[1037] Schattenkabinett [Angelique, Ilario]

[Juni '20]
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Angelique
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[1037] Schattenkabinett [Angelique, Ilario]

Beitrag von Angelique »

Wieder einmal huschte das unauffällige Mädchen zum Hort des Schattens. Es hatte sich angekündet.

Wenige der Hohen Klans bekamen echten Respekt von der rebellischen Malkavianerin. Ilario gehörte definitiv dazu. Für ihn befolgte sie die Regeln der Etikette, ohne sie ironisch zu brechen.

Artig klopfte sie an und wartete geduldig, vorgelassen zu werden.
Sie trug unter dem robusten Ledermantel eins der wunderschönen Kleidchen, die sie als Teil der Bezahlung von Alain erhalten hatte.
Hoffart schien sie nicht mehr als Sünde zu betrachten. Zumindest nicht bei Hofe mächtiger kainitischer Würdenträger.
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Ilario
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Re: [1037] Schattenkabinett [Angelique, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Ilario erwartete sie im Garten, er stand am Rande des kleinen Teiches dort, in der Nähe eines mittlerweile fast drei Dekaden alten Obstbaums. Sein Blick war auf die glatte Wasseroberfläche gerichtet, dort wo sein Spiegelbild sein sollte war nur die Reflektion des Nachthimmels zu erblicken. Als Angelique sich näherte wandte Ilario sich um.

"Marie, es freut mich dich wiederzusehen. Was führt dich her, ich nehme an du bist nicht hier um dich an meinem Unglück zu erbauen?" Dabei trug seine Stimme dasselbe leise Lächeln in sich das sein Antlitz zierte. Auf Förmlichkeiten schien Ilario keinen größeren Wert zu legen, waren sie doch unter sich und kannten einander schon sehr lange.
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Angelique
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Re: [1037] Schattenkabinett [Angelique, Ilario]

Beitrag von Angelique »

Angelique lächelte. "Natürlich nicht! Ich werde immer zu dir stehen, egal was dir widerfährt oder auf welcher politischen Seite der jeweils andere ist."

Sie knickste vor dem Schattenvampir, nicht aus dem Zwang der Etiquette heraus, sondern weil sie es wollte.
"Wenn es etwas gibt, was ich für dich tun kann, sag es nur. Wir müssen einander helfen. Vielleicht kannst du mir auch erklären, was für ein Wahnsinn am Hoftag ablief. Ich dachte, die Besonderheiten vampirischer Politik seien mir inzwischen geläufig, aber ein Narrenhaus wäre weniger chaotisch gewesen.

Ich würde am liebsten protestieren gegen die Ernennung Ferrucios zu meinem Obersten und auch noch zum Hofgelehrten. Beides ist eine böse Satire, wie sie die Griechen nicht besser hätten dichten können. Doch solche Proteste wären sinnlos.

So warne ich einfach nur, dass ein unberechenbarer Wahnsinniger, der mit erklärten Feinden unserer Art sympathisiert, namentlich dem Bischof von Rom, zu nah bei Aurore ist und sie beeinflusst. Selbst wenn auch er ein wenig in Ungnade fiel durch sein Verhalten bei Hof."

Sie seufzte und streichelte lächelnd über die Rinde des schön gewachsenen Obstbaums. "Aber genug von meinem Lamentieren über missratene Blutsverwandte. Ich habe mich, wie Vergonzo und du mir nahelegten, versucht hineinzuknien in mein Wiedererstarken und habe nun Kontrolle über ein Schiff und einen fähigen Vasallen eines verstorbenen Kainiten. Ich knüpfe auch zarte Handelskontakte und wollte fragen, ob du nicht mitmachen willst.
Und ich habe Kontrolle über eine befestigte Landwehr Genuas bekommen, aber ich hätte gerne eine offizielle Sanktorierung des weltlichen Gebieters darüber, sei es der Bischof, der Graf oder Senat von Genua, um entweder Unterstützung zu erhalten, denn es dient der Verteidigung Genuas und Sicherung der Handelsrouten, oder das Recht, Wegzoll zu erheben. Ich würde auch einen Vasallen von dir dort als Burgherrn willkommen heißen, wenn das politisch schlauer wäre."

Dann schaute Angelique hoffnungsvoll auf. "Wo wir gerade von Herrschaft reden. Hast du immer noch die Schutzherrschaft über das Waisenhaus meines toten Alerio? Ich würde mich dort gerne wieder einbringen, um die Schulung der Verlorenen zu fördern."

Schließlich runzelte sie die Stirn, als irritiere sie etwas. "Stimmt es eigentlich, dass deine ehrenwerte Familie den Familienturm meines Roger okkupiert hat, den ich in Verwaltung an Livia gegeben hatte? Da wäre ich dann dankbar, ihn wiederzubekommen. Denn ich habe ihn bauen lassen und da mein Vasall ermordet wurde, fällt er nun an mich zurück."
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Re: [1037] Schattenkabinett [Angelique, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Schweigsam und mit nachdenklicher Miene hörte Ilario den Worten der kleinen Malkavianerin zu. Schließlich nickte er sacht. "Wahnsinn, in der Tat. Und doch ist es dieser Aschene Pakt der uns davor bewahren wird, bewahrt hat, den rasenden Sterblichen zum Opfer zu fallen oder Genua verlassen zu müssen. Was ich nebenbei bemerkt dem verehrten Maximinianus gleichgetan hätte wäre es mir möglich gewesen. Deine Fragen zu den Vorgängen die Versammlung betreffend kann ich dir gern beantworten. Soweit möglich." Einen Moment ließ der Schatten seine leisen Worte wirken, dann fuhr er fort. "Der verehrte Ferrucio... egal wie sehr du ihn verabscheust oder ob du gegen ihn auf irgendeine Art und Weise angehen wirst, respektiere seinen Status. Er mag ein Fanatiker sein, das macht ihn aber eher berechenbar, aber wenn du ihn nicht wirklich ernsthaft um seinen Status als Ancilla herausfordern willst, dann tue den Umgangsformen genüge. Zumindest bei offiziellen Anlässen. Sonst fällt es eher auf dich zurück als auf ihn.
Er war schon zuvor Beichtvater ihrer höchstverehrten Majestät, ein Amt welches sie nun allem Anschein nach auf uns alle auszudehnen gedenkt. Als Hofgelehrter genießt er hohes Ansehen und hat das Ohr des Prinzen. Das macht ihn, neben seiner Fähigkeit die Menschen mit rechtschaffenem Zorn zu erfüllen, sehr gefährlich."


Er dachte an seine Beichte und daran wie es war etwas aufrichtig zu bereuen. Dann tat er den Gedanken daran wieder ab.


"Deine Erfolge sind beachtlich, verteidige nun was du hast und strebe nicht nach immer mehr. Das Beispiel des verehrten Maximinianus hat mich dies gelehrt. Handelskontakte? Nun, ich bin bereits mit einem, oder zwei, anderen Kainiten im Gespräch. Eine Route nach Südfrankreich, Kontakte dorthin. Sprich am besten mit dem werten Alain, meinethalben kannst du gern dabei sein.
Was nun deine Landwehr angeht... Sie liegt außerhalb der Stadt nicht wahr? Damit ist der Graf zuständig und nicht die Stadt. Und auf den Grafen habe ich keinen Einfluss. Keiner meiner Leute wäre als Burgherr geeignet oder abkömmlich, es tut mir leid dich darin enttäuschen zu müssen. Ebenso wie mit den Waisen. Sie sind nicht verloren und werden geschult. Sie sind in guten Händen, dienen Genua und leben ein besseres Leben als Waisenkindern vergönnt ist."
Dann sah er sie fragend an. "Was ist mit dem Turm? Die Schlange sich dort einnisten zu lassen war ein schwerer Fehler, aber soweit mir bekannt beansprucht mein Blut ihn nicht. Wobei ich natürlich nicht in die Pläne des sehr verehrten Lydiadas eingeweiht bin."
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Angelique
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Re: [1037] Schattenkabinett [Angelique, Ilario]

Beitrag von Angelique »

"Oh, das mit dem Turm beruhigt mich sehr. Ich konnte aber wenig dagegen tun, dass Livia den Turm für sich beanspruchte. Ich war zu der Zeit verhindert, wie du weißt.

Ich muss gestehen, ich verstehe die Prinzeps nicht. Habe ich nicht meine Treue bewiesen zu Zeiten, als Ferrucio nur in seinem Wahn die Stille gefährdete? Aber gut, muss ich die Entscheidung akzeptieren, obwohl es bei der Versammlung wirkte, als bereue die Prinzeps die Entscheidung schon jetzt bereits. Ich habe im Übrigen schon eine Beichte nach den Formeln seiner Kirche als Brief ihm ins Elysium gesandt und empfehle jedem, der zurecht seine persönlcihe Gegenwart fürchtet, es mir gleich zu tun."

Sie überreichte ein Briefchen. "Hier ein Faksimile der Originalbeichte für den Fall, dass er Unwahrheiten verbreitet."

Sie freute sich, als ihre Frage nach Handel positiv beschieden wurde.
"ich werde mit dem werten Alain darüber sprechen", verspach sich.

Sie zögerte einen Moment, dann aber erzählte sie von den verstörenden Vorgängen bei ihrem Wachturm und dem Orakelspruch, den sie als Vision erhalten hatte.
"Kannst du den Liktoren oder wer auch immer sich darum kümmern müsste, davon erzählen? Die beklemmende Bezeichnung in dem Sybillenspruch kenne ich nur aus den dunkelsten Andeutungen über die Dunkelsten der Dunklen, die man nicht benennt."
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Re: [1037] Schattenkabinett [Angelique, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Er nahm das Briefchen entgegen und las es zügig, schneller als jeder Kainit der erst im Untod die Kunst des Lesens erlernt hatte. "Er wird zornig sein, vermute ich. Falls er dies als Herausforderung begreift, hoffe ich du bist auf den Sturm vorbereitet den du gesät hast. Andererseits hat er vielleicht auch gerade dringlichere Aufgaben. Ich war bei ihm Marie, habe gebeichtet und in anderer Angelegenheit. Es war an mir Zugeständnisse zu machen. Aber eines sei dir gesagt: Dieser Mann schert sich nur wenig um die Intrigen und das Ringen um Macht der Kainiten, er sieht sich als Streiter für das Seelenheil, den Glauben und die Kirche."

Der Mord und der Orakelspruch schließlich ließen Ilario zwar nachdenklich dreinschauen, aber es schien ihn weniger zu beschweren als der Beichtvater.

"Erzähle du selbst es den Liktoren, falls sie sich dafür als zuständig sehen. Sie dürften aber auch so schon ziemlich ausgelastet sein. Der werte Benjamin, ihn würde ich an deiner Stelle hinzuziehen. Oder meinen Clansbruder Diego. Ghazed hingegen kenne ich kaum und Anastasia... nun ich vermute sie würde helfen, aber sie überschreitet manchmal Grenzen."
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Re: [1037] Schattenkabinett [Angelique, Ilario]

Beitrag von Angelique »

"Das werde ich tun. Liktoren waren mir eigentlich früher immer nützlich. Ich meine natürlich, ich ihnen."
Angelique lächelte fein.

"Ich kann hoffentlich auch mit den Neuen etwas anfangen. Benjamin sehe ich als fähigen Mann an, allerdings habe ich wenig mit Diego und Ghazed zu tun gehabt. Anastasia dagegen ist eher ein Kriegshammer, als ein Dolch und man könnte sie in eine Kiste packen und ,Im Kriegsfall öffnen' daraufschrieben."

Sie nickte zerknirscht, als es um Ferrucio ging. "Ich will meinen Zwist mit ihm nicht eskalieren lassen, aber werde ihm nie vergeben, die Kräfte Malkavs gegen mich einst verwendet zu haben."
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Re: [1037] Schattenkabinett [Angelique, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Ob du ihm vergibt oder nicht spielt kaum eine Rolle, aber wenn du gegen ihn agiert, dann sichere dich ab. Er ist gefährlicher als die meisten anderen... Aber auch nicht so unvernünftig wie sie ihm unterstellen. Übereinkünfte sind durchaus möglich, falls du Koexistenz bevorzugen solltest."

Ilario breitete die Arme aus, wie um zu zeigen: Alles sei möglich.
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Re: [1037] Schattenkabinett [Angelique, Ilario]

Beitrag von Angelique »

Angelique schaute gequält, aber auch mit einem Hoffnungsschimmer. "Du verstehst nicht. Ich will eine gute Schwester im Blut sein. Er greift mich bei jedem Zusammentreffen an. Mit der Macht Malkavs sogar!"
Das Letzte sagte sie mit solcher Empörung, dass es wohl ein Tabu sein musste unter Malkavianern, so etwas zu tun.

"Wenn du vermitteln könntest, wäre ich sehr dankbar. Sag ihm, ich habe Rache genommen, als seine Dorf angriffen wurde, und habe am Ende mit Rogers Leben dafür bezahlt. Und nein, ich habe geschworen, nicht Rache für Roger zu nehmen. Keine Sorge. Aber diesbezüglich muss ich dir etwas berichten."
Und sie berichtete Ilario von dem Erlebnis, was sie neulich hatte.
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Re: [1037] Schattenkabinett [Angelique, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Hm..." Die Stirn in nachdenkliche Falten gelegt rieb Ilario sich die Nasenwurzel. "Das klingt beunruhigend. Nach einem Feind womöglich, ich werde aufmerksam bleiben und falls ich etwas höre bescheid geben." Er blickte sie an. "Was hast du nun vor?"

Aufmerksam studierte der Lasombra die Mimik der Malkavianerin, sie hatte mindestens genausoviele und mächtige Feinde wie er. War ihr dies bewusst?
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