[1037] Besuch beim Heilkundigen [Angelique, Nicolò]

[Angelique]

"Ach, sooo", meinte sie hell lachend, "nur die Schrift! Na, das ist einfach, Passt auf..."
Sie nahm ein mehrfach abgekratzes Pergamentstück und malte die griechischen Buchstaben auf und die lateinischen Entsprechungen daneben.

"So, fertig! Wenn alles so einfach zu lösen wäre!" Sie stemmte zufrieden die Händchen in die Seite und betrachtete ihr Werk. Sie sagte noch die Namen der Buchstaben im Griechischen und hielt sich für fertig.

[Nicolo Trevisan]

"Ähem," Nicolo schaute etwas hilflos.
"Ich... hm, befürchte so einfach ist das nicht. Vielleicht sollten wir zusammen einen einfachen Text durchgehen, die Schreibweise unterscheidet sich ja doch so manches mal. Wir könnten vielleicht ein Jahr zusammen üben oder so und ich würde Euch entsprechend entlohnen..."

Nicolo strich dann seinen Kittel glatt, während er sich sammelte.
"Was haltet Ihr denn von meinen anderen Vorschlägen? "

[Angelique]

Angelique schmollte ein wenig, sah es aber ein, dass sie es sich mal wieder zu kindlich einfach gemacht hatte.
"Natürlich habt ihr recht. Außerdem habe ich dann auch Gelegenheit die Unterschiede der damaligen Sprache und der heutigen für mich ein wenig zu vertiefen. Wusstet Ihr, dass der Fluch Babels immer noch fortlebt? Nicht nur im Lateinischen, auch im Griechischen!"

Die Malkavianerin war sofort wieder begeistert, nachdem sie zuerst niedergeschlagen wirkte. Was für ein Unterschied zu ihrem ersten Zusammentreffen!
Sie erklärte ihm ihren Preis. Heftig, aber angemessen.

Dann ging sie auf die Vorschläge ein.
"Oh, an solchen Untersuchungen würde ich gerne teilnehmen. Meine letzten anthropologischen Studien beim wohlwerten Benedetto sind nun schon viele Jahrzehnte her.
Und sollte ich über eine Leiche stolpern, die unbeansprucht ist, was häufiger vorkommt, als man denken mag, bringe ich sie sogleich zu Euch.

Oh, und, wo wir von Augen reden, würde ich brennend gerne die magische Macht des Dritten Auges in Aktion zu sehen und nicht nur kurz, als Gaius mich heilte.
Ist es dem Scheitelauge der ebenso magischen Kröte gleich? Gibt es Bereiche im Gehirn, mit denen es verbunden ist? Ist es eine Ausformung des Stirnpunktes der Aura? Wenn ja, könnte auch ich es lernen? Ein Orakel mit einem Dritten Auge wäre ungleich eindrucksvoller, nicht wahr?"

Angelique meinte bezüglich des Versuchs: "Hm, sicher könnte ich einen Sünder locken, Haschisch zu konsumieren, wenn Ihr unerkannt den Zauber wirken wollt. Oder ich könnte einen meiner Vasallen dazu überreden, wenn Ihr versprecht, ihm geschehe nichts."

[Nicolo Trevisan]

Nicolò nickte zustimmend, als er sich eines denkwürdigen Gesprächs erinnerte.
"Während eines Gesprächs mit einem Ahnen meines Clans, wurde mir dieser Umstand sehr deutlich, denn wir unterhielten uns im Griechischen."
Auch zum Preis nickte Nicolò erneut - zwar hatte er erwogen noch darum zu feilschen, aber letztlich war Geld weniger wichtig als Wissen.

"Ich hatte bisher noch nicht die Gelegenheit den Verehrten Benedetto kennen zu lernen. Aber ich bin mir sicher, dass der wohlwerte Herold Galeno ebenfalls an solcherart Studien interessiert ist. Hier," Nicolò deutete auf den Raum, in dem sie sich befanden, "ist es etwas schwierig die Leiche zu untersuchen - man müsste sie schon irgendwie heimlich hierher schaffen. Das allerdings ein Patient stirbt kommt vor und daher wäre der Abtransport weniger ein Problem."
Nicolò kratzte sich den Bart.
"Vielleicht habt Ihr aber einen Fleck, wo man eine Leiche ungestört untersuchen kann? Ansonsten wird der werte Baumeister mir hoffentlich bald ein neues Haus außerhalb der Stadt bauen. Wenn dieses steht, wäre es dort deutlich einfacher."

Bei ihren nächsten Worten hob Nicolò die Augenbrauen.
"Gaius heilte Euch? Würdet Ihr mir mehr dazu erzählen? Natürlich habe ich Verständnis, wenn Ihr dies nicht wollt." dabei hob er beschwichtigend die Hand.
"Hm, also das Auge ist die Eigenart unseres Blutes und Ausformung unserer Gaben, welche uns Saulot vermachte. Ich habe noch von keinen außerhalb meines Clans gehört, der ebenfalls das dritte Auge aufwies. Es ist... eher mystischer Natur, auch wenn es für mich als Neugeborenen nicht immer einfach zu verstehen ist, selbst als Heiler der Salubri... Weisheit kommt wohl auch hier mit dem Alter..."
Er machte eine kurze Pause und dachte kurz über das gesagte nach, bevor er fortfuhr.
"Nun ja, als ich in die Nacht aufgenommen wurde, erwachte ich bereits mit dem dritten Auge. Aber der wohlwerte Galeno sprach einst davon, wie er an einer anderen Salubri die Entstehung des Auges verfolgen konnte."
Nicolò sah nun eindeutig skeptisch aus, als zweifle er die Geschichte an.
"Sie war allerdings auch keine Heilerin, sondern Kriegerin..." und dabei klang es so, als würde das alles erklären.
Dann zögerte er wieder etwas, bevor er fortfuhr.
"Also muss ich Euch wohl leider in Eurem Wunsch nach einem dritten Auge enttäuschen. Da ich mich für die Schriften erkenntlich zeigen möchte, biete ich Euch aber an, Euch ebenfalls zu heilen, womit Ihr die Wirkungsweise abermals verfolgen könntet... Was aber Euren Vasallen angeht, so ist es kein Zauber den ich wirke, sondern ich betrachte ihn einfach nur mit meinem dritten Auge. Es ist... schwierig zu erklären... Ich verspreche Euch aber, dass eurem Vasallen nichts dabei geschieht."
Er blickte Ihr ernst in die Augen.
"Ich würde es Euch jetzt demonstrieren, aber auch Ihr würdet nur sehen, dass ich Euch mit meinem Dritten Auge betrachte, fürchte ich."

[Angelique]

"Wie Gaius mich heilte, weiß ich nicht. Ich lag ja im Torpor. Aber als ich erwachte, sah ich seinAuge offen.

Hmmm, wie bringt Eure Blutskraft denn das Ungleichgewicht der Säfte wieder in Harmonie? Habt Ihr einen Weg gefunden, nicht nur sanguine Flüssigeit zu verändern, sondern die Gallen auch?
Und das Heilen von Wunden. Ist dies eine mystische Wunderkraft wie die der alten Apostel oder ist es ein Trick, die Selbstheilung zu beschleunigen?"

Auf die Leichenbeschaffung angesprochen, meinte sie: "Wäre es dann nicht unauffälliger einen Toten zu nehmen, der trotz Eurer Heilkunst verstorben ist, als einen herzuschleppen?"

[Nicolo Trevisan]

"Verzeiht das wusste ich nicht. Hm, dann habt Ihr es gar nicht richtig gesehen. Nun... das reine öffnen des Auges bewirkt noch nicht die Heilung"

Nicolò zögerte und auf seinem Gesicht sah man Unbehagen - er bewegte sich hier auf recht dünnen Eis, wenn man bedachte, wie eifersüchtig die Ahnen die Kräfte des Blutes hüteten. Andererseits konnte man hiermit doch auch einiges bewegen, so gab er sich schließlich einen Ruck und versuchte den Mittelweg.
"Es kommt darauf an, wie genau die Säfte im Ungleichgewicht sind. Es ist nicht möglich alles zu heilen... zumindest mir noch nicht...
Was das Heilen von Wunden angeht, so ist es mystischer Art... Es wäre einfacher oder klar, wenn Ihr es einmal selbst bewusst erlebt...."

Es schien, als würde Nicolò nicht weiter darauf eingehen zu wollen, auch wenn ihm klar war, dass solche vage Antworten nicht gerade zufriedenstellend waren

Trotzdem war er froh, als sie sich dem Thema der Leichen zu wandte und so stürzte er sich daher fast schon auf dieses:
"Ja und Nein. Es ist so, dass es bei den meisten meiner Patienten Angehörige gibt. Und wenn derjenige nicht gerade eine Augenverletzung hätte, würden sich die Angehörigen doch wundern, warum dem verstorbenen Patienten dann ein Auge fehlt. Außerdem suche ich recht häufig die Patienten auf, wegen der begrenzten Platzverhältnisse hier. Ich kümmere mich allerdings auch um Mittellose und manches mal Bettler und davon sterben natürlich auch welche, trotz meiner Mühen. Dabei kommt es natürlich auch vor, dass es dann niemanden gibt, der sich für verstorbenen interessiert. Insgesamt sind es aber durchaus seltenere Umstände. Daher müssten wir uns wohl etwas gedulden, bis wieder so ein Fall einträte und ich kann es eben nicht versprechen."

[Angelique]

"Hmmm", machte sie neugierig. "Das ist eine gute Idee, mir selbst beim Heilen zuzusehen. Zeigt es mir doch sogleich und hier."

Dann zückte das kleine Mädchen ein scharfes einschneidiges Messer, wie es gängig war, ein sehr altes allerdings, hob ihre Kleidung, so dass man ihr flaches Bäuchlein sehen konnte, und schickte sich an, sich selbst langsam den Bauch aufschneiden zu wollen.

Plötzlich hielt Angelique aber inne und lachte verlegen. "Ach, das ist nicht gut! Jedesmal wenn ich das mache, muss ich immer mit meinem Dämon ringen, weil der das gar nicht mag."

Sie lächelte den Heiler unschuldig an. "Vielleicht solltet ihr mich bei einem späteren Treffen festbinden, wie es der Herold Toma es machte, als er mich häutete. Dann können wir gemeinsam meine Innereien betrachten, bevor Ihr mich heilt."

Sie sagte all das in freudiger wissendurstiger Begeisterung, so dass es einem normalen Zuhörer das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.

[Nicolo Trevisan]

Nicolò schaut sie interessiert an, hin- und hergerissen zwischen seiner Forschernatur einerseits und seinen Vorstellungen über den unnötigen Einsatz der Gaben des Blutes andererseits, bevor er schließlich antwortet.
"Verständlich - ein unnötiges Ringen... sollte man vermeiden."

Ihre nächsten Worte ließen ihn allerdings dann doch etwas zusammenzucken.
"Sich von Toma häuten lassen..." murmelte Nicolò zu sich selbst, doch seine leisen Worten waren bestimmt für die feinen Sinne der Malkavianerin hörbar. Sein zweifelnder Ton drückte Unbehagen aus.
Dann schüttelte er langsam den Kopf, in der Bewegung war Entschiedenheit zu erkennen. Obwohl glomm da ein Funke bedauern in seinen Augen?

"Ah nein, da müsstet Ihr Euch einen anderen suchen. Ich betrachte nur Innereien der gänzlich Toten oder derjenigen, welchen solche Wunden zugefügt wurden. Aber vielleicht wäre es etwas, dass Ihr mit dem Clan des Todes zusammen erforschen könntet. Sollte Euch jemand anderes Euch den Bauch aufschneiden und Ihr Heilung benötigen, so sied meiner Hilfe aber gewiss."

[Angelique]

"Oh, habt vielen Dank für das Angebot. In der Tat gibt einige Dinge da draußen, die einen in der Blutheilung sehr hemmen. Unsere Zähne zum Beispiel oder Feuer."

Sie schauderte, als hätte sie beide Erfahrungen schon einmal gemacht.
Das Mädchen wirkte etwas betrübt. "Meine Kappadokierkontakte dünnen sich mit der Zeit aus. Wie sieht es mit Euch aus? Habt Ihr Weggenossen auf diesen von GOtt missbilligten Pfaden?"

[Nicolo Trevisan]

"Ich habe zu danken, für die Schriften - da erscheint mir dieses Angebot angemessen. Verletzungen durch Feuer musste ich auch schon erleiden... zumindest aber den Biss durch einen der unsrigen konnte ich vermeiden."

Nicolò nahm den betrübten Stimmungswechsel zur Kenntnis und nickte verstehend.
"Ich habe einige Zeit mit Seinfreda zusammen gearbeitet, ohne diese jedoch weiter zu vertiefen und jetzt ist es nicht mehr möglich..." auch aus Nicolòs Stimme klang bedauern,
"aber es waren in diesem Fall nur die Lebenden die mit schweren Wunden oder Krankheiten zum Domus Medicorum gebracht wurden. Ich half ihr einige Zeit bei den besonders schweren Fällen..."
Nicolò schwieg kurz, als er sich der Zusammenarbeit erinnerte und ihr Ende. Erst dann sprach er langsam weiter, die Erinnerungen hinter einem neutralen Gesichtsausdruck zurücklassend.
"Der wohlwerte Galeno und ich schon länger vor, einige Sachen zu untersuchen. Bisher war uns leider noch nicht die Zeit dazu gegeben. Ein Umstand, der sich hoffentlich bald ändert... Ein einziges Mal zeigte der wohlwerte Toma mir vor zwei Jahren einige Sachen - nicht freiwillig, sondern weil er mir einen Gefallen schuldete... Wir sind beide sind doch sehr verschieden...
Bis dahin hatte jedenfalls ich nur Tiere untersucht und jene Pfade gemieden. Um das Wohl der Menschen besser erhalten zu können, erschien es mir aber angebracht, mich hierüber hinweg zu setzen... schließlich kann man uns ungeachtet dessen schon als verdammt bezeichnen und wenn sich die Gelegenheit ergibt, den Menschen besser zu helfen, will ich sie nutzen."

Nicolò's Augen waren recht weit geöffnet - er fragte sich wohl, ob Angelique ihn verstand. Schließlich war er eher ein Mann der Praxis und weniger behaftet in philosophischen Fragen...

Einen Augenblick später wechselte er auch schon mit einer Frage recht abrupt das Thema, während er sie mit einem intensiven Blick bedachte.
"Erinnert Ihr Euch, unseres ersten Gespräches in San Donato vor einigen Jahren? Ich sagte Euch damals, dass es nicht der rechte Ort wäre, um über die Teufelsanbeter zu sprechen. Falls Ihr aber immer noch Interesse an diesem Thema besitzt, würde ich nun gerne mit Euch darüber sprechen."