[1038] Ein Sehnen nach Vergangenem [Achilla, Toma, Alain, Nicolò]

[Juli'20]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1038] Ein Sehnen nach Vergangenem [Achilla, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Bereits als sie das Knirschen und Bersten des Holzes wahrgenommen hatten, hatten sie die Hände zurückgezogen, gerade so, dass die Fänge Achillas' an ihnen vorbei schnappten.

Mit bedauerndem Blick sahen sie auf die wütende Nosferatu herab und sondierten die Fesseln, ob sie der Kraft und Wut der Kainitin stand halten konnten.
Noch. Doch wenn sie ihr Blut einsetzte, würden sie vielleicht nicht halten.

Auch die ganzen Motten, die sich nun auf ihr auszubreiten begannen, waren ein Hindernis. So konnten sie nicht ordentlich arbeiten.

Sie nahmen den Pflock von der Werkbank und hielten ihn über ihre Brust um die richtige Position zu finden.
Es war erwartbar gewesen und unvermeidbar.
Mit einem kräftigen Stoß rammten sie ihr den Pflock ins Herz und brachten ihre Bewegungen damit zum Erliegen.
Doch der Schmerz würde dadurch nicht vergehen. Nein alles würde sie dennoch erleben.

Nach und nach fingen sie die Motten ein, die sich noch um sie beide ausbreiteten und schabten sie von ihrem Körper, nur um ihnen im selben Augenblick das Leben auszuquetschen und aus ihren kleinen Leibern Masse zu schaffen, die sie Achilla zurückgeben würden.
Sie mochten vergehen und waren doch nie fern, dem Ort aus dem sie entsprungen waren.
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Signora Achilla
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Re: [1038] Ein Sehnen nach Vergangenem [Achilla, Toma]

Beitrag von Signora Achilla »

Der Schmerz machte sie wahnsinnig. Sich nicht bewegen zu können, das war ein neuer, ein weiterer Schmerz. Sie wollte schreien und konnte es nicht. Sie konnte die Hände auf und in ihrem Körper spüren. Ihr Leib veränderte sich.

War dies das Gefühl, dass eine Larve hatte, wenn sie sich in ihren Kokon einspann? Fühlte es sich so an, wenn einem Flügel wuchsen und man etwas gänzlich Neues wurde?
So musste es sein. All ihre winzigen Begleiter wussten es, als sie für sie starben, um wieder ein Teil von ihr und ihrem Fleisch zu werden.
Veränderung bedeutete immer Schmerzen - doch sie konnte, sie musste, sie wollte… . Vielleicht konnte sie auch nicht! Der Gedanke fuhr jäh dazwischen, getrieben von einem schwarzen Dolch aus Pein an ihrer Seite. Es drückte und schob als würden ihre toten Eingeweide mit einem Male wieder zum Leben erwachen. Als würde ein Rattennest in ihren Lungen aufbrechen und die Tiere sich daraus herausnagen und -scharren.

Aber vielleicht.. vielleicht war es doch nur das Gefühl der Larve im Kokon. Vielleicht, vielleicht würde sie ihn bald aufbrechen, um neu und schön aus ihm heraus zu steigen. Vielleicht hatte sie dann Flügel… .
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1038] Ein Sehnen nach Vergangenem [Achilla, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Für sie musste es sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Schmerz um Schmerz um Schmerz und wenn er gerade nicht da war, weil Tomas Hände es nicht waren, dann blieb die Angst, dass er sogleich wieder kommen würde.
Sie konnte die Stunden nicht zählen. Vielleicht war es nur eine, vielleicht mehr, doch Nacht musste es noch immer sein. Sonst wäre Toma nicht mehr hier und sie schlafend.

Schnell und doch mit geschickten geübten Handgriffen tanzten Tomas Finger über ihr Gesicht und ihren Körper.
Irgendwo an ihren Beinen rissen sie ihr die Haut herunter und setzten sie in ihrem Gesicht und Hals wieder auf.

"Ihr habt zu wenig unbeschädigte Körpermasse, Achilla. Verzeiht, doch eure Beine werden wir nicht sauber überziehen können."

überziehen? Was sagten sie da? Sie wusste nicht was da wirklich mit ihr geschah. Sie konnte nicht einmal die Augen bewegen, die starr nach oben starrten und nur Tomas Gesicht und seine Hände manches mal sehen konnten.

Irgendwann blieben die Hände länger weg und Toma stand da, ruhig und schaute auf sie herunter, begutachtete ihren Körper.

Dann sahen sie in ihr Gesicht.

"Euer Körper ist eine wahre Herausforderung." offenbar gefiel ihnen das. "Wir werden den Pflock jetzt entfernen. Ihr werdet natürlich ein Loch davon in der Brust haben, weshalb wir auch nicht eure Brust vollständig ausbessern konnten. Doch euer Gesicht sollte euch bereits zusagen. bedenkt nur, dass ihr eben kein Mensch seid und eure Haut sehr trocken ist. Sie sieht gespannter und weniger weich aus. Sie wird nicht warm sein natürlich."

Bevor sie jedoch taten was sie sagten, den Pflock zu entfernen, gingen sie noch einmal hinaus und holten einen Spiegel. Eigentlich ein Stück poliertes Metall.

Dann zogen sie den Pflock und hielten ihn doch noch über sie, für den Fall, dass ihr Tier sich zu erst regen würde.
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Signora Achilla
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Re: [1038] Ein Sehnen nach Vergangenem [Achilla, Toma]

Beitrag von Signora Achilla »

Achilla bäumte sich auf und schrie. Für einen Moment wusste sie nicht, wer sie war - oder was. Die Schmerzen waren einem dumpfen Pochen gewichen. Selbst das war mehr als ihr toter Körper ihr sonst zu geben vermochte. Es war beinahe wie Herzschlag. Zu leben war nichts anderes als langsam zu sterben, begleitet tausend verwirrenden Eindrücken.

Etwas starrte sie von der Seite her an und sie wollte sich darauf stürzen. Spiegel. Spiegel! Das war sie selbst! Die Erkenntnis war wirr vermengt mit Tomas Worten, die erst langsam einen Sinn ergaben.
“Ich habe geträumt, ich wäre die Larve im Kokon”, sagte sie und starrte in ihr eigenes Angesicht im polierten Metall.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1038] Ein Sehnen nach Vergangenem [Achilla, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma schmunzelte. Das wunderte sie nicht, dieses Bildnis bei ihr. Eine Larve im Kokon.

Als Achilla in den Spiegel sah, sah sie ihr Gesicht mit vollen Wangen und einer richtigen Nase, ohne fansige Löcher hier und da, ohne Fetzen von Haut die herab hingen. Die Haut war nicht weich, aber glatt, straff. Etwas zu straff gezogen. Sicher als ein hübscher Mensch würde sie nicht durchgehen, doch als ein vom Leben gezeichneter Mensch. Offensichtlich musste ihr irgendetwas zugestoßen sein, vielleicht ein Brand?

Sie konnte den Druck des eingeschobenen Gewebes aus dem Leib ihrer Motten unter ihrer Haut fühlen. Es war da irgendwie falsch. Es war ein Fremdkörper in ihr, aber andere Körper die hatte sie immer in sich. So ganz neu war es nicht, nur anders.

Ihre Lippen waren aufgefüllt, ihr Busen kaum, dafür hatte sie dann doch zu wenig Gewebe gehabt und dann war da noch das Loch in ihrer Brust. Es würde heilen, doch fürs erste musste sie es verstecken.

"Ihr seid leider kein Schmetterling geworden. Was euch genommen wurde, können wir euch nicht zurückgeben...bisher."

Sie streichelten Achilla über die Wange.

"Doch vielleicht reicht es euch?"

Sie ließen ihr einen Moment sich im Spiegel zu betrachten.
"Ihr habt noch ein paar Stunden dieser Nacht euer neues Gesicht auszuprobieren. Wir wollen euch nicht aufhalten. Aber wenn ihr Interesse an warmer, lebendiger Haut habt...kommt wieder, wir hätten eine Idee."
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Signora Achilla
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Re: [1038] Ein Sehnen nach Vergangenem [Achilla, Toma]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ohh”, hauchte Achilla und tastete vorsichtig über ihr Gesicht, den Hals, den Kopf. Ihre Haare waren erstaunlich hübsch, hellbraun und weich gelockt, wenn sie sie nicht unter Schals oder Tüchern versteckte. Sie ließ die Hand über ihre Brüste, den Bauch und die Hüften gleiten und zuletzt streckte sie ihre Hand aus um diese anzuschauen.

War sie enttäuscht? Vielleicht. Man konnte es ein wenig in ihrem Gesicht sehen. Das Mienenspiel war steif, aber nun, da es nicht länger von einer Maske verborgen war, sprach es auch recht offen.
Zugleich aber schien sie fasziniert und aufgeregt. Da war eine Prise Abenteuerlust, die ihr in den Augen glitzerte und ein kleines Lächeln hervor kitzelte. Sie hauchte einen Kuss auf Tomas Hand, die ihr die Wange streichelte.

“Ein paar Stunden?”, fragte sie nach. “Zerstört dann die Sonne Euer Werk?” Angst lag in dieser Frage.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1038] Ein Sehnen nach Vergangenem [Achilla, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Nein." erwiderte Toma sicher, sicher in dem Glauben dass es für die Ewigkeit bestimmt war, wie sie es von sich kannten.
"Wir meinten damit nur, dass die Nacht noch nicht rum ist, wenn ihr also noch die Nacht durchstreifen wollt auf der Suche nach Genuss...was ihr ja so tut? Dann habt ihr diese Zeit noch." Sie wussten nicht so wirklich was genau Achilla so tat, aber sie hatte ja oft von Erlebnissen und Genuss geschwärmt.

"Wir können jedoch auch nicht sagen, wie lange es halten wird. Normalerweise für immer. Jedoch haben wir euch ja mit dem Fleisch eurer Tiere aufgefüllt, nicht mit eurem. Dieses Fleisch ist nicht Teil eures Körpers. Er könnte es abstoßen." Sie kannten das von ihrem Experiment mit dem Arm. Er ließ sich damals nicht verbinden und vielleicht würde auch das Fleisch der Motten aus dem Körper herausgetrieben werden...aber vielleicht, vielleicht hielt die Haut und alles was sie umgeformt hatten es auch inne und an seinem Platz.
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Signora Achilla
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Re: [1038] Ein Sehnen nach Vergangenem [Achilla, Toma]

Beitrag von Signora Achilla »

Erleichtert lachte die Signora auf, stand auch auf und machte eine etwas wacklige Drehung um sich selbst. Eitel hob sie die Arme etwas an wie eine Tänzerin, die sich präsentieren will, und machte sogar ein paar kleine Tanzschritte halb um Toma her und wieder zurück.

Nur wenige Motten hatten all dies überlebt. Die wenigen, die es hatten, flatterten nun zurück, verwirrt und ekstatisch zugleich, so wie Achilla lächelte und lachte. Sie legte sich dann geziert die Finger an die Lippen, die früher einmal voll und weich gewesen waren und heute Nacht doch wenigstens so aussahen. Kunstvoll und nicht ohne ein Augenzwinkern hauchte sie Toma eine Kusshand zu, überbracht von tanzenden Nachtfaltern.

“Dann will ich hinausziehen und die Nacht umarmen!”, verkündete sie. “Wollt Ihr mich begleiten? Wollt Ihr’s wagen?” Sie sah sich nach ihren Kleidern um, denn was hergezeigt werden wollte, bleiches Fleisch und schöne Rundung, das sollte doch vorher erst mit ein wenig Kunst verhüllt werden. So wurde die Verlockung doch nur schöner, oder nicht?
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1038] Ein Sehnen nach Vergangenem [Achilla, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Wonach steht euch der Sinn?" fragten sie mit weniger Euphorie als die Nosferatu.
"Wir wären womöglich nicht die beste Gesellschaft für euch. Wir beobachten ab und zu die Menschen wie sie sich verhalten. Was sich verändert, doch wenn ihr mit ihnen feiern wollt, so halten wir uns da lieber heraus. Wir passen da nicht hinein."

Toma besah sich Achilla von allen Seiten und zupfte plötzlich hier und da noch mal an ihr herum.
Bevor er sie aus der Tür geleitete.

Sie hatten auch noch nicht mal etwas an bis auf dieses Leinentuch.
"Lasst euch von uns nicht aufhalten. Zieht los und sucht euren Genuß für diese Nacht."
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Signora Achilla
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Re: [1038] Ein Sehnen nach Vergangenem [Achilla, Toma]

Beitrag von Signora Achilla »

Und so zog sie los. Den Teil ihrer Kleider, der dafür gemacht war, ihr Form und Halt zu geben, ließ sie bei ihren Leuten. Und wie sie lachte, als sie deren Gesichter sah! Sie lachte, küsste sie und genoss die Wärme ihrer Haut. Oh, sie wollte auch kosten - doch nicht zuallererst von ihnen. Sie wollte sich etwas, jemanden besonderes aussuchen!
Es sollte eine Weihe für eine ganz neue Zeit werden, Haut an Haut mit allem, was ihr gefiel.

Genau so kam es, dass sie ihren Weg zu den Schänken Claviculas suchte, die sich nicht zu früh schlossen. Dort würden sich die finden, die ebenso wie sie jede Stunde genießen mochten und keine Nacht dabei verloren. Und wer weiß? Vielleicht fand sich noch mehr!
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