[1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

[Mai '20]
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Arash
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[1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

Beitrag von Arash »

Das Jahr war alt geworden. So hatten es die Menschen in seinem Dorf immer genannt. Der Himmel war klar und lies nicht nur die Sterne funkeln, sondern auch den riesigen Vollmond am Himmel anders wirken. Arash stand allein am Rand der Klippe von der er in einem früheren Leben bereits gesprungen war. Es fühlte sich sehr weit entfernt an. Um seine Schultern lag ein Fellmantel, den sie selbst hergestellt hatten. Es war grob geschneidert. Mehr auf praktischen Nutzen, denn auf gutes Aussehen bedacht.

Der scharfe eiskalte Wind wehte von der See her und trug seinen Geruch nach wilden Tier in den Wal der hinter ihm begann. Das fahle Licht des Mondes beschien die Szenerie und tauchte alles in ein weiches Licht, welches alle scharfen Kanten, selbst die der Klippen gedämpft erscheinen lies.

Ohne eine Regung stand der Gangrel dort und beobachtete die aufgewühlte Wasseroberfläche. Schien vollkommen in seinen Gedanken versunken zu sein. Viele Meter unter ihm brandete die Flut gegen die Felsen und das Rauschen des Meeres untermalte die Szenerie mit einem fast monotonen Rauschen. Was er wohl dachte? Wollte man wirklich in die Gedanken eines Tieres eintauchen? War er mehr Tier? Mehr Kainit? Schwer zu sagen. Wartete er auf jemanden oder etwas?
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Angelique
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Re: [1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

Beitrag von Angelique »

"Schiavo, Arash", meinte die wohlbekannte Stimme Angeliques hinter ihm.
Die kleine Kainitin trat zwischen den Felsen hervor und tanzte spielrisch im Licht des Vollmonds

Aber wie immer brach sie auch heute Nacht die Anmut ihres Tanzes mit den penetranten Fragen, für die sie bekannt war:

"Welchen Rang habt Ihr jetzt, wo Brimir nicht mehr in der Gnade der Herrin Aurore steht? Seid Ihr jetzt der Führer der Gangrel?"
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Arash
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Re: [1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

Beitrag von Arash »

Das einzige was andeutete, dass Arash Angelique wahrgenommen hatte, war das zucken seiner Ohren. Dabei drehte der Gangrel sich aber nicht um. Viel eher machte er eine einladende Handbewegung zu Angelique, dass sie näher kommen sollte.

Kurz darauf begann er aber trotzdem zu sprechen. "Führer der Gangrel?" er schüttelte mit dem Kopf. "Es gibt keine Gangrel mehr in dieser Domäne, außer mich." Sein Blick ging hinüber zu der kleinen Malkavianerin. "Ich bin mir zwar sicher das Brimir noch in der Domäne weilt. Aber...wen gibt es sonst noch?" fragte er das Mondkind. "Gahzeed? Ich habe ihn seit Ewigkeiten nicht gesehen und er verhält sich nicht wie ein Gangrel...er ist Omega. Er folgt. Aber ich führe nur mich selbst und mein Tier."

Träge blinzelte er. "Wie ist es euch in den letzten Monaten ergangen?"
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Angelique
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Re: [1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

Beitrag von Angelique »

"Dann seid Ihr der Führer der Gangrel, ob Ihr wollt oder nicht. Meist sind das dann die besten Führer."
Ihre Stimme war nicht so verhuscht wie früher. Eher schärfer und klarer, zynischer vielleicht.

"Durchwachsen, würde ich sagen, ist es mir ergangen." Bitterkeit, aber mit einem Anflug Humor, war aus der Stimme herauszuhören.

Dann aber wechselte sie wieder zu Fröhlichkeit, wie man es von ihr gewohnt war.
"Da Brimir nicht mehr greifbar ist - sehr schade im Übrigen - frage ich den neuen ,Alpha'. Ein interessantes Konzept, sich ,Alpha' oder ,Omega' zu nennen. Niemand tut das bei Tieren, Menschen oder Kainiten, nur bei Jesus Christus. Die meisten können nicht mal genug Griechisch dafür. Bezeichnet es einen Anführer und nicht den Anfang wie es eigentlich dem ersten der Blutlinie der Gangrel zukäme?

Nun die eigentliche Frage aber: wie ist es, seinen niedersten Trieben zu folgen wie ein Tier? Wie kann man noch menschliche Ratio beibehalten, wie die Stille wahren, wenn man unter den Kinder Kains oder Seths ist?"
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Arash
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Re: [1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash lachte kurz auf und sah zu Angelique herunter. "Wieso braucht man überhaupt einen Führer?" schnurrte er leise, während sein Blick sich wieder auf das Meer richtete. "Ein freier Geist braucht keinen Führer. Er ist frei von Mauern und frei von Einschränkungen, seien sie körperlich, geistig oder seelisch. Freiheit ist das Endziel aller...Menschen, Kainiten, Tiere. Nur die Wenigsten erkennen das...die meisten haben zu viel Angst davor was außerhalb der Mauern lauern könnte. Ihre Geister sind nicht stark genug den Schritt zu gehen." er zuckte mit den Schultern. "Anführer sind etwas für jemandem der noch zu viel Angst hat." führte er fort.

Während Angelique ihre Fragen stellte zog Arash nachdenklich die Brauen zusammen. Dann aber seufzte er und leckte sich über den Handrücken, bevor er fortfuhr. Der schnurrende Unterton verstärkte. "Tiere benennen es so ähnlich. In einem Wolfsrudel gibt es immer einen Anführer, der der Gruppe folgt. An der Spitze gehen die schwächsten und Alten. Dahinter kommen die fünf stärksten Wölfe. Dann folgen alle anderen. Den Abschluss bilden noch einmal fünf starke Wölfe und am Schluss geht der Anführer, der darauf achtet das niemand zurück bleibt. Selan nannte das den Alpha." er zuckte mit den Schultern, musste dann aber grinsen. Träge blinzelte er und lies die kleine Malkavianerin einige Sekunden auf die Antwort warten.

Dann begann er schnurrend wieder zu sprechen, allerdings ohne sie anzusehen. "Gar nicht. Wieso sollte ich?" Eine kurze Pause, während seine Zunge über seine Lippen glitt. "Ich bin kein Mensch mehr. Ich bin ein Raubtier. Ich bin eins mit der Wildnis um mich herum. Die Menschen sind nur zu blind es zu sehen, obwohl es einige gibt, die das Raubtier in mir erkennen. Die Meisten verstehen es nicht. Tiere sind in dieser Hinsicht sensibler. Sie erkennen das Raubtier, wenn es vor ihnen steht. Sie Stille zu wahren ist nicht schwer, wenn man das Tier reiten kann. Die Entscheidung etwas zu zerfetzen liegt bei mir."
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Angelique
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Re: [1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

Beitrag von Angelique »

Angelique lachte auf. "Verzeiht mir bitte, aber das ganz schön verrückt! Freiheit ist das Endziel aller Menschen, Kainiten, Tiere? Ich verstehe nicht viel von Tieren, aber weiß, das Wölfe, Hunde, selbst Schafe und Ziegen Anführer haben. Und Menschen können ohne auch nicht überleben. Einige Tiere, Menschen und Kainiten mögen alleine sich behaupten können. Deshalb ist der Bär auch das Wappentier Kains. Aber die meisten wollen überleben und ordnen sie mehr oder weniger freiwillig den Straken unter. Das ist die Ordnung der Welt.

Aber hoch interessant, was Ihr mir da über die Wölfe erzählt. Das will ich niederschreiben. Wer ist im Übrigen dieser Selan?

Auch sehr spannend, was Ihr über die Bestie in uns erzählt. Redet dieser Dämon mit Euch. Und bitte langweilt mich nicht mit dem Märchen, es sei das Animalische in uns. Ich kenne mein Latein und Griechisch. Bestia ist nicht animale. Schon Anastasia wollte mir vor einiger Zeit das so verkaufen. Aber kein Tier ist so wie wir im Inneren, es sei denn es ist mit Tollwut geschlagen.
Ihr kennt die Bestie besser als ich. Erklärt sie mir. Redet sie? Seid Ihr selbst die Bestie oder gibt es noch einen Unterschied?"
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Arash
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Re: [1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash zuckte mit den Schultern, als er ANgeliques Lachen hörte. "Vielleicht ist dies eine Ordnung die nicht auf ewig Bestand haben kann?" ein leichtes schmunzeln unterlegte das dauerhafte Schnurren. "Eine Ordnung der Dinge ist nichts anderes, als etwas das sich festgefahren hat. Keine Freiheit mehr ausstrahlt. Die Welt ist immer im Wandel. Man sieht es an der Natur. Wieso sollten sich nicht auch diese ändern?" Er schüttelte leicht mit dem Kopf und leckte sich über die Lippen. Dann richtete sein Blick sich wieder deutlicher auf die kleine Malkavianerin.

"Selan ist meine Erzeugerin. Sie lehrte mich vieles. Über Freiheit, Natur und ihre Art zu leben." das Grinsen wurde zu einem freundlichen Lächeln. Offenbar verband der Gangrel tatsächlich positive Gefühle mit dem Kainiten, der ihn in die Nacht geholt hatte. Ob dies bei vielen Kainiten der Fall war?

Dann ging er in die Hocke, blickte Angelique aber weiter an. Nachdenklich zog er die Brauen zusammen und blinzelte träge. Wie eine Katze. Er schien über ihre Frage nachzudenken. Dann schüttelte er leicht den Kopf und lachte leise schnurrend. "Anastasia hat kein Verständnis vom Tier. Sie versteht die Bestie nicht die in Ihr lauert. Sie glaubt sie sei dies selbst und steht so kurz davor sich vollends daran zu verlieren." Er winkte ab. Viel Respekt für diese Kainitin und ihr Verstädnis schien er nicht zu haben. Das konnte jeder hören, der sich ein wenig mit dem Ton der Stimme auskannte.

"Das Tier ist Teil von uns, und auch nicht. Es ist immer da. Es fühlt, es hat Gelüste, es schützt, es kämpft. Für mich ist es Partner und Gefährte. Ich weiß was es will. Ich höhre seine Begierde, ich folge ihr. Ich reite auf seinem Zorn, schwimme mit seinem Durst und lenke seine Fänge." die Stimme hatte den schnurrenden Unterton kurzzeitig vollkommen verloren. "Das ist der Kern der Pfade denen Brimir, ich und auch Anastasia folgen. Aber...Anastasia hat noch nicht verstanden was das Tier wirklich ist." führte er schnurrend weiter aus.
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Re: [1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

Beitrag von Angelique »

"So eine Sicht auf Welt habe noch nie vernommen. Eigentlich ist allem sein Platz in der Welt bei der Schöpfung vor fünftausend Jahren zugewiesen worden und nichts ändert sich je in der Natur. Einzig der Mensch oder GOttes Wille kann ihn ändern.
Ich hätte gerne die Weisheiten dieser Selan erfahren und wie sie darauf kommt, wer ihr diese spannende Heräsie beigebracht hat.

Aber ich verstehe zumindest nun, dass den Gangrel die Vogelfreiheit, die jeder normale Mensch oder Vampir fürchtet und verabscheut, heilig ist. Wahrscheinlich folgt Ihr einem alten Gebot des Kain, der zu Ruhelosigkeit verurteilt wurde und für seinen Mord aus der Gemeinschaft seiner Familie ausgestoßen wurde.
Faszinierend!

Ja, ich hatte auch den Eindruck, dass Anastasia die Bestie in sich nicht wirklich versteht und dass das ihr nicht zum Wohle gereichen wird."

Sie holte ein Wachstäfelchen heraus und machte mit einem schlanken Bronzegriffel Notizen in winzigen Minuskeln.
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Arash
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Re: [1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

Beitrag von Arash »

"Häresie?" Arash lachte schnurrend auf. "Eure Sicht ist beschränkt, dabei sagt man von eurem Clan ihr seht mehr über die Mauern des eigenen Geistes hinweg, als jeder andere Clan." traurig schüttelte er den Kopf. "Selan mag älter sein und je weiter man gen Osten reist desto eher ändert sich die Sicht auf Götter und den Himmel, den hier so viele für wichtig erachten. Ich vermute sie hat es von ihrem Erzeuger gelernt, der noch um einiges älter sein dürfte, als Brimir oder wir." fuhr er schnurrend fort. Dann lies er sich aber auf der Klippe nieder und lies die Beine über den Abgrund baumeln.

Dabei beobachtete er interessiert Angeliques tun. Legte neugierig den Kopf schief. "Was schreibt ihr da?" fragte er interessiert. Er schien wirklich Interesse daran zu haben. Sagte aber zu den Gangrel selbst nichts mehr. Vielleicht hatte die Malkavianerin den Nagel auf den Kopf getroffen, oder sie lag soweit daneben das Arash den Sinn einer weiteren Diskussion nicht sah. Aber wer konnte das schon wissen?
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Re: [1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

Beitrag von Angelique »

"Oh, nur Notizen zu den Einsichten, die Ihr vermittelt. Ich möchte sie nicht später falsch niederschreiben, weil ich mich nicht recht oder gar falsch erinnere."

Jetzt wiederum war sie neugierig geworden. "Erzählt mir mehr über diese die Sicht auf Götter und den Himmel weiter im Osten. Eigentlich halte ich mich für bewandert in den obskuren Kulten von den alten Götzen der Babylonier und Ägypter bis hin zu den modernen Philosophien der Araber und Bogomilen. Aber ich weiß im Gegensatz zu vielen, je mehr ich lerne, desto mehr erkenne ich, wieviel mehr es noch zu lernen gibt."

Sie machte es sich auf einem Stein bequem, ließ die Beine baumeln und machte Griffel und Tafel.
"Erzählt mir mehr", meinte sie lächelnd, "fangen wir mit Eurem Sire an..."
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