[1038] Pharmakos [offen]

[Juli'20]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Vergonzo Faro
Nosferatu
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[1038] Pharmakos [offen]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Der Hafen Genuas lag in dieser Nacht ruhig und friedlich da.
Vielleicht etwas zu ruhig, das Wasser hatte kaum Wellengang und er wusste, das war nicht gut.
Der Baumeister war bedeutend früher gekommen um sich mental auf die bevorstehende Aufgabe vorzubereiten.
Er war gegen Mitternacht gekommen, gute zwei Stunden vor dem Ereignis. Langsam hinkte er zum Geschlechter Turm, den er mit und für Angelique gebaut und im Jahre 1014 vollendet hatte. Ein Objekt um das es seid dem einige Streitereien gegeben hatte. Und es schien bis heute nicht vorüber.
Sein Blick fuhr hinauf zu dem Punkt von dem er springen würde. Verfolgte mit den Augen seine Flugbahn in die Bucht.
Ungleichmäßigen Schrittes ging er zum Uferbauwerk und schaute hinunter in das seichte Wasser. Der Mond spiegelte sich beinahe in der Oberfläche des kühlen Nass, doch der Wind der kurz aufkam, blies über dasWasser und liess das Abbild Lunas verschwimmen.
Sein Blick hob sich zum Himmel. Die Hand taste auf seinen alten Umhang, fand die leichte Ausbeulung und bestätigte das er sie nicht vergessen hatte.

Er hatte die Liktoren über die vierte Nacht der dritten Woche frühzeitig in Kenntnis gesetzt und Ilario, die Harpyie, würde ebenfalls erscheinen. Die Ahnen und Ancilla waren laut seiner Kenntnis ebenfalls informiert worden. Wer von den Neugeborenen kommen würde, wusste er nicht, denn nicht viele alten regen Kontakt zum Ersten Baumeister Genuas und noch wenigere hatten engeren Kontakt zu ihm.

Er setzte sich schwerfällig hin und ging in sich. Hatte er an alles gedacht?
Die letzten Nächte hatte er mit Jagen in entlegenen Wäldern verbracht, es war lange her das er so satt war.
Seine Nachrichten hatte er dabei.
Alle nötigen Instanzen waren informiert.

Von seiner Seite her, war alles vorbereitet und zum Glück war das Wetter schon mal klarer, das würde der Stille des Blutes helfen, eines seiner größten Sorgen.
Eine sorge die diese Nacht aber andere zu tragen hatten.
Er legte die schweren Gedanken ab und fokussierte sich auf den Sprung. Die Kraft die er brauchen würde, das Gespür für den Wind während des Fluges, seine Gewandtheit und das Gefühl für das richtige Timing um mit notwendigem Geschick richtig einzutauchen.
Würde dies schief gehen würde seine Asche bis nach Korsika oder Rom treiben.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Signora Achilla
Nosferatu
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Re: [1038] Pharmakos [offen]

Beitrag von Signora Achilla »

Lumpensammler und Leimsieder - so sah das kleine Häuflein zerlumpter Gestalten aus, die ihren Weg durch die nächtlichen Straßen Genuas machten und auf ihren eher schmalen Karren warfen, was an Unrat noch verwertbart war: Fischschuppen, Leder- oder Pergamentreste, Häute, Knochen oder Knorpel, sicher auch die eine oder andere gefangene Ratte, Taube und was auch immer dem Haufen in die Finger geriet. Alles, was vom Tage übrig geblieben war und noch irgendwie verwertbar schien, wurde aufgelesen und auf den Karren geworfen.

Die Signora ging mit dem Karren so wie die anderen. Und so wie die anderen sammelte sie dies und das auf. Sie hatte einen soliden Stock, der vorn angesengt und angespitzt war, um ihre Fundstücke aufzuspießen und auf den Karren zu hieven. Sie ging in Lumpen gehüllt, mit Kopftuch und Maske. Doch zumindest oberflächlich betrachtet sah man die Maske nicht einmal. Da war ein Gesicht, verhärmt, pockennarbig und eben genau so, wie man es bei den Lumpensammlern auch erwarten konnte.

Die anderen sahen ähnlich aus, auch mit Stöckern oder einfachen Mistgabeln oder Schaufeln für ihr Treiben ausgerüstet. Eine etwas kräftigere Frau trug eine Kiepe, in die sie alles sammelte, das irgendwie brennbar aussah, von getrocknetem Ziegenmist über altes Stroh bis zu Reisig- und Holzresten, die vom Tage übrig geblieben waren. Ein schlaksiger, hakennasiger Kerl hatte sich Ledergurte umgeschlungen, um den Karren voran zu ziehen. Die übrigen schoben gelegentlich mit, wenn sie nicht gerade etwas aufsammelten.

So machte die kleine Gruppe ihren langsamen und gewundenen Weg zum Hafen hin, umschwärmt von ein paar nachtträgen Aasfliegen und Nachtfaltern, die um das blakende, mickrige Talglicht kreisten, das am Karren befestigt war, um wenigstens ein bisschen Licht zu spenden. Ein dürrer Straßenköter trottete neben dem Karren her, mit einem ausgefransten Seil um den Hals daran festgebunden, aber wohl ohnehin recht freiwillig dabei, denn was an Aas anfiel, das kein Mensch mehr runterkriegen mochte, was aber nicht zum Verbrennen und nicht zum Sieden taugte, das war für ihn.

Natürlich war der Weg, den das Häuflein nahm, kein sonderlich gerader und das war auch so gewollt. Die Signora hielt ihre Augen nach anderen Nachtschwärmern offen während sie langsam auf den Hafen zuhielt. Was es dort an Fischresten gab, war zwar auch ein Ziel, aber am Ende nur ein Vorwand für den eigentlichen Grund dieses gewundenen Ausflugs: Pharmakos.
Achilla hatte noch nie einer solchen Sache beigewohnt, doch sie hatte davon einmal gehört. Doch es war nicht allein das Spektakel, das sie anlockte. Es war auch das Schicksal ihres Clansbruders in diesen hässlichen, düsteren Zeiten. Blut war eben dicker als Wasser.

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Obfuscate/Mask of a Thousand Faces - 4 Erfolge (Lumpensammlerin)
Niemand kann auf Dauer eine Maske tragen. (Seneca)
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Nubis
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Re: [1038] Pharmakos [offen]

Beitrag von Nubis »

Endlich war es so weit. Endlich würde der Baumeister bald wieder seine Stimme nutzen können, oder aber möglicherweise wie Asche im Wind vergehen. Man konnte gespannt sein.
Schlichte Feiern mit Jubel und Freude, mit Tanz und Musik, waren nicht so das Wahre für das Mitglied des Clan des Todes, doch dies hier war ein interessanter Moment. Feierlich alleine schon, weil der Tod mit sprang und den Baumeister durchaus mit sich reissen konnte.

Er und Nicolo hatten ihm ebenfalls empfohlen, sich lieber ins Wasser zu stürzen und so war es nicht ungewöhnlich, dass dies Spektakel am Hafen statt finden sollte. Er hatte Interesse bekundet und er würde bereit stehen, egal, was komme. In irgendeiner Weise seine Anteilnahme bekunden. Zudem war es wichtig, als Herold nicht erst von der Harpyie den Ausgang zu erfahren, wenn überhaupt.

Und so wanderte ein in dunklen Leinen verhüllter Mann in Begleitung eines Jungspundes, der sich ebenfalls bedeckt hielt, durch die Tore und erfreute die Wachen mit einigen Münzen und dann weiter in Richtung Hafen. Zum Turm hin, dem zumindest höchsten Punkt am Wasser.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Benjamin
Assamit
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Re: [1038] Pharmakos [offen]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin ist schon lange da bevor selbst der Baumeister am Geschlechterturm auftaucht. Er hat seit kurz nach Sonnenuntergang die Umgebung im Blick und sorgt dafür dass es keine unangenehmen Überraschungen gibt indem er seit diesem Punkt den Weg bewacht der hoch zum Turm führt. Sollten zu irgendeinem Zeitpunkt mehr als zwei Personen gleichzeitig diesen Punkt passieren die er nicht kenn, so wird er sich diese näher anschauen. Er ist dabei verdunkelt und hält sich im Schatten der Steine der Klippen*. Auf seinem Rücken trägt er eine Schwertscheide nach Sarazenischer Machart sowie ein darin befindliches Schwert.


*/roll 8d10 Sidekick
BOT heute um 14:07 Uhr
@Benjamin (Adrian): 8d10 = (9+3+5+7+5+2+10+10) = 51 (4Erfolge zum verstecken)
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Ilario
Lasombra
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Re: [1038] Pharmakos [offen]

Beitrag von Ilario »

Gemessenen, würdenvollen Schritts ging Ilario den Weg der zum Turm führte. Er war gebeten worden hier zu sein und würde als Zeuge dieses denkwürdigen Ereignisses die Ahnen über den Ablauf unterrichten. Ein nachdenkliches Lächeln huschte über die schmalen Lippen des Schattens. Blieb zu hoffen, dass Vergonzo das Ganze überdauerte, blieb zu hoffen, dass Aurore danach zufrieden wäre.

Ilario kam allein, was heute Nacht geschehen musste war kein Anblick für Sterbliche. Er selbst würde an Vergonzos Stelle jeden Menschen, ob Ghul oder nicht, töten der Zeuge der Strafe wurde. Sein Weg führte in zum Delinquenten, wollte er doch vor dem Sprung noch einige Worte mit diesem wechseln...
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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Nicolo Trevisan
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Re: [1038] Pharmakos [offen]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Eine in einem Kapuzenumhang gehüllte Gestalt näherte sich dem Turm und damit unweigerlich auch der Position, wo Benjamin versteckt war.
Wie so oft, war die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und verhüllte so ein sorgenvolles Gesicht.

Vergonzo hatte sowohl Galeno als auch ihn schon vor einiger Zeit eingeladen, diesem 'Schauspiel' beizuwohnen und da Nicolo es ohnehin nicht weit hatte, war er bald nach Anbruch der Nacht hier eingetroffen.
Er hatte den Baumeister zu schätzen gelernt, aber wenn er ehrlich war, war auch ein gewisser Eigennutz dabei, als er hoffte, dass der Nosferatu den Sprung überstand.

Auch wenn er davon ausging, dass Vergonzo den Sturz ins Wasser überstehen sollte, versuchte Nicolo dennoch zu ergründen, welches wohl die wahrscheinlichste Aufschlagsposition wäre.
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Angelique
Autarkis
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Re: [1038] Pharmakos [offen]

Beitrag von Angelique »

Angelique hatte zwei ihrer Blutvasallen, gerüstet und vermummt, damit kein neugieriger Vampir oder Ghul derselben sie identifizieren konnte, angewiesen, dem Baumeister bei allem zu unterstützen, was er im und um den Turm herum vorhaben würde.

Sie selbst würde Vergonzo begleiten, aber nicht bis hoch zum Sprungpunkt. Zu groß war ihre Sorge, sie könnte ihn abhalten wollen, vielleicht sogar mit Blutmagie.
Und größer noch war ihre Sorge, sie könne den Wunsch versprüren, hinterherzuspringen, sollte der geliebte Baumeister sein Ende finden.

Oder einfach nur, weil es Spaß machen würde und sie einige Sekunden lange fliegen könnte wie ein echter Engel.

Sie würde dann in die Nähe des Aufschlagpunktes eilen, hatte sogar ein kleines Boot dafür besorgt, um Vergonzo aus dem Wasser zu fischen.

Angelique war nicht begeistert von der Gesamtsituation und hielt das ganze Urteil für eine unverständliche Machtdemonstration Aurores, die ihr wieder mal klarmachte, wie anders und nichtmenschlich die Altvordere dachte. Und dass Vergonzo es tatsächlich in dieser Form durchzog, hielt sie auch für nicht geistig gesund.

Manchmal beschlich die kleine Malkavianerin das Gefühl, dass sie unbewusst die geheime Macht ihres Vorsintflutlichen einsetzte, um die Vampire Genuas komplett durchdrehen zu lassen. Vielleicht tat dies aber auch Ferrucio. Oder sie beide gemeinsam.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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Vergonzo Faro
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Re: [1038] Pharmakos [offen]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo saß noch immer konzentriert und gut sichtbar am Hafenbecken, den Blick in die Nacht gerichtet, die Gedanken auf seine Aufgabe.
Ilarios Ankunft bemerkte er jedoch frühzeitig, etwas das den Verborgenen antrainiert worden war, waren sie doch stets die gejagten. Er blickte sich um, sah an Ilario kurz vorbei, dorthin wo er Angelique nicht weit wusste.
Der fliegende Baumeister stand auf und verneigte sich etwas zu flach der Harpyie gegenüber. Scheinbar war er mit seinen Gedanken immer noch bei seiner Aufgabe.
Als er dies bemerkte, schüttelte er zu sich selbst den Kopf und korrigierte die Verbeugung. Er wollte nicht ein weiteres Mal den Zorn des Schattengelehrten auf sich ziehen, wie einst, zu der Zeit kurz bevor Angelique wieder aufgetaucht war.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Signora Achilla
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Re: [1038] Pharmakos [offen]

Beitrag von Signora Achilla »

Der Karren mit den Lumpensammlern machte seinen Zug weiter voran. Doch die Signora war irgendwann stehen geblieben und setzte sich nun von den anderen ab, den letzten Teil des Weges zum Turm allein zu machen. Sie tauschte ein paar geflüsterte Worte mit den Leuten aus und dann ging es los. Benjamin konnte wahrscheinlich den kurzen Austausch beobachten.

Sie hatte sich die Kiepe mit dem brennbaren Plunder geborgt und den Lumpensammlerstock locker in der Hand. Im Grunde fehlten nur der Karren und die Gesellschaft. Zu sehen war sie sicherlich, so wie sie ihren Weg suchte. Zu erkennen wahrscheinlich nicht ohne Weiteres.

Doch sie selbst sah sich aufmerksam um, während sie sich langsam ihren Weg voran stocherte, hier und da etwas in ihre Kiepe lud und wohl nur mit einiger Vorsicht dem Turm und den Kainiten dort näher kam.

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Wahrnehmung/Aufmerksamkeit:
@🎭 Signora Achilla (Jule): 5d10>=6 = (6 8 5 8 4 , 3 successes) = 3
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Maske der Tausend Gesichter hält weiter an.
Niemand kann auf Dauer eine Maske tragen. (Seneca)
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Ilario
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Re: [1038] Pharmakos [offen]

Beitrag von Ilario »

Wiedereinmal fragte Ilario sich warum der Baumeister derartige Furcht empfand. Dabei gab er sich dich stets alle Mühe zu verbergen über welche Mächte er gebot. Allerdings war Vergonzo schlau und ein Verborgener, also musste man annehmen, dass er mehr wusste als die meisten. Er erwiderte dessen Verneigung mit einem respektvollen Nicken. "Seid gegrüßt werter Baumeister. Wie gewünscht bin ich als Zeuge eurer Tat gekommen... Ihr seid wirklich ein tapferer Mann, dass ihr dies so durchziehen wollt. Kompromisslos... Zumindest dürfte es euch erleichtern, dass heute Nacht nicht mit der Anwesenheit der Ahnen zu rechnen ist. Ob andere Ancilla kommen werden wird sich zeigen."
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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