[1036] Wiedersehen unter dem Vollmond [Angelique, Arash]

[Arash]

Arash schüttelte mit dem Kopf, während er Angeliques Worten lauschte. "Eine schreckliche Vorstellung, wenn ihr mich fragt. Aber gleichzeitig auch eine Art des Kreislaufs, welche mir zeigt, dass dieses Miasma, wie ihr es nennt, durchaus mehr Kraft zu haben scheint, als der Mensch oder Kainit."

Er leckte sich über die Lippen. "Ich empfinde Stadtluft eher als beengt und verschmutzt. Die tausenden Gerüche, die Enge, der Geruch so vieler Menschen, die sich in trügerischer Sicherheit wiegen und Wölfe wie euch und die Anderen Clans in ihrer Mitte aufnehmen." träge blinzelte er erneut. "Der Wald lehrt den Menschen und uns wie es ist zu überleben. Nur wer selbst das Gefühl kennt, wie es ist sich wie Beute zu fühlen, kann die Jagd wahrlich genießen und erkennen wie die Beute sich fühlt. Es zeigt viel über jeden einzelnen von uns. Der Wald und die Wildnis in all ihrer Pracht legt die Wahrheit über einen jeden von uns offen. Sie ist erbarmungslos, schonungslos. Dies muss man selbst sein, um um zu überleben."

Er hob einen Finger und grinste Angelique an. "Wenn ihr Menschen treffen wollt, die in diesen Wäldern leben und die mit ihnen eins sind, kann ich euch diese zeigen. Sie waren eins Stadtbewohner, wie ihr. Sie haben die Hoffnungslosigkeit der Steinmauern gesehen. Ich habe sie daraus befreit und ihnen eine Welt jenseits der Enge gezeigt. Gerne könnt ihr mit ihnen sprechen."

[Angelique]

"Hmm, Kreislauf... das klingt stark nach der hebräischen Vorstellung des Gilgul Neschamot, die auch in meiner Art des Glaubens nach Reinkarnation und Dualismus Niederschlag findet. Wir Patarener und deine überlieferten heidnischen Vorstellungen sind einander näher als die katholische Kirche."

Sie klang sehr sehr interessiert.
"Ich würde gerne diese Wilden Menschen kennenlernen. Bestimmt kann ich von ihnen lernen und ihnen auch das eine oder andere beibringen."

[Arash]

Arash zuckte mit den Schultern. "Damit kenne ich mich nicht aus. Es war nie interessant für mich. Ich kenne nur die Volksweisen meiner Heimat und die Erzählungen Selans." schnurrend erhob er such. Geschmeidig reckte er sich und blinzelte träge, während er Angelique ansah. "Einige von Ihnen sind nicht weit. Wenn ihr wollt ist es noch heute Nacht möglich. "Sie wären sicher interessiert daran lesen und schreiben zu lernen. Ich bin nicht gut darin es zu unterrichten. Auch, wenn ich es beherrsche." führte er weiter aus. Er wartete die Reaktion des Orakels ab, welches vor ihm saß.

[Angelique]

Ein Köder, den Angelique sofort schluckte. "Jemandem die Kunst zu Lesen beizubringen, ist meine Beruf. ich weiß zwar nicht, warum sie das hier draußen brauchen, ist es doch eine Fertigkeit der Stadt und der Klöster, aber wer bin ich, den Sinn zu hinterfragen."

Sie zuckte mit den Achseln, lächelte und und meinte: "Geht voran und zeigt mir den Weg."

[Arash]

Arash zuckte mit den Schultern, während er sich in Bewegung setzte. "Ich weiß es auch nicht. Aber was könntet ihr ihnen sonst beibringen, was ihnen hier draußen helfen würde?" neugieriges Schnurren untermalte die Worte des Gangrels, der sich beinahe lautlos durch die Natur zu bewegen schien. Auch schien er nicht auf seine Schritte zu achten und doch waren sie leise. Nicht einmal seine Kleidung schien zu rascheln. Dies schien ihm aber dermaßen in Fleisch und...Blut übergegangen zu sein, dass er sich ohne wirklich darauf zu achten, beinahe lautlos bewegte.

Nur der intensive Geruch nach Wildtier hing in der Luft um ihn herum. Wurde aber durch den frischen Wind von der See gemildert. Schließlich tritt der Gangrel wieder in den Wald hinein und führt die kleine Malkavianerin auf eine Lichtung, an deren Rand zwei Personen auf einem umgefallenen Baumstamm sitzen. Es sind zwei Frauen im Alter Ende 30 oder Anfang der 40 Jahre mögen sie bereits sein. Ihre Gesichter sind allerdings nicht verhärmt. Die Körper stecken in grober Jagdkleidung, aber sie schienen nicht sonderlich überrascht, als die beiden Kainiten auf die Lichtung traten. Neben ihren Füßen lagen zwei Masken, die den ganzen Kopf umfassen würden, sollte man sie aufziehen. Neben einer Hasenmaske lag dort die Maske eines Spatzes. Aber trugen sie diese Masken wirklich?

[Angelique]

Da steckte bestimmt eine spannende Geschichte dahinter. Was trieb diese Frauen in die Wildnis? Waren es Witwen? Hatten sie keine Familie mehr, um die sie sich kümmern mussten? Warum lebten sie das Leben von Geächteten in so fortgeschrittenem Alter? Das war schon für junge Leute hart und entbehrungsreich, aber für Frauen, die am Ende ihrer gebärfähigen Zeit waren?

Sie ließ sich aber nicht täuschen. Wahrscheinlich waren die beiden da Blutdiener Arashs und konnten durch die unheiligen Gangrelkräfte mühelos im Wald überleben.

Die Masken fand Angelique faszinierend. Ob das eine politische Aussage war? Sie konnte nicht anders, als Arash fragen: "Ist das mit den Tiermasken eine Anspielung an Vergil oder Aristophanes, die eine verkehrte Welt darstellen, in der der Hase den Jäger jagt?"
Neben dem Jagdfrevel wäre allein das schon Grund für eine Hinrichtung durch die Wildhüter des Grafen oder Bischofs.

"Schiavo", meinte die kleine Kanitin, als sie auf die Lichrung trat.

[Arash]

Die beiden Frauen erhoben sich, als die Kainiten die Lichtung betraten. Sie machten aber keine sonderlich unterwürfigen Eindruck. Weder verbeugten sie sich, noch machten sie einen Knicks. Im Gegenteil. Sie nickten Arash lediglich zu und taten es bei Angelique ebenso. Wobei diese kritisch beäugt wurde, wo sie doch offenbar noch ein junges Mädchen war.

"Politisch?" schnurrte Arash und musste leise lachen. "Nein. Diese Masken haben keinerlei Signalwirkung in diese Richtung. Die Tiere geben den Charakter des Menschen wieder der diese Maske trägt. Sie sind individuell ausgewählt. "Darf ich dir Lucia und Rosa vorstellen?" schnurrte er und machte eine Geste zu der jeweiligen Frau, die nun wiederum nickten und lächelten. "Sie sind ehemalige Waisenkinder, deren Schicksal es gewesen wäre in Clavicula zu enden. So aber haben sie ein eigenständiges Leben, welches sie selbst bestimmen können. Wohin sie gehen, wo sie bleiben und wo sie leben wollen." fuhr der Gangrel schnurrend fort.

[Angelique]

Angelique knickste lächelnd. "Angenehm, Lucia und Rosa", sagte sie mit heller Mädchenstimme. "Ich bin Angelique und Arash hier meinte zu mir, ich solle Euch ein, zwei Dinge unterrichten. Wenn ihr wollt, würde ich das gerne tun. Ich bin, glaube ich, die einzige in Genua, die es als Christenpflicht ansieht, auch Frauen niederer Herkunft zu unterrichten."

Sie zauberte ein vollgekritzeltes Wachstäfelchen hervor, löschte es mit der stumpfen Seite des bronzenen Stylus und malte ein großes "A" darauf.
"Fangen wir an", meinte sie enthusiastisch.

[Arash]

Die beiden Frauen blcikten irritiert zu Arash, der sich mit einem schnurrenden Ton an einem der Bäume niederließ und ihnen zunickte.
Die beiden Frauen gingen dann zu Angelique hinüber und setzten sich zu dem kleinen Orakel.

Es fiel allerdings bald auf, dass ihre Bildung was Schrift anging tatsächlich bei null begann.

Während Angelique die Frauen unterrichtete beobachtete Arash die drei "Frauen" interessiert und abschätzend. Er konnte das Raubtier offenbar nicht vollkommen ablegen.

[Angelique]

Den vertretbaren Rest der Nacht verbrachte Angelique mit dem Basisunterricht die Damen. Dabei war sie geduldiger, als man es bei einer vom Untier beherrschten Untoten vermuten mochten. Offenbar liebte sie es, die Lehrerin zu spielen.

Als sie schließlich sich verabschiedete, ging sie noch am lauernden Arash vorbei und meinte fröhlich: "Du schuldest mir was, denn mit einer Lehrstunde ist es nicht getan. Ich muss noch häufiger kommen."