[1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

[Juli'20]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Signora Achilla
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Signora Achilla »

“Es ist eine alte Kunst und die Menschen haben viel davon vergessen”, meinte die Signora dazu. “Doch viel lässt sich so erzählen. In einem guten Stück ist so vieles enthalten und in vielen Schichten, die einander überlagern… .”
Sie unterbrach sich hier. “Ha. Ich schwärme, eh? Doch es ist selten genug, mit einem zu sprechen, der auch weiß, wovon ich rede. In dieser Zeit ging vieles von einst verloren.”

Sie neigte den Kopf etwas zur Seite. “Doch ich will nicht allein von meiner Leidenschaft sprechen. Erzählt mir von Eurer, wenn Ihr Eure Suche nach Werken der Künste so nennen mögt. Was lässt Euch suchen? Und wie wisst Ihr, dass Ihr’s gefunden habt?
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Fray Diego
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Fray Diego »

" Vieles von dem was mal gewesen ist, ist bereits verloren gegangen. Vieles von dem was ist, wird niemals erzählt werden und vieles von dem, was geschehen wird, wird niemals weiter erzählt werde. Es ist immer wieder bedauerlich, dass so wenig aus der Vergangenheit überdauert hat. Aber somit ist eure Form der Kunst eine der wenigen Formen der Erzählung, welche nicht nur den Anforderungen der Menschen Genüge tut, sondern auch denen der unsrigen. Schauspiel ist Interpretation, teilweise auch Besinnung, und jeder der eine Darbietung sieht, sollte am Ende etwas für sich aus dem Gesehenen und Gehörten mitnehmen. Meint ihr nicht?"

Fray Diego lächelt verständnisvoll.

" Ich kann eure Schwärmerei absolut nachvollziehen. Ihr habt ein profundes Medium gefunden um zu erzählen, beobachten und zu berichten. Dabei darf man ruhig ins Schwärmen geraten und dazu darf man, in diesem Falle ich, auch gratulieren"
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Signora Achilla
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Signora Achilla »

“Es ist mir eine Lust, diese Schwärmerei - und eine Lust auch, das Schauspiel und die Bühne zu fördern. Für unsereins in den Reihen der Zuschauer, aber auch für die Menschen. Beides sind unterschiedliche Spiele, denn das Publikum ist grundverschieden, doch beide können etwas darin finden.”
Sie hob sacht die Schultern. “Es wurde mir eins aufgetragen, dass ich eine Truppe zusammenschmiede, die für unsereins spielen und auftreten kann. Was nun aus ihnen wird, mit dem letzten Erlass der principessa bianca, das wird sich zeigen. Ich hoffe, sie wird es selbst entscheiden, ob sie leben oder sterben sollen. Denn am Ende waren sie alle ihr gewidmet, auch wenn sie sie niemals ansah.”

Sie zuckte leichthin mit den Schultern. “Und wenn nicht? Dann wird der Tod sie alle holen und ich werde neu beginnen, mit etwas anderem und auf andere Art. Doch die Form dieser Kunst selbst und die Leidenschaft für sie, das brennende Licht der Bühne und der Aufmerksamkeit, der Aufbau von Tragödie und Komöde, die Facetten zwischen Kostüm und Kulisse, Wort und Auftritt, Geste, Gesang, selbst der kleinsten Einzelheit im Stück… ah. Das endet nicht.”

Sie hatte begonnen, die Arme auszubreiten in ihrer Begeisterung, um die Worte mit einer weiten Geste zu unterstreichen. Die Motten hatten begonnen, um sie her zu flattern, vielleicht angesteckt von ihrer Begeisterung oder einfach aufgeschreckt durch die Bewegung.
Nun aber legte sie die Hände wieder ineinander. “Ich bin froh um jeden hier in Genua, der eher den Garten des Friedens hegen und von seinen süßen Früchten kosten mag als mit den Schwertern zu rasseln. Ich bin froh, Eure Bekanntschaft zu machen, Fray Diego.”
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Fray Diego
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Fray Diego »

" Auch mir ist eine wahre Freude, eure Bekanntschaft zu machen. Ihr habt eine Truppe aufgestellt, welche zur Belustigung der unsrigen auftreten soll? Das finde ich eine wundervolle Sache. Hatte die principessa bianca bereits die Gelegenheit, einer solchen Darbietung zu folgen?"

Echtes Interesse zeigt sich im Gesicht des Lasombra, als er den Ausführungen der Nosferatu folgt.

"Eventuell müsste man sie zu einer Aufführung einladen. Ich hätte da schon eine interessante Idee, weiss aber nicht, ob sie euch zusagen würde. Wie wöre es, wenn sich euch die Möglichkleit bieten würde, vor der höchtverehrten Aurore aufzutreten, oder wenn zumindest die Möglichkeit besteht, dass sie bei einem solchen Auftritt anwesend ist. Und wenn nicht, würde sich euch immer noch die Möglichkeit bieten, dass die Truppe vor mehreren Mitgliedern der Domäne auftritt.Wie groß ist eure Truppe ?"
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Signora Achilla
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Signora Achilla »

Da lachte die Signora kurz auf. “Ah, nein. Sie war noch nie das Publikum. Ich könnte nicht einmal sagen, ob sie überhaupt weiß, was für sie geschaffen wurde.” Die Signora zuckte kurz mit den Schultern.
“Es mag wohl sein, dass es für sie wieder vernichtet wird, noch bevor es je zu einer Blüte kommt. So ist das neue Gesetz, eh?”
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Fray Diego
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Fray Diego »

Diego zuckt mit den Achseln. " Ja so will es das Gesetz. Es liegt nicht an uns dies zu ändern oder zu hinterfragen. Diese Macht hat nur die principessa blanca, die höchstverehrte Aurore."

Fray Diego schmunzelt einmal kurz, als er den Zettel entfaltet und ihn an der Tafel befestigt.

" Doch es wäre Schade, wenn sich nicht die Möglichkeit bieten würde für einen letzten Vorhang. Auch wenn es nur die Möglichkeit ist, vor den Bewohnern und Gästen der Domäne als das aufzutreten, für das sie geschaffen wurden und für das sie geprobt haben. Ein Abend, an welchem andere die Möglichkeit haben, der Darbietung zu folgen und sich selber ein Bild der Arbeit zu machen, welche ihr in diese Gruppe investiert habt. "

Er tippt mit dem Finger auf den Aushang und zwinkert ihr dabei verschwörerisch zu.

" Ein vielleicht erster letzter Vorhang?"
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Signora Achilla
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Signora Achilla »

Dem Fingerzeig folgend drehte sich die Signora zu dem Anschlag hin und las ihn bedächtig.
“Ha”, bemerkte sie. “Ich hörte schon davon, dass Ihr an einem Fest plant. Hatte sogar das Für und Wider abgewägt, über ein Fest in den Straßen von Genua.”
Es klang recht vergnügt.

“Vielleicht wollt Ihr ein kleines Stück gespielt sehen, an jenem Abend? Nichts Langes oder Schweres, denn daran ist in diesen Nächten kaum einer gewöhnt und es nähme zu viel des Abends ein. Doch ein kleines Stück - oder vielleicht einfach nur etwas Zierart am Rande, Musik und derlei?”
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Fray Diego
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Fray Diego »

Fray Diego lächelt offen und seien Worte sind verständnisvoll.

" Ich bin hocherfreut, dass ihr die Möglichkeit, die sich euch bietet, und auf welche ich hinweisen wollte erkannt habt und noch mehr darüber, dass ihr sie ergreifen wollt. "

Er reibt sich das Kinn als er kurz nachdenkt.

" Ein gewisser zeitlicher Rahmen kann ohne weiteres eingeräumt werden, und wenn keiner kommt, habt ihr immerhin noch mit mir ein Publikum. Es wäre mir ein wirkliches Vergnügen, wenn Ihr und eure Truppe mein Fest bereichern würdet. "

Dann druckst er ein wenig herum.

" Ich weiss, dass es dem Publikum eigentlich nicht zu steht, Wünsche an die Darbietung zu stellen, aber meint ihr, es wäre möglich, etwas passend zum Thema "Freiheit" zu machen?"
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Signora Achilla
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Signora Achilla »

“Das Publikum hat jedes Recht in der Kunst, so wie’s es sich das herausnimmt”, meinte die Signora mit dem Humor, der mit langen Jahren Bühnenerfahrung kommen musste.
“Und der Patron eines solchen Abends kann gewiss das Thema nennen. “Freiheit”... .”

Sie schmeckte das Wort im Mund und schnalzte einmal mit der Zunge. Eine Handvoll Motten stob aufgeschreckt auf und flatterte davon, hin zum nächsten Licht, um dort zu tanzen.

“Das ist ein großes Wort und heikel unter unsereins”, sagte sie bedächtig. “Ich kann ein Stück schreiben, in dieser Art. Das würd’ solchen wie Magister Gasparo, die gern die Stücke von einst auf der Bühne sähen, weniger gefallen, doch ich müsste es nicht zugeben, dass es für den Abend geschrieben wurde. Ich könnt’ irgendeinen Namen erfinden, für den Stückeschreiber… .” Auch darin lag Humor, er war nur etwas feiner und vielleicht ein wenig bissig.
“Doch bevor die Pferde mit mir durchgehen, sollte ich den Patron wohl fragen: Welche Botschaft soll das Stück senden? Denn ‘Freiheit’, so müsst Ihr zugeben, ist ein sehr zweischneidiges Schwert, eh?”
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Fray Diego
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Fray Diego »

In Fray Diegos vernarbtes Gesicht schleicht sich ein Grinsen, ein Kichern entfährt seinem Mund, als er den Worten der Nosferatu lauscht.

" Ich bin mir durchaus bewusst, dass das Thema Freiheit ein heikles Thema ist, aber ich plane einen Abend der Diskussion und des Austausches zu diesem Thema. Und da nun mal jeder zu diesem Thema aus dem einen oder anderen Grund eine unterschiedliche Meinung hat, bietet es die Möglichkeit, diese in einem angenehmen Rahmen kund zu tun und zu diskutieren. "

Sein Blick fokussiert wieder die Maske seiner Gesprächspartnerin.

" Ich habe Euch, als Künstlerin bereits eingeschränkt, indem ich Euch ein Motto des Abends für die Darbietung genannt habe. Eine Botschaft in eurer Darbietung zu senden, steht mir nicht zu. Es ist eure Darbietung und daher soll dies Eure Botschaft sein. Diese muss nicht eure eigene sein, sondern darf gerne "eine" Botschaft sein, welche erneut zur Diskussion anregt. Auch in einem solchen Fall ist es eure Freiheit."

Er reibt sich ein wenig gedankenverloren das Kinn.

" Wobei man ja auch sagen muss, dass diese Freiheit, die ich euch damit gebe, ebenfalls für euch ein zweischneidiges Schwert ist, nicht wahr?"
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