[1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

[Juni '20]
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Iulia Cornelia
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Dankend nickte die junge Ventrue ihrem Gegenüber zu, als sie der Einladung nachkam und die letzten wenigen Schritte zur Liege tat, bevor sie abwartete, dass sich ihr Gastgeber setzen würde, um es diesem gleichzutun.

Derweil lag ein Lächeln auf ihren Lippen, als sie sanft den Kopf schüttelte und charmant erklärte: „Hätte ich gewusst, welch guten Rat ich hier erhalte und in welcher angenehmen Gesellschaft ich mich befände, ich hätte noch einen viel weiteren Weg auf mich genommen, wohlwerte Harpyie. Angekündigt und euch höflich um Empfang ersuchend selbstverständlich.“

Ruhig ruhten ihre langgliedrigen, feinen Finger wenig später auf ihrem Oberschenkel als ihr Körper von dem seidenen, weichen Stoff weich umspielt wurde und ihre Augen weiterhin nur auf ihrem Gegenüber lagen. „Doch stattdessen hatten mich die anhaltenden Gerüchte um Nervi in das Dörfchen geführt.“, entgegnete die junge Ventrue mit einer angenehmen Stimmfarbe, die es leicht machte ihr zuzuhören und die Sorge widerspiegelten, als sie erklärte: „Ich war besorgt und wollte sehen, ob ich etwas für das Dorf tun könnte, nachdem sich anscheinend Niemand darum kümmerte.“

„Erst im Dorf erfuhr ich heute, dass es wohl einen spendablen Händler in der Nähe gibt, der Nervi bereits viel Gutes getan hat. Ich hatte gehofft ihn davon überzeugen zu können in die Restauration der Statue, sowie den Wideraufbau der Kirche zu investieren, um den Menschen im Dorf Hoffnung zu spenden, da dies noch nicht geschehen war. Doch nun da ich mir gewahr bin, dass ihr dieser Händler seid, wohlwerter Alain, bin ich mir sicher, dass meine Sorge nicht von Nöten ist.“, erklärte Iulia, bevor sie einen Moment schwieg.

Dann tauchte ein dezentes Schmunzeln auf ihren Lippen auf, während ihre blaugrauen Augen kurz über den vermeintlichen Jüngling wanderten und sie zu verstehen gab: „Außerdem war ich neugierig zu sehen, wie wohl dieser berüchtigte Herr aussieht, der für seine sehr ausschweifenden Feste bekannt ist, die - so heißt es - womöglich nichts für eine Dame wären.“
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Alain le Beau
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ganz im Gegenteil", lacht Alain. "Diese Feste wären ohne Damen sehr viel langweiliger." Etwas ernster fügt er hinzu: "Ich bemühe mich, nicht allzu viele Gerüchte in die Welt hinausklingen zu lassen. Aber leider reden die Menschen und können ihren Nachbarn nicht in Frieden leben lassen. Neulich hatte ich einige Schauspieler zu Gast. Ihr Anführer, nun, er mochte sie jung - sehr jung." Der Tzimisce hebt die Hand. "Ich habe dem natürlich keinen Vorschub geleistet. Aber ich habe es aus ihm, sagen wir, herauskitzeln können. Entsprechend waren die Menschen von Nervi gewarnt. Nun ist er verschwunden. Man munkelt, er habe sich ertappt gefühlt, oder gar erwischen lassen. Aber natürlich wird mir sogleich die Schuld gegeben. Dabei war es doch der folgsame Christ, Darsteller verehrenswerter Heiliger, der die Finger nicht von den Kindern lassen konnte. Die Welt ist nicht gerecht." Es klingt nicht bedauernd. Eher ironisch.

"Was aber nun Nervi angeht, so stimmt es, was die Menschen reden. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, auf die Menschen nahe meiner Zuflucht achtzugeben. Es ist ein wenig Eigennutz dabei, sicherlich, aber auch der Wunsch, die Ostgrenze der Domäne zu sichern." Er schweigt für einen Moment. "Wobei es hier draußen eher ruhig ist. Bis auf das eine Mal, wo ein Kriegsschiff mein Heim bedroht hat. Eine ganz schöne Aufregung. Zum Glück aber eine Ausnahme."
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Iulia Cornelia
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia nahm sich die Zeit und zupfte leicht, aber doch sehr bewusst dezent ihren seidenen Ärmel zurecht, nachdem Alain geendet hatte, bevor sie mit ruhiger, beinahe milde und nachsichtig anmutenden Stimme feststellte: „Nun, ich bewegte mich wohl offenkundig in den falschen Kreisen, als dass mich eine Einladung zu einem eurer Feste erreichen hätte können.“ Die junge und außergewöhnlich hübsche Dame zuckte leicht, geradezu unbeschwert mit den Schultern, während ihr Blick aus blaugrauen Augen dieses Leichtigkeit missen ließen.

Dann schwieg sie für einen Moment bewusst, bevor sie mit weiterhin gleichbleibender Stimme meinte: „Aber es freut mich von euch zu hören, dass es hier draußen abseits von einem Kriegsschiff, eines ausgebrannten Kirchenhauses, der Anbetung und Zerstörung einer heidnischen Statue, einer vermeintlichen Seuche und eines verschwundenen Schaustellers, nachdem er bei euch zu Gast war, innerhalb der letzten fünf Jahre eher ruhig war.“

Die zarte Hand der jungen Ventrue beschrieb eine sanft abwinkende Geste. Offenkundig besaß sie selbst kein Interesse daran, derlei Dinge zu vertiefen, denn sie erklärte schlicht: „Da ihr euch für Nervi verantwortlich fühlt, wohlwerter Alain, gibt es für mich keinen Grund hier tätig zu werden. Ich bin zuversichtlich, ihr werdet selbst dafür Sorge tragen, dass die Gerüchte in den kommenden Jahren weniger werden. Genua besitzt, wie ihr wisst, gerade genügend eigene Probleme, um die es sich zu kümmern gilt, als dass groß Zeit dafür vorhanden wäre, auch noch aufkeimende Strohfeuer in Nervi auszutreten.“
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Alain le Beau
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Alain le Beau »

"Und ich dachte, ihr verkehrt unter den Hochgestellten und Adligen Genuas", erwidert Alain, wobei sein Lächeln eine Spur kälter geworden ist. "Nun, das lehrt erneut, dass man keine Annahmen treffen sollte. Oder aber man hat euch einfach noch nicht für... reif genug gehalten, von diesem Ort zu erfahren." Er faltet die Hände. "Ich bin gespannt, wie ihr all diese Probleme angehen werdet. Ihr müsst unbedingt davon berichten, wenn es soweit ist. Ich lerne immer gerne dazu. Was Nervi angeht, so kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt, nicht wahr?"

Unschuldiges Bedauern steht auf seinen Zügen, als er fortfährt. "Ich habe kein Kriegsschiff hierher gesandt. Was die Statue angeht, so wisst ihr mehr als ich, wenn ihr sie heidnisch nennt. Die Menschen Genuas sprechen von einer Heiligen, keiner Heidin. Und der Rest? Warum sollte ich Aufmerksamkeit auf mich lenken? Daran habe ich wenig Interesse. Aber vielleicht bringen eure Nachforschungen ja hervor, was die Seuche in Quinto und hier ausgelöst hat. Ich wäre daran sehr interessiert, selbst wenn ich sie nutzen konnte, um die Aufmerksamkeit einer päpstlichen Delegation von Nervi abzulenken."

Er zuckt mit den Schultern. "Auch wenn ich meine Ruhe schätze, so muss ich damit umgehen, dass andere über mich sprechen. Das kann ich. Ich denke, nicht jeder kann dies, Iulia vom Blut der Ventrue. Aber es könnte natürlich jederzeit geschehen. Nehmt meinen Rat: Man sollte darauf vorbereitet sein."
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Iulia Cornelia
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ein respektvolles Nicken folgte auf Alains abschließenden Rat hin, während Iulia weiterhin kerzengerade auf der Liege saß. Ihre Schultern waren leicht zurückgenommen und ihre gepflegten Hände verweilten auf ihren Oberschenkeln. „Habt erneut Dank für euren gutgemeinten Rat, wohlwerte Harpyie, ich weiß ihn zu schätzen.“, entgegnete die junge Ventrue mit einer ruhigen und angenehm warmen Stimme höflich, bevor sie danach schwieg.
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Alain le Beau
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain sieht sie für einen Moment finster an, dann grinst er. "Aber nun genug all dieser Unannehmlichkeiten und düsteren Gedanken. Es geschieht selten genug, dass ich hier draußen Besuch empfange. Noch dazu solch edlen. Wollt ihr euch mir für einen kleinen Spaziergang anschließen, Iulia? Oder steht euch der Sinn nach anderen Dingen? Ich kann ein Schachbrett bringen lassen, oder vielleicht einige wohlgeformte Sterbliche zu einem kleinen Tanz?"

Er stützt sich auf seinen Ellenbogen. "Vielleicht möchtet ihr auch über die aktuellen Begebenheiten in Genua sprechen? Wenn ihr euch wirklich derart viel Verantwortlichkeiten aufladen wollt, dann werdet ihr Hilfe brauchen."
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Iulia Cornelia
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Ich schließe mich euch gerne für einen kleinen Spaziergang an, so euch danach ist, wohlwerte Harpyie.“, antwortete die junge Ventrue höflich, geradezu fügsam, während ihre blaugrauen Augen noch immer gesenkt auf ihrem Gegenüber ruhten.

So Alain sich erhoben hätte, hätte Iulia es ihm gleichgetan.
Einen dargebotener Arm zum Spaziergang hätte sie angenommen und sich ohne Widerstand führen lassen, während ihre Fingerspitzen ihn beinahe gewichtlos berührt hätten und sie leicht hinter ihm ging, womit sie ihm geradezu nachfolgte.
Anderenfalls wäre sie ihm nach einem einladenden Wink gefolgt. Auch hier wäre sie zwar neben ihm geschritten, doch in ihren Bewegungen hinter ihm zurückfallend und ihm dadurch in ihrer Position klar nachfolgenden.
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Alain le Beau
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Alain le Beau »

Am schlanken und doch überraschend muskulösen Arm ihres Gastgebers wird die junge Ventrue durch die Gänge des Palastes geführt. Die beiden durchqueren mehrere Zimmer und es kommt Iulia beinahe so vor, als würden sie Kreise drehen, so ähnlich sind die Räume angelegt. Nur einige Fenster, mit schweren Läden verriegelt, weisen in etwa darauf hin, wo sie sich nun befinden. Dann treten sie aus einer Tür hinaus ins Freie.

Vor ihnen liegt die See, ewig und finster. Eine Reihe von Säulen, geschmückt mit Kränzen, führt eine steinerne Treppe hinab bis zu einem Anleger, der wiederum in einer Art kleinem, künstlichen Hafen liegt. Gelegentlich bewegt sich das Wasser, so, als würden Fische an die Oberfläche stoßen. Auch hier stehen einige Liegen, zu denen Alain sie nun grazil steuert. Laternen erhellen die Szenerie gerade genug, dass sie ihren Weg finden können, jedoch nicht so sehr, dass sie die dunkle Pracht des Mittelmeers überstrahlen würden.

Nachdem er Iulia auf ihre Liege geführt hat, lässt sich der Jüngling auf einer anderen nieder, die im Winkel dazu steht, so dass sie problemlos miteinander Konversation halten können. Am Rande ihres Blickfeldes sieht Iulia die Ausläufer der Mauer, die tatsächlich bis ans Wasser hinanreichen. Fackelschein deutet auf eine Patrouille hin. "Ich verstehe langsam, warum", sagt Alain leise, in die Nacht hinein. "Und ich begrüße die Wahl, bisher. Dennoch kann es nicht einfach sein - gerade für euch nicht."
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Iulia Cornelia
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia hatte sich von Alain herum und bis zu dem See hinführen lassen. Dort ließ sie sich schweigend nieder, nachdem der Tzimisce es getan hatte. Ruhig lagen ihre Hände danach erneut auf ihrem Schoss, während ihr Blick leicht fragend auf ihrem Gegenüber verweilte. Offenkundig verstand sie nicht, was er meinte oder gar, wovon er in die Nacht hineinsprach.
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Alain le Beau
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Alain le Beau »

Der wiederum scheint dies als Einladung zu verstehen, weiterzusprechen. Während seine Augen auf dem Meer ruhen, kommen die Worte, ruhig, melodiös. "Mein Erzeuger traf mich dereinst am Strand wandelnd, gezeichnet vom Leben und von der Grausamkeit der Welt, so jung und voller Leidenschaft, voller Zorn und voller Lust. Es muss über hundert Jahre her sein. Und doch erinnere ich mich an den Moment, als sei es gestern gewesen. Oder glaube ich das nur? Ist es ein idealer Moment, von dem Zeit und Nostalgie die Kanten geschliffen haben, bis er wie ein perfekter Edelstein erscheint?"

Er seufzt leise. "Wenn dieser Alain von einst heute vor mir stehen würde, ich sähe einem jungen Narren ins Gesicht. Er wusste nicht zu schweigen, wie ihr, denn das, was ihn sprechen ließ, war das, was seinen Erzeuger zu ihm geführt hatte. Leidenschaft. Er hat viel erlebt in den Jahren seitdem, der ewige Jüngling, hat alle Vergnügungen gesucht, die sich ihm boten. Hat Hindernisse überwunden, Feinde kommen und gehen sehen, Liebschaften gehabt, schmerzhafte Trennungen. Langweilig ist es ihm nie geworden, aber er ist jetzt vorsichtiger, wählerischer - bis ihn doch die lange verlorene Leidenschaft einmal ergreift. Aus ihm bin ich erwachsen. Jemand, der aussieht wie Alain, aber Alain nicht länger ist. Nicht dieser Alain, zumindest."

Wieder schweift der Blick des alten Sünders über das Meer. "Warum erzähle ich euch das, Iulia? Vielleicht, weil allein eure Existenz für euren Wert spricht. Vielleicht, weil dieses Wissen euch helfen wird, mit der unaufhaltsamen Zeit zu existieren. In hundert Jahren werdet ihr nicht länger Iulia sein, nicht länger diese Iulia, zumindest. Ich würde zu gerne sehen, was aus euch wird in dieser Zeit. Vielleicht ist es mir vergönnt. Immerhin gedenke ich, ewig zu feiern, zu tanzen und zu lieben."
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