[1036] Erneutes Treffen im Sanctum Sanctorum [Gasparo, Nicolò]

[Mai '20]
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Nicolo Trevisan
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Re: [1036] Erneutes Treffen im Sanctum Sanctorum [Gasparo, Nicolò]

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Nicolo schüttelte sachte den Kopf,
"Ich halte es eher mit Alkuin und Hrabanus Maurus und ihrer zur Physica erweiterten Aufteilung des Quadriviums. Ich fürchte, dass Ihr die Künste des Medicus mit den Handwerk des Baders oder eines Feldschers durchaus verwechselt. Ersterem liegt weitaus mehr in der Ursachenfindung also Diagnose, um Krankheiten und Unbill vorherszusehen, somit sicherzustellen, dass es erst gar nicht Eintritt. Während letztere eher mit dem... Rühren in eitrigen Wunden beschäftigt sind... Man stelle sich vor, es würde gelingen diese Ideen in Genua umzusetzen, dass Wissen würde der Herde zu Gute kommen und Genua könnte für die Gelehrsamkeit der verschiedenen Denkrichtungen im Umfeld bekannt werden... "

Dabei nahm er seine Arme hervor und gestenreich untermalten seine Hände die Worte, bis er schließlich eine wedelnde Handbewegung machte.
"Aber ich will Euch nicht weiter mit meinen Anliegen belästigen."
Dann hob Nicolo aber einen Finger:
"Jedoch, verzeiht mir meinen Einwurf erneut. Ich meinte nicht ausgebildete Medici, sondern Feldscher und Wundärzte, welche durchaus hartgesotten sind. Schließlich begleiten sie Soldaten und später die Schlachtfelder, um Wunden zu versorgen, die schon bei manchen hartgesottenen Soldaten zur Entleerung des Mages führte..."

Er ließ die Hand wieder senken, und streckte sie leicht nach vorne, während er die Handfläche nach oben drehte.

"Da ich jedoch vor meinem Studiums der Künste des Medicus, das Handwerk eines Baders und Wundarztes lernte, hätte ich das Wissen, die Matrosen solcherart auszubilden... Mir fehlt es aber an der Zeit und der Umstand, dass eine solche Ausbildung nachts erfolgen müsste, ist auch nicht gerade förderlich.
Ich könnte mir aber Vorstellen jemanden auszubilden, der dann diese Aufgabe übernimmt... "
Er zog seine Hand zurück und musterte den Ventrue gespannt, wie dieser reagieren würde.

Als er auf Toma zu sprechen kam, nickte Nicolo bedauernd.
"Ich habe davon gehört. Eine Gefährdung der Stille oben drein und ich hätte mir wohl denken sollen, dass es Tomas Werk ist.
Nun ja, der Beweis, den ich Euch bringen kann, ist in dieser vermeintlichen Untersuchung der Dünnblütigkeit verschuldet. Trotz des Empfehlungsschreibens meines Erzeugers, bestand der Herold auf diese Untersuchung. Ich lieferte ihm einen Beweis, dass dieser Makel nicht an mir haftet. Dennoch wollte der Herold mich zur Untersuchung zwingen, in dem er mich ansonsten der Domäne verweisen wollte. Da sein Anspruch aber auf wackeligem Fuß stand, gingen wir einen Handel ein. Er durfte mein Auge ertasten, jedoch ohne die Gaben seines Blutes zu nutzen, gegen einen Gefallen."
Nicolo warf Gasparo einen abschätzenden Blick zu.
"Ihr kennt die Wandelbarkeit, des Herolds. Er versuchte dann diese Gabe der Drachen an meinem Auge einzusetzen und verschloss es - törichterweise muss man sagen - denn mein Auge widersetze sich dem dauerhaften Verschluss und der Plan des Herolds, mir so den Gefallen wieder zu entlocken, ging schief. Es zeigt aber deutlich, wie er seine Stellung missbraucht und zudem getroffene Abmachungen verletzt. Gerade ein Herold sollte hier aber ein Vorbild sein, denn er repräsentiert schließlich die Domäne, wie Ihr schon feststelltet."
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Gasparo
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Re: [1036] Erneutes Treffen im Sanctum Sanctorum [Gasparo, Nicolò]

Beitrag von Gasparo »

„Ha!“ Der enthusiastische Ausruf kam überraschend. Die formelle Angespanntheit schien aus Gasparos hageren Körper zu weichen als er Nicoló erneut musterte. „Ich hörte von diesen unglaublichen Bestrebungen, die der Tedesci Maurus wohl äußerte. 'Das Quadrivium ändern.'“ Auch wenn Gasparos Stimme belebt ist scheint er nicht wütend sondern eher vergnügt, diese Idee aufzugreifen. „Die Regeln dieser Künste wurden aufgestellt, geprüft und haben sich bewährt während die Ahnen dieses Bettelmönches noch in Höhlen und Wäldern hausten.“

Der Magister legte seinen Kopf schief. „Eine Abgrenzung der Künste ist wichtig, ansonsten wird der Fokus verwischt. Leider hat es nie eine Schrift des Maurus in meine Hände geschafft. Rechtfertigt er, warum ein Gelehrter der Grammatik und Geometrie auch über diese … Säfte … Wissen erlangen sollte?“ Er deute zaghaft mit der flachen Hand in Richtung des Salubri. „Strebt also auch Ihr ein vollständiges Quadrivium an, zusätzlich zu den Kenntnissen, die Ihr über den Körper habt, oder gebt Ihr Euch mit einem Bruchteil dieses neuen Quadriviums zufrieden?“

Ein Lächeln war deutlich auf dem Gesicht des Gelehrten zu erkennen, als er die Hand, mit der er zuvor auf Nicoló gezeigt hatte, nun in einer übertrieben Geste der Abwehr hob. „Verzeiht, dieses Thema entfacht den Rhetoriker in mir. Genua beherbergt nicht viele Seelen, die ein solches Thema auch nur im Ansatz verstehen würden und es reizt mich, mehr zu hören, zu verstehen, wie jemand den Kanon des Martianus Capella in Frage stellen kann.

Auch, was Ihr über die Diagnose sagt ist interessant. Ihr befasst Euch also eher mit der Verhinderung von Krankheiten, bevor sie entstehen. Wenn eine Waschfrau oder ein Bauer mit einem Furunkel oder einer gebrochenen Pranke oder einem geschwollenen Bauch zu Euch kommen weist Ihr Sie ab? Wie verhindert Ihr ein Gebrechen, bevor es eintritt?“
Sein Lächeln wuchs noch etwas, wurde fast zu einem Grinsen, dem eine spielerische Herausforderung innewohnte. „Was Ihr beschreibt erinnert mich eher an ein Orakel.“

Sein Blick war gesenkt, als er den Bericht über Toma aufnahm, und die Stimmung in dieser Teil der Unterhaltung sehr viel ernster. „Die Gabe des Drachen … welch' furchtbare Macht in ihnen schlummert.“ Aus dem Augenwinkel betrachtete er seinen Gesprächspartner. „Für jemanden Eurer Berufung ist diese Fähigkeit sicherlich verlockend, nicht wahr? Diese Veränderungen, die sie entgegen jeder Natur durchführen können, wären für einen Medicus ein Segen? Doch in seinen Klauen scheint es eine skrupellose Waffe zu sein, ein Spielzeug, mit dem dieser moderne Midas mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Euch in dieser Form anzugehen ist unverzeihlich, besonders für einen Herold. Eure Geschichte wird nicht die einzige sein, werter Nicoló, und ich danke Euch für Eure Bereitschaft, sie zu teilen.

Hat der werte Galeno Euch gegenüber vielleicht noch etwas über solche Verfehlungen erwähnt?“
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Nicolo Trevisan
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Re: [1036] Erneutes Treffen im Sanctum Sanctorum [Gasparo, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò war überrascht aufgrund des plötzlich veränderten Verhaltens und er brauchte einen kurzen Augenblick um sich darauf einzustellen.

"Das mag sein..., jedoch... sollte man neue Ansätze nicht einfach abtun, ohne diesen Inhalt genauesten abgewogen zu haben. Wenn man Neuerungen aus dem einfachen Grunde der Herkunft ablehnt, besteht die Gefahr, dass man auf der Stelle tritt, während andere neue Erkenntnisse gewinnen. Seine Ansichten sind jedenfalls interessant und zumindest klingen seine Erweiterungen für mich einleuchtend. Aber ich bin nicht so sehr bewandert wie Ihr in diesem Thema."

Nicolò nickte ihm mit diesen Worten respektvoll zu.
"Es geht ihm bei weitem nicht nur um die Säfte Lehre, sondern eher um die Geschichte der Medizin und der Anatomie.Er entlehnt sich dabei der Ansätze von Isidor und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, in dem er vom Allmächtigen ausgeht und die einzelnen Aspekte der Bedeutung nach folgen lässt. Aber auch ich besitze keine Schriften dazu und muss mich auf Erzählungen darüber verlassen."

Nicolò strich kurz über seinen Bart, während er den Ventrue musterte.
"Natürlich strebe ich ebenso ein vollständiges Quadrivium an. Jedoch war es mir bisher nicht vergönnt über ein gewisses Grundmaß heraus, mit allen Künsten zu beschäftigen, so dass ich hauptsächlich noch Kenntnisse auf dem Gebiet der Arithmetik und Geometrie vorweisen kann. Vor allem auf dem Gebiet der Rhetorik habe ich wohl noch viel zu lernen."

Als Gasparo die Hand zu einer Geste der Abwehr hob, machte Nicolò eine beschwichtigende Geste.
"Nicht doch, Ihr habt vollkommen recht damit - es gibt zu wenig solcher Gelegenheiten, gerade hier in Genua. Aber ich fürchte, dass Euch der wohlwerte Galeno ein besserer Gesprächspartner hier wäre, denn er ist durchaus belesener als ich es bin."

Dann faltete Nicolò wieder die Hände hinter seinem Rücken zusammen und runzelte leicht seine Stirn.
"Wenn man die Ursache für den Furunkel kennt und weiß wieso er entsteht, kann man anhand von Anzeichen und Symptomen den Furunkel verhindern, bevor er letztlich komplett hervorbricht, um Euer Beispiel fortzuführen. Es lässt sich auch auf andere Leiden übertragen. Kennt man die Ursache, kann man frühzeitig eingreifen und durch gezielte Änderungen, entsprechendes verhindern. So gehen jedenfalls die gelehrten Medici vor und wie Ihr vermutlich wisst, sind es die Wohlhabenden die davon profitieren. Natürlich lässt sich dieser Ansatz nicht auf Knochenbrüche, Schnittverletzungen und ähnliches Unbill übertragen, doch dies ist dennoch häufig aus dem ein oder anderen Grund Metier der Bader und Feldscher. Ich dagegen behandle dennoch auch den einfachen Bürger, welcher sich normalerweise nicht zu einem Medicus getrauen würde und weise auch in akuten Fällen keinen ab."

Nicolò schüttelte entschieden den Kopf:
"Scheinbar wisst Ihr nicht viel über uns Einhörner. Die Gabe des Drachen dient nicht der Heilung, uns hingegen ist hier echte Macht geboten und eine, welche derjenigen der Drachen weit übertrifft. Kennt Ihr noch andere Salubri der Domäne? Zum Beispiel die ehemalige Liktorin Amalia?"

Nicolò warf Gasparo einen neugierigen Blick zu, aber dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich seiner letzten Frage zu:
"Die wohlwerte Avelina erwähnte Verfehlungen bei einigen Rosen, wenn ich mich recht erinnere, der wohlwerte Galeno drückte sich allerdings eher vage aus. Am besten sprecht Ihr erneut mit beiden. Außerdem solltet Ihr mit neu eintreffenden Neugeborenen Gästen meines Clans und dem der Rosen sprechen, denn der Herold hat unzweifelhaft besonderes Interesse an meinem Clan."
Dabei deutete Nicolò auf den Knoten auf seiner Stirn.

"Weshalb die Rosen, seine besondere Aufmerksamkeit erhalten, ist mir allerdings nicht klar."
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Gasparo
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Re: [1036] Erneutes Treffen im Sanctum Sanctorum [Gasparo, Nicolò]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo nickte zufrieden, als Nicoló ihm schmeichelte, und nickte erneut, als der Salubri das Thema der Lehren weiter ausbreitete. „Oh, ich bin niemand, der neue Ideen einfach abtut. Ich versuche gerne, alle Facetten zu betrachten. Wer sagt etwas, warum sagt er etwas, wie sagt er etwas … oft sind diese Punkte ebenso interessant wie das, was gesagt wird. Ihr erwähnt den Allmächtigen und schon denke ich daran, dass jemand die alten Werte Athens und Roms schwächen will, die nicht unbedingt den Lehren der Bibel folgen. Manche Wahrheiten sind älter …“

Der Magister drehte sich kurz zum Altar und sein Mundwinkel zuckte leicht bevor er wieder sein Gegenüber anblickte. „Aber, wie Ihr schon sagt, werter Nicoló Trevisan, ohne die Schriften jenes Tedesci ist es nicht leicht, seine Absichten, seine Worte, zu bewerten. Ipsissima verba. Aber … wir haben Zeit, nicht wahr? Vielleicht finden ich im nächsten Jahr eine Abschrift seiner Hand, oder in einer Dekade.“ Er strich mit einem Finger über sein Amulett. „Dies ist das größte Geschenk des dunklen Vaters … Zeit.“

Gasparo lächelte aufmunternd. „Zeit genug für Euch, Euer Studium des Quadriviums voranzutreiben und gleichzeitig Eure … Arbeit an den Sterblichen zu verrichten.“

Als mehr über die Kräfte des Blutes gesprochen wurde machte der Ventrue zwei Schritte zurück und sein Tonfall wurde wieder etwas kühler. Der fast ansteckende Enthusiasmus der letzten Minuten war verstrichen aber ein vorsichtiges Interesse lag spürbar in der Luft. „Tatsächlich habt Ihr Recht. Es ist nicht oft, dass die Gaben der vorsintflutlichen Ältesten besprochen oder beschrieben werden unter Kainiten, durch deren Adern nicht die Gleiche Vitae fließt. Und Drachen und Einhörner … sie sind nicht heimisch hier in unseren Breiten.

Mit der werten Amalia verbrachte ich einen … interessanten Abend. Sie machte nicht den Eindruck, am Heil der Sterblichen sonderlich interessiert zu sein. Abseits von größeren Veranstaltungen blieben weitere Treffen leider aus. Ihre Herkunft lag weiter im Osten, jenseits der Adria, und ihr Gemüt schien … nicht so jovial zu sein wie das Eure.“


Erneut legte der Ventrue den Kopf etwas schief. Doch dann verengten sich seine Augen. „Die werte Hüterin teilte mir ebenfalls etwas von seinem Fehlverhalten mit, allerdings sind meine Erkenntnisse hier nicht völlig belastend. Und nun höre ich, dass der werte Galeno an Tomas Seite sitzt. Es bleibt abzuwerten, ob der zweite Herold nun zügelnd auf den ersten einwirkt … oder nicht.“

Er seufzte und schüttelte etwas den Kopf. „Ob wirklich jemand ein Vebrechen an seiner Person berichten kann, dass die höchst verehrte Aurore zu einer Entlassung Tomas bewegen könnte, weiß ich nicht. Mich würde es auch nicht überraschen, wenn Toma Zeugen … Opfer … endgültig hätte verschwinden lassen. Fähig dazu ist er …“ Die letzten Worte wurden leiser ausgesprochen und ein warnender Unterton lag in ihnen.
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Nicolo Trevisan
Salubri
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Re: [1036] Erneutes Treffen im Sanctum Sanctorum [Gasparo, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolo kratzte über seinen Bart.
"Nun,er war ein Mönch, daher ist der Bezug zum Allmächtigen wohl naheliegend."
Dann zuckte er kurz mit den Schultern.
"Ich wurde im Glauben, an den Herrn erzogen... Wie es sich für einen Spross einer Händlerfamilie gehörte...
Doch sehe ich auch jene älteren Wahrheiten auf die Ihr Euch bezieht, inzwischen mit anderen Augen... Zumindest seitdem ich in die Nacht geholt wurde."

Nicolo folgte seinem Blick zum Altar dabei und wirkte etwas unschlüssig, sein Blick war glasig und abwesend.
"Zeit haben wir... Doch verrennt diese auch zunehmend schneller ... und es bleibt davon so wenig, wenn man verschiedene Dinge nachverfolgt."

Dann kehrte sein Blick zurück,
"Aber Ihr habt natürlich recht, dass es genügen sollte, um das Studium des Quadriviums weiter fortzuführen. Falls Ihr eine Abschrift finden solltet, wäre ich durchaus interessiert und bereit dafür zu zahlen, wenn um eine weitere Abschrift anzufertigen."

Als Gasparo zurück wich, hoben sich Nicolo's Augenbrauen erneut.
" Nun im etruskischen Bund gibt es noch einige Einhörner, weshalb ich uns hier ebenso als heimisch betrachten würde, aber insgesamt gesehen ist mein Clan wohl eher selten, was einen falschen Eindruck erwecken mag.
Ich fragte deshalb nach der Eurer Bekanntschaft, weil es verschiedene... Hm... Richtungen... meines Clans gibt. Während ich mich offensichtlich mehr auf das... Wohlbehalten meiner Umgebung konzentriere, war oder ist Amalia kriegerischer Natur, was ebenso typisch für einige Angehörige meines Clans ist..."

Seine Mundwinkel verzogen sich und Nicolos Stirn lag in Falten. Sein Blick hatte etwas unwirsches - offenbar war er unzufrieden darüber, wie er sich ausdrückte.

Schließlich hörte Nicolo aufmerksam den Ausführungen Gasparos über die Herolde zu. Dann sprach er leise:
"Ersteres trifft wohl eher zu, so wie ich den wohlwerten Galeno einschätze. Er hatte vor einiger Zeit auch so etwas angedeutet..."

Nicolo machte eine kurze Pause und sah den Ventrue nachdenklich an. Schließlich nickte er und sprach noch leiser, so dass es kaum noch zu vernehmen war:
"Ich denke, Ihr habt recht und ich danke Euch für die Warnung."
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Gasparo
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Re: [1036] Erneutes Treffen im Sanctum Sanctorum [Gasparo, Nicolò]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo zögerte nicht einen Moment, auf Nicolós Argumente zu antworten. „Selbstverständlich schätzen wir als Bewohner dieser Region … und wir mit unserer Bildung noch etwas mehr … den christlichen Glauben, in dem wir erzogen wurden und der unser Leben und Handeln formt und lenkt.“ Er hob einen Zeigefinger. „Aber wie oft hörte ich schon Priester und Bischöfe, die das Wissen und die Schriften unserer Vorfahren verteufelten, nur um die Bibel in einem besseren Licht erscheinen lassen zu wollen? Stehe die Psalme wirklich in einer Konkurrenz zu Ovid oder liegt Genesis im Wettstreit mit dem Protreptikos?“ Er schüttelte nach seiner rhetorischen Frage mit dem Kopf. „Es ist eine Schande, dass oft die Entdeckungen der Ahnen verteidigt werden müssen vor dem Übereifer der Kirche, und eben jene Verteidiger sind rar geworden.“ Die Hand, mit der er vorher gemahnt hatte, legte er nun flach auf seine Brust. „Teilweise bereitet mir die Zukunft Sorge, denke ich daran, welche bitteren Früchte Fanatismus tragen wird. Wenn selbst in unserem Genua …“

Gasparo unterbrach sich und etwas Wehmut war auf seinen Zügen sichtbar. „Doch selbst meine Stimme klingt nun nach einer Predigt, vor allen in diesen geweihten Hallen. Meine Befürchtungen sollen nicht auch noch Eure Gedanken trüben, werter Nicoló Trevisan. Das Studium der Lehren, die weniger … körperliche … Komponente haben kann ich auch aus vollem Herzen empfehlen, sind es doch vor allem jene tieferen Wahrheiten die unsere Art antreiben können über die wenigen Dekaden der Menschen hinaus, die uns Ziele geben deren Erfüllung in unseren Händen liegt anstatt nur bloße Theorie zu sein. Stellt Euch vor, den großen Denkern wäre mehr Zeit gegönnt gewesen um ihre Werke zu perfektionieren, sei es Plato oder Petrus, um zu sehen, was aus ihren Gedanken 300 oder 500 Jahre später wurde. Welch‘ Geschenk.“

„In den Ländern des etruskischen Bundes hielt ich mich in der Tat auf, bevor ich freigesprochen wurde, doch mein Umgang konzentrierte sich dort auf Mentoren meines Blutes.“ Er neigte seinen Kopf kurz. „Verzeiht meine Unkenntnis. Wobei unterschiedliche Temperament innerhalb eines Clans ja nicht ungewöhnlich sind. In meiner … Familie … gibt es zahllose Kriegsherren, die es genießen, ihre Truppen selbst in die Schlacht zu führen ebenso wie jene, die man von einer Rose kaum unterscheiden mag. Oder seht, wie verschieden der werte Alain und Toma agieren … offensichtliche Gemeinsamkeiten muss man hier länger suchen.“ Gasparo zuckte langsam mit den Achseln. „Von daher hätte ich dem unterschiedlichen Betragen unter den beiden Einhörnern, die mir begegnet sind, kein großes Gewicht zugedacht.“
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Nicolo Trevisan
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Re: [1036] Erneutes Treffen im Sanctum Sanctorum [Gasparo, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò's Füße zuckten und er schien sich darauf zu konzentrieren nicht auf und ab zu gehen.
"Wie recht Ihr habt, Wohlwerter Gasparo. Es geschah zu viel in den letzten Jahren und wozu dieser Fanatismus führen kann... davon haben wir mehr als einen Vorgeschmack erhalten..."

Gerade bei seinen letzten Worten schlich sich ein trauriger Ausdruck auf sein Gesicht, während er ins leere blickte. Dann richtete Nicolò aber plötzlich wieder seinen Blick auf den Ventrue, als käme ihm etwas in den Sinn.
"...bevor Ihr es missversteht, bei dem, was die ehemalige Hüterin anrichtete, erscheint mir ihr Schicksal wohl verdient. Aber andere hatten darunter ebenso zu leiden...
Oder haben es noch..." beeilte er sich schnell hinterher zu setzen.

"Es wäre tatsächlich ein Geschenk gewesen, wenn uns die großen Denker länger geblieben wären." Beeilte er sich zu sagen, wohl um von dem vorherigen Worten abzulenken.
"Andererseits mag gerade das Wissen, dass ihnen eben nicht alle Zeit gegeben ist - sondern diese begrenzt ist - ihren Schaffenskraft beflügelt zu haben. In unsereins scheint sich mit der Zeit eine gewisse Lethargie einzuschleichen... oder sagen wir das Wissen darum mehr Zeit zu haben, lässt uns langsamer und sorgfältiger mit den verschiedenen Themen umgehen."

Nicolò winkte schließlich ab.
"Ihr seht, dass ich vor allem hinsichtlich der Rhetorik noch einiges zu lernen habe... und ich erst recht kein großer Philosoph bin..."

Bei Gasparos letzten Sätzen, blickte Nicolò ihn abermals durchdringend an und es dauert etwas bis er antwortete.
"Natürlich sind auch bei uns Einhörner die Einstellungen verschiedenen und gerade welchen Weg wir verfolgen, prägt uns ja ebenso. Entsprechend gelten Eure Worte bezüglich des Betragens auch für uns. Dennoch unterscheiden wir Salubri uns in mancherlei Hinsicht etwas stärker untereinander..."

Erneut winkte Nicolò ab.
"Aber ich möchte Euch auch nicht mit meinen Eigenheiten langweilen..."
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Re: [1036] Erneutes Treffen im Sanctum Sanctorum [Gasparo, Nicolò]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo nickte zustimmend zu dem, was der Medicus vortrug. Die Männer schienen sich einig zu sein, oder es zumindest zur gegenseitigen Zufriedenheit vorzugeben.

Erst, als das Gespräch noch einmal auf den Clan der Einhörner zu sprechen kommt hebt der Ventrue ein interessierte Braue. „Ihr scheint einen großen Wert darauf zu legen, die Unterschiede zum Rest Eurer … Familie zu betonen. Was ist es also, dass Euch so unterscheidet? Ist es eine Rivalität zwischen den Ahnen Eures Blutes, die sich bis auf die Neonaten verlagert hat? Eine grundlegende Differenz in der Philosophie, vielleicht, was den Umgang mit der Herde angeht, oder wird eine Wendepunkt in Eurer Geschichte anders ausgelegt?“

Seine offene Hand schwankte durch die Luft, um die Vielfalt der Themen darzustellen. „Beispiele, warum sich eine Gruppe überwirft oder gar trennt, gibt es wahrlich genug in der menschlichen Geschichte.“
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Nicolo Trevisan
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Re: [1036] Erneutes Treffen im Sanctum Sanctorum [Gasparo, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Da habt Ihr wohl recht, die Gründe können mannigfaltig sein."
Nicolò fuhr sich schon wieder über seinen Bart und überlegte, wie er seinem Gegenüber die Unterschiede wohl am besten erklären konnte. Mit der anderen Hand fing er zu gestikulieren an, während seine Worte langsam hervorsprudelten.

"Hm... Vielleicht lässt es sich am Beispiel der Familie wohl am besten verdeutlichen. Stellt Euch vor, es gäbe zwei Stämme - beide gehen auf den gleichen Stammvater zurück und sind somit miteinander verwandt, in ihrer... hm... sagen wir Kultur..., zwar ähnlich aber dennoch nicht gleich in ihrer Kultur. Der eine der beiden ist kriegerischer und darauf bedacht das Schwert zu den Feinden der beiden Stämme zu bringen. Der andere hat mehr den Schutz der seinigen im Sinn und kümmert sich um die Verwundungen, welche jener kriegerischer Stamm im Kampf gegen seine Feinde erlitt."

Dann ließ Nicolò beide Hände sinken und zuckte mit den Schultern.
"Letztlich läuft es wohl aber durchaus auf die Differenz in der Philosophie zurück, könnte man sagen..."
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Gasparo
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Re: [1036] Erneutes Treffen im Sanctum Sanctorum [Gasparo, Nicolò]

Beitrag von Gasparo »

„Ah, es sind also die Kinder Eures vorsintflutlichen Gründers, die sich … gegenüberstehen in verschiedenen Interpretationen seiner Lehre.

Es ist ein interessantes Thema, das Ihr beschreibt, zumal es Euch offensichtlich wichtig ist.“ Gasparo lächelte ermunternd. „Doch zur Zeit seid es nur Ihr, der Euren Clan in Genua repräsentiert, soweit ich weiß. Ihr tut dies mit Stolz und Würde. Fahret fort mit Eurem Wirken und Handeln und eventuelle … Konkurrenten werden keinen Schatten auf Euch werfen, werter Nicoló Trevisan.“

Gasparo machte zwei Schritte zurück und drehte seinen Oberkörper in Richtung des Eingangs, bevor er sich noch einmal dem Salubri zuwandte.

„Verzeiht, aber unser Treffen dauerte bereits länger an, als ich erwartete. Zwar erwarten mich meine Schüler nicht mehr, dennoch wird es Zeit, die Geborgenheit meines Heims aufzusuchen. Es gilt, für die kommenden Nächte noch einiges vorzubereiten und auch Eure Berufung erwartet Euch sicher.“
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