[1037] Was ungesagt blieb [Achilla, Alain]

[Juni '20]
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Signora Achilla
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[1037] Was ungesagt blieb [Achilla, Alain]

Beitrag von Signora Achilla »

In der letzten Zeit hatte sich die Signora Achilla rarer gemacht. Die Schausteller kamen zum Palast, wenn Alain es so wollte, doch die Signora war nicht unbedingt zu sehen. Auf der anderen Hand musste dies natürlich wenig heißen. Vielleicht war sie da, doch blieben im Hintergrund - oder andersherum: Wie sicher konnte man sich sein, dass sie sie selbst war, hinter Stoff und Masken?

Doch als Alain seine Einladung an sie selbst richtete, da kam sie ganz selbstverständlich auch. Mit ihr kam ein kleiner Zug Schausteller, auch wenn wohl zum ersten Mal der Maestro selbst, Mauricio, fehlte. Statt seiner kam sein Sohn, Mauricio der Jüngere. Er hatte nicht die Körperfülle seines Vaters und auch nicht den prächtigen, geölten Bart. Doch die Familienähnlichkeit war deutlich zu sehen und für Bart und Bauch war wohl noch etwas Zeit. Der jüngere Mauricio schien etwas nervös, dass er nun die Geschicke der Truppe auch hier in der Hand hatte, mit diesem feinen Herrn, doch die Signora schien ihn mit einer sachten Geste hier oder einem leise gesprochenen Wort dort recht gut beruhigen zu können.

Als die Schausteller ankamen, ihren Karren entluden und das eine oder andere Grußwort mit Bekannten unter der Wachen oder der Dienerschaft im Palazzo austauschten, nahm sich die Signora die Zeit, sich ein wenig heraus zu putzen.
So war sie durchaus ein ansehnlicher Anblick, als sie schließlich für den Herrn des Hauses bereit war: Mit einem Kleid, durch dessen Stoff Seidenbänder in komplizierten Mustern geflochten waren und das die weiblichen Kurven und Formen der Signora wohl betonte - wenn man denn durchgehen lassen wollte, dass sie welche besaß. Im Augenblick jedenfalls schien es ganz so.
Die Maske dazu nahm in ihrer Bemalung die geflochtenen Muster der Seidenbänder auf und ging auch in Seide als eine Art Kopftuch und Schal über. Der Stoff war ein wenig wasserfleckig, ausgefranst und wahrscheinlich nie für diesen Zweck nun gemacht worden, doch geschickte Hände hatten die Kostbarkeit mit Sorgfalt vernäht und zur Maske gefügt.

Die Signora trug all dies mit einer ein wenig eitlen Geziertheit und hatte wohl ihre Freude an den bunten Farben der Bänder und der gesamten Aufmachung. So wollte sie dann dem Hausherren vorstellig werden, ganz nach seiner Einladung.
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Alain le Beau
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Re: [1037] Was ungesagt blieb [Achilla, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Der Hausherr wiederum lässt die Schauspieler verköstigen, während er die Signora in der großen Halle empfängt. Die Wachen öffnen ihr die Türen und lassen sie zwischen den zwei Statuen eintreten, welche der Nosferatu ihr ewiges Lächeln schenken. Alain seinerseits steht in der Mitte des Raumes, der heute vergleichsweise leer wirkt. Sein Leibdiener Luca steht neben ihm und die beiden sind über eine Wachstafel gebeugt. Als Achilla jedoch hereingeführt wird, verneigt sich Luca kurz vor dem Tzimisce und verschwindet dann zu einer Seitentür hinaus. Alain richtet sich auf, die Hände hinter den Rücken gelegt. Ein königlicher Gestus.

"Werte Achilla", sagt er und nickt ihr zu, näherzutreten. "Wie schön, dass ihr meiner Einladung nachgekommen seid. Wir haben einiges zu besprechen."
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Signora Achilla
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Re: [1037] Was ungesagt blieb [Achilla, Alain]

Beitrag von Signora Achilla »

So wie Alain in die königlich anmutende Haltung fiel, so fand Achilla zum Gebahren einer Edeldame. Man konnte es ihr beinahe abnehmen, so wie sie ihre Schritte setzte, wie sie ihre Hände und den Kopf hielt. Auf diese Weise trat sie dann auch näher.
“Nach Arbeit und Ehrgeiz will das klingen”, bemerkte sie. “Drum zuerst: Meinen Dank für die Einladung. In all dem Trubel daheim ist sie doch hochwillkommen.”

Die Muster auf der Maske hatten einen etwas merkwürdigen Nebeneffekt: Sie verwischten die menschlichen Züge, die sonst für Masken wohl zu erwarten waren. Es lag eine gewisse Asymmetrie darin, die das Auge verwirrte.
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Alain le Beau
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Re: [1037] Was ungesagt blieb [Achilla, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Der Tzimisce lächelt. "Ihr kommt hierher, weil ihr Trubel vermeiden wollt? Ich muss etwas falsch machen!" Er weist auf zwei Liegen, die recht verloren mitten im Raum stehen, neben einem kleinen Tisch mit Obst darauf. "Setzt euch zu mir, werte Signora." Er greift eine Birne aus dem Arrangement und reibt gedankenverloren deren Schale, so, als wolle er diese nur mit seinen Fingern entfernen. Dann lässt er sich grazil auf eine der Liegen nieder.

"Ich habe etwas vor", sagt er dann lächelnd. "Eine Festivität. Eine Feier für die neugeborenen Kainskinder der Stadt, die zu den hohen Clans gezählt werden. Mit dem Segen des werten Ilario und unserer werten Hüterin, der Dame Avelina. Es soll eine ganz entzückende Festivität werden und für euch habe ich einen Vorschlag: Ihr stellt die Unterhaltung. Im Gegenzug darf eure Familie ebenfalls daran teilhaben." Er tippt auf die Birne, einem langern schlanken Finger, wie ein Specht, der nach Schwachstellen sucht. "Natürlich ohne sich unter die anderen Gäste zu mischen, während des sozialen Teils. Wir... würden den Raum teilen, so dass ihr, hehe, eure Ruhe habt und dennoch die Vorstellungen genießen könnt."

Er studiert die Maske. "Wo der Haken ist? Das wäre die Frage die ich mir stelle. Ihr könnt gerne danach suchen. Für mich ist es einfach eine Investition in die Zukunft. Die Verborgenen sind zahlreich und ich verstehe mich gut mit ihnen - mit dem werten, wenngleich sündigen Baumeister, der meine Vision Wirklichkeit werden ließ..." Seine Hand weist auf die Wände, die Decke des Palastes "...mit dem werten Dottore, meinem Mitstreiter in den blutigen Nächten, mit dem werten Federico und mit euch, werte Achilla. Wenn ich dann Anastasias Gegenwart ertragen für einen Moment ertragen muss, sei es drum. Sie ist immerhin Liktorin." Er zwinkert. "Und heißt es nicht, die Nosferatu könne man ohnehin nicht außen vor halten?"

Wieder etwas ernster fügt er hinzu: "Es wäre natürlich eine Ehrung für euren Clan - eine, die mir vielleicht einen schlechten Ruf einbringt, aber sei es drum - und ich erwarte entsprechendes Verhalten."
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Signora Achilla
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Re: [1037] Was ungesagt blieb [Achilla, Alain]

Beitrag von Signora Achilla »

“Oh ja, ein Fest!” Der Gedanke schien die Signora zu packen und all die politischen Implikationen dahinter wirkten auf einmal weniger wichtig. Sie ließ sich nieder, so wie er.
“Es wär’ der Tod für alle Sterblichen, die ich dazu bringe - aber zugleich damit auch ein Quell von Blut und Genuss. Oh, wenn die Zeit dafür ist, würd’ ich sehen, ob der Magister bereit wäre, eines der alten Theaterstücke heraus zu rücken. Es wär’ nicht für jedermanns Geschmack, aber gewiss etwas für eine Schau für gelehrte Geister, die sich an anderem Treiben nicht zu erfreuen wissen… .”
Es waren erste Ideen und Gedanken, die ihr wohl dazu kamen, noch ohne rechten Zusammenhang.
“Und Tanz! Selten haben wir, die wir nicht mehr an die Gesetze von Erdenschwere, Erschöpfung und Tod gebunden sind, die Möglichkeit, wahrhaftig miteinander zu tanzen! In hochgestochener Schrittform wie kein Mensch sie je lange halten könnte - oder in aller Wildheit wie Menschen es nur selten wagen… . Doch wie bringt man so etwas zueinander…?”
Sie überlegte laut, aber unterbrach sich dann letztlich dabei, gleich mit einem neuen Gedanken: “Ihr könntet dem Abend eine Überschrift geben, ein Thema, dessen Farbe und Geschmack, Klang und Art sich durch alles zieht!”

Und erst dann ergänzte sie etwas sachlicher, geerdet durch die ernsteren Nebenklänge von Alains Einladung an die Nosferatu zu einem solchen Fest: “Was die Meinen angeht: Ich würd’s ihnen so und mit diesen Bedingungen wohl als Einladung heran tragen. Sie sollten wohl verstehen, wie Eure Geste ist. Doch bedenkt, dass ich eine solche Einladung an alle aus der Brut, an alle von meinem Blut hier in Genua tragen würde. Ich würd’ Il Ghiotto nicht ausschließen wollen - oder können - und auch nicht den Ältesten. Und was jeder Einzelne mit dieser Einladung wohl macht, das kann ich schwerlich abschätzen - und es wäre wenig weise, würde ich es versuchen. Unsereins, ganz gleich von welchem Blut, ist eigen.”
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Alain le Beau
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Re: [1037] Was ungesagt blieb [Achilla, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Es ist ein Fest für die Neugeborenen, werte Achilla, kaum des sehr verehrten Godeocs würdig. Ich bezweifle, dass sich ein Ahn unter die Gäste mischen würde, wenn seinesgleichen nicht kommen. Was Il Ghiotto angeht, so soll er mir willkommen sein - ich dachte, er wäre umgekommen. Natürlich werde ich keinen Ahn daran hindern, dort aufzutauchen, besonders den sehr verehrten Godeoc nicht. Im Gegenteil, ich würde mich geehrt fühlen." Alain zuckt nonchalant mit den Schultern, aber Achilla kann sehen, dass es hinter seiner Stirn arbeitet. Ob ihm das Überleben Godeocs neu ist? Er fängt sich jedoch rasch: "Aber ich denke, dass die Ahnen an diesem Fest auf andere Weise teilnehmen werden. Im Geiste."

Der Tzimisce nickt ihr zu. "Ich schätze in jedem Fall euren Enthusiasmus. Ein Thema, sagt ihr? Nun, in meinem Palast der Meere wäre ein sehr passendes Motto 'Unter den Wellen'. Ein Gleichnis, wenn ihr so wollt. Die See birgt ebenso viele Geheimnisse wie die Nacht - daraus könnt ihr sicher etwas machen, nicht wahr?"
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Re: [1037] Was ungesagt blieb [Achilla, Alain]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ha, was für eine wunderschöne Idee! Da lässt sich so viel zu erdenken, von der Zier für die Räume bis dahin wie die Gäste sich zeigen wollen!” Die Signora geriet ins Schwärmen.
“Und was man als Beiwerk geben könnte! Ich kenn’ eine junge Frau, die macht Schellen, Klappern und Flöten aus Muscheln, Treibgut und was die Fischer sonst aus dem Wasser ziehen und nicht brauchen wollen. Gewiss lässt sich die Musik so einfärben. Und vielleicht könnt’ ich dem Magister ein Stück über den alten Meeresgott der Griechen… oder waren’s die Römer…? ...sie hatten einen Gott der Wellen und der Seefahrer. Ich müsst’s wohl verbinden mit dem Heiligen Elmo, dass die eifrigen Kirchgänger sich nicht entrüsten müssen, doch da gäbe es wohl Geschichten zu erzählen, die den Blick und das Gehör von ein paar Zuschauern wert wären!”

Sie sah ihn an. “Wenn Ihr wolltet, könntet Ihr Seeleute und Fischer laden und gefügig machen, als Köstlichkeit in dieser Nacht. Nicht so viele, dass es arg wird, doch als eine Leichtigkeit am Rande? Auch sie wären wohl dem Tod geweiht und das sollte geschätzt und geachtet sein.”

Achilla neigte den Kopf ein wenig. “Ihr solltet auch bedenken, wie Ihr die Leute beherbergen wollt. Nach hier raus können es ein paar Stunden sein. Würden Gäste hier die Nacht zuvor anreisen können und wollen? Den Tag vor oder nach dem Feste hier zubringen? Und ihre Begleiter, Wächter und derlei wollen wohl auch versorgt sein.”
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Re: [1037] Was ungesagt blieb [Achilla, Alain]

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"Keine toten Sterblichen diesmal, werte Achilla", sagt Alain mit leichtem Bedauern in der Stimme. "Nicht alle Gäste teilen einen Sinn für hohe Kunst und - so leid es mir tut - ich fürchte, die höchst verehrte Aurore sieht dies ähnlich. Außer natürlich, ihr könnt verurteilte Verbrecher bekommen." Er reibt sich das Kinn. "Und keine Heiligen in meinen Hallen - sollen die Kirchgänger denken, was sie wollen."

Er weist auf die Türen. "Der Palast ist groß genug um sie zu beherbergen. Ihre Diener können in den Wirtschaftsgebäuden schlafen. Ich werde Platz schaffen lassen. Nahrung sollte kein Problem für die Sterblichen sein. Für unsereins... Nun, es wird Einschränkungen bedeuten. Nichts, was sich nicht regeln ließe."
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Re: [1037] Was ungesagt blieb [Achilla, Alain]

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Achilla seufzte leise. “Tote Sterbliche wird’s dennoch geben. So wirds wohl auch mit meiner Truppe von nun enden, welche ich erst geformt habe, als Aufgabe, um in Genua zu bleiben.” Sie wiegte den Kopf ein wenig. “Für Abende wie diesen sehen und verstehen sie zu viel. Blut lässt sie schweigen - oder der Tod.”

“Doch das muss keiner der Gäste sehen und erkennen. Hinter den Kulissen ist das Geschäft von Spiel, Wort und Licht, Masken und Farben selten ein Schönes. Wohl wie so viele andere auch.”

“Ich werd’ an die meinen Eure Einladung und den ...Rahmen dafür weitergeben, doch kann ich nicht sagen, wer von ihnen ihr folgen wird.” Sie wiegte den Kopf. “Noch immer mache ich mir Sorgen um den Dottore.”
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Re: [1037] Was ungesagt blieb [Achilla, Alain]

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"Bedauerlich", sagt Alain. "Wirklich bedauerlich. Diese neuen Regeln haben auch mich vor Schwierigkeiten gestellt. Ich musste einige Dinge ändern... ihr habt sicher von der Pest in Nervi gehört?" Er zuckt mit den Schultern. "Über Dienste für die Höchst Verehrte lässt sich einiges gewinnen, heißt es. Vielleicht solltet ihr um einen zeitlichen Aufschub bitten und in diesen Nächten tun, was sie euch heißt? Oder was der Seneschall euch heißt? Dann könntet ihr am Ende noch immer vernichten, was vernichtet werden muss. Aber vielleicht rettet ihr zugleich auch einige - rettet ihr Talent."

Dann runzelt er die Stirn. "Ja, ich bin ebenfalls besorgt über den werten Dottore. Er ist seit unserem letzten Gespräch nicht bei mir aufgetaucht und dass, obwohl er zuvor ein ähnlich häufiger Gast hier war wie ihr. Habt ihr etwas gehört, was das erklären könnte? Ich bin gerne bereit, bei einer Suche zu unterstützen. Ich habe gewisse... Gaben, die hilfreich sein könnten."
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