[1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

[Juli'20]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Il Canzoniere
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

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Der Kappadozianer nickte gleichzeitig so heftig und doch so nachdenklich das die dicken Wangen hin und herschlackerten und einem dennoch das Lachen im Halse stecken blieb. Es hatte etwas so morbides an sich das nur die abgebrütesten Totengräber darin eine Spur Humor finden konnten.
Sagen tat er jedoch nichts, vorerst. Lauschte den Worten der Nosferatu die ihn in puncto Eigenartigkeit und nurnoch entfernter Menschlichkeit noch einmal übertraf. Nickte hier und brummte dort, zischte zu einem Satz und schnaubte zum nächsten. Er war kein schlechter Zuhörer, im Gegenteil, aber ihn beschäftigte was dort vorgefallen war sichtlich. Auch nachdem sie geendet hatte, grübelte er einen längeren Moment darüber nach, als ob er sich jedes Detail einprägen wollte. Dann blieb er stehen, griff in seine Umhängetasche und holte Griffel und wachstafel hervor und begann sich darauf Notizen zu machen. Eine Minute.... zwei....drei....fünf. Er drehte das kleine, nun fein bekritztelte Täfelchen um und fuhr fort. Beschrieb sicherlich auch die Hälfte dieser Rückseite, ehe er es noch einmal überflog und dann fein säuberlich in seiner Tasche verstaute. Erst dann setzte er sich wieder in Bewegung und schenkte der Nosferatu wieder etwas seiner Aufmerksamkeit.

"Gut. Damit kann ich etwas anfangen. Danke. Dann stehe ich abermals bei euch im Rückstand, werde dies aber sofort beheben." er hielt inne, sah auf und sich dann sorgfältig um, horchte erst in die Nacht hinein, dann schnüffelte er nach etwas. Als ob er Anwesende riechen könne. Schließlich schien er zufrieden und sah Achilla erneut an.

"Meine Geschichte spielt zur gleichen Zeit wie eure. Nur wenige hundert Schritt entfernt. Ein merkwürdiger Zufall oder? Das es keiner ist, ahnt ihr vielleicht schon selbst. Ich bin selbst erst vor einiger Zeit dahinter gekommen." eröffnet er seinen Teil der Abmachung ebenso nebulös wie vielversprechend.

"Ihr sagtet ihr wundertet euch warum der edle Ilario sich die Hände schmutzig machte. Und beschreibt wie er dabei war, ohne wirklich dabei zu sein, das Kloster nicht betrat. Das liegt daran das er euren Coup, wie ich ihn nennen möchte, lediglich als Alibi benutzte. Denn wenn alles auffliegen würde, würde jeder diese Dreistigkeit glauben und ihn als clever betiteln, wie er dabei war und sich doch nicht die Hände schmutzig machte. Und er brauchte eine gute Tarnung, eine die mich emotional ablenkte und mich blind gegenüber dem eigentlichen Grund machte wegen dem er hier war: weil er in der Nähe sein musste um schnell reagieren zu können. Er wusste das ich gut im recherchieren und im Spuren verfolgen bin. Trotzdem hat er mich unterschätzt." er lächelte dabei, doch fand sich keine Freude in seinem Blick.

"Zu jener Zeit, in Burgus, wurden nämlich ein Massaker verübt. Ein Hinterhalt. In diesem starben beinahe zweihundert kampfstarke sächsische Söldner und der Führung der Geissel von Savona, einem Neffen Aurores. Auch jener Neffe wurde hier vernichtet. Jene Männer waren auf dem Durchmarsch um Aurore gegen den usurpierenden Lydiadas zu unterstützen und wurden von pisanischen und rebellischen Verbänden mitten in der Siedlung abgeschlachtet. Ich habe später beim aufräumen geholfen, auch weil ich nach Aurores Neffen suchte. Und fand einige Überreste die mich davon ausgehen lassen das seine Asche nun in einer Urne auf einem pisanischen Kaminsims steht." er runzelte ein wenig bedauernd die Stirn, dann schüttelte er den Kopf.

"Ich sollte aber am besten von vorne anfangen. Denn dieses Komplott hat eine ganze Reihe Namen. Es begann einige Jahre vorher, als eine unscheinbare Kappadozianerin namens Sofia Caruso, Neugeborene, die Domäne betrat und sich hier niederließ. Sie siedelte sich in Burgus an, dem Jagdgebiet meines Clans. Abgeschieden wanderte sie des Nächtens über den Friedhof und führte ein unauffälliges, ruhiges Leben. Eine stille und angenehme Zeitgenossin. In dieser Zeit lernt sie natürlich auch die anderen Mitglieder meines Clans kennen, unter anderem Galeno, den Herold. Sie freundeten sich an, ich ahne sogar...besondere Bande... zwischen ihnen. Ihre Freundschaft war etwas das ich mit Freude sah, denn unser Blut ist selten sonderlich herzlich im Umgang mit anderen Kainiten, auch wenn sie Verwandte sein mögen. Bis hierhin eine unbedenkliche Geschichte, wären da nicht die Details. Wie ihr wisst ist Galeno Vasall Ilarios, auch wenn diese Entwicklung damals noch keine Rolle zu spielen schien. Und über Sofia... nun über Sofia lässt sich im Rückblick sagen das sie eine Vasallin des Prinzen Calistus von Pisa war, Ahn des Clan Lasombra, Verbündeter der See der Schatten." solcherlei gewichtige Informationen nebenbei fallen lassend betrachtete er die Verborgene um zu sehen ob sie geistig noch am Ball war, schien das potentielle Stück was er hier zum besten gab nicht ganz einfach zu sein.

"Galeno hatte seinerseits vor einiger Zeit damit begonnen die Miliz von Burgus den eisernen Händen Titus zu entflüchtigen, der seit geraumer Zeit immer wieder Aufträge für ihre Majestät auf Sardinien unternahm und dort die Lage stabilisieren half. Soviel zur Vorgeschichte." beendete er den die Einleitung mit einer kurzen Grimasse. "In besagter Nacht, so dicht an euch selbst, ihr hättet es bei Tage sehen können, schaltete jener Galeno die Titus-treuen Elemente der Miliz aus, organisierte einen Putsch innerhalb der Männer von Burgus, während Sofia die unweit am Strand angelandeten pisanischen Truppen durch das Südtor der Palisade um Burgus einließ. Sofort begannen sich beide Verbände zusammenzuschließen und in den Häusern rechts und links der durch Burgus führenden Hauptstraße zu verstecken. Wenig später, ihr müsstet bereits auf dem Rückweg eures Coups gewesen sein, habt euch also bereits von Ilario getrennt, erreichen bei bei Nacht savonische Verbündete Genuas das Burgusser Nordtor. Sie sind den ganzen Tag marschiert und müde, kamen so schnell es ging auf Geheiss ihres Prinzen, der eben dies mit Aurore ausgehandelt hat, denn auch sie entstammen der selben Linie innerhalb des Clans der Könige. Angeführt von seinem Kind, ergo Aurores Neffen durchschreiten sie das Nordtor und durchqueren Burgus. Ziel ist die Martinsfeste bei Maddalena, kaum dreißig Minuten entfernt. Dort hätte sie Titus empfangen, ihnen Zuflucht gewährt und wäre am kommenden Tag nach Genua eingerückt, um die Männer des schwarzen Seneschalls aus Broglio zu vertreiben. Der Krieg wäre beendet gewesen, die See geschlagen, Lydiadas vertrieben, Aurore uneingeschränkte Herrscherin und unsere direkten Nachbarn, Savona, wären niemals unsere Feinde geworden. Aurore hätte sich nicht mit ihrer eigenen Linie in den Clinche begeben und sich auf das unsichere Terrain der See der Schatten hinausbegeben müssen, in der ihr Seneschall viel mehr Verbündete und Kenntnisse hat als sie." wieder ließ er links und rechts seines Erzählstranges Informationen fallen, die wichtig für das Gesamtbild waren.

"Nun ihr könnt euch denken, wie es weitergeht. Ich sagte ja bereits, dass ich selbst die Leichen begutachtete. Galeno und Sofia haben es später sogar vor Titus und mir gestanden. Aurore hat Sofia pflöcken und gen Pisa zurückschicken lassen, mit der Anmerkung, dass sie Pisas Spione nicht gebrauchen könne. Galeno wurde dafür aus Burgus und San Marcellino verbannt. Was jedoch nicht passiert ist, was nicht wiedergutzumachen ist, ist der Groll den nun der Prinz Savonas auf Genua hegt. Auf Burgus. Auf Aurore. Auf Clan Kappadozius. Dabei waren es die Lasombra, die dahintersteckten. Calistus und Ilario, die ein gutes Verhältnis miteinander pflegen, wenn man der Aussage Tomas trauen kann. Beide folgen außerdem der via regalis... wie auch Galeno... und beide haben ein... gemischtes Verhältnis zu Aurore. Ilario war gar vor Ort, um den Ablauf jener Operation im Auge zu haben, da seid IHR mein Zeuge." er schwieg einen Moment, um sie bei all diesen Informationen darüber nachdenken zu lassen, dann blickte er sie seitlich an, fragend... lauernd.

"Ich finde es nicht richtig, dass Aurore jenen Groll Prinz Liutprand von Savonas ausbaden muss. Und Clan Kappadozius. Auch wenn wir technisch gesehen stärker daran beteiligt sind als Aurore... was ich ebenfalls sehr bedauere. Ich wäre also wirklich entzückt wenn wir die Hintermänner ein bisschen mehr beleuchten könnten, statt sie im Schatten zu lassen, wo sie sie sich selbst halten." ein wenig zu unaufgeregtes Zwinkern folgte. "Ihr könnt euch meiner Unterstützung in jeglicher Form sicher sein, wenn ihr dieses Stück vor aller Augen... oder zumindest vieler Augen aufführen könntet. Zwar sind Probleme mit Ilario zu erwarten, aber darum kann ich mich ebenfalls kümmern. Er erwartet keinen Schlag von eurer Seite. Ihr seid seine Spießgesellin, falls ihr mir diesen Ausdruck verzeiht." er ließ sein Lächeln fallen wie eine reife Frucht und sah sich erneut um, kam mit seinem Kopf ein wenig näher an ihr Ohr und murmelte:

"Warum ihr all das tun solltet? Euch zwischen die Fronten begeben und Ärger einhandeln?" eine kurze Pause. Ihre Blickte kreuzten sich.
"Weil ich euch sagen kann wo Godeoc steckt."
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Signora Achilla
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »

Und Achilla hörte ihm wie gebannt zu. Wohl erzählte Geschichten verdienten das - doch eine wie die seine war mehr als das. Benedetto konnte sehen, wie eine Art von Anspannung in der Nosferatu wuchs, doch die Maske verbarg jede echte Mimik hinter ihrem gleichgültigen Lächeln. In Wahrheit war es Inspiration, die in ihr wuchs: die tollkühne Idee, hier etwas auf eine Bühne zu bringen wie es sie seit hunderten Jahren nicht gegeben hatte, für ein Publikum, dem Jahrhunderte als Grund für Achtung galt und nicht als Hindernis.

Mit seinen letzten Worten, seinem letzten Angebot, erstarrte sie für einen Augenblick. Der Name, den Benedetto da aussprach, Godeoc, hatte diese Wirkung. Natürlich hatte er das.
Und so sprach sie leise und so vorsichtig, wie eine schleichende Katze ihre Pfoten setzt:
“‘s ist keine kleine Sache, zu sagen, wo ein Ahn der Verborgenen ist, ob er dort ist. Doch wenn Ihr’s so sagt und so wisst, dann spricht allein das schon von ...Umständen, eh?”

Sie legte die Hände in ihren Schoß und betrachtete Benedetto. “Ich will’s tun. Ich will aus alledem ein Stück auf die Bühne bringen, eines, das nur für die Gesellschaft in der Nacht in Genua bestimmt ist. Kopf und Kragen können einen solche Stücke kosten, doch so geht es mit Kunst wie dieser - und was Ihr hier bietet, das ist es mir wohl wert.”

Es war ein Zugeständnis auf eine Art, wenn auch kein allzu großes. Ihre nächste Frage aber richtete sich direkt an den Ancilla zurück: “Was ist mit Euch selbst? Ihr wollte diese Dinge so offen gelegt sehen wie Ihr sie gesprochen habt, doch Ihr wollt keine Rolle im Stück? Und eine wie ich, die kann das leicht bewerkstelligen. Es gibt hundert Arten wie ich an solches Wissen gekommen sein kann. Es sind die merkwürdigsten Splitter aller möglichen Wahrheiten, die zwischen den Verborgenen gehandelt werden.” Dazu spreizte sie die Finger ein wenig als wollte sie damit die verschlungenen Wege von diesem oder jenem Wort nachzeichnen.
“Oder wollt Ihr eine Rolle in dem Stück - eine andere als Zuschauer und, wohl im Hintergrund, ein Schutz gegen des Herren Ilarios Zorn?”
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Il Canzoniere
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Mit einem zufriedenen Nicken bestätigte er ihr das der Preis durchaus solchen Aufwand wert wäre. Da waren sie sich einige.

"Dann ist es abgemacht." bestätigte er ihre zustimmenden Worte, noch ehe er in die kleinteiligeren Details ging. Auch wenn man ihm auch in diesem Punkt keine Trödelei vorwerfen konnte: "Was meine Rolle angeht: ich würde mich gerne im Hintergrund halten. Es soll aussehen als ob ihr nun allein aus euren ungedankten Tätigkeiten für diesen Diebeskreis doch noch etwas Kapital schlagen wolltet. Als ob ihr eure in dieser Nacht gewonnenen Erkenntnissen mit denen eures Blutes in einen Topf geworfen umgerührt und dann mit eurem Talent für die Küche des Geschichtenerzählens dieses Mahl für alle Zuschauer gestaltet habt. Daher ja mein Angebot für eine gewisse Unterstützung hinter den Kulissen. Ilario soll denken das ich bisher noch gar nicht wusste was vor sich ging und in Zukunft etwas passieren könne. Da nun mein Zorn geweckt sei. Ich benötige ein Schaustück das es mir glaubhaft erlaubt wütend aus dem Raum zu stürmen und an anderer Stelle Hand an etwas zu legen, dass er als seins betrachtet. Kurz gesagt: einen Vorwand. Ihr versteht sicher das es da merkwürdig wirken würde, falls ich irgendwie anders darin verstrickt wäre, als als Opfer. Davon abgesehen, bin ich außerdem ein lausiger Schauspieler. Mit mir hättet ihr auf der Bühne keinen Gewinn gemacht. Im Gegenteil, ihr müsstet sogar eine besonders massive Bühne konstruieren, sonst würde ich umstandslos durch den Boden brechen." fügte er amüsiert einen Witz über seine rundliche, aufgequollene Gestalt hinzu, nachdem er so locker ominöse Andeutungen über einen bevorstehenden Schlagabtausch gemacht hatte, als ob er über die Dekoration seiner Zuflucht sprechen würde.

"An was für einen Rahmen hattet ihr gedacht? San Donato erscheint mir dafür nicht sonderlich geeignet. Sonst eine größere Gruppe kainitischer Beobachter zusammenzubekommen ohne auffällig zu erscheinen ist aber nicht ganz leicht, wie ich weiß." fragend warf er einen Seitenblick zu der Nosferatu hinüber.
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ah, seht, das ist genau die Rolle, nach der ich fragte und die Ihr spielen wollt”, meinte die Signora da mit einem Nicken. “Die Vorlage kann ich Euch wohl geben. Des Herren Ilarios Zorn wird mich damit wohl treffen - und vielleicht nicht nur seiner, aber ...ha.”
Sie seufzte, zuckte mit den Schultern und breitete die Arme ein wenig aus. “So ist’s mit Handeln wie diesen. Und recht bereuen kann ich’s kaum, wenn’s denn ein Stück wird, das sich sehen lässt!”
Hier setzte sie eine kurze Kunstpause.
“...und natürlich auch nicht für diesen Preis”, fügte sie dann hinzu. “‘s ist keine kleine Sache, nicht für mich. Allein schon, dass Ihr solches Wissen habt und es anbietet, eh?”

Sie machte einen kleinen Knicks. “Wenn Ihr erlaubt, dann begleite ich Euch heraus aus Clavicula. ‘s wär nicht recht, wenn Euch zuletzt doch noch etwas zustößt.” Und sollte er dazu nun nichts einwenden oder dagegen tun, so schickte sich Achilla an, sich bei ihm unterhaken, um eben dies zu tun.
Im Plauderton fragte sie dann: “Was ist Euch zugestoßen, dass ich Euch fand wie ich Euch fand?”
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Er nickte als sie ihm anbot ihn aus Clavicula hinaus zu begleiten und deutete in eine Richtung die vielleicht nicht der schnellste Weg hinaus war, aber bei weitem auch nicht der langsamste - gen Domus.

"Zugestoßen?" er überlegte kurz einen Moment wie er diese eigentlich doch recht offensichtliche Frage beantworten wollte, dnn zuckte er mit den Achseln, ließ ein breites Grinsen erkennen das irgendwie an eine Kröte erinnerte und antwortete glatt: "Ich suche ein Messer. Und man hat es mir nur auf die claviculanische Art zeigen wollen." offenbar amüsierte ihn dies ungemein und er deutete, bereits im gehen, auf eine der Seitengassen durch die er offenbar beabsichtigte zu laufen. Es war nicht eine jener Gassen durch die man als Nicht-Claviculaner laufen würde, wurde hier doch von Zeit zu Zeit jemand aufgeschlitzt, aber genau das schien der Grund zu sein wieso der Ancilla des Clan des Todes sich jene Gasse ausgesucht hatte, erkannte die Nosferatu mit einem unguten Gefühl in der Bauchgegend.

"Seit wann genau seid ihr in der Stadt? Ihr müsst wissen, ich halte mich meist etwas ferner von anderen unserer Art. Lediglich wenn die Pflicht ruft, folge ich ihr eilends. Trotzdem benötige ich dann und wann Informationen aus unseren Kreisen. Und mein letzter Informant ist leider nicht mehr ganz so zuverlässi wie einst. Deshalb die direkte Frage." mit einem kurzen Seitenblick zu ihr überprüfte er ihre Reaktion und ging dann, einige Schritte tiefer in der Gasse auf die Knie. Er sah sich offenbar sehr aufmerkam um und begann dann im Dreck der Straße zu wühlen. Offenbar hatte er eine kleine Schaufel, extra für diesen Zweck mitgebracht.
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »

Da lachte die Signora, denn das mit dem Messer war doch ihre Sorte Humor, schwarz und blutig und hässlich. Es war selten genug, dass sie so unverstellt über etwas lachen konnte, und vielleicht gerade hier und jetzt und zwischen ihnen beiden auch überraschend.

Zum Rest meinte sie dann: “Seit ein paar Jahrzehnten bin ich in Genua. Lang genug, dass ich meinen hoch verehrten Ahnen traf, doch nicht lang genug für mehr.” Sie zuckte mit den Schultern. “Lang genug auch, um im Geschäft meiner Familie nicht unnütz zu sein, so will ich meinen. Kurz genug, um zu denken, dass alter Groll und alte Feindschaften im Hier und Jetzt keinem so recht einen Gewinn bringen - und das Familiengeschäft geht am Ende eben vor, eh?”
Sie begleitete ihn in die Gasse hinein und beobachtete sein Wühlen und Graben mit einer gewissen Skepsis und zugleich unweigerlich auch Neugier. Letztlich entschied sie sich dafür, ein Auge für die Gegend offen zu behalten, dass nicht ausgerechnet jetzt irgend jemand einfach hier dazwischen hineinstolpern konnte.

“Was heißt: Zwischen Euch und mir haben die Dinge vielleicht nicht bestens begonnen, doch ich will hoffen, dass wir das jetzt hinter uns bringen. Und was sollte dann den alten Handel behindern, eh? Ihr wollt was wissen, ich kann vielleicht helfen.” Ganz beiläufig nun bot sie ihm eines ihrer Messer an, dieses dann auch im Gegensatz zu den Geschehnissen von zuvor mit dem Griff voran.
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Kling.
Mit einem hellen Geräusch veränderte sich der Grabeprozess des Kappadozianers. Er sah mit kaum verhohlener Begeisterung zu seiner Artgenossin auf. Als wollte er ihr sagen "Es ist noch da!", blieb jedoch stumm, griff erneut in den kleinen Brustbeutel in dem er offenbar auch eine kleine Anzahl Wachstäfelchen und einen griffel mit sich trug, wie sie aus diesem Winkel erkennen konnte, und zog ein recht einfaches weißes Leinentuch hervor.
Erst jetzt bemerkte er ihr Angebot ihm einfach eines ihrer Messer zu geben. Einen Moment hielt er inne und betrachtete sie skeptisch, dann würde er auch ihr Messer mit dem Kommentar "Zwei sind besser als eins. Aber ich benötige sie eine ganze Weile." ihr die Möglichkeit gebend doch noch einen Rückzieher zu machen. Würde sie bei ihrem Angebot bleiben, nähme er es und ließe es in seiner Brusttasche verschwinden.

Wie auch immer sie entschied, wandte er sich dann erneut der kleinen Grabungsstelle zu, hielt jedoch inne als er zwei sich nähernde Stimmen hörte und verharrte stumm bis diese wieder verschwunden waren. Achilla hatte zwei Männer der raueren Sorte erkennen können die am Eingang der Gasse kurz gehalten hatten, ehe sie weitergingen. Man hatte die Geräusche erkennen können die Alkohol in der Stimme hinterließ.

Mit wenigen weiteren Stichen der kleinen Schaufel befreite der Kappadozianer tatsächlich ein Messer mit getrocknetem Blut auf der Klinge aus dem festgetretenen Schlamm und Dreck des Bodens. Ohne es zu berühren nahm der übergewichtige Mönch es direkt mit dem weißen Leinentuch heraus und wickelte es darin ein, ehe er auch dieses in seiner Brusttasche verschwinden ließ. Woher hatte er gewusst das er genau hier graben sollte? Er hatte es auf den ersten Anlauf direkt gefunden. Kaum zwei Minuten dafür gebraucht. Sie wusste wie häufig man ansetzen musste, wenn man etwas suchte was man selbst vergraben hatte, es war immer ein wenig weiter links oder ein bisschen weiter rechts als in der Erinnerung. Entweder der Kappadozianer war viel viel präziser als man es seiner rundlichen Gestalt zutraute oder hier waren noch andere Dinge im Spiel.

Wesentlich zufriedener kam er wieder auf die Beine und ließ das Schäufelchen leicht wippen, während er mit ihr sprach: "So, ich habe alles was ich benötige. Benötigt ihr noch etwas? Ich glaube in der Gasse schräg gegenüber können wir noch ein paar Münzen finden, falls ihr Bedarf habt." er nickte dabei in die besagte Richtung, ihr die Wahl überlassen ob sie solcherlei benötigen würde. Ihm selbst schien es nicht darum zu gehen und er wandte sich auch schon wieder ihren Worten zu, die eigentlich viel interessanter sein sollten als Messer und Münzen.

"Gerne würde ich die Dinge hinter uns bringen, genau so wie ihr vorschlagt. Aber manche von den Dingen die gesagt wurden, stellen mich vor Probleme. Nicht mit euch direkt, aber andere werden sie aufgreifen. Ihr müsst wissen, ich bin, trotz meiner bescheidenen Art, nicht sonderlich beliebt unter den Kainskindern der Stadt." ein Schulterzucken folgte, so als ob er es selbst nicht richtig verstünde. "Falls ihr also ausräumen würdet, was ihr losgetreten habt oder zumindest, falls es dazu käme das ich damit belastet würde, die Schuld auf euch nähmt, dann würde ich diese unsere Beziehung natürlich als unbelastet sehen, weil sie es dann ja auch wäre. Dann könnten wir eine florierende Geschäftsbeziehung aufbauen. Ich bin beinahe noch besser im Informationen geben als im nehmen, aber auch darauf verstehe ich mich gut. Und ich mache bereits seit langer Zeit Geschäfte mit euresgleichen. Allein hier in Genua seit über hundert Jahren. Es war meist sehr angenehm. Das würde ich gerne so beibehalten." etwas fragendes lag in seinen Worten und Erläuterungen.
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ai”, meinte die Signora da. “Ich denk’, das Theaterstück, das ist ein guter Schritt zwischen uns. ‘s wird mich eine Menge kosten, Kopf und Kragen vielleicht. Doch was Ihr bietet, das ist’s mir wert. Und wenn’s mich Kopf und Kragen kostet, dann werden die meinen die Schuld für mich einfordern. Solche Dinge, von solchem Wert, die bleiben in der Familie, eh.”

Sie machte eine kleine Pause hier und beobachtete das Treiben des Kappadozianers halb mit Argwohn, halb mit Faszination.

“Und ich denke auch, dass dann die Dinge schon offen genug liegen. Und wenn nicht? Dann lasst Ihr’s mich wissen und wir finden einen Weg, mh? Alles in dieser Welt hat einen Preis, so ist es eben. Wahrheit, noch dazu die richtige und im rechten Licht, gehört sicherlich zu den teureren Dingen. Weil so viel dran hängt.”
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

"Von unsereins..." meinte er rasch, gar ein wenig erschöpft "...glauben sowieso nicht viele an die Wahrheit. Es gibt einige die an Informationen glauben. Das etwas passiert ist. Es gibt welche die an Beweggründe glauben, das etwas aus einem bestimmten Beweggrund so stattgefunden haben könnte. Das jemand so oder so über eine Sache denke. Es gibt einige die an nachweisbare Fakten glauben, weil sie zu wenig Kreativität im Herzen tragen um sich etwas darüber hinausgehend vorzustellen vermögen. Es gibt welche die an sich glauben und alles auf sich beziehen. Glauben sie stünden stets im Mittelpunkt und alles würde nur zu ihrem Glücke oder zu ihrem Unglücke passieren. Aber jemanden der an die Wahrheit glaubt, so jemand ist mir noch nie begegnet. Ich zum Beispiel bin jemand der an Dinge glaubt die er beweisen kann. Und wenn sich etwas beweisen lässt, ganz gleich mit welchen Mitteln, dann ist das meine Wahrheit." er warf ihr einen längeren, kühlen Blick zu, ehe er sich erneut über die Lippen leckte. "Wenn ich also gesehen habe was da für ein Theaterstück abgelaufen ist. Was dort passiert ist und was dort gesprochen wurde, dann werde ich dies meiner Wahrheit hinzufügen und euch die Schuld aushändigen, die ich bei euch habe.

Falls jedoch noch ein zweiter, dritter, vierter oder gar weiterer Beweggrund in dieses Stück integriert wird. Weil man so vielschichtig ist oder weil man sich so clever glaubt, dann werde ich wiederrum dies meiner Wahrheit hinzufügen. Und je nachdem wie diese, meine Wahrheit dann aussieht, zahle ich Worte oder Staub an euch oder stellvertretend euer Geblüt."
bekräftigte er noch einmal die Ernsthaftigkeit dieser ganzen Angelegenheit. Offenbar hatte er entweder so seine Erfahrungen gemacht oder war sich des juristischen Geschicks seiner gegenüber nicht völlig versichert.

"Einen Weg finden wir gemeinsam. Da gebe ich euch recht." mit einem Nicken (auch ob ihrer auslassenden Meinung über jene Münzen) deutete ans andere Ende der Gasse, zu dem er sich offenbar nun zu bewegen gedachte. Die Nosferatu an seiner Seite mitnehmend, bog er hier links ab, steuerte aus Clavicula hinaus, Richtung Domus. Es sollten nur ein paar hundert Meter sein.

"Da fällt mir ein, gibt es unter den Euren noch diese Hexe? La Strega? Oder jemanden der bereit ist mir ein paar Informationen zu verkaufen die einen... ganz und gar übernatürlichen Aspekt haben?"
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Signora Achilla
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Re: [1038] Bleich wie der Mond [Achilla, Benedetto (SL)]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ah, wenn Ihr stellvertretend an mein Geblüt zahlen wollt, im Schlechten, dann lasst dies auch im Guten gelten”, meinte die Signora milde. Nun war es an ihr, ein wenig müde zu klingen, was seine Anschuldigungen anging, dass sie sich für allzu clever hielte. Sie zuckte mit den Schultern.
“Ein Stück ist ein Stück. Ich kann’s mit dem Ansinnen machen, wie Ihr es geschildert habt, doch es muss auch die Leute unterhalten. Der Sinn liegt in den Worten, in den Bildern, in den Feinheiten. Das macht es so viel eindrücklicher als einfach nur hier und dort fallen gelassene Worte in der Gesellschaft, eh? Gönnt dem Theater ein wenig Spielraum, dass es sich entfalten kann, und ich will mich ansonsten ohne große Listigkeiten an Eure Linie halten. Und ja, auch ich kann meinen Platz bei diesen Dingen andeuten… .”

Es klang nachdenklich, vielleicht plante sie schon an Möglichkeiten für dies oder jenes auf der Bühne.
“Verlangt Ihr zuviel, werde ich auf Jahre oder Jahrzehnte in das graue Zwielicht der Verborgenheit zurücktreten müssen, das mir im Blut liegt. Ich kann’s wohl, doch es wäre ein hoher Preis und Euch dann hier in Genua wenig von Nutzen. Und so wie Ihr muss ich hoffen, dass die gemachten Versprechen heute Abend kein fauler Handel sind, kein faules Ei, keine Rossfärberei. Doch so ist’s in der Nacht und Euer Stand, Euer Name und Euer Wort gelten als gut und wert. Und ich? Ich will’s mit dem halten, was mein Blut lehrt: Ein Handel ist ein Handel ist ein Handel. Wer derlei bricht, ist eben so viel wert wie die Scherben und bittere Asche, die davon kommen.”

“La Strega dann? Ich hab’ die werte Clansschwester, die Hexe, seit ein oder zwei Jahrzehnten nicht gesehen. Nicht, dass das ungewöhnlich ist. Und noch weniger nach der Iustitia und den Befehlen zu anderen von meinem Blut. Doch vielleicht können sich Antworten der Art finden lassen, die Ihr sucht, wenn Ihr mir etwas sagen wollt, mit dem ich suchen - und suchen lassen - kann.”
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