[1038] Irgendwo in Clavicula [Augusto, Benjamin]

[Juli'20]
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Benjamin
Assamit
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[1038] Irgendwo in Clavicula [Augusto, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Der Frühling hält langsam Einzug in Genua. Die Nächte sind mild und der Winter überstanden. In einer dieser Nächte läuft ein Jüngling durch Clavicula. Er sieht aus als würde er von hier kommen, zerrissene Hose, eine Weste über Leinen und Schuhe die ihre besten Tage schon lange hinter sich gelassen haben. Trotzdem wirkt etwas anders an ihm, aber es würde schwer fallen die richtigen Worte dafür zu finden. Jedenfalls sorgt dieses ominöse Andere dafür, dass er von Halunken die ihn gerne wegen seiner Schuhe um die Ecke bringen würden schlussendlich doch gemieden wird.

Es dürstet ihn nach Bier, und so führt ihn sein Weg durch die Siffe der Straßen, vorbei an immer noch nicht angerührten Brandruinen in denen sich die Menschen dicht an dicht zurückziehen um wenigstens ein bisschen Schlaf zu bekommen. Er betritt eine Schenke, die wie so viele in diesem Stadtteil nur Schenke genannt wird. Vielleicht hatte sie auch mal einen Namen, aber wer weiß das schon und vor allem wer interessiert sich dafür? Es gibt Bier und Wein und für etwas mehr auch ein bisschen Liebe.

Ein Blick huscht durch den Raum, sein Kopf ist etwas zwischen seine Schultern geschoben, so als wolle er bloß keine Aufmerksamkeit erregen und ungewollte Prügel einstecken. Er bahnt sich seinen Weg durch den Dampf des Dünnbiers der hier an allen Ecken und Enden ausgeschieden wird. Auf die eine oder andere Weise.

"Tsch' uldigung" er zieht sich ein bisschen an den Tresen die Ellenbogen auf dem Holz abgestützt. "Ich such 'n Martina is der zufällig hier?" ein hoffnungsvolles Grinsen ist auf seinem jungenhaften Gesicht zu sehen als er den Wirt anspricht.
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Federico Augusto
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Re: [1038] Irgendwo in Clavicula [Augusto, Benjamin]

Beitrag von Federico Augusto »

Nach einem mehr oder minder freundlichen Gespräch schickte man den Knaben durch den Schankraum. Dort saß eine Gruppe Leute um einen Tisch herum und trank mit allerlei Gelächter, "Pfui!" und "Bwäh!"-Rufen. Auslöser des Ganzen war eine beleibtere, etwas ältere Frau mit einem großen Kelch in der Hand und einem hochroten Gesicht. Sie saß auf etwas, das wie der große Kasten eines fahrenden Reisenden wirkte, mit allerlei Farben und Bildern verziert war und eine Unzahl an Schächtelchen und Kästchen in sich verbarg.
"... ich schau also nach, ob sich endlich was tut. Da schaut mich das Dummerchen mit großen Augen an und sagt zu mir: 'Sehet auch den anderen Eingang, mein Gatte nahm auch diesen oft", vollendete sie gerade einen stadtbekannten Witz und brachte die offenbar schon recht besoffene Gruppe damit zum Gröhlen.
Martina war, wie es schien, eine Frau mit einem eher derben Humor.
Es besteht kein Grund, dass Ihr eure Hände beschmutzt, mein Herr. An meinen klebt genug Dreck für uns beide.
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Benjamin
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Re: [1038] Irgendwo in Clavicula [Augusto, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Der junge lacht instinktiv mit und nickt dem Wirt noch dankend zu, schaut aber etwas bedröppelt ob seines Fehlers. Er steigt zwischen Bänken und Bierkrügen hindurch.

Schlussendlich bleibt er am Rand der Leute stehen und schaut unsicher in Richtung der Frau und wartet augenscheinlich darauf, dass sie sich von ihren Trinkgefährten löst oder ihm zumindest ein bisschen Aufmerksamkeit schenkt. Das einzig auffällige, was ihn von einem unsicheren Bürchschen unterscheidet ist seine Ausstrahlung. Irgendwie wirkt er ungewöhnlich entschlossen, auch wenn es gerade nicht danach aussieht.
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Federico Augusto
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Re: [1038] Irgendwo in Clavicula [Augusto, Benjamin]

Beitrag von Federico Augusto »

Die beleibte Frau grinste zufrieden und kippte einen großen Schluck ihres dünnen Weins hinunter. Ihr Blick fiel auf den Jüngling und blieb einen Augenblick auf ihm haften. Sie hätte nicht sagen können, dass sie ihn gekannt oder auch nur von ihm gehört hätte. Etwas an dieser Ausstrahlung hob ihn wohl von den anderen Gästen in der Schenke ab oder zumindest von den besoffenen Latschengesichtern, um sie herum.
Sie beobachtete ihn einen Augenblick, dann winkte sie.
"Setz dir, nimm dir 'n Bier!", sagte sie.
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Benjamin
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Re: [1038] Irgendwo in Clavicula [Augusto, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Der Junge nähert sich ihr, durch ihre Aufforderung, deutlich selbstbewusster als bisher und platziert sich neben sie. Sein Kopf reckt sich etwas in ihre Richtung während er freudig lächelt. So wie das Ganze aussieht ist er sicherlich einer von der leichten Sorte, oder ein Bote, nutzt er doch die nächste sich bietende Gelegenheit um ihr frech etwas ins Ohr zu flüstern.

„Ich bin nicht so der Biertrinker aber Ich hab von Freunden gehört du kannst mir weiterhelfen wenn Ich mich mit Augusto treffen wollen würde. Ich bin übrigens Benjamin.“ da ist wieder etwas in seiner Art, nicht ganz zu benennen aber es fällt trotzdem auf. Vielleicht sind die es seine Bewegungen? Vielleicht seine Aussprache die nicht mehr ganz zeitgemäß ist? Oder vielleicht sind es auch einfach nur seine Augen die einen taxieren, gespannt und wissbegierig? Wer kann das schon sagen?
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Federico Augusto
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Re: [1038] Irgendwo in Clavicula [Augusto, Benjamin]

Beitrag von Federico Augusto »

Martina zog die fleischigen Lippen von den Zähnen zurück. Sie schnalzte mit der Zunge, schlug sich mit der freien Hand auf die Schenkel.
"Ei!", sagte sie und knallte den Kelch auf den Tisch. "Ei, den kenn ick."
Es war schwer zu sagen, ob sie von der Gestalt des Jungen irritiert war, oder sie durchschaute. Es war auch schlicht möglich, dass sie als Handlangerin eines Leichenfledderers schon allerlei gesehen hatte und Furcht ein gewöhnlicher Teil ihrer Tage und Nächte. Den verschwörerischen Blick über die Schulter, den beherrschte sie sicherlich.
"Kann dir wohl helfen, kömmt aber drauf an, wat de willst. Treibt sich oft inne Wälder rum in letzter Zeit."
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Benjamin
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Re: [1038] Irgendwo in Clavicula [Augusto, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

"Geschäfte" erklärt der junge frech und lehnt sich etwas in die Bank zurück. "Er ist ein ziemlich weit entfernter Cousin von mir und Ich hab erst kürzlich herausgefunden das er auch wieder in der Stadt ist." rundet er seine Geschichte noch etwas ab. "Also könntet ihr ihm sagen das Benjamin ihn gerne sehen würde? Ich würd die Tage noch einmal vorbeikommen und das wann und wo entgegennehmen wenns recht wäre?" er schaut fragend nach oben.
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Federico Augusto
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Re: [1038] Irgendwo in Clavicula [Augusto, Benjamin]

Beitrag von Federico Augusto »

Plötzlich sah die ältere Frau den Burschen wie mit neuen Augen. Ein Fünkchen stahl sich in ihren Blick, sie nickte und lächelte wissend.
"Natürlich, junger Herr. Werd's ausrichten." Sie leckte sich über die Lippen, blickte unsicher durch den Raum der Schenke. "Sajen wir drei Taje, wie's altherjebracht is?"
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Benjamin
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Re: [1038] Irgendwo in Clavicula [Augusto, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin zwinkert ihr zu "Natürlich das hört sich hervorragend an. Ich nehm an wir treffen uns hier?" vergewissert er sich noch einmal freudig. Er verbleibt danach noch in der Schänke, scherzt hier etwas, lacht schallend bei einem derben Witz, schäkert etwas mit Martina und geht dann wieder seine Wege. Er scheint die Zeit tatsächlich zu genießen. Nur um drei Tage später durch die gleiche Tür zu treten. Abgehalfterte Kleidung und das gleiche süffisante Lächeln auf dem Gesicht.

Sein Blick streift durch den Raum.
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Federico Augusto
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Re: [1038] Irgendwo in Clavicula [Augusto, Benjamin]

Beitrag von Federico Augusto »

Drei Nächte und drei Tage später erwartete Martina den Jungen geduldig, aber wachsam. Dieses Mal saß sie nicht inmitten einer Meute, sondern hielt sich etwas abseits am Rand des Raumes. Sie stand dort an einer fensterlosen Wand,die Arme verschränkt und den Blick starr auf die Tür gerichtet. Als Benjamin in die Schänke trat, erstarrte sie, aber ihr Gesicht zeigte ein geübtes Lächeln.
"Der Herr sacht, ihm wäret recht", sagte sie, als er nahe genug heran war, um ihr Flüstern zu verstehen, "wenner euch treffen möcht. In drei Nächten anner Piazza dei Gatti Neri, wennet euch beliebt."
Sie wartete einen Augenblick darauf, ob das Kainskind zustimmen würde - wirkte aber, als hätte sie noch etwas zu sagen.
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