[1037] Kabale und Liebe [Achilla, Benjamin]

[Juni '20]
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Benjamin
Assamit
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Re: [1037] Kabale und Liebe [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Der junge zeigt kurz etwas überraschtes, aber er ist ein guter Schauspieler, lässt sich nichts anmerken und lässt sich die Signora unterhaken. Leise und still geht er mit ihr die Gassen entlang, immer weiter hinein in den Sumpf aus Armut, Spaß und verlorener Hoffnung. Erst als sie einige Meter zurückgelegt haben beginnt er langsam zu sprechen. Seine samfte Stimme ist nicht laut, sind sie doch so nah eingehakt. Er ist nicht groß, auch nicht muskulös, aber sein Köprper erzählt die Geschichte von viel körperlicher Ertüchtigung.

"Die Nacht zum Gruße werte Achilla, mein Name ist Benjamin, Neugeboren im Blut der Jagd und Liktor ihrer Majestät. Ich habe einige...Ideen und Dinge die Ich gerne mit euch besprechen würde. Wisst ihr ein lauschiges Plätzchen innerhalb dieses Labyrinths wo wir reden können?" er schaut sie, bei seiner letzten Frage, direkt an. Fixieren das was er hinter der Maske sieht, oder zumindest denkt zu sehen.
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Signora Achilla
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Re: [1037] Kabale und Liebe [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Signora Achilla »

Es gab kaum eine Ordnung der Häuser und Gassen in Clavicula. Der Brand hatte das nicht besser gemacht: Die Reparaturen waren unterschiedlich vorangeschritten und nicht selten hatte man aus den verkohlten Ruinen der Nachbarhäuser das eigene repariert - und dann wieder anders herum, hin und her gestohlen. Zwischendurch waren Dächer aus Brettern und Planen improvisiert worden. Ein paar davon hatten durchgehalten, wieder andere waren zum Teil dauerhafterer Bauten geworden. Was zuvor einmal eine Gasse gewesen war, war auf einmal eine Stube, ein Ziegenstall, ein Hinterhof, ein Flur.
Es war ein chaotisches Gewirr, in dem sich beide wiederfanden. Doch die Nosferatu nickte leichthin auf Benjamins Frage. Der Höflichkeit wegen antwortete sie leise, in ganz ähnlichem Tonfall wie er. “Signora Achilla, Neugeborene vom Blut Absimiliards - doch ich muss glauben, dass Ihr das wisst, denn sonst wärt Ihr nicht so hierher gekommen.”

Derweil lenkte sie ihre und seine Schritte durch eine Gasse, über der die Häuser links und rechts über ihnen schon aneinander lehnten, wechselte in einen kleinen Hof oder ehemaligen Brunnenplatz, dessen Brunnen schon lange mit Schlamm verstopft war. Geziert trat sie über Trittsteine in dem Unrat umher und bog in eine etwas offenere Straße ab. Hier stand Salvos Trinkhaus, eine selbst um diese Zeit noch schummrig beleuchtete Kaschemme, die billigen Wein und dünnes Bier versprach. Die Signora stieg eine grob zusammengehauene Holztreppe an der Außenwand hinauf. Offenbar war das obere Stockwerk nicht nur von innen sondern auch von außen zu erreichen. Von unten her hörte man leise etwas Musik und das Gemurmel von Stimmen, doch hier oben gab es Dachkammern, in denen sich die Menschen nicht dicht an dicht drängten. Eine davon hatte einen einfachen Holztisch, ein paar sehr unterschiedliche Hocker und Stühle und sonst nicht viel. Irgend jemand hatte hier mit Kohle, Kreide und ein paar blassen Farben ein Bild an die Wand gemalt: Ein christlicher Heiliger wohl, wenn man den Heiligenschein um seinen Kopf her recht deutete. Er hielt eine Maske in der Hand, direkt neben seinem Kopf.

Hier oben hielt die Signora dann auch endlich an und machte eine Geste zu den Stühlen hin, bevor sie die Holztür sorgfältig schloss und von innen den Riegel vorschob.
“‘s ist nicht eben der prachtvollste Ort”, gab sie zu. “Doch es ist trocken und der Lärm unten spült ein Gespräch wie unseres fort als würd’s nie gesprochen sein.”
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Benjamin
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Re: [1037] Kabale und Liebe [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin löst sich von Achilla und setzt sich auf einen der Stühle, schaut sich um und zuckt dann mit den Schultern und entgegnet "Zugegen nicht der prachtvollste, aber genau der richtige Ort für unser Gespräch. Vielen Dank das ihr mich so kurzfristig empfangt." er ruht seine Arme auf den Knien und wartet bis sich die Signora ebenfalls gesetzt hat.

"Ich habe zwei Dinge die mich heute her treiben. Das eine betrifft euren Clan, das andere euch direkt. Mit welchem würdet ihr gerne beginnen?" er öffnet beide Hände nacheinander während er die beiden Optionen präsentiert. Scheinbar ist er niemand der lange um den heißen Brei herum redet.
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Signora Achilla
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Re: [1037] Kabale und Liebe [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Signora Achilla »

Und so hielt es die Signora dann auch. Sie setzte sich und strich ihr Kleid ein wenig zurecht. Es klang geschäftsmäßig bodenständig, als sie ihm dann antwortete:
“Zuerst der Clan. Immer zuerst der Clan.”
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Benjamin
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Re: [1037] Kabale und Liebe [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin nickt respektvoll so als könne er ihre Aussage gut nachvollziehen.
"Gut dann zuerst der Clan. Wie ihr vielleicht wisst bin Ich mit der Aufgabe betraut mich um die verschiedenen Lecks zu kümmern die das friedliche Zusammenleben unserer Art mit den Menschen gefährden. Dabei haben sich jedoch einige Probleme ergeben. Sie sind besser vorbereitet als Ich gedacht habe, also die ungebundenen Ghule. Und zweitens sind es viele..." er schweigt kurz, atmet hörbar ein, lässt den Blick noch einmal durch den Raum gleiten und bleibt schlussendlich bei der Signora stehen "Hier kommt euer Clan ins Spiel. Ich würde gerne erfragen was es mich kosten würde wenn euer Blut Informationen über die Netze der Egel beschaffen würde. Keine Angriffe oder ähnliches. Nur Beschattungsarbeit. Ich kann auch gerne einige Namen und Orte für den Anfang geben, sodass ihr einen Startpunkt habt."

"Ich würde es selbst machen...aber meine Nacht hat leider nicht unendlich viel Zeit." er schmunzelt.
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Signora Achilla
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Re: [1037] Kabale und Liebe [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Signora Achilla »

“Hm”, machte die Signora erst einmal. “Alle von uns für so etwas einzukaufen, das wär’ wohl ein Aufwand und keine Kleinigkeit. Und ich könnt’ mir denken, dass die schöne Anastasia sich auch nicht das Wasser abgraben lassen mag, bei ihren eigenen Jagden, eh?”
Es war eher eine freundliche Bemerkung für Benjamin, so wie die Signora es sagte.

“Doch wir zwei könnten so einen Handel machen. Und wenn’s aussieht als bräuchte es mehr als das, dann sehen wir weiter. Mein Preis wär’ ein einfacher und schwerer zugleich: Ich hab’ eine Schaustellertruppe zusammengefügt, einst nach dem Wort des Herolds und um mich für die Stadt zu beweisen. Das ist schon eine Weile her und ich tat auch, was mir aufgetragen wurde. Doch ich habe ihre Zungen mit Blut gebunden, denn ein echter Schauspieler und Possenreißer, Musikant und Unterhalter, ja der redet auch viel wenn der Tag lang ist. Wenn sie aber für unsereins aufführen sollen, dann erfahren sie zu viel und so tat ich, was eben sein musste, für jenen Auftrag. Keiner lebte über seine Gebühr lang und es gab auch den lebendigen Wechsel in meiner Truppe, dass der Anschein gewahrt blieb. Und doch: Es gibt sie eben. Ich habe den Fall dem Herold schon vorgetragen - doch einer mehr, wie Ihr, als Liktor, der für die Spieler spricht, die nur für diesen Dienst geschaffen würden, das wär’s mir sehr wert.”
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Benjamin
Assamit
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Re: [1037] Kabale und Liebe [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Benjamins Züge haben etwas freundliches, gar verständnißvolles. "Jeder wie er kann. Notwendigkeit, und doch so falsch. Ich verstehe eure Zwickmühle werte Achilla. Und Ich will euch gerne helfen. Ihr steht zwischen den Stühlen die euch aufgetragen haben eine Schaustellertruppe bereitzustellen für Unsereins." er versteckt es gut, doch als er seine Beine übereinanderschlägt und nun im Schneidersitz auf dem Stuhl sitzt sieht die Signora tatsächlich so etwas wie Abscheu in den Zügen des jungen Mannes.

"Und die euch andererseits nun dazu zwingen sie wieder zu beseitigen. Im Namen der Stille. Wie viel sinds denn wenn ihr mir die Frage beantworten wollt? Dann muss Ich es nicht selbst herausfinden. Ich beantworte euch euer Angebot gleich, aber Ich denke Ich sollte euch davor noch meine zweite Idee präsentieren." er setzt sich wieder normal hin und steht auf, die Hand am Kinn "Habt ihr jemanden in eurer Truppe, Nerven aus Stahl, ein oder eine begnadete SchauspielerIn? Jemand mit einem ausgeprägten Sinn für die Gemeinschaft und ohne Skrupel?" er stoppt und schaut Achilla erneut direkt an "Eins noch vorweg, es hängt nicht alles an der Beantwortung dieser Frage, so oder so will Ich versuchen euch zu helfen."
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Signora Achilla
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Re: [1037] Kabale und Liebe [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Signora Achilla »

“Eine Handvoll”, erklärte die Signora mit einem Seufzen. Sie zeigte nicht, was sie in seiner Miene gesehen hatte - und wahrscheinlich war Abscheu auch keine Regung, die selten für sie war.
“Die, die ich fest dazu hole, mit denen mache ich irgendwann diesen Pakt. Sie wissen, dass sie eines Nachts sterben müssen wie alle Menschen. Doch ich gebe ihnen eine Zeit auf der Bühne, Auftritte und helles Strahlen anstelle von Straßenstaub, Altern, Krankheit und Verfehmung wie alle Heimatlosen sie erfahren. Nach vielleicht sieben Jahren müssen sie sterben, so ist der Pakt. Nicht alle wagen ihn - die Fahrenden und Zigeuner fürchten solche Zauberei. Doch die, dies tun, gehören ab dann der Nacht. Und das Spiel, das sie wagen können, ist uralt von den Echos der alten Theater und brennend neu von jedem frischen Tag und Verstehen.”


“Es gibt noch ein paar weitere, die selten einmal von meinem Blut gekostet haben, doch nicht wissen, was es ist. Sie halten es für ein Rauschkraut, eine seltene Belohnung in schwerem Wein, in Feiern nach den schönsten Auftritten. Für einige ist es ein Ansporn. Für andere einfach ein Genuss, begossen mit noch mehr Wein und dem süßen Vergessen im Mohn. Einige wenige, die Seltenen, die Besten, sind der Nachwuchs für die nächste Generation meiner Truppe.”

Die Signora erklärte all dies behutsam, untermalt mit sachten Gesten für die feineren und dunklen Nuancen in ihren Worten.
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Benjamin
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Re: [1037] Kabale und Liebe [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

"Sieben Jahre.." sinniert er, es war eine interessante Überlegung. "Aus rein persönlichem Interesse werte Achilla, sind sie sich darüber bewusst was sie für eine Last auf ihre Schultern nehmen, also das volle Ausmaß?" genau studiert er die Bewegungen Achillas, so als wolle er keine Nuance missen die sie in ihre Erzählung einbrachte.

"Ihr habt einige Möglichkeiten um die Leben eurer Truppe zu schützen. Ich habe auch einen Vorschlag diesbezüglich der auf euer Angebot eingehen würde. Ihr bekommt erstmal einen Zeitvorschub von fünf Jahren und jeder freie Ghul den Ich durch eure Informationen ausschalten kann, jedes Leck was Ich durch eure Informationen schließen kann wird euch zugerechnet und Ihr könnt euch dadurch Freiräume schaffen. Wie hört sich das für euch an werte Achilla?" mittlerweile ist er aufgestanden und lehnt an einer der Wände des brüchigen Hauses während er Achilla lächelnd anschaut.

Auf seine letzte Frage wird er später noch einmal zurückkommen, erst einmal gilt es Tatsachen zu schaffen bevor Pläne für die Zukunft entworfen würden.
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Signora Achilla
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Re: [1037] Kabale und Liebe [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Signora Achilla »

“Wie können sie das volle Maß kennen? Nicht einmal wir, die wir auf der anderen Seite des Todes sind, verstehen es gut genug. Und sie? In ihren Köpfen ist es verworren zwischen Aberglauben und Zauberei. Sie wissen, dass sie über dies schweigen müssen, was sie für und während der Darbietungen sehen.” Sie hob eine Hand vor eine Hälfte ihres maskierten Gesichtes als lege sie noch eine weitere Maske darüber.

“Nicht wenige von ihnen haben die Fünf Nächte überstanden und die Jäger mit ihren Feuern und ihrem Zorn in den Straßen gesehen. Für die Fahrenden, die Heimatlosen, die Zigeuner und Verfehmten ist dies so schrecklich und tödlich wie für unsereins - sie sind die ersten, die von den Menschen aus den eigenen Reihen gebrannt und gestoßen werden.”

Achilla senkte die Hand wieder. “Euer Angebot klingt recht. Helfen wir einander und damit zugleich uns allen in Genua.” Behutsam reichte sie ihm die Hand über den Tisch hinweg. Die ihre steckte in einem sorgfältig genähten, wenn auch schon etwas fadenscheinigen, abgewetzten Handschuh, verziert mit einem hölzernen Armband und ein paar Stickereien.
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