Joanes, Toma, Galeno]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hörte die Worte und sie brachten sie zum Nachdenken was man ihnen auch ansehen konnte bei der gerunzelten Stirn.
Der Weg des Erlösers und Märtyrers. War der Weg Gottes wirklich auch für sie mit Verzicht gepflastert. Anders als manche Menschen, die es sich leisten konnten, so musste der gemeine Bürger jedoch auch oft genug verzichten, nicht aus freiem Willen und für Gott, sondern weil es nicht mehr gab. Und für sie war das auch nicht anders. Sie schwammen nicht im Blut und sie vergeudeten es nicht. Sie tranken es nicht rein aus Genuss, sondern weil sie es brauchten und es sie stärkte und ihre Schöpfung fütterte.
"Würdet ihr einem Menschen der gerade so genug hat um zu überleben dies auch noch sagen, dass er hungern solle um zu Gott zu finden?"
"Wir, die Kinder der Nacht, kennen Hunger noch viel besser. Wir denken nicht, dass wir extra noch verzichten müssen, denn manche von uns haben selten so viel, dass der Hunger einmal schweigt und unser Hunger ist gefährlicher als der der Menschen."
Erwiderten sie und tranken das Blut das Joanes abgelehnt hatte.
"Habt ihr nie überlegt ob die Gebote an die Menschen nur für diese gelten und uns andere Aufgaben und Pflichten verschieden sind?"
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Nubis
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Re: [1036] Ein Schreiben an die Herolde Genuas [Joanes, Toma, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Galeno betrachtete den Gast nachdenklich und notierte sich noch immer einiges. Scheinbar war interessant, was dieser von sich gab. Auf die eine oder andere Weise.
Er verfolgte auch die Reaktionen des Gastes auf Tomas gesprochene Worte. Das Bekreuzigen unter anderem. Sollte er zum Weg des Himmels oder etwas in dieser Art gehören, so würde es wohl sicherlich schwierig für beide werden, sich zu verstehen. Kurz musste er diesbezüglich schmunzeln. Dies liess sich einfach nicht verkneifen.
Aber er sagte dazu nichts, auch nicht, weil er den Gast nicht unbedingt in eine Misere bringen wollte, die unschön ausgehen könnte. Er versuchte ihn vorerst noch weiter einzuschätzen und liess seine Meinung zur Glaubensansicht dementsprechend bleiben. Toma legte ohnehin ja schon schön vor.
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Joanes Navarez
Salubri
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Re: [1036] Ein Schreiben an die Herolde Genuas [Joanes, Toma, Galeno]

Beitrag von Joanes Navarez »

Auch der Salubri, offensichtlich und eindeutig angetan von der Unterhaltung, scheint einige Sekunden über seine nächsten Worte nachzudenken, nachdem der Diener ihm die Worte des Herolds übersetzt hatte.
Dann beginnt er wieder zu flüstern, doch diesmal legt er zwischendurch eine kurze Gedankenpause ein um seine Gedanken neu zu sortieren. Dann spricht Joanes weiter. Es ist wieder eine längere Rede.

In der Zwischenzeit blickt der Diener zwischen Toma und Galeno hin und her. Während Joanes selbst nur Augen für den sprechenden Herold hat.

Schließlich gibt der Diener des Mönches dann kund: "Wenn dieser Mensch nichts mehr zu verzichten hat, gerade so viel isst um nicht zu verhungern und schon seinen Teil an die Armen und Schwachen gibt, dann ist er dem Herren schon nahe. Aber hat er auch nur ein Stück Brot zu viel am Tisch oder eine Münze unter dem Kissen, die er niemals ausgeben möchte, dann würde ich ihm ebenfalls den Verzicht nahelegen. Denn wie lehrt es uns schon der weiseste König: Armut und Reichtum gib mir nicht. Lass mir das Brot was ich brauche. Damit ich, wenn ich zu satt geworden bin, nicht sage Wer ist der Herr?
Haben wir zu viel, dann neigen wir dazu den Herrn zu vergessen und das bringt uns den Sünden und damit dem ewigen Tode näher. Also sollte jemand nicht Arm sein und auch nur ein Senfkorn zu viel haben, dann würde ich ihm dennoch zum Verzicht ermahnen. Und so verhält es sich auch mit dem Blut.

Unser Hunger ist eine Ermahnung an unsere Verdammung. Er ist immer da. Schreiend, reißend und grausam. Wir müssen ihn bändigen und doch können wir ihn niemals stillen wie die Menschen ihren Hunger stillen. Es ist ein Fluch und eine Probe. Durch unsere zweifache Verdammung, der ersten Verdammung unserer Menschlichkeit durch Adam und die zweite Verdammung durch den Brudermord des Ersten der Unseren, müssen wir uns die Gnade Gottes umso stärker verdienen. Denn wenn Er wiederkommt in Herrlichkeit, dann wird sich der Abgrund auftun. Und wenn wir dem Richturteil nicht standhalten, dann wird er uns mitsamt den abtrünnigen Engeln, den finsteren Geistern und dem Herrn der Sünde in den Abgrund des ewigen Feuers stürzen.

Also ja. Ich habe schon oft über die Frage nachgedacht ob die Gebote des Herrn nur für die Menschen gelten. Und sie tun es auch. Aber unsere Menschlichkeit ist noch immer in uns, wenn auch versteckt und verzerrt. Der König der Könige wird erscheinen um zu richten über die Lebenden und die Toten gleichermaßen. Und vielleicht haben nur die Menschen die Gnade des Herrn verdient. Aber ich glaube an den Erlöser der Gekommen ist um uns alle zu Erretten. Daher hoffe ich auf den Herrn, der auszieht um auch das einzelne verlorene Schaf zu finden.
Und ich bin mir sicher, das der Herr für uns noch weitere Wahrheiten in seinem Wort versteckt hat. Wahrheiten die unsere Existenz, Aufgaben und Pflichten betreffen. Doch wie anders kann man hoffen das Licht der Einsicht zu erlangen, wenn man nicht dem fleischgewordenen Wort Gottes nachfolgt und seine Worte und Taten preist und ehrt. Wie kann man auf Gnade hoffen, wenn man nicht dem Befehl des Himmels folge leistet, der allen Völkern dieser Welt das Heil verkündet hat?"


So endet der Ghul dann auch. Sein Mund wird merklich trocken und er ist sichtlich erleichtert nun eine kleine Pause einlegen zu können. Man merkt, dass er nicht über die Selbstbeherrschung des Meisters verfügt. Er scheint dem Blut noch etwas länger hinterherzugucken, was nun so ganz außerhalb seiner Reichweite ist.
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