[1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

[Juli'20]
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Signora Achilla
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[1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Signora Achilla »

Wohl als eine Antwort auf das Schreiben im Elysium hin macht sich die Signora Achilla letztlich eines Nachts auf, um im Elysium und im Zweifel auch mit einem Deut auf jenes Schreiben hin nach eben jenem Liktor Fray Diego zu fragen und wo oder wie man ihn wohl antreffen könne?
Vielleicht weiß einer der Wächter im Elysium, eine Antwort zu geben - oder es gibt sonstwie einen Hinweis?
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Fray Diego
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Fray Diego »

Keiner der Personen im Elysium weiss eine Antwort auf den Wohnort des Liktors zu geben, und gerade, als sich die Nosferatu wieder unverrichteter Dinge aus dem Elysium entfernen möchte, tritt der Liktor in das Elysium, immer noch einen Ort Gottes, und des Gebetes, um dort seine Gebete zu sprechen. Er sieht die Gestalt an der Tafel mit den Aushängen stehen und nimmt diese kurz mit einem Nicken zur Kenntnis.

Erst kommt der Dienst an Gott, dann der Dienst an den Menschen. Also wendet sich der Liktor zum Gebet um nach einigen Minuten ebenfalls an die Tafel zu treten.

Er hatte die Nosferatu bereits auf dem letzten Treffen der Domäne gesehen, kannte jedoch weder Namen noch Status. Daher begrüßte er die namentlich unbekannte mit einem leichten Nicken und einem " Seid gegrüßt, werte Dame."
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Signora Achilla
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Signora Achilla »

Signora Achilla war, allem äußeren Anschein nach, eine Fahrende oder eine Schaustellerin - oder beides. Das Kleid war zu bunt, um zu den gesetzten Verhältnissen genuesischer Matronen zu gehören, der geschnitzte Holzschmuck klapperte hier und da bei ihren Bewegungen und das buntbestickte Kopftuch war eher lose gewickelt als ordentlich festgesteckt.
Vor allem aber trug die Signora eine Maske. Aus leichtem Holz und Leder gefertigt war diese ein kleines Kunstwerk für sich: mit zarten Schnitzereien im Holz und dem Leder so fein angeleimt oder genäht, dass sie nicht nur das Angesicht der Dame verbarg sondern ein ganz eigenes, neues darstellte. Heute Nacht waren das Wellenmuster, mit aufgemalten Fischen dazwischen. Die Linien der Wellen zeichneten die Linien eines ebenmäßigen Gesichtes nach und auch wenn die Farben nicht teuer waren sondern eher blässlich in blau und grün, so war es doch eine schöne Arbeit.

Als der Liktor zu diesen Aushängen trat und seinen Gruß aussprach, wandte sie sich ihm auch zu, erwiderte sein Nicken mit einem gezierten Knicks und meinte: “Einen wunderbaren Abend wünsche ich Euch… .” Hier war ein kurzes Zögern, denn sie wusste wohl so wenig wie er, wem sie gegenüber stand. Sie hob dann leicht die Hand, mit der geöffneten Handfläche nach oben wie zu einem Angebot.
“Wenn Ihr erlaubt, dann will ich mich vorstellen.”

All das wirkte gefällig und hübsch, wenn wohl auch mit der reglosen Maske anstelle eines bewegten Gesichtes etwas eigenwillig. Die Gesten waren klar, die Worte gerade wegen der Maske ebenso, damit sie noch gut zu verstehen waren. Kein Fingerbreit der Haut der Dame war zu sehen, mit dem bunten Stoff, dem Schal, der Maske und allerlei anderen Kleinigkeiten.
Was aber wohl doch irritieren konnte, war etwas, das hier erst auf den zweiten Blick wirklich auffiel: in den Falten des Stoffes, überall, hockten unscheinbare Motten, in Grau und Braun. Die meisten regten sich nicht und waren wohl zufrieden damit, sich an den Stoffen gütlich zu tun. Hier und da flatterte mal eine auf oder ließ sich nieder.
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Fray Diego
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Fray Diego »

Fray Diego, wie immer in den Gewändern eines Benediktinermönches gekleidet, hob die Hände. Blasse Haut an den Händen, welche auch schon vor dem Kuss lange Zeit kein Tageslicht gesehen hatten, machten eine auffordernde Geste.

" Es wäre mir eine Freude, euren Namen zu erfahren und Eure Bekanntschaft zu machen. "

Dann lauscht er den Worten der Nosferatu und besah sich die Person vor ihm noch einmal von oben bis unten. Die Motten faszinierten ihn und er musste sich bemühen, der Person vor ihm in die Augen, welche hinter der unveränderlichen Maske verbargen lagen, zu blicken.
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Signora Achilla
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Signora Achilla »

Die Signora legte sich die Hand auf die Brust und neigte kurz den Kopf. “Signora Achilla, Neugeborene vom Blute Absimiliards”, erklärte sie. “Genua ist mir Heimat geworden, doch Euch kenne ich noch nicht. Ich hoffe, das lässt sich ändern?”

Die Augen hinter der Maske waren im Leben wohl einmal dunkel gewesen und bei schlechtem Licht war es immer noch so. Doch bei besserer Sicht war leicht zu erkennen, dass sie milchig waren, wie es bei Leichen vorkam, die schon ein Weilchen lagen.
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Fray Diego
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Fray Diego »

Fray Diego nickt der Nosferatu zu, weiterhin fasziniert von den Augen Achillas.

" Ehm.... es ist mir eine Freude Euch kennenzulernen. Mein Name ist Fray Diego, Liktor Genuas, Neugeborener vom Clan Lasombra. Ich lebe seit einigen Jahren in der Stadt und auch mir ist die Stadt bereits eine Heimat geworden. Schön, dass wir uns in diesen Räumlichkeiten begegnen. Seid ihr nur hier, um die Aushänge zu studieren oder habt ihr ein Anliegen an die Hüterin des Elysiums?"

Sein Verhalten, seine Gestik und Mimik, zeigen ein offenes Interesse an der Nosferatu und den Gründen. Anscheinend hat er keine Eile an diesem Abend und ist zum Plauschen aufgelegt.
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Signora Achilla
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ai, nein. Auch wenn ich der Hüterin der Elysien wohl doch meine Aufwartung machen sollte, für einen Dank für ihr Tun. Ohne solcherlei wäre ein Aufeinandertreffen wie dies zwischen Euch und mir heute Nacht schwieriger, eh?”
War das ein Augenzwinkern? Der Tonfall war leicht und heiter, in der Tat wie zur Plauderei.

“Die Aushänge waren jedoch den Blick wert, will ich meinen. Das ist der Eure?” Sie deutete hinauf zu eben dem Anschlag, den sie vorhin noch studiert hatte. Vielleicht war das allein auch schon bemerkenswert genug: Es war nicht eben typisch für Fahrendes Volk oder Frauen oder auch nur sonst gewöhnliche Leute in Genua, dass sie lesen konnten.

“Ihr sucht nach der Kunst in ihren verschiedenen Arten und Formen?”
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Fray Diego »

" Ach ja, die Hüterin. Ich muss sagen ich bin hellauf begeistert, dass sie sich die Zeit nimmt, an zwei Nächten in der Woche hier auf das Elysium aufzupassen. Es ist selten der Fall, dass man eine Hüterin immer auch zur Öffnung des Elysiums vorfindet, insofern begeistert mich die Bereitschaft zur Aufopferung der werten Toreador."

Ein amüsiertes Lächeln zeigt sich auf dem Gesicht des Lasombra, wenn auch ein wenig verzerrt durch die Narbe in seinem Gesicht.

Danach wechselt der Gesichtausdruck zu einem anerkennenden Schmunzeln.

"Ah, ich freue mich, dass es euch gelungen ist, meine schreckliche Handschrift zu entziffern. Leider muss ich sagen, dass ich, obwohl des Schreibens mächtig, über eine ziemliche Sauklaue verfüge, wie mein Lehrer, der werte Bruder Francesco zu sagen pflegte. Aber ich bin froh dass es mir gelungen ist, meinem Wunsche Ausdruck zu verleihen."

Dann streicht er einmal kurz über das Pergament an der Wand.

" Ja, in der Tat bin ich auf der Suche nach etwas erbaulichem für Räumlichkeiten zur Erbauung, wenn ich dieses Wortspiel verwenden darf. Es sollte zu Gesprächen anregen ohne zur Gewalt aufzufordern, ermuntern seine Meinung kund zu tun ohne dass es zu Ausschreitungen kommt. Kurz gesagt: es sollte zu den gesellschaftlichen Kreisen Genuas passen. Vor allem zu unseren Kreisen. "
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Signora Achilla
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Signora Achilla »

“Es heißt, dass die Schrift ein Handwerk und eine Kunst zugleich ist. Ich will daran glauben, dass es einen Wert und Zweck hat, dass sie bei jedem anders ausschaut - denn ein jeder hat auch einen anderen Blick auf die Welt und eine andere Art, sie zu ...beschreiben.”
Sie machte eine sanfte Geste zu dem Anschlag hinauf.

“Ich bin gespannt, was für Werke Ihr sammeln könnt”, fuhr sie dann fort und wendete sich damit ganz Fray Diego zu. “Und vielleicht könnt’ ich was dazu fügen. Ich versteh’ mich nicht auf die Dinge, die Bestand haben, Kunst in Stein, Holz oder Leinwand. Doch ich versteh’ was von der Musik und dem Schauspiel, von der Kunst des Augenblicks.” Das klang nach Heiterkeit, so wie sie es aussprach.
“Es ist wohl nicht, was Ihr sucht, doch vielleicht ist’s etwas, das in Zukunft einmal seinen Raum findet. Ich habe einen Traum von alter Pracht, von den Theatern wie man sie noch bei den Griechen und hierzulande auch sehen kann - und dass es solcherlei in Zukunft wieder geben mag.”
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Fray Diego
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Re: [1038] Die Kunst ist eine flüchtige Gesellschaft [Achilla, Fray Diego]

Beitrag von Fray Diego »

" Nun, das klingt durchaus vielversprechend. Auch wenn ihr nichts zu einer bleibenden Kunst in den Räumlichkeiten beitragen könnt, so würde sicherlich die Möglichkeit bestehen, in regelmässigen Abständen in den von mir angedachten Räumlichkeiten einen Aufführung durchzuführen."

Er zuckt mit den Schultern.

" Selbstverständlich bin ich mir darüber bewusst, dass es kein altes Theater erstetzt und damit auch kein breites Publikum beherrbergen kann. Jedoch bin ich mir sicher, dass es in vielen Fällen bei einer Aufführung weniger um ein vielfältiges Publikum ankommt, sondern mehr auf ein solches, welches die Qualität der Darbietung auch zu schätzen weiss. Meint ihr nicht ?"

Er schaut noch einmal kurz auf die Leinwand, sein Hand wandert in den Ärmel seiner Robe und scheint dort ein weiteres Pergament gefunden zu haben, welches er jedoch erstmal in der Hand zu behalten scheint.
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