[1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

[Juni '20]
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Iulia Cornelia
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[1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ruhig war die Gruppe aus acht Personen durch die Dunkelheit des Dörfchens Nervi geschritten, während vier Windlichter ihren Weg dabei warm erhellt hatten. Geradezu im kalten Kontrast war jedoch ihre mehr oder minder starke Bewaffnung dazu gestanden. Sie alle hatten Rüstungen unterschiedlicher Stärke getragen und lederne Masken hatten ihre Gesichter bedeckt, während ihre dunkelgrauen Wollumhänge keinerlei Symboliken gezeigt hatten, die Rückschlüsse über ihre Herkunft erlaubt hätten. Auch nicht die sieben Schilde, die sie mit sich getragen hatten.

Trotz allem hatte ihr Äußeres einen zu gepflegten Eindruck gemacht, als dass man sie für Plünderer oder gar für Banditen hätte halten können. Vor allem da sie geradezu andächtig vor der Kirche stehengeblieben waren, nachdem sie sich zuvor vorsichtig und wachsam durch das Dorf bewegt hatten. Sie machten keinen grundsätzlich aggressiven Eindruck dabei, doch sie trugen alle die Schilde eng an sich, während sie in der anderen Hand einen Speer hatten oder jene Lichter.

Im Inneren der sieben offensichtlich Bewaffneten befand sich eine einzelne, hagere, aber hochgewachsene Gestalt, die selbst kein Schild trug. Eine in Kette gekleidete Person, die der Anführer zu sein schien, gab derweil die kurzen und scharfen Befehle. Auf seinen Wink hin verließen drei der Gestalten die Gruppe und näherten sich mit behutsamen Schritten dem Gotteshaus, während die anderen die Umgebung ständig im Auge behielten. Offenkundig war man bewusst auf der Suche nach Etwas… oder womöglich auch… Jemandem.
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Alain le Beau
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Alain le Beau »

Nervi hat die Gäste mit einem Stöhnen empfangen, mit dem Geräusch des Windes, der zwischen den schiefen Hütten hindurchfährt und diese leicht schwanken lässt. Ein Wind, der das Aroma verstorbener Meerestiere mit sich bringt, ein kalter Wind. Niemand hat sie begrüßt, niemand hat sie gehindert. In dieser späten Stunde liegt das Dorf totenstill da. Allein im Gasthaus brennt noch ein kleines Licht, ein unruhiges Auge in der finsteren Nacht. Als sich die acht Neuankömmlinge dem Kirchhügel zuwenden, sehen sie, dass die Gerüchte wahr gewesen sind: Von dem einstmals stolzen Gotteshaus sind nur Ruinen geblieben, die Steinmauern schwarzgefärbt, die eingestürzten Balken wie blanke Rippen, die sich in den Nachthimmel bohren.

In der anderen Richtung liegt der Steg, an dem die Boote der Fischer festgemacht sind, zumindest diejenigen, die zu groß sind, sie einfach an Land zu ziehen. Steht dort eine kleine Gestalt? Oder spielen die Augen einen Streich?
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Iulia Cornelia
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Unschlüssig blieben die drei Vermummten stehen, als sie sich dem maroden Eindruck des Gotteshauses gewahr wurden. Offenbar hatten sie wenig Interesse daran von herabfallenden Holzbalken oder gar einstürzenden Mauern erschlagen zu werden. So beleuchteten sie das Ganze größtenteils nur von außen, bevor sie zur Gruppe zurückkehrten. Der Blick aus mehreren Augenpaaren war derweil auf die vermeintliche Gestalt am Wasser gefallen, doch niemand hatte sich ihr genähert. Stattdessen hielt die Gruppe nachdem sie erneut vollständig war auf das Gasthaus zu, an deren Tür zwei Mal hart gepocht wurde. So geöffnet wurde war die Begrüßung kurz, aber nicht unfreundlich. Der offenkundige Sprecher der Gruppe erklärte durch die Maske gedämpft man sei auf der Suche nach der Statue, die hier gefunden und verbrannt werden sollte. Ob man ihnen weiterhelfen könne?
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Alain le Beau
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Alain le Beau »

Der Wirt, ein jüngerer Mann namens Giorgio, heißt die Gruppe in seinem Wirthaus willkommen, wenngleich sein Blick ein gewisses Misstrauen beinhaltet. Andererseits, was ist beim Anblick von acht Bewaffneten auch anderes zu erwarten? Die wenigen verbliebenen Stammgäste jedenfalls meiden den Blick der Bewaffneten wie der Teufel das Weihwasser. Glücklich, die Gruppe zu sehen, ist jedenfalls keiner.

"Verbrannt? Das wäre schwerlich möglich gewesen, werter Herr!", sagt Giorgio auf die Nachfrage hin. "Die Statue der heiligen Dahut..." er kreuzt seinen Mittel- über seinen Zeigefinger"...war aus feinem Stein. Aber sie ist wohl von einem der Kirchbalken zerschlagen worden. Ihr könnt gerne selbst in der Ruine nachsehen, wenn ihr möchtet." Der Wirt lächelt, doch es liegt keine Freundlichkeit darin. "Braucht ihr eine Fackel?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Eine wird da wohl kaum reichen.“, erklärte der Sprecher mit einer kurzen und klaren Aussage, die davon sprach, dass er wohl gewohnt war, Befehle zu geben und nicht gerne zum Narren gehalten wurde. „Wir haben Licht.“, stellte er deshalb fest und nickte mit dem bedeckten Haupt leicht hinter sich auf die Männer mit den Windlichtern. Dass er kein ganz grobschlächtiger Mann sein mochte, dafür sprach das Danke, welches er geradezu freundlich nachschob.

„Aus Stein…“, widerholte er nachdenklich die Aussage des jungen Wirts. Ein Hm-Laut wanderte über seine Nase gedämpft, als er durch sie Luft ausstieß. Langsam drehte er sich um und blickte zu der Gestalt in der Mitte, als er sprach: „Das verändert die Lage. Wenn sie von einem Kirchbalken zerschlagen wurde, werden wir ein paar kräftige Hände brauchen, die mitanpacken können, um sie zu bergen. Womöglich auch einen Karren und Zugtiere für den Transport.“

Die Gestalt in der Mitte bewegte sich einige Zeit gar nicht, doch sein Fokus lag deutlich auf ihr. Schließlich nickte diese nur recht langsam und dezent, bevor der Sprecher der Gruppe dies tiefer und zackiger erwiderte, um sich schließlich zu dem Gastwirt umzuwenden.

„Gut. Wir werden sehen, was wir dort noch finden können. Kennt ihr Jemanden, der mit Karren, Vieh oder Muskelkraft weiterhelfen kann?“ Die Maske drehte sich bei seinen letzten Worten leicht über die anwesenden Gäste, wohlwissend dass das eine oder andere Ohr ohnehin mitzugehört hatte.
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Alain le Beau
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Alain le Beau »

"Natürlich", sagt der Wirt und runzelt die Stirn. "Als Dorfvorsteher werde ich dafür sorgen, dass gleich morgen ein Karren zur Kirche gebracht wird. Ich fürchte nur, dass ich euch keinen anderen Schlafplatz als den Heuboden im Stall nebenan anbieten kann. Dies ist kein Gasthaus, nur mehr eine Taverne - und die guten, gastfreundlichen Menschen von Nervi schlafen bereits."

Das nehmen die zwei letzten Gäste zum Anlass, sich rasch zu erheben und in Richtung der Tür zu streben, wobei sie einen weiten Bogen um die Neuankömmlinge machen.

"Darf ich fragen, in wessen Auftrag ihr hier seid, guter Herr?" Giorgio hat seinen Blick nicht von dem Anführer genommen. "Und wer sich für die Belange in unserem armen kleinen Dorf so sehr interessiert, dass er uns gleich mit einem ganzen Trupp Bewaffneter beehrt?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Giorgio konnte förmlich spüren, wie die hellen Augen unter der Maske ihn von oben bis unten genaustens musterten, als er davon sprach der Dorfvorsteher zu sein. Den zwei Gehenden folgten nur einen Augenblick später zwei Bewaffnete vor die Tür, die jedoch vor der Taverne stehen blieben und die Reste der Kirche im Blick behielten. Alles geschah ganz ohne Worte und ohne große Hektik dabei an den Tag zu legen.

„Ich vermute Mitgefühl.“, erklärte der Sprecher seinem Gegenüber, als dieser geendet hatte, bevor er seine Schultern auf und ab bewegte und meinte: „In der Stadt heißt es Nervi wird von einer Seuche heimgesucht, weil hier Frevel am Glauben begannen wurde. Der Auftraggeber wollte wissen, wie schlimm es tatsächlich ist und ob und was man für das Dorf tun kann. Ob man ihm ein Stück Hoffnung zurückgeben kann. Er wollte wissen, ob man die Statue vielleicht wiederaufbereiten kann und wie schlimm die Seuche hier tatsächlich ist.“

Seine ungewöhnlich hellen Augen wanderten musternd von oben nach unten über den noch so jungen Mann, bevor er nach einer Pause erklärte: „Und nein, mein Herr verlangt Diskretion. Er will nicht von Bittstellern heimgesucht werden. Da aber der wohlbetuchte Herr dieser Gegend offenkundig kein Interesse daran hegt, eurem armen kleinen Dorf zu helfen, stört es euch doch sicher nicht, wenn wir die Statue bergen. Oder?“ Starr und schwer lagen seine Augen auf dem Wirt, die ihn mit seinem Blick und seinen Worten geradezu durchlöcherten, bevor er sich erkundigte: „Wie kommt es eigentlich, dass ihr sie noch nicht geborgen habt?“
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Alain le Beau
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Alain le Beau »

Der Dorfvorsteher und Wirt lässt die Schultern sinken. "Ah, die Gerüchte haben nicht unrecht. Ihr müsst wissen, dass die Statue der heiligen Dahut nicht bei allen Anwohnern hier für Begeisterung gesorgt hat. Es gibt immer jene Zweifler und Schlechtredner, die ein Wunder nicht hinnehmen. Der Fischreichtum, die kleinen Segnungen, all das hat sie nicht überzeugt." Er seufzt. "Ich bin kein Geistlicher - Gott habe den armen Pater Riccardo selig - daher steht es mir nicht zu, zu urteilen. Jedoch... Riccardo war überzeugt, dass nichts Gutes von diesen Lästereien kommen würde. Und dennoch ist er zu ihnen gegangen, selbst als sie schon krank waren."

Giorgio schüttelt den Kopf. "Der Mann war ein Heiliger, Gott habe ihn selig."

Dann zieht er betont überrascht die Augenbraue hoch. "Der wohlbetuchte Herr? Wenn ihr den Bischof meint, er besucht sein Anwesen hier draußen nur selten. Seit der Seuche kaum noch. Oder meint ihr den Händler, der gen Quinto lebt? Dann, mit Verlaub, wisst ihr nicht wovon ihr redet. Er hat Nervi vielerlei Wohltaten erwiesen. Schließlich war er es, der die Kirche erweitern ließ, als die Statue gefunden wurde. Und auch sonst bedenkt er die Menschen hier mit allerlei Hilfe. Er hat sogar einige Wachen abgestellt, um die Statue vor allzu eifrigen Gläubigen zu bewahren. Bedauerlicherweise konnten diese nicht verhindern, dass der Brand gelegt wurde, aber sie haben immerhin den Täter gefasst!"
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Iulia Cornelia
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Das wird den neuen Bischof sicher gefreut haben.“, erklärte der Sprecher schlicht und mit einer womöglich zu kalten Stimme, bevor er ergänzte: „Die Kirche wird dafür dankbar sein in so unruhigen Zeiten. Eine Hinrichtung kommt ihr da...“

Eine feingliedrige Hand mit langen Fingern, die von feinem Leder bedeckt waren, fand auf die Schulter des Sprechers, welche ihn abrupt verstummen ließ. Im Gegensatz zu den Bewaffneten wirkte sie zu zart, als dass sie zu einem Kämpfer gehörte. Auch der höheren Stimme hinter der dazu gehörigen Maske nach sprach es dagegen. „Das genügt.“, erklärte sie an den bisherigen Sprecher gewandt streng, aber ohne hörbare Härte, bevor sie ihn erinnerte: „Wir sind wegen der Statue hier.“

Auch ohne den befehlenden Unterton in der Stimme, folgte ein stummes Nicken des Gerüsteten, bevor sich eine schlankere und hochgewachsene Gestalt aus der Gruppe schälte. Auch sie war gerüstet und das Gesicht unter einer Maske verborgen. Entgegen der anderen trug sie kein Schild bei sich, doch unter dem Umhang konnte man Dolche vermuten. Auch sie besaß helle Augen. Mit einer angenehm warmen Stimme sprach sie den Wirt an und fragte: „Wo finde ich später diesen großzügigen Händler? Ich möchte noch mit ihm sprechen.“
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Alain le Beau
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Re: [1037] Ein Körnchen Wahrheit [Alain, Iulia]

Beitrag von Alain le Beau »

"Oh, die Menschen hier waren sehr aufgebracht", sagt Giorgio ernst. "Ihr versteht nicht, was diese Statue für sie bedeutet hat. Es war, als wäre die Sonne über Nervi aufgegangen. Und nun ist die Nacht zurückgekehrt. Dieser Brand, die Seuche, die Männer des Bischofs und..." Er schweigt, aber der Blick, den er der bewaffneten Truppe zuwirft, spricht Bände. "Nun, der junge Andrea hat es leider nicht überlebt. Der Zorn des Volkes. Und nein, ich war nicht dabei und weiß nicht, wer den tödlichen Stein geworfen hat." Eine kurze Pause. "Nervi hat genug Blutvergießen gesehen. Wir wollen nur noch unsere Ruhe."

Die Interaktion zwischen Hühne und Begleitung verfolgt er mit einem listigen Interesse, dann antwortet er auf dessen Frage. "Ihn finden? In seinem Bett, wahrscheinlich. Ich weiß nicht, ob er derzeit in seinem Anwesen weilt, oder ob seine Geschäfte ihn anderswo hin geführt haben. Aber ich kann einen Jungen senden, der dort die Wachen fragt. Oder ihr geht selbst dorthin. Es ist ein Stück die Straße gen Quinto hinunter. Hinter dem alten Wagenrad führt ein kleiner Weg in Richtung Meer. Diesem solltet ihr folgen."
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