[1037] Der Zahn der Zeit [Galeno, Avelina]

[Juni '20]
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Avelina di Braida
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Re: [1037] Der Zahn der Zeit [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Unstimmigkeiten ist wohl noch gelinde ausgedrückt. Ich habe den Fingerzeig nicht vergessen, wenngleich mir immer noch nicht klar ist, warum er mich traf. Und was die Schatten betrifft...“ sie seufzte hörbar, „Wo Licht ist, wird immer auch Schatten sein, nicht wahr? Vor allem in der Nacht. Allerdings... scheint mir die Momentane Situation keine zu sein, die lange Bestand haben kann. Eher wie eine höchst fragile Übergangslösung.“

Auf seine nächsten Worte runzelte sie sacht die Stirn und es dauerte einen Moment bis sie antwortete.
„Ich weiß, dass wir versuchen müssen zu so etwas wie Normalität zurück zu kehren. Doch die Ereignisse haben dafür gesorgt, dass meine Nächte noch Zeitraubender geworden sind. Ich weiß nicht, ob ich so etwas leisten kann. Zwei Nächte der Woche kommen dem Elysium zu gute, ich bin viel unterwegs, da mein Heim noch nicht das ist, was ich sicher nennen würde, und dann ist da noch die Jagd. Aber euer Vorhaben hört sich verlockend an. Und selbst wenn nicht ich lehren kann, so vielleicht die Frauen in meinem Haus. Allerdings kann ich ihnen derzeit noch nicht zu viel zumuten. Ich hoffte darauf junge Frauen bei mir aufnehmen zu können, die sonst keinen Ort haben an den sie gehen können um sie nach und nach zu entlasten. Sie werden nicht jünger. Doch dann kam der Krieg dazwischen.“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Nubis
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Re: [1037] Der Zahn der Zeit [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

"Ja, wo Licht ist, wir immer Schatten sein, doch besser, er ist durch das Licht nur ein grauer und kein schwarzer..." Er nickte. Auch er sah es wohl eher nur als Übergangssituation und die Mundwinkel verrieten, dass auch er nicht zufrieden damit war.

"Nun, das Angebot steht, sobald die Räumlichkeiten vorhanden sind. Wenn ihr es annehmen wollt, dann können wir über dies noch einmal sprechen. Ihr seid hier stets als Gast willkommen und ich denke, ich spreche auch für Luciano, wenn ich dies auch auf eure Frauen ausweite. Würden sie sich eigentlich auch für die Kunst opfern wollen? Ich meine im symbolischen Sinne. Ich bin mittlerweile mehr damit beschäftigt meiner Kunst nachzugehen, als der Heilung anderer. Dies hat mein Nachbar sich zur Aufgabe gemacht und ich unterstütze, doch mir liegt Bildung und Kunst doch sehr viel am Herzen.
Eure Frauen könnten so hin und wieder dem Alltag entfliehen und einmal etwas anderes unternehmen. In dieser Zeit wäre auch eine Unterbringung möglich, da manche Gemälde doch ihre Zeit bedürfen, bis sie so weit fertig gestellt sind, das man auch ohne ein Modell arbeiten kann. Oh und sie müssen sich nicht ausziehen, sondern in ausgesuchten Kleidern posieren."

Er hoffte, dass diese Frage nicht zu speziell war, denn tatsächlich benötigte er Menschen, die sich bei gewissen Tageszeiten nicht wunderten, sondern dies gewohnt waren. Und das fand man meist nur bei Prostituierten oder eben den Menschen, die mit Kainiten zu tun hatten.

"Zudem würde ich euch gern einmal einladen, dass ich euch male. Ich habe ein Projekt zu schaffen, welches besonders wertvoll ist und für welches ich die anmutigsten Frauen suche."
Nun schmunzelte er.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Avelina di Braida
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Re: [1037] Der Zahn der Zeit [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie lachte leise auf seine Worte hin, „Nun, den Frauen liegt es wohl nicht im Blute die Kunst zu verehren, wie ich es tue. Doch ich habe seit ich sie kenne daran gerarbeitet ihnen die schönen Künste näher zu bringen und ich denke dieses Unterfangen war nicht ganz vergebens. Ich denke ein wenig Abwechslung wird ihnen sicherlich gut tun.“

Sie sinnierte einen Moment darüber und neigte dann den Kopf fragend zur Seite, „Ihr findet die Zeit euch der Kunst zu widmen? Nun, dann schätze ich der werte Nicolo hat alle Hände voll zu tun. Aber ich freue mich für euch. Dafür, dass ihr Zeit für die Muse findet.“

Ein leicht verschmitztes Schmunzeln zeigte sich in ihrem Mundwinkel und sie musterte ihn einen Moment.
„Und ich soll eine dieser Musen sein? Ihr wollt mich malen? Erzählt mir von dem Projekt. Ihr macht mich neugierig. Ihr habt allerdings hoffentlich daran gedacht wie gefährlich es werden kann sein Antlitz öffentlich in Kunstwerke zu bannen. Wenngleich... ich neugierig wäre, wie ihr mich seht.“
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Nubis
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Re: [1037] Der Zahn der Zeit [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

"Ich nehme mir die Zeit..." meinte Galeno. "Mal kommt die Kunst, mal die Forschung. Ich bleibe mittlerweile eher in meinen Räumlichkeiten, als dass ich draussen bin. Besorgungen erledigen die Ghule. Ich reduziere vieles auf das Nötigste, um Zeit für Wichtiges zu schaffen. Und gerade ihr sollltet wissen, wie wichtig Kunst ist."

Dann überlegte er leicht.
"Der werte Nicolo ist gefragt. Ja. Allerdings erhält er durch mich eine gute Unterrstützung. Die neuerlichen Regeln und zukünftigen Schwierigkeiten im Bereich der Medici machen uns zu schaffen. Vielleicht bedeuten sie bald, dass wir gar nicht mehr praktizieren dürfen."

Ein enttäuschtes Kopfschütteln und ein schweres Seufzen folgte.
"Auch daran muss gearbeitet werden und der werte Nicolo ist etwas zu sanftmütig dafür."

Doch dann klarte sich die Stimmung auf, auch wenn es gewohnt kälter im Raum wurde.

"Ich habe ein Bild zu schaffen, ein Fresko, in Pisa. Dieses wird Musen zum Thema tragen und ich werde natürlich die Gesichter abwandeln. Aber für die Posen benötige ich am besten unterschiedliche Modelle und auch mit unterschiedlichen Kleidern. Die meisten werden pisanische Schönheiten sein, den Wunsch des Auftraggebers entsprechend, doch nun....Übung macht den Meister, nicht wahr? Im Auftragswerk werdet ihr euch wahrscheinlich nicht erkennen können, schon der Stille wegen. Aber in den Entwürfen sicherlich."
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Avelina di Braida
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Re: [1037] Der Zahn der Zeit [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Die neuen Regelungen bereiten nur Probleme. Und das dank jener, die ihr Blut zu nachlässig verteilten oder ihre Schützlinge nicht gut behandelten. Wieder ist es das Volk Genuas, welches letztendlich unter den Auflagen leidet.“

Sie senkte den Blick mit einem tiefen Seufzen, bevor sie wieder aufsah.
„Ich wünsche euch viel Erfolg und hoffe inständig, dass es nicht dazu kommt, dass die Menschen auf euer Wissen und eure Heilkunst verzichten müssen. Oh, und... denkt an mich und meine Frauen, wenn ihr bei eurer Arbeit an ein Kind kommt, welches kein Heim hat. Es mag sich eigennützig anhören, doch es braucht neues Leben in meinem Hause. Die Frauen würden sich ebenfalls freuen, es wäre... eine neue Aufgabe Kinder groß zu ziehen, zumal ich sie nicht mehr lange behelligen werde.“

Einen Moment schien sie nachdenklich und in Gedanken versunken, richtete dann aber die Aufmerksamkeit schnell wieder auf Galeno.

„In der Tat, die Kunst dürfen wir in all dieser Misere nicht vergessen. Sie ist die Schönheit die uns für den Moment bleibt. Ich muss gestehen, fast bin ich traurig darüber, dass ihr die Gesichter abwandeln werdet. Doch reicht in diesem Falle nicht jede beliebige Frau? Nicht, dass ich euch nicht helfen möchte. Natürlich kann ich Modell für euch stehen.“ ihr Mundwinkel schob sich in die Höhe, „Und vermutlich kann ich länger stillstehen, als eine Sterbliche.“
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Nubis
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Re: [1037] Der Zahn der Zeit [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

"Nun, ich werde sehen, was sich mit Kindern machen lässt. Ich wüsste in der Tat ein paar, die bisher auf der Strasse lebten. Bringe ich ein paar zu euch, so möchte ich auch etwas von euch. Erwähnt die neu geschaffene Kunstandwerkergilde stets wohlwollend gegenüber jenen, die ihr trefft. Sie sollen unter Bauherren und den hohen Herren in aller Munde sein. Und sollte euch jemand einfallen, der von dieser Gemeinschaft profitieren könnte, so wäre ein Name an mich herangetragen, ganz hilfreich. Ich denkte, dies ist ein guter Tausch."

Er lächelte die Hüterin an.
Dies aber nur für den Moment. Denn dann schüttelte er mit dem Kopf. Beinahe etwas entrückt.

"Werte Avelina, ihr überrascht mich. Wisst ihr denn nicht, dass Musen nicht jede x-beliebige Frau sein können? So funktioniert das nicht. Nein...es muss passen! Jeder ist von Gott auf seine bestimmte Art geschaffen. Da nur das Gesicht zu werten, grenzt an Blasphemie!"

Bei letzteren hob er die Stimme zum Scherz und schmunzelte dabei.

"Und wollt ihr wirklich ein Bildnis einer beliebigen Frau, möglicherweise sogar einer Hure, in eurem Anwesen von Besuch betrachtet sehen oder doch lieber euer erhabenes Antlitz?"
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Avelina di Braida
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Re: [1037] Der Zahn der Zeit [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie lächelte auf Galenos Angebot hin und neigte schließlich den Kopf zur Seite bei seiner Bitte.
„Ihr habt euren Einfluss bei den Kunsthandwerkern Genuas vertieft? Ihr wisst es gibt ein paar weitere. Womöglich könnten sie die Gilde bereichern? Ansonsten kann ich natürlich beim Adel der Sterblichen durchaus das ein oder andere Lob fallenlassen. Gerade einige große Namen in Mascharana könnten daran interessiert sein.“

Ein weiteres Schmunzeln folgte.
„Ich weiß sehr genau welchen Stellenwert eine Muse einnimmt. Doch ihr machtet mir nie den Anschein als wäret ihr durch die Ausstrahlung und das Charisma einer hübschen Frau zu inspirieren.“

Nachdenklich schoben sich ihre Brauen ein wenig zusammen während sie Galeno betrachtete.
„Doch vieles scheint sich an euch verändert zu haben...“ fügte sie flüsternd an, eher laut denkend, als wirklich an ihn gerichtet.

Vorsichtig hob sie die Hand, und versuchte wohl, die Fingerspitzen an seine Wange zu legen.
„Hat... es weh getan?“
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Nubis
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Re: [1037] Der Zahn der Zeit [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Er wischte ihre Hand weg und räusperte sich.
"Hat es ... aber egal."

Aufmerksam musterte es sie. "Auch ihr habt euch verändert, falls es euch nicht aufgefallen sein sollte. Jeder von uns macht hier und da eine Veränderung durch, ob sie nun gut oder schlecht ist, ist ohnehin subjektiv. Mag ein jeder anders sehen. "Aber manche so genannten Änderungen wirken nur als solche, da man nie denjenigen richtig hat kennen lernen können. Doch ich denke, welche das sind, lasse ich offen. Man bleibt interessanter, wenn man Geheimnisse besitzt."
Ein verschmitztes Grinsen bleib auf den Zügen, huschte aber weg, als er sich noch ein wenig über dies und das mit der Rose unterhielt. All zu lange würde es ohnehin nicht gehen, denn die Nächte war er sehr arbeitsam und kaum für grosse Ablenkungen zu haben.
Und so trennten sich irgendwann dann auch ihre Wege wieder und jeder ging seinen eigenen Tätigkeiten nach.



Zusammenfassung: Die Zeit verändert so einiges, so auch die Geschicke in der Stadt Genua. Über jene Änderungen, vor allem die Ghule und Blutdiener betreffend, unterhalten sich Avelina di Braida und Galeno in dessen Werkstätte. Avelina meldet dabei einen wohl "freien" Ghul, den sie namentlich kennt und fragt über so manche Regelung nach und wie Galeno dazu steht, doch Galeno scheint ein wenig zu blocken und ihr nicht genau Auskunft über seine Meinung zu offenbaren. Dagegen versucht er das Thema zu wechseln und schlussendlich landen sie bei der Kunst. Eine wichtige Thematik für den Gelehrten, der darin seine Erfüllung sieht, nebst seiner Forschung und dem neuen Amt. Er bietet Avelina einen Ort der Kreativität für ihre Damen an, sie dagegen soll sein Handwerk den höheren Persönlichkeiten der Stadt gegenüber lobend erwähnen. Schliesslich benötigt die Gilde Aufträge. Galeno erklärt sich bereit, verwaiste junge Damen in Not an die Rose zu vermitteln, sollte sich da etwas ergeben.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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