[1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

[Juli'20]
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Il Canzoniere
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[1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

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Es war eine Weile her das man sie überrascht hatte. Zumindest auf diese Weise. In dieser doch so gewöhnlichen Sommernacht im lauen Warm der ligurischen Küste war der Cortile delle Meraviglie beinahe zu alter Größe zurückgekehrt. Dutzende, ja hunderte Genuesen waren auf den Straßen unterwegs, der Geruch nach Wein und der Gesang Betrunkener lag in der Luft. Männer in Seemanskluft lagen schnarchend neben Männern in Lumpen. Mit Kohle bemalte Schauspieler standen an Hauseingängen die mit KReide gekennzeichnet waren und sangen frivole Lieder mit allbekannten Melodien. Die trockene Erde der Straße war aufgeplatzt, wie die Lippen einiger Raufbolde die ihre Finger nicht vom Mädchen eines anderen lassen konnten.

Gut, vielleicht war die Nacht auch nicht gewöhnlich. Sie war schön. Zumindest wenn es nach Achilla ging, die durch die Gassen schwelgte wie eine Wiedergeborene auf dem Weg zurück nach Hause. Der noch nicht sonderlich fortgeschrittene Stand des hellen Mondes gab all dem einen charmanten Glanz, betonte manche Farben auf ungewöhnliche Weise und graute andere, wie die Katzen der Stadt, einfach aus.

Besonders interessant erschien ihr ein dicker Mönch der mit dem Bauch nach unten in einer Pfütze aus Wein lag. Der mit dem Gesicht in einer Pfütze aus Wein lag. Der keine Anstalten zu machen schien sich in irgendeiner Art - und sei es atmend - zu bewegen. Und dessen Lambrusco für ihre feine Nase eine viel zu eisenhaltiges Aroma hatte, als das sie es nicht sofort erkennen würde. Einen Moment zögerte sie und blieb stehen, nahm diese eigenartige Szene, in der einzigen ruhigen Seitenstraße am belebtesten Ort der Stadt wahr und in sich auf. Ihr war bewusst das diese Seitenstraße ruhig war, weil dort ein toter Mönch in einer Pfütze aus Wein lag.

Ihr zögern und anhalten schien jedoch bemerkt worden zu sein. Mit einem mal drehte sich der massige, wulstige Körper um. Ein blutverschmiertes, aufgedunsenens Gesicht mit einer langen, bleichen, bläulichen Zunge darin wandte sich zu ihr um. Sie leckte sich bis über das Kinn, um noch etwas von der köstlichen Flüssigkeit in ihrem Gesicht aufzunehmen, dann wuchtete sie sich ins Sitzen.

"Ah, Achilla. Da bist du ja."
klang die beinahe sanfte Stimme durch die Nacht.
Bruder Benedetto hatte optisch bessere Nächte erlebt, soviel stand fest. dennoch wirkte er ausgesprochen zufrieden mit sich.
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Signora Achilla
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »

Es war der Platz der Wunder und es war eine wundervolle Nacht, so stellte Achilla nun fest. Der Anblick des fetten Mönchs in seiner Weinlache, des bleichen Mondgesichts und des Lächelns mitten darin war eine so plötzliche und so unerwartete Seltenheit, dass sie unwillkürlich davon angezogen wurde.

Mit wiegenden Hüften, die zugegebenermaßen nicht zur Gänze echt und zu einem guten Teil genäht und ausgestopft waren, trat sie etwas näher heran.
“Ai”, sagte sie und schnalzte mit der Zunge. “Ihr habt einfach den falschen Wein gebraucht, um mich schneller anzulocken”, meinte sie heiter und zog einen um diese Zeit schon zum größten Teil geleerten Weinschlauch von ihrem Gürtel. Ein prahlerischer Seemann hatte zuletzt daraus getrunken und sein Blut hatte den Geschmack der Ferne in sich getragen, von salzigem Meer, schlechter Kost, fernen Küsten und einem weiten Horizont.

Es war in Wahrheit natürlich nicht so, dass sie tatsächlich irgendeine Sorte Wein verschmähte, solange sie nur den Menschen gefiel und ihnen süß und warm durch die Adern rann. “Hätt’ ich jedoch gewusst, dass Ihr zum Trinken und Feiern herkommt, ich wär’ sogleich an Eurer Seite gewesen”, bemerkte sie kokett und überlegte, ob sie dem Ancilla aufhelfen oder sich zu ihm in den Straßendreck und die Weinlache setzen sollte.
Sie entschied sich für letzteres, denn die Szene war eine zu köstliche, um sie zu verderben. Geziert ließ sie sich nieder. Die Nähe und Stoffe, die sie zusammenhielten, knirschten leise und trocken.
“So ist es wohl nicht unverhofftes Glück und irgendein Zufall, der Euch und mich zusammenbrachte? ‘s klingt ja als hättet Ihr nach mir gesucht.”
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Il Canzoniere
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Die Gasse in der jemand einen Mönch ermordet zu haben schien war noch leer, das Nachtvolk wusste wann man wo besser nicht abbog. Trotzdem würden sich eher früher als später neugierige Augen hierher verirren, das war Achilla klar und Benedetto sicher auch. Er wischte sich mit einem Ärmel über das Gesicht, was ein wenig Blut aus seinem Gesicht entfernte und mit ein wenig Dreck tauschte, den sein Ärmel in dem zweidelhaft gepflasterten Gässchen aufgesogen hatte.

Er nickte an das andere Ende der Gasse, weg vom Cortile delle Meraviglie und blickte sie mit einem kurzen, aber stechenden Blick an. Wie zwei Schweinsäuglein die abschätzen würden wie sie das Ziel ihres Interesses am einfachsten in ihre Tasche stecken könnten.

"Gehen wir ein Stück." forderte er sie auf und kam - etwas unbeholfen - auf die Beine. Er sah sich noch einmal in alle Richtungen um und nickte ihr dann abermals zu. Nach wenigen Schritten begann er dann zu sprechen: "Wir kennen uns noch nicht... mein Versäumnis" räumte er direkt ein, "...leider haben wir auch wenig Zeit um das nachzuholen, normalerweise lade ich Neuankömmlinge nach San Marcellino ein." ein kurzer Seitenblick glitt zu ihr hinüber, dann warf er einen weiteren über die Schulter und blieb stehen. Sie waren nun etwa in der Mitte der Gasse. Wer von hier oder dort hineinblickte sah bestenfalls zwei Gestalten die miteinander sprachen.

"Gerne würde ich dies nachholen, ich fürchte aber es wird euch vielleicht langweilen. Schließlich seid ihr schon einmal dort gewesen, nicht wahr?" der nun wieder scharf auf ihr liegenden Blick machte kaum verholen deutlich das er es auf eine Reaktion ihrerseits abgesehen hatte. Warum war aus dem schmutzigen, ein wenig nach Blut duftenden, aufgedunsenen Gesichts des bleichen Kappadozianers nicht ersichtlich. Zu dunkel war dafür die Gasse. Genau wie es zu dunkel dafür sein sollte in ihrem Gesicht mehr zu erkennen als Schatten und Dunkelheit. Wenn er also deswegen hier war, war es ein wirklich unpassender Ort.

Wenn er nicht deswegen hier war, stellt sich die Frage was wirklich dahintersteckte.
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Signora Achilla
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ha”, machte Achilla da und löste ihr eigenes Schultertuch, um es ihm umzulegen, so dass er Blut und anderes vielleicht besser verstecken konnte - so er es soweit gestattete.
Dann wollte sie den Arm um ihn legen, so wie um einen alten und betrunkenen Onkel oder vielleicht den alten und verletzten Vater, um sie wieder sicher nach Hause zu geleiten. Auch dies wohl eben so weit wie der andere es zuließ.
Nicht jeder konnte solche Nähe ertragen und gewiss nicht, wenn sie von den wimmelnden, flattertenden, kriechenden Leibern unzähliger Insekten im Stoff und um sie her begleitet war.

So oder so geleitete sie den recht unversehenen Gast zum nächstbesten Ort, von dem sie wusste, dass dort ein Trog oder Regenfass stand - etwas, dass er das Blut abwaschen konnte und nicht sofort die Blicke auf sich ziehen musste.

Unterdessen erklärte sie: “Vielleicht ein Versäumnis, das ich bedauere, doch sicher kein seltenes. Ich glaube nicht, dass irgendwer mich in Genua je willkommen hieß.” Es klang eher vergnügt, so wie sie es sagte. “Und als ich mich selbst beim Herold vorstellig machte, hatte dieser auch ganz andere Dinge im Sinn als mir dies oder jenes zu erklären - so wusste ich nicht einmal recht von Euch oder jenem Teil unserer Heimat, über den Ihr schaltet und waltet - zumindest nicht bis ich es offen ausgesprochen hörte, am Ende jener fünf schrecklichen Nächte.”
Es klang wie leise und beiläufige Plauderei, obwohl der Wortlaut ein ganz anderer war. Von fern hätte man auch glauben können, sie sei wirklich nur eine besorgte Nichte, Ehefrau oder Tochter, die dem angeschlagenen Onkel, Ehemann oder Vater gut zuredete, um ihn heim zu bekommen.

“Und so habt Ihr recht: Meine Neugier für meine neue Heimat und natürlich auch die Geschäfte haben mich fast die ganze Stadt erlaufen und erkunden lassen. La Superba verdient den zweiten und dritten Blick.” Hier gab es eine kurze Kunstpause, nach der sie dann nachsetzte: “Und im Krieg.. und in der Liebe wohl auch, da waren und sind offenbar alle Dinge erlaubt.” Sie gab diesen letzten, fein pointierten Worten noch einen etwas klareren Sinn, als sie mit einer kleinen Geste über noch angesengte Mauern und verbranntes Gebälk deutete, die noch Zeugen von dem Feuer in Clavicula waren.

An einem alten und halb gefüllten Regenfass angekommen überließ sie den Ancilla seinem Part in dem improvisierten Schauspiel für zufällige Beobachter und merkte nur an: “Doch Ihr klingt wie einer, der einen Handel machen will und schon etwas im Sinn hat. Und Ihr seid zu lang’ schon in der Nacht, um nicht die gängige Rate zu kennen. Dies für das, eine Information für eine andere. Wir finden gewiss eine Einigung, die uns beide gewinnen lässt, eh?”
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Il Canzoniere
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Er machte keine Anstalten sie abzuwehren, als sie ihm nahe kam um das Tuch um ihn zu legen, ja er drehte sogar noch den Kopf zu ihr und schien intensiv einzuamten, als wollte er sich ihren Duft merken. Als sie ihn stützte und berührte, spürte er wie er den Arm leicht zur Stabilisation bewegte und sie dabei ein wenig ungeschickt streifte. So als ob er sich vergewissern wolle das sich dort tatsächlich etwas bewegt habe. Kurz war sein traurig -grimmiges Gesicht mit einer Neugierde infiziert die nahe unter seiner Oberfläche schlummerte, dann quoll das weisse Fleisch wieder an seinem Hals hervor, als er den Kopf missmutig nach unten drückte. Bei einer nahen Regentonne angekommen, schöpfte er mit den flachen Händen etwas Wasser empor und wusch sich - zumindest behelfsmässig - das Gesicht. Tatsächlich machte es dies aber nicht unbedingt besser. Statt dem blutverquollenen bleichen Anlitz eines Mannes der schwer gestürzt war, blickte sie nun das tote Fleisch einer Leiche an, die bereits eine Weile in einem Gewässer vor sich hinmoderte. Der tote, starre Blick, die kränklich blasse Haut und das aufgedunsene Fleisch standen kaum hinter dem zurück was sie in ihrem eigenen Blut bereits gesehen hatte. Lediglich die dann und wann gierig über die fetten Lippen leckende kalte weiße Zunge brachte etwas Bewegung in seine Mimik.

"Die Nosferatu die von nichts gewusst haben möchte." murmelte er, mit einem gewissen bitteren Amüsement in der Stimme ehe er sich ihr völlig zuwandte. "Nun, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Ich gebe euren Vorwurf der mangelnden Pflichterfüllung des Herolds gerne weiter. Da ihr jedoch zugegeben habt meine Domäne ohne meine Zustimmung betreten zu haben, fürchte ich das euch so eine Behauptung mehr Schwierigkeiten machen könnte als das sie euch voranbringt." als wolle er eine mimische Geste nachvollziehen die durch eine Art Totenstarre behindert würde zog er seine Augenbrauen so weit nach oben wie es ging und starrte sie aus kleinen Schweinsäuglein heraus an. "... und wo ich euch gerade juristischen Rat erteile: ihr solltet gestehen, die Mittäter nennen und mir mein Eigentum vollständig und unversehrt zurückgeben, andernfalls könnte ich argumentieren das jene Operation innerhalb der Nächte dazu diente die Loyalisten ihrer Majestät zu schwächen und diesen Zustand über das Bestehen des aschenen Paktes hinaus fortbestehen zu lassen. Lydiadas wird dann ein Exempel an euch statuieren müssen. Währenddessen werden eure Mittäter, der Herold den ihr des Unvermögens bezichtigt und ich nebendran stehen und Beifall klatschen, während die Geissel euch den Kopf abschlägt." er zog nun die Augenbrauen ganz nach unten, vielleicht um ein trauriges Gesicht zu mimen, als ob dies nicht in seinem Interesse läge.

"Wie ihr bereits erraten habt, bin ich nicht zufällig hier. Ich habe eure Spuren verfolgt. Den Wagen, die Männer, die Umladestelle. Das Boot konnte ich nicht verfolgen, wohl aber jenen Wagen der mein Eigentum zur Umladestelle transportiert hat. Und von dort, wesentlich leichter bepackt, zurück in die Stadt fuhr. Ich hörte mich ein wenig um... und ich stieß auf eine Information dich mich zu euren Männern führte. Oder besser, ich wurde darauf gestoßen. Ich mache das schon eine ganze Weile. Und diese Information habe ich nicht gefunden. Man hat sie mir gegeben. Ihr seid der Lückenbüßer. Jemand tauscht euer Leben gegen meine Bibliothek ein." er legte den Kopf ein wenig schief um ihr zu zeigen das dies ja "eine dumme Sache" sei und was sie davon halten würde.

"Ich bin hier um diese Information gegen eine einzutauschen die mir wichtiger ist als euer Leben - euch aber nicht. Wir gehen also beide mit einem Gewinn aus diesem Gespräch heraus. Zudem könnt ihr euch euren Kopf zerbrechen wie ihr juristisch aus dieser Angelegenheit herauskommt. Und ich hätte etwas davon wenn ihr das tatsächlich schafft und am Leben bliebet - einen Gefallen bei euch. Das würde es für mich weniger erstrebenswert machen euch dabei zuzuschauen wie ihr euren Kopf verliert und ist mit Sicherheit mehr wert als jene Notizen die ich anfertigen würde um euren Verfall zu protokollieren. Wieder ein Gewinn für uns beide." ein Glucksen ertönte das man erst nach einer gewissen Zuordnung Benedetto zuordnen konnte. War das soetwas wie trockener Humor? Trocken hatte es zwar nicht geklungen. Aber vielleicht war es ebenso nett gemeint wie der Rest seines Besuchs hier.

"Soetwas hattet ihr doch im Sinn oder?"
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Signora Achilla
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »

Man konnte der Signora wohl zugute halten, dass sie all diese Dinge mit einer gewissen Leichtigkeit hinnahm. Ihre Maske lächelte in hölzerner, aufgemalter Gelassenheit. Es war auch nicht so, dass sie vor der Berührung ihres jähen Gastes in Clavicula zurückschreckte. Im Gegenteil: Sie konnte neugierige Hände wie diese lenken, mit einer kleinen Verlagerung ihres Gewichtes, einem leichten Schwung ihrer Hüfte. Es war schwer zu sagen, was genau Benedetto spüren oder riechen mochte. Unter dem bunten Stoff, den sie trug, zeichneten sich schöne Kurven ab, die unter der Hand jedoch merkwürdig hart waren. Geschnürtes Leder? Alte Haut? Sorgfältig geflickte Tuche?
Und der Duft? Gosse und Rosmarin, Moder und Lavendelöl, Menschenleiber und alter Stoff. Wieviel von alledem war wohl echt?

Als er geendet hatte, ließ sie seine Worte ein Weilchen in der Luft hängen, so dass sie ihre Wirkung erhielten. Worte wie seine brauchten ihren Raum und die Zeit, dass sie in ihrer Schwere niedersinken konnten. Es war eine Kunstpause, die sie ihm ließ, denn es wäre zu schade gewesen, hätte man dieses Drama verschwendet.

Dann hob sie ihr Kinn ein wenig an, so dass er einen Blick auf die schön bemalte, verzierte Maske bekam. Auch das war Kunst und in diesem Augenblick war sie wie nur für ihn geschaffen: Ein geschenkter Moment.

Dann kroch etwas dunkel und weich unter dem Kinn der Maske hervor. Das fette Insekt verharrte dort und zerstörte die Symmertrie des hölzernen Gesichtes, bevor es weiter emporkroch, die Wange hinauf. Dort blieb die Motte hocken, pelzig und fett, braun und lautlos. Hatte die Signora dies überhaupt bemerkt? Wahrscheinlich nicht.

“Ai”, sagte sie und wiegte den Kopf ein wenig. “Das ist ein rechter Scherbenhaufen, den Ihr scharf und zerbrochen in Euren Händen tragt und nun uns beiden vor die Füße werft.” Es klang angstvoll und traurig - vielleicht eine Spur zu sehr. Sie schnalzte einmal mit der Zunge. “Doch für mich sieht’s auch so aus als ließe es sich kitten.”

Sie hob dann die Hand. “Ich hab’s Euch rundheraus zugegeben, weil Ihr der Herr Eurer Domäne seid und es eben auch verdient. Und den Gefallen gäbe ich Euch, damit dies wieder recht wird. Ihr sagt es ja wahr: Mein Unwissen schützt vor Strafe nicht.” Sie pausierte kurz und fügte dann behutsam hinzu: “Doch ich würd’ auf etwas Milde hoffen. Es würde Euer Schaden nicht sein.”
Auch diese Worte erhielten ihren Raum und ihre Zeit, gerade genug, dass das Publikum - Benedetto selbst - sie gut aufnehmen konnte, wenn er nur wollte. Dann sprach sie weiter:

“Doch der Rest? Ich kann unter meinen Leuten allerlei Tunichtgute finden, die allerlei Geschäfte treiben, mit allerlei Dingen, die verloren gingen oder anderen zu heiß in der Tasche brennen.” Sie zuckte mit den Schultern.
“Doch eine Bibliothek? Wenn’s so ist wie Ihr sagt, dann wisst Ihr so gut wie ich, dass dahinter ein anderer Verstand steckt. Wohl einer, der auch Schriften lesen und wertschätzen kann.”

Sie neigte den Kopf ein wenig. “Ich könnt mir denken, dass ich Euch geben kann, was Ihr wollt. Und auch, dass mir das nur nützen kann, Euch zu helfen - ganz so, wie Ihr’s schon so schön ausgebreitet habt.” Das klang beinahe heiter, hatte jedenfalls eine Leichtigkeit die so gar nicht zu den Worten von Justiz und Tod, abgeschlagenem Kopf und schweren Anschuldigungen passen wollte. Die Motte auf Achillas Wange spreizte ihre Flügel und erhob sich taumelnd in die Luft. Wenn man begann, auf sie zu achten, dann sah man auch weitere wie sie. Kleine, braune Dreiecke, die sich in den Falten des Stoffes verbargen. Halb versponnene, graubraune Klumpen, die dort festhingen wie verfilzte Kletten. Wenn man einmal begann, hinzusehen, fand man immer mehr und mehr.

“Vielleicht könnten wir uns sogar noch weiter helfen”, meinte die Signora leise. “Denn wenn’s so ist und jemand mich zum Lückenbüßer, zum Sündenbock machen will… tja, dann hab’ ich auch einen Wert darin, die Gunst in gleicher Münze heimzuzahlen, eh? Wie wär’s, verehrter Herr?”
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Einen Moment blickten die beiden Schweinsäuglein des beleibten, bleichen Mannes zu ihr hinüber, dann nickte er: "Also abgemacht. Ein Gefallen für etwas Milde für euer Eindringen. Solange ihr mir versprecht das das nicht noch einmal vorkommt." kurz sah er sie abschätzend an, ob diese erweiterte Bedingung ebenfalls ihre Zustimmung fand, dann fuhr er fort.

"Ich bin niemand der den Boten einer schlechten Nachricht für den Inhalt dieser leiden lässt. Oder gar jemanden der nur den Transport übernommen hat. Und ich horte auch keine Gefallen mit denen ich euch später zu erpressen versuche. Daher löse ich ihn direkt ein: ich möchte das mir Clan Nosferatu, gerne durch eure Hand, die Namen aller Mittäter nennt und mir den Aufenthaltsort meiner Bibliothek nennt, soweit sie davon wissen. Wenn sie nicht davon wissen möchte ich das sie mir helfen. Hierrum würde wiederrum ich mit einem angemessenen Gefallen bezahlen. Gerne auch mit Informationen über ein Thema eurer Wahl." schlug er eine der weniger erpresserischen Möglichkeiten dieses heiklen Gesprächs ein. Offenbar hatte er kein großes Interesse an Fehden, auch wenn man ihm anmerkte, dass ihn die Sache ziemlich umtrieb.

Kurz glitt sein Blick über jene Insekten die mit ihrem Gesicht umgingen als wäre es die Rinde eines Baumes, dann runzelte er die Stirn, offenbar ebenfalls etwas was seinem forschenden Geist Interesse abverlangte. Beinahe hätte er dazu etwas gesagt, stattdessen streckte er langsam die Hand aus und machte Anstalten eines der Wesen mit zwei Fingern zu greifen, als würde er ihr ein Haar aus dem Gesicht wischen. Eine ziemlich intime Geste dafür, dass er sie eben noch in eine blutige Falle gelockt hatte. Vielleicht hatte er auch in all den Jahren der einsamen Forschertätigkeit ein wenig die Bodenhaftung verloren und er wusste nicht mehr genau was sich gehörte und was nicht. Oder es war ihm schlichtweg egal.

"Was tut ihr überhaupt unter so vielen Menschen? Versteht mich nicht falsch aber euer Auftritt ist ziemlich.... verwunderlich. Eine Mottenfrau? Es muss tausende Geschichte über euch geben. Habt ihr häufiger Probleme mit Anschuldigungen ihr würdet die Stille des Blutes brechen?" da war eindeutig auch ein gewisses persönliches Interesse, neben dem wissenschaftlichen, aber welches von beiden überwog, war kaum zu sagen. Nur der stierende Blick, der schien es zu schaffen beide von ihnen af eine unsymphatische Art und Weise zu transportieren.
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »

Die Signora legte sacht die Hand über seine, als er sich eines der Tiere griff. Auch diese Geste hatte etwas Intimes, sprach von einer Zärtlichkeit, die es an diesem Ort und zwischen zwei Toten nicht geben konnte. Und doch gab es sie, genau in dem Moment, mit einer selbstverständlichen Leichtigkeit, die sich nicht an stierenden Blicken oder Totenbleiche stören konnte.

“Hundert Geschichten für hundert Leben, die ich hier schon geführt habe”, meinte sie sanft. “Die Menschen hier leben schnell, sterben schnell, lieben gierig und vergeuden maßlos. Und sie alle überleben meisterlich bis sie es nicht mehr tun. Habt Ihr bemerkt, wie leer die Gasse wurde, als der Mönch darin ermordet lag? Ha.” Sie strich ihm sacht den Unterarm entlang hinauf bis zum Ellenbogen.
“Es gibt so viele Gründe, mich zu sehen”, meinte sie. “Doch es gibt so viele mehr, es nicht zu tun. So sind die Menschen, so sind selbst wir. Dafür braucht es keine Blutskräfte, keine großen Mysterien. Es braucht nur einen Blick in die Herzen und in das Wünschen der Leute.”

Sie ließ ihm die Motte, die mit weichen, großen Flügeln in seinen Fingern zappelte. Es war nicht so, dass die Signora ihm irgend etwas von diesem Abend übel nahm. Sie konnte nicht wissen, woher er sein Wissen und seine Spuren nahm, doch war sein Blut nicht bekannt für düstere Zaubereien? Vielleicht hatten die Toten selbst es ihm zugeflüstert, die Geister aus jenen turbulenten Nächten? Wer wusste das schon. Er war nun einmal hier und es gab in jeder Lage etwas, mit dem man etwas anfangen konnte.
“Ich nehme an”, erklärte sie darum. “Für den Rest meiner Brut kann ich hier und jetzt schlechterdings mehr sagen, aber Ihr und ich, ja, wir können gut diesen Handel machen. Und wer weiß? Vielleicht sind wir beide am Ende zufriedener.”

Sie fand ihn geheimnisvoll, diesen Mönch und Gelehrten. Und auf eine sehr kuriose Weise schlau, so wie er sie dazu gebracht hatte, dass sie ihn fand und nicht anders herum. Nicht wie sein Clansbruder, Titus, der sie zu sich herauf bestellt hatte nur um sie dann an den Toren doch nicht einzulassen. Ha! Das war eine vergeudete Nacht gewesen.

“Was Euch Eure Bücher gekostet hat, das war das wüste Chaos in jenen fünf Nächten”, begann sie und nun trat sie nah genug an ihn heran, dass die beiden auch ein Liebespaar in der Gasse hätten sein können. Nah genug, dass sie sich an ihn schmiegen konnte, und nah genug, dass sie leise flüsternd sprechen konnte.
“Wohin sie gegangen sind, das weiß ich nicht. Ich bekam das Angebot, von alledem etwas abgeschrieben zu bekommen, doch daraus wurde nichts. Und was sollte ich damit auch, hier? Bücher sind kostbar und sie vertragen weder zu viel Licht noch Feuchtigkeit noch zu große Trockenheit und schon gar nicht die Ratten.”

“Es war eine gemeinsame Sache, Caspar und seine Tochter Sousanna, Ilario Contarini und ich selbst. Ich denke wohl, dass es Caspars Plan war, dass seine Tochter ihm jeden Wunsch erfüllen wollte. Und der edle Ilario? Ich hätte nicht gedacht, dass er noch selber Hand anlegt bei irgendeiner Sache, doch da war er.”
Nun zuckte sie einmal mit den Schultern. “Und da habt Ihr auch die Gründe, warum ich’s am Ende bei der Nacht belassen habe. ‘s gibt wenig gute Gründe, dass ich mich in Tänze zwischen einem wie Caspar und einem wie Ilario einmenge - und zu jener Zeit war auch Sousanna noch Harpyie. Das kann einem ganz eigene Welt von Ungemach aufladen.”


“Was am Ende mit Euren Büchern geschah, wo sie hinkamen und wer sie nun hütet, das weiß ich nicht. Wenn ich vermuten müsste, so würde ich den Wanderern nicht zutrauen, dass sie solche Dinge für sich selber nehmen. ‘s ist nicht die Art des Tänzers und nicht die Art der schönen Sousanna, auch wenn das Wissen darin noch so kostbar ist. Vielleicht haben sie’s für jemand anderen getan. Vielleicht hat Ilario selbst dabei seine Hand im Spiel und seinen Gewinn im Sinn.”

Nun sah sie ihn aufmerksam an. Sie wusste selbst, dass ihre Maske ihr Gesicht verbarg und man ohnehin nur schwer eine ihrer Regungen lesen konnte, selbst ohne Holz, Leder oder Farben. Es war nicht viel übrig von ihrem Gesicht von einst.

“Was wollt Ihr, dass nun weiter geschieht? Ihr habt Euch drei Namen, drei Geheimnisse gekauft. Was nun?”
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

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Er wirkte ziemlich schweigsam, ja nicht ganz bei der Sache, als sie begann ihm die Namen jener zu verraten, die an der Sache beteiligt waren. Dabei starrte er sie durchdringend an, hatte aufgehört zu blinzeln, sich mit der Zunge über die Lippen zu lecken, oder sich gar weiter fortzubewegen. Alles was er tat war sie durchringend und mit einem Blick den man nur von Leichen kannte, bleiche, leere, tote Augen die den Zenit des Lebens bereits hinter sich gelassen hatten.

Es war als ob er ihre Worte wie Seifenblasen durch die Luft fliegen sah und jede von ihnen betrachtete, ihre schillernde Haut, das Tempo mit dem sie flogen und wo der Punkt war der sie in den Sinkflug gehen ließ. Als ob er sich all dies merken und geistig einsortieren würde.

Dann hob er unvermittelt den Kopf, als ob er ihr eben lediglich aufs Kinn gestarrt hätte. "Ich verlasse mich auf diese Aussage und werde dem Herrn der schwarzen Katzen eine Mitteilung über den Erwerb dieser Information zukommen lassen." schloß er den Handel ab, ehe er auf die von ihr vor einer Reihe von Augenblicken gestellte Frage einging.

"Was mich angeht, habt ihr mir einen Gefallen gewährt und ich habe bei euch Informationen eingekauft die diesen abgelten. Diesbezüglich sind wir quitt. Nun würde ich euch gerne eine genaue und wahrheitsgetreue Geschichte abkaufen. Und zwar eine detaillierte Abfolge darüber wie jener Diebstahl vonstatten gegangen ist. Mit allen Details. Im Gegenzug biete ich euch an euch eine Geschichte zu berichten wie sie sich zugetragen hat, damit ihr sie vor einem kainitischen Publikum aufführen könnt. Auf einer Bühne die die Unsterblichen unterhält. Mit euch als Intendantin..." er schien sich offenbar nicht sicher zu sein ob sie daran Interesse zeigte, daher warf er ihr einen nervösen Blick aus den beiden Schweinsäuglein zu und leckte sich abermals über die bleichen Lippen.

Mit einem verschwörerischen Blick über die Schulter und einem leichten Deut an das andere Ende der Gasse lud er sie ein mit ihm noch ein Stück zu gehen. Vielleicht weil er fürchtete die Wache könnte bald hier auftauchen oder weil er einfach ungern zu lange am gleichen Fleck verweilte.

"Ich kenne den Cortile delle Meraviglie schon eine ganze Weile und möchte euch warnen. In dieser Gasse wurde heute ein Mönch ermordet. Das wird sich herumsprechen. Das ihr in der Nähe wart, wird sich herumsprechen. Es werden Männer hier auftauchen die Fragen stellen, mit dem Bischofssiegel wedeln und Leute verhaften werden. Ihr solltet ihn daher für eine Weile meiden, schätze ich." tat er ihr gleichzeitig etwas Gutes und gab ihr jenes vergiftete Besuchsgeschenk zurück, welches sie ihm bei ihrem Besuch in seinem Heim dagelassen hatte.
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Signora Achilla
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »

Dass die beiden bereits den Flecken, an dem er gelegen hatte, hinter sich gelassen hatte, machte es nicht besser. Das Regenfass hatte seinen Zweck erfüllt und offensichtlich war der Ancilla wohlauf - wohlauf genug in jedem Falle, dass er die alten Spiele spielen konnte.
Und so lachte die Signora zu seinen letzten Worten, nickte und folgte ihm, nur um einen anderen Winkel hinunter zu deuten. Clavicula hatte nicht eben viele stille Fleckchen, aber es hatte ein paar Ecken, Nischen und Löcher, in denen man bei Nacht wenigstens für eine Weile etwas ungestörter blieb als anderswo. Es war eben so ein Ort, den die Signora anstrebte, ein halb überbauter Hinterhof mit einem leeren Hühnerkäfig, der nah genug am Hof der Wunder lag, dass Musik oder die lauteren Stimmen manchmal herüber klangen. Manchmal verirrte sich eine Hübscherin mit ihrem Freier hierher oder der eine oder die andere schlief hier einen Rausch aus. Nicht immer erwachten sie davon auch, doch für den Moment lag der kleine Hinterhof still und leer vor den beiden.

“Dann lasst uns auch diesen Handel machen”, meinte die Signora, noch immer mit einer gewissen Heiterkeit für die Tücke dieses Besuchers in diesen Gassen. “Auch wenn ein Schaustück, das wahre Geschichten erzählt, ein zweischneidiges und scharfes Schwert ist. Ich bin so gespannt, was Ihr erzählen werdet, wie Ihr es wohl anders herum seid.”

Sie ließ sich auf dem Hühnerkäfig nieder, der nur ein Zeuge von einer Zeit war, als es ein bisschen besser lief und es hier tatsächlich Federvieh für die Bewohner gegeben hatte. Wahrscheinlich machte sich irgendwer noch die Hoffnung darauf, dass so eine Zeit zurück käme, denn sonst wäre das ganze Ding schon längst zu Feuerholz geworden.
Die Signora schenkte dem wenig Beachtung sondern setzte sich geziert zurecht. Und dann begann sie, zu erzählen. Es war eine wilde Geschichte, die sie da zum Besten gab, von einer Handvoll Schurken, einem Ochsenkarren, hohen Mauern und einem nächtlichen Plan. Sie erzählte von den Anteilen, die jeder und jede Einzelne gehabt hatte und vielleicht schmückte sie den einen oder den anderen auch ein wenig aus, denn so ein Gaunerstück konnte man schlechterdings ohne wenigstens ein bisschen Farbe lassen.
Doch im Großen und Ganzen blieb sie bei dem, was gewesen war, erzählt von der Mühsal mit dem Karren, von dem schlau geknüpften Seil, von Caspars Kletterkünsten, Sousannas und Ilarios List, der Hinterpforte und gestohlenen Schlüsseln. Sie erzählte von der Schwarzen Treppe, vom Studierzimmer, von den Büchern und ihrer Furcht, dass die Mönche in Wahrheit doch mehr von der Nacht wussten als es gewöhnlich war.
Sie flüsterte Benedetto die Namen der Mönche zu, die beim Herausschaffen der Beute geholfen hatten: Augustus, Savinius, Lippo, Mario, Theodorus, Matteus, Danielo. Ob wohl noch einer davon am Leben war? Jeder einzelne Name war eine kleine Köstlichkeit von ihr für den Ancilla. Still war es gegangen, auch trotz des Abtes, trotz all der Unwägbarkeiten. Am Ende blieb dann die Flucht mit dem Karren, der alles andere als schnell, aber doch immerhin leise gewesen war.

“Und das war das letzte Mal, dass ich jene Bücher sah”, endete sie dann. “‘s hatte das Angebot gegeben, zu teilen und zu kopieren, doch wie man sich’s leicht denken kann, wurde daraus nichts. Und ich hab’ auch nicht danach gefragt, wie Ihr nun wisst, hab Caspar und Sousanna seither nicht gesehen. Ich denk’ auch, dass die Schöne später mit Alain aneinander geriet. Ob sie’s wohl überlebt hat? Ob sie wohl fliehen musste?” Achilla zuckte mit den Schultern. “Ilario spielt unterdes seine ganz eigene Rolle in diesem ganzen Spiel und es würd’ einem wohl schwindlig werden, wenn man sein Drehen und Wenden ohne weiteres verstehen wollte.” Sie legte ihre Hände in den Schoß und sah ihren Zuhörer aufmerksam an. Hier, im Hinterhof, war es zu dunkel, um viel mehr von ihr zu erkennen als ihre Umrisse.

“Und das ist die Geschichte. Hat sie eine Moral? Dieser letzte Teil aller Geschichten schmeckt mir immer zu bitter und zu schwer. Und was in unseren Nächten hat wahrhaftig Moral?”
Sie neigte den Kopf ein wenig und das war wohl das Ende dieser Geschichte.
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