[1039] Ein Licht in der Dunkelheit [Iulia, Valerios]

[August'20]
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Iulia Cornelia
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[1039] Ein Licht in der Dunkelheit [Iulia, Valerios]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Es war noch immer Winter in Genua und vom Meer her wehte ein frischer Wind, der den zarten Geruch von Salz mit sich trug, welchen den stinkenden Geruch der claviculanischen Gosse, die sich nach dem Regenschauer in die See ergossen hatte, fast vergessen ließ. Mehrere Schiffe lagen in der genuesischen Bucht vor Anker und warteten darauf, am nächsten Tag beladen ihre Reise in die Welt anzutreten, sobald die schwere Hafenkette, die die ungewollte Ein- und Ausfahrt verhinderte, wieder abgesenkt wurde.

Die außergewöhnlich hübsche Frau, die weiter südlich nahe der Wasserkante stand, wollte derweil jedoch nicht so recht in das Bild der Tagelöhner, Seeleute, Huren und Feiernden passen, die sich hier in Platealonga tummelten. Stattdessen schien ihr gesamtes Äußeres mit dem weißen Schleier, der ihre Haare vollständig bedeckte, und der ebenso farbigen Kleidung, die leicht unterhalb des grauen dicken Wollumhangs hervorschien, der mit weißem Fell gesäumt war, geradezu Adlige aus Mascharana zu schreien.

Trotz der raueren Gegend wirkte die junge Schönheit, die wohl gerade erst ihr zwanzigstes Lebensjahr erreicht haben mochte oder dies zumindest bald tun würde, nicht ängstlich als sie dort ganz allein im Finstern stand. Stattdessen schien sie in sich selbst zu ruhen was mit an der Gruppe von fünf bewaffneten Männern liegen mochte, die mit Windlichtern einige Meter abseitsstanden und die Gegend samt ihr sorgsam im Auge behielten. Nachdenklich wanderten die blaugrauen Augen der in der Dunkelheit ansonsten regungslos Alleinstehenden über die Landzunge zu ihrer linken hinweg, die hier begann weiter ins Meer hinein zu ragen.
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Valerios
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Re: [1039] Ein Licht in der Dunkelheit [Iulia, offen]

Beitrag von Valerios »

An einem der Kais lag genau einer dieser Schiff vor Anker, das nur auf die Morgensonne wartete, um seinen Heimathafen wieder anzusteuern. Auf dem Deck des Schiffs stand eine Gruppe Männer und unterhielt sich im flackernden Schein einer Fackel. Mit einem Handschlag schienen Sie ein Geschäft zu besiegeln, ein paar Münzen wechselten den Besitzer.

Dann verliesen zwei der Männer das Schiff und schlenderten den Kai entlang. Als Sie in einiger Entfernung an der jungen Dame vorbei kamen, zog einer der beiden die Kapuzen seines Mantels aus dem Gesicht - ein gutaussehender dunkelhäutiger junger Mann. Er lächelte und zwinkerte der Signora zu. Soweit so gewöhnlich.

Doch als der Mann sein Augen aufschlug, war für einige Momente etwas widernatürliches in seinem Blick: Die Pupillen, die die Schöne anblickten waren verzerrt und zu schmalen Schlitzen verengt. Und das seltsamste war - dieser offensichtliche Makel tat dem gewinnenden Lächeln keinen Abbruch.
"Es ist nicht so sehr die Hilfe unserer Freunde, die uns hilft, als vielmehr das vertrauensvolle Wissen, daß sie uns helfen werden."
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Iulia Cornelia
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Re: [1039] Ein Licht in der Dunkelheit [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Wie von dem Lächeln und dem Zwinkern magisch angezogen, hatte sich das züchtig bedeckte Haupt der jungen Frau, dem fremden Mann weiter zugewandt. Ganz offenkundig verspürte sie keinerlei Angst vor dem Dunkelhäutigen, denn sie warf ihm ganz ohne sichtbare Scheu einen längeren und deutlich interessierten Blick zu. Ihr schien etwas an ihm zu gefallen, denn sie erwiderte das Zwinkern mit einem langsamen, höflichen Nicken, ohne dabei tatsächlich ihre blaugrauen Augen von den seinen lassen zu können.

Auf ihren Lippen hatte sich derweil ein zartes Lächeln eingefunden, welches ihre Schönheit weiter unterstrich und sie auf ganz natürliche Weise sympathisch wirken ließ, ohne dass sie selbst viel hierfür tun musste. Mit einer langsamen Bewegung wanderte ihre feingliedrige Hand unter ihrem Umhang hervor, die davon sprach, dass ihre Haut in der Vergangenheit wohl nie schwerer körperlicher Arbeit in der genuesischen Sonne ausgesetzt worden war. Eben jene nach oben geöffnete Hand mit den sanft abgespreizten Fingern bewegte sich dezent, aber eindeutig einladend von dem Fremden hin zu ihrer Seite.
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Valerios
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Re: [1039] Ein Licht in der Dunkelheit [Iulia, offen]

Beitrag von Valerios »

Einen Augenblick war er unschlüssig. Hatte diese Geste ihm gegolten?

Er beschloss statt der Straße in Richtung der Märkte geradeaus, den kleinen Schlenker an der Wasserkante entlang zu machen, an der Schönen vorbei.
Sein Blick war beiläufig auf den Horizont gerichtet, so dass er weder die junge Dame ansah, noch seinen Begleiter - trotz der Tatsache, dass er mit ihm sprach.

Der Mantel des Jüngeren war von einfacher Machart, an der Seite geflickt, die Fibel an den Spitze einfacher Silberschmuck - das Hemd das er trug,
hob sich durch Machart und Verzierung davon ab. Ein beiäufiges Heben der Ellbogen gab einen kurzen Blick unter den Mantel frei. War es Leichtsinn oder Verschlagenheit - aber war offensichtlich zu dieser späten Stunde unbewaffnet in der Stadt unterwegs.

Seine Finger waren zu einer Raute gefaltet, während er sich mit einem deutlichen Akzent an den Älteren wandte:
"Nein, Olivero, ich bleibe dabei. Den Purpur nicht zu diesem Preis."
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Iulia Cornelia
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Re: [1039] Ein Licht in der Dunkelheit [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ein Augenpaar aus der Ferne verfolgte das ganze Geschehen an der Wasserkante aufmerksam, doch weder der dazugehörige Mann, noch die offenkundigen Wachen an seiner Seite eilten der alleinstehenden Frau dort zur Hilfe, als die Fremdländer ihr immer näher kamen.

Derweil machte sich bei dieser eine kurze Verwirrtheit in ihrem hübschen Gesicht breit, als der Jüngere seinen Blick von ihr ab und dem Horizont zugewandt hatte, bevor ihr Lächeln wieder entspannter wurde. Kurz schlossen sich ihre blaugrauen Augen und sie schüttelte mit einem offenkundig amüsierten stummen Kichern hinter verschlossenen Lippen sanft den Kopf. Dann öffneten sich diese erneut und sie neigte sich leicht vor in Richtung der beiden Gehenden.

„Verzeihung.“, sprach sie die Beiden höflich und mit einer angenehm warmen Tonfarbe an, während sie erneut dabei den Blick des Jüngeren zu suchen schien. Ihre Hände lagen durch den Spalt in ihrem Umhang sichtbar und mit ausgestreckten Fingern aufeinander. Offenkundig trug sie derzeit keine Waffe in ihren gepflegt erscheinenden Händen. Obwohl sie durch ihre hochgewachsene und hagere Art ein geradezu leichtes Ziel für Angreifer bieten mochte war ihre Haltung kerzengerade und unerwartet offen.

In einem ruhigen und langsamen Rhythmus hob und senkte sich ihr Brustkorb, über den der zarte Seidenstoff ihres weißen Kleides weich fiel. Lammfell zierte den Saum, des dunkelgrauen Umhangs der leicht von ihrer Hand zur Seite geschoben worden war. Feine Silberfäden waren in den seidenen Stoff genäht und durchzogen ihn in einem ruhigen und gleichmäßigen Muster, welches im Mondschein sanft glitzerte.

Die junge Frau wartete derweil geduldig bis die Aufmerksamkeit auf sie gerichtet worden wäre, bevor sie mit einem Lächeln, welches sich in ihrer Stimme wiederspiegelte, gesprochen hätte: „Einen guten Abend. Würden die Herrschaften einen Moment ihrer Zeit für mich entbehren können?“
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Re: [1039] Ein Licht in der Dunkelheit [Iulia, offen]

Beitrag von Valerios »

Die beiden Herren blieben stehen. Ein kurzer prüfender Blick in Richtung ihrer männlichen Begleitung. Als diese keinen Anschein machte zu unterbrechen, wandte er sich an die junge Frau: "Signorina - oddiamente. Al servisio duo." - Die Stimme war klar und angenehm, aber der Aussprache nach war ihr Gegenüber nicht aus Genua, oder überhaupt aus Oberitalien.

Er gestattete während seiner angedeuteten Verbeugung kurz das Kleid in Augenschein zu nehmen - Silber in Seide, gute Handarbeit, allein für den Stoff musste ein Mann gut und gerne zwei Monate arbeiten. Dann wandte er seinen Blick aber wieder den blauen Augen zu und sah sie, das Lächeln erwidernd, mit offen und erwartungsvoll an.
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Iulia Cornelia
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Re: [1039] Ein Licht in der Dunkelheit [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die junge Frau begegnete den Worten mit einem angenehm warmen und wohlwollenden Lächeln, das von einer höflichen Verneigung ihrerseits begleitet wurde, bevor ihre Augen zurück zu den seinen fanden. Nur ein kurzer Moment verging bevor sie von seinen Worten hörbar angetan sprach: „Wie äußerst charmant und freundlich.“

Für einen Augenblick lang wirkte es, als würde sie im nächsten Moment ihre Augen verlegen zu Boden senken, doch stattdessen blieb ihr Blick an ihm förmlich kleben, als sie sich geradezu vorsichtig erkundigte: „Die Herrschaften scheinen nicht aus Genua zu stammen. Darf ich fragen, woher sie kommen?“
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Valerios
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Re: [1039] Ein Licht in der Dunkelheit [Iulia, offen]

Beitrag von Valerios »

"Mein Heimathafen ist Bastia auf Korsika, meine Eltern stammen aus Syrakus, ich selbst bin in Tunis geboren, Signorina. Aber nun werde ich länger in Genua bleiben.
Ein wunderschöne.. Stadt. Aber verzeiht meine Taktlosigkeit: Meine Name ist Lorenzo di Luca."
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Iulia Cornelia
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Re: [1039] Ein Licht in der Dunkelheit [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Iulia. Ihr könnt mich gerne Iulia nennen.“, entgegnete die junge Frau weich mit einem höflichen Nicken, bevor sie feststellte: „Höchst erfreut eure Bekanntschaft zu machen, Signore Lorenzo. Ihr und eure Familie seid offenkundig bereits weit gereist. Ich hoffe Genua hatte euch trotz der derzeitigen Umstände wohlwollend empfangen und wird es gut mit euch meinen, so ihr gedenkt zu bleiben.“

Auf Iulias Lippen lag noch immer ein offenes Lächeln, als sich ihre Stirn kurz in zarte Fältchen legte und sie sich erkundigte: „Ihr sagtet Bastia sei euer Heimathafen? Demnach nennt ihr bestimmt eines dieser prachtvollen Schiffe euer Eigen, nicht wahr?“ Ihre feingliedrige Hand deutete leicht an ihm vorbei auf die Schiffe, die im der natürlichen Bucht Genuas vor Anker lagen. „Ich bin auf der Suche nach einem erfahrenen Seefahrer, der mir mehr über die Reise per Schiff bei Nacht erzählen könnte.“, erklärte Iulia Lorenzo, bevor sie ihn interessiert fragte: „Ein solch stattlicher Mann wie ihr hat nicht zufällig Erfahrung mit derlei Dingen, oder?“
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Valerios
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Re: [1039] Ein Licht in der Dunkelheit [Iulia, offen]

Beitrag von Valerios »

Er schmunzelt, ob der offensichtlichen Schmeichelei. So vorhersehbar sind die Spiele der Frauen, wenn Sie etwas wollen.
Aber er spielt mit und plustert sich auf, wie Sie es vermutlich erwartet.

"Was, das Schiff angeht, muss ich euch enttäuschen. Wer sein Geld in ein Schiff investiert, der hat Angst. Er akzeptiert jeden beliebigen Mitreisenden, und steuert mal diesen und mal jenen Hafen an, je nach dem, wie der Wind steht. Und beim ersten Sturm ist all sein Geld verloren.
Ohne Angst lebt es sich bedeutend einfacher. Ich entscheide mich für eine Route, sagen wir von Bastia nach Genua, und erwerbe Stück für Stück Ware. Und mit jedem Markttag lerne ich die Stadt kennen, ihre Wünsche, ihre Sehnsüchte. Und mit jeden Einlaufen in den Hafen bringe ich ihr schönere Kostbarkeiten."

"Was das Reisen bei Nacht angeht, so macht das bis auf den wunderschönen Sternenhimmel kaum einen Unterschied. Ein Schiff, ebenso wie eine Stadt ist immer wach. Viele Häfen allerdings verbieten ihren Städten zur Sicherheit das Ein- und Auslaufen in der Nacht. "

Dann senkt er seine Stimme merklich und wechselt in eine ernstere, aber nicht weniger charmante Tonlage.

"Wenn euch aber nicht um die Nacht geht, sondern um ihre Stille - dann zählt dasselbe wie bei jedem Fernhandel: Das Risiko abwägen und den Preis verhandeln. Und die erste Frage, die euch jeder gute Capitano stellen wird: Seid ihr auf der Reise - oder auf der Flucht?"
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