[1037] Ein Medicus unter Fischern [Alain, Nicolò]

[Nicolo Trevisan]

Der Himmel war Wolken umtost in dieser Nacht und der Wind peitschte kalt vom Meer herüber in das kleine Fischerdorf Nervi hinein.
Jeder vernünftige Fischer und Dörfler fand sich sicherlich in seinem Haus oder seiner Hütte ein oder traute sich erst recht aus dieser hervor. Dennoch stapften zwei vermummte Gestalten den langen Weg aus Richtung Genua nach Nervi entlang. Sie verließen den Hauptweg und erklommen zielsicher eine Seitenstraße, die alsbald zu einer Mauer mitten im Nirgendwo und schließlich zu einem breiten Tor führte.

Die beiden trugen dicke, wollene Umhänge und hatten sich ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, um sich vor Wind und Wetter zu schützen. Der eine der beiden stützte sich schwer auf einen Speer. Sein Umhang war am Rücken merkwürdig gewölbt,es sah danach aus, als verbürge sich dort ein großer, runder Gegenstand drunter. Der andere ging leichtfüßiger und trug keine offensichtlichen Waffen. Unter dem Umhang mochte sich allerdings alles mögliche befinden.

Als sie das Tor erreichten, klopfte der eine fest dagegen an und rief den Wachen den Wachen über den Wind hinaus mit einer tiefen Stimme zu:
"Bittet richtet Eurem Herrn, Messere Alain, aus, dass Nicolò Trevisan seiner Einladung gefolgt und nun eingetroffen ist."

[Alain le Beau]

Die Botschaft wird weitergegeben und währenddessen schon werden die beiden in den Vorraum des dunklen Palastes geführt, in dem der Tzimisce haust. Heute brennen weniger Kerzen als üblich, und der betörende Geruch von Dufthölzern und fremden Kräutern vernebelt selbst untote Sinne in der leichten Finsternis. Die wenigen Lichter, die noch brennen, betonen nur die scheinbare Lebendigkeit der beiden Statuen auf ihren Sockeln, dort, vor der nächsten Tür. Nicolos Begleiter wird eine Erfrischung gereicht, dann tritt eine junge Frau ein - die Wachen sind hinausgegangen - und bietet Nicolo einen weißen Arm dar. Ihr Blick liegt sehnsüchtig auf seiner Brust.

[Nicolo Trevisan]

Nicolo schnupperte neugierig etwas herum und fragte sich, was der Drache wohl genau für Dufthölzer verwendete*, dennoch war eine gewisse Ungeduld an ihm nicht zu verkennen, denn er schaute sich suchend im Raum nach seinem Gastgeber um.

Währenddessen starrte sein Diener mit großen Augen die Statuen an, fast seine Wachsamkeit vergessend...

Als die junge Frau schließlich herankam und Nicoll sehnsüchtig anschaute, beugte sich er sich trotzdem zu ihr hinüber - Alain war schließlich noch nicht da, daher konnte er das Angebot auch noch nutzen.
Vorsichtig schlug er seine Fangzähne in ihren weißen Arm und und nahm die köstliche Vitae von ihr. Er ging dabei langsam und behutsam vor, so dass sie es genießen konnte, auch wenn er nur wenig von ihr nahm, um sie nicht zu verletzen.

Schließlich ließ er mit einem fast bedauernden Gesichtsausdruck von ihr ab,während er hoffte, dass sein Gastgeber nun bald eintreffen würde.

---------------------------------------------------
*Wahrnehmung + Kräuterkunde
@ Nicolò Trevisan: 8d10 = (5+6+2+6+7+3+2+9) = 40

[Alain le Beau]

Balsamholz und Weihrauch liegen in der Luft, verleihen dem Tempel der Sünde ein beinahe heiliges Aroma. Nachdem Nicolo den Arm wieder loslässt, seine Sinne wieder auf die Welt richtet, strömen diese noch klarer, noch deutlicher in seine Nase. Die junge Frau verneigt sich und geht, leicht wankend, durch eine der Türen hinaus. Kurz darauf öffnet sich diese wieder und Alain tritt herein, wie häufig mit beschwingtem Schritt und einem Lächeln im Gesicht. Seine Leibwächter sind ebenfalls zu sehen, wenngleich sie Nicolo nur eine kurze Verneigung gönnen und sich dann zurückhalten.

"Verzeiht, verzeiht, werter Nicolo - ich hoffe ihr musstet nicht zu lange warten? Diese Verpflichtungen, die einem ein Amt auferlegt, sie sind eine wahre Plage!"

[Nicolo Trevisan]

Kurz überlegte Nicolo, was die Frau wohl vorher getrunken oder welches Rauschmittel sie wohl eingenommen hatte, aber dann zuckte er mit den Schultern - es war unerheblich.

Als Alain endlich ankam und ihn begrüßte, senkte Nicolo seinen Kopf respektvoll zur Brust, in angemessenem Maße. Sein Begleiter verbeugte sich dagegen vor Alain - es war derselbe, der mit zu Alains Heilung gekommen war, wie ihm möglicherweise auffiel.
"Wohlwerter Alain, ich danke Euch für Eure Einladung." Nicolos Stimme blieb ruhig, nahm am Ende aber einen fragenden Klang an.

"Vielleicht solltet Ihr Euch einen Zuverlässigen und loyalen Schreiber zulegen, das würde Eure Arbeit sicherlich erleichtern und die Plage mildern.
Aber deshalb bin ich nicht hier."

Nicolo schaute ihn nun direkt an, sein Gesicht sah besorgt aus.
"Ich hörte von einer Seuche, die hier in Nervi ausgebrochen sein soll. Unserer Abmachung nach, halte ich es für angebracht dem auf dem Grund zu gehen. Könnt Ihr mir etwas dazu sagen?"

[Alain le Beau]

"Sicherlich. Das ist alles Humbug. Keine Seuche." Der Jüngling lächelt. "Ich vermute aber, das genügt euch nicht. Also soviel: Irgend ein Adliger hat geheiratet und die Fischer von Nervi mit Viktualien versorgt. Die Narren haben sich über das Fleisch gefreut - zumindest bis einige von ihnen daran verreckt sind." Er schnaubt. "Wenn ihr denkt, dass dies ein Angriff auf mich gewesen sein könnte, dann beglückwünsche ich euch zu eurem scharfen Verstand. Vielleicht war es aber auch nur ein Schicksalsschlag. Egal - ich habe es genutzt."

Der Tzimisce zuckt mit den Schultern. "Seht ihr, einige Abgesandte der Kirche wollten in Nervi herumschnüffeln. Also habe ich meinen Wirt erzählen lassen, dass ein kranker Fremder in das Dorf gekommen wäre. Die Toten? Opfer der 'Seuche'. Ihr könnt euch vorstellen, wie rasch diese Priesterlein die Röcke gehoben haben und zurück nach Genua gerannt sind." Ein tiefes Seufzen entringt sich seiner Brust. "Wie hätte ich wissen können, dass so ein junger Narr die Sache zu ernst nimmt und die Kirche anzündet?"

[Nicolo Trevisan]

"Ihr habt nicht zufällig eine Ahnung wer dahinter stecken könnte?"
Nicolò sah Alain besorgt an.

Dies wechselte aber schnell in Unmut, als die Abgesandter der Kirche erwähnt wurden, obwohl Nicolò sich gleich wieder um Beherrschung bemühte.*
"Hm, die Entwicklung bereitet mir Sorgen - die Kirche greift hier zu sehr um sich... Nun Ihr seid sie immerhin los, aber das die Kirche abbrannte führt natürlich zu anderen Problemen...
Durch das Gerücht der Seuche verwehrt man den Bewohnern Nervis den Zutritt zu Quinto al Mare und anderen Siedlungen, für diejenigen Fischer, welche das Hochamt besuchen möchten, durchaus ein Problem."

Der Salubri kratzte sich den Bart und schien zu überlegen, erst einige Momente später sprach er weiter.

"Ich hätte da einen Vorschlag - ich könnte hier einige Nächte bleiben und mich um die Leute vor Ort kümmern. Danach könnte man verbreiten, dass die Seuche gebannt sei und die Fischer könnten wieder in die umliegenden Ortschaften. Was haltet Ihr davon?"

Nicolò wartete einige Augenblicke auf seine Antwort, dann verschränkte er die Arme hinter seinen Rücken.
"Wo ich schon einmal hier bin, würde ich gerne noch etwas anderes besprechen. Wie Ihr wisst, bin ich direkt, daher komme ich auch jetzt ohne Umschweife zur Sache - Ich vermute, dass irgendwann in nächster Zeit die vom sehr verehrten Lydiadas angeordnete Bestrafung stattfinden wird. Ich weiß nicht, welcher Natur sie sein wird, aber es steht zu befürchten, dass sie schmerzhaft sein wird. Ich würde Euch diesbezüglich gerne einen Handel vorschlagen, falls Ihr Interesse habt?"

____________________________________
Wurf auf Manipulation + Ausflüchte um Emotionen zu verbergen.

@ Nicolò Trevisan: `4d10` = (5+10+8+5) = 28

Wurf auf Empathie + Wahrnehmung um einzuschätzen ob Alain lügt, oder Halbwahrheiten erzählt.
@ Nicolò Trevisan: `6d10` = (10+7+10+8+9+7) = 51
(im vorherigen Post)

[Alain le Beau]

"Ich habe viele Feinde", erwidert Alain vage. "Selbst Sousanna soll noch in Genua weilen." Nicolo ist sicher, dass Alain ihm etwas verschweigt. Gleichzeitig ist er aber auch ziemlich sicher, dass der Tzimisce in einer Hinsicht die Wahrheit gesagt hat - eine Seuche gibt es nicht.

Auf den Vorschlag des Salubri hin runzelt der Tzimisce die Stirn. "Ich denke nicht, dass das nötig wäre", sagt er. "Wenn in den nächsten Monaten niemand stirbt, wird sich die Lage von alleine beruhigen. Ich sehe bei diesem Vorschlag keinen Vorteil für mich, während euer Ruf wohl weiter dadurch steigen würde. Aber ich bin durchaus bereit, darüber zu sprechen. Ihr hattet ja ohnehin einen Handel im Sinn, nicht wahr?" Bei dem Gedanken an die Bestrafung wirkt Alain nicht gerade erfreut - verständlich, unter den Umständen.

[Nicolo Trevisan]

Überrascht zog Nicolò eine Augenbraue hoch.
"Ich dachte, sie wäre aus der Stadt geflohen? Wäre sie nicht ein Fall für die Liktoren?"

Dann zuckte er die Schultern.
"Wie Ihr meint. Es hätte Euch sicherlich ebenfalls zu Vorteil gereicht, als vorsorgender, bekannter Gönner dieser Gegend hier, einen teueren Medicus aus Genua bestellt zu haben, der sich um die vermeintliche Seuche kümmert. Die Leute hier in Nervi wären Euch dankbar, schließlich könnte der Fischverkauf - die Lebensgrundlage der Fischer - in ruhigeren Bahnen weiter gehen. Die Leute könnten nach Quinta al Mare zur Kirche gehen, wo die in Nervi doch abgebrannt ist und könnten dort verbreiten, was sie für einen fürsorglichen Gönner vor Ort haben -wer weiß, vielleicht würden sich die Leute in Quinta al Mare nach so einen ebenfalls sehnen.* So oder so ich glaube Euch jedenfalls, dass es keine Seuche gibt."

Nicolò schien dem Drachen ehrlich zu glauben, zumindest diesen Teil.


"Allerdings muss ich Euch sagen, obwohl mein Ruf mir natürlich nicht völlig unwichtig ist, es mir aber tatsächlich mehr um die Menschen geht. Da ich also keine Seuche bekämpfen muss, möchte ich Euch etwas anderes im Gegenzug für die Gaben meines Blutes vorschlagen, die ich Euch nach einer Bestrafung oder wenn möglich auch davor zuteil werden lassen würde, wenn Ihr darauf eingeht."
Nicolò erläuterte in knappen Worten etwas genauer was er meinte und wo ihm der Schuh drückte.
"Seid Ihr damit einverstanden?" Fragend sah er den Tzimisce an.

_________________________
* Aufrechterhalten einer neutralen Maske
Manipulation + Ausflüchte
@ Nicolò Trevisan: 4d10 = (3+8+7+2) = 20

[Alain le Beau]

"Nach meinen Informationen ist sie noch in der Stadt und wird von der höchst verehrten toleriert, wenngleich nicht geschätzt. Ich habe sie allerdings seit den Nächten nicht wieder getroffen." Schwingt da leichtes Bedauern in Alains Stimme mit? "Wenn sie auftaucht, werde ich bereit für sie sein." Er hebt suggestiv die Augenbraue, aber gleichzeitig hat Nicolo das Gefühl, dass Alain nicht nur sexuelle Avancen meint.

Der Vorschlag des Salubri wird mit einem Nicken quittiert. "Oh, ihr könnt auf meine Mithilfe durch die besagte dritte Partie rechnen, werter Nicolo. Ich sehe, wie euch diese Änderung zum Nachteil gereichen würde. Was die Fischer angeht: Wenn ihr euren Ruf wachsen lassen wollt, werde ich euch die Gelegenheit nicht verwehren. Unter einer Bedingung. Ihr müsst hier und da erwähnen, dass euch im Traum eine Dame erschienen ist, eine junge Frau, im Wasser schwimmend und zugleich von heiliger Schönheit. Diese Dame habe euch geboten, den Menschen von Nervi zu helfen." Alain grinst. "Würdet ihr das tun? Seid versichert, ihr schadet damit niemandem. Im Gegenteil, es würde die Geister der Menschen hier beruhigen."

Dann reibt er die Finger aneinander. "Da ist noch etwas anderes. Habt ihr weiterhin Interesse an einem gemeinsamen Handelsabenteuer?"