[1037] Sündenfall [Achilla, Ferrucio (SL)]

[Juni '20]
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Signora Achilla
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Re: [1037] Sündenfall [Achilla, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »

Sie brauchte einige Zeit. So wie sie war, konnte sie nicht hinaustreten. So gut sie es eben vermochte, richtete sie ihre Kleider, Kopftuch und Maske, klaubte tote Falter hier und da von sich herunter, sammelte die taumelnden, kreisenden Überlebenden um sich.
Sie waren wie ihre Gedanken, die ebenso taumelten und kreisten, doch der Tanz fühlte sich leicht genug an. Ah, sie schmeckte bitter, diese Beichte. Bitterer noch, was sie bald schon würde zahlen müssen. Doch so war die Welt gemacht - und alles in ihr hatte einen Preis. Ganz besonders hatten wohl eben jene Dinge einen Preis, die auch von Wert waren.

Und vielleicht würde es nicht zu schlimm werden? Sie wusste schon, was sie tun würde, worum sie bitten musste und, schlimmer noch, dass es wohl Erfolg haben würde. Ah, aber war dies wirklich so schlimm? Man konnte nicht ewig auf der Stelle treten, eh? Vielleicht war der Weg nicht der Schönste, vielleicht auch nicht der Leichteste, doch die Signora war auch nicht von der Art, dass sie über die Dinge klagte, die sie nicht ändern konnte. Wenn man aufhörte, auf solcherlei Klagen und Kraft zu verschwenden, dann fanden sich oft ganz neue Wendungen und Wege.

Und auf diese Weise richtete sie sich wieder auf. Zerknittert und schmutzig von zermalmten Insekten, ein wenig schwankend und wirr als habe sie eine Nacht der Feiern hinter sich und nicht eine Beichte, trat sie aus dem Holzkonstruktion heraus und fragte sich, ob sie es womöglich hätte auseinanderreißen können. Ja, vermutlich. Das Blut ließ Unglaubliches zu.

Sie sah zu Ferruccio herüber - gewiss wusste er das? Wie wohl andere Beichten aussahen, die er entgegennahm? Ob er je selbst einen Preis dafür zahlte?
Ha, gewiss. Denn schließlich hatte alles in der Welt einen Preis. Und gewiss war dieser Preis, den er zahlte, kein leichter. Achilla verstand ihn nicht ganz, diesen brennenden, vielleicht verzweifelten, wahrscheinlich so unbedingten, unbarmherzigen Glauben. Doch sie konnte nicht von der Hand weisen, dass dieser den Priester stark machte - stark genug, um sich selbst vor der Nacht zu retten, jede Nacht aufs Neue.

Sie brachte es nicht fertig, zornig auf ihn zu sein. Er war ein gleißend helles Licht, um das sie noch eine kleine Weile kreisen konnte, bis es verglühte wie alles, das zu hell und zu heiß brennt. Ob sie gleich mit verbrennen würde? Oh, vielleicht. Doch was für ein helles Licht, was für ein wunderschöner Tanz!

“Gehabt Euch wohl, ehrwürdiger Vater”, sagte sie ihm zum Abschied und überließ ihn seinem Fegefeuer.
Niemand kann auf Dauer eine Maske tragen. (Seneca)
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Signora Achilla
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Re: [1037] Sündenfall [Achilla, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »


Wie einst von Aurore befohlen, begibt Achilla sich zur Beichte bei dem Aschepriester Ferrucio. Als Sünderin hat sie alles andere als einen leichten Stand, ist jedoch zunächst hauptsächlich von Neugier getrieben. Doch die Beichte eskaliert schnell in dunklere, vom Fanatismus und Wahnsinn getriebene Richtung. Der Malkavianer wirft Fragen und Zweifel für Achilla auf, die ihr Innerstes anlangen. Darum lässt sie sich auch darauf ein, einen echten und für sie bedeutsamen Preis zu zahlen. Auch wenn sie das erst später tun will, akzeptiert der Priester ihre Worte.
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