[1039] Beichte und anderes? [Nicolò, Ferrucio (SL)]

[August'20]
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Nicolo Trevisan
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[1039] Beichte und anderes? [Nicolò, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Eiligen Schrittes ging Nicolo die Straßen in Platealonga lang.
Wenn er noch sterblich gewesen wäre, hätte sein Herz in der Brust sicherlich wild geschlagen. Daher war er momentan dankbar, dass es eben jenes gerade nicht tat.
Wie stets, wenn er unterwegs war, trug erseinen Kaputzenmantel und die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, bis er sein Ziel erreichte: San Giorgio.

Noch bevor die Kirche betrat zog er sie herunter. Tebaldo war ihm gefolgt und positionierte sich außerhalb der Kirche. Nach den erneuten Stillebrüchen, wenn man den Gerüchten Glauben schenken konnte, war er froh, seinen treuen Begleiter in der Nähe zu wissen.

Nicolo raffte sich und öffnete dann das Kirchenportal. Es dauerte noch einige wenige Augenblicke, bis er schließlich dann auch seine Füße über die Schwelle setzte und er sich im Inneren nach dem Hofgelehrten umschaute.
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La Cronista
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Re: [1039] Beichte und anderes? [Nicolò, Ferrucio (SL)]

Beitrag von La Cronista »

Die heilige Halle von San Giorgio breitete sich vor den Augen Nicolos in all ihrer Herrlichkeit aus.
Es war keine Pracht wie sie viele Jahrhunderte später Einzug halten würde, aber doch eine mit bunten Fresken und bebilderten Bodenplatten verzierte Kirche.

Bei den Kerzen für die Verstorbenen stand eine Frau die still für sich betete und neben dem Altar ein Priester. Vor dem Altar kniete ein Mann in einem abgetragenen Büßergewand und mit nackten dreckigen Füßen, die unter dem Saum hervor schauten. Auch jener betete leise und drehte dabei die hölzernen Kugeln des Rosenkranzes zwischen seinen Fingern.

Nach einigen Minuten stand er auf und wandte sich um. Blickte Nicolo aus den eisblauen Augen an die Nicolo auch schon in einer anderen Kirche gesehen hatte. In San Donato. Damals hatten sie fast Funken gesprüht, so voller Wut und Eifer war der Malkavianer gewesen.

Hier jedoch schien von ihnen eine Stille wie von einem ruhigen See auszugehen.
Ferruccio trat von dem Altar zurück und schritt von den Menschen weg in die Nähe des Beichtstuhls, der an der Seite stand. Mit einer Handbewegung lud er Nicolo ein ihm zu folgen.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1039] Beichte und anderes? [Nicolò, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

All die Details nahm Nicolò kaum war. Es war äußerlich leicht zu erkennen, dass er angespannt war - steif senkte er seinen Kopf vor dem Pater und mit ebenso steifen Bewegungen ging er zum Beichtstuhl hinüber.
Bei näherer Betrachtung konnte man sehen, dass seine Muskeln angespannt und lediglich das fehlende Blut verhinderten, dass diese weiß angelaufen waren - Nicolò war mehr als unsicher, welchen Verlauf es hier nehmen würde und dies übertrug sich auf den Körper als ungelenke Bewegungen, wobei er sich weniger Sorgen um die eigentliche Beichte machte.

Mit diesen Gedanken folgte Nicolò schließlich Ferrucio in den Beichtstuhl, nahm Platz, als dieser Platz genommen hatte.
Er bekreuzigte sich und sagte in einem noch immer Akzent behafteten Latein:
"In nomine patris et filii et spiritus sancti"
Während er auf die Folgenden Worte Ferrucios wartete und so sie denn kamen, mit "Amen" beendete.
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La Cronista
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Re: [1039] Beichte und anderes? [Nicolò, Ferrucio (SL)]

Beitrag von La Cronista »

In der Kammer neben Nicolo nahm Ferruccio Platz und nur die hölzerne Wand mit einem feinen Gitter darin trennte die beiden Kainiten.
Der Beichtstuhl war rundherum jedoch aus massiven Holz und so genug abgeschirmt, dass niemand außen die Beichte mit hören konnte, außer jemand hätte direkt das Ohr an die Tür gelegt. Doch wäre das ein Anblick und Verhalten dass in keiner Kirche gern gesehen wurde und von dem sterblichen Pater sicher bemerkt würde.

Die Stimme des Ancilla sprach:
"Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit."

Danach folgte das Amen und Ferrucio fuhr fort:
"Du bist gekommen deine Sünden vor mir und Gott zu berichten und bereuen. So sag, was lastet auf deiner Seele?"
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Nicolo Trevisan
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Re: [1039] Beichte und anderes? [Nicolò, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò rutschte kurz unbehaglich auf der Bank hin und her. Dabei vergewisserte er sich, dass sich niemand in der Nähe befand.
Schließlich holte er einen tiefen Atemzug, in Imitation einer menschlichen Geste.

"Was auf meiner Seele lastet, ist etwas anderes, als jenes, was die höchst verehrte vermutlich mit der Auflage der Beichte im Sinn hatte."
Nicolò versuchte hinter Ferrucios Gestalt hinter dem kleinen Gitter in den Fokus zu nehmen und spitzte seine Sinne, um die Reaktion des Malkavianers besser abschätzen zu können.*

Dann senkte er den Blick und verließ sich nur noch auf sein Gehör. Leise sprach Nicolò.
"Doch Ihr fragtet, nachdem was auf der Seele lastet..."

Nicolò hielt noch ein letztes Mal inne, wusste er doch nicht in welche Richtung diese Beichte gehen sollte und wartete ab, ob er fortfahren solle oder die Beichte in eine andere Richtung gehen solle.
Wenn er ein solches Zeichen erhielte, fuhr er fort - dabei zögerlich und immer wieder Pausen einlegend:
"Ich habe schwer gesündigt, Pater. Ich unterlag der Hybris, in dem ich beweisen wollte, welchen Wert als Heiler ich besitze. Statt ein Sethskind zu heilen,verurteilte ich ihn durch einen Fehler dazu vor sich hin zu siechen. Schlimmer noch verlängerte ich seine Qual, weil ich daran festhielt, meinen Fehler wieder ungeschehen zu machen. Ich wollte mich von meiner Schuld reinwaschen, anstelle sie anzunehmen. So hielt ich ihn viel zu lange am Leben, um doch noch jenes Heilmittel zu erhalten, welches ich nicht finden konnte. Schließlich starb der Mann an den Folgen dessen, was ich anrichtete."

Als Nicolò geendet hatte, schwieg er erstmal eine Weile.

_________________________________________
*Auspex 1
Wahrnehmung + Empathie
@🦄 Nicolò Trevisan: 6d10 = (5+7+2+8+5+9) = 36
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La Cronista
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Re: [1039] Beichte und anderes? [Nicolò, Ferrucio (SL)]

Beitrag von La Cronista »

Nicolo bemerkte niemanden sonst um sich herum. Selbst Ferruccio, der nicht atmete oder bewegte, wäre nicht wahrnehmbar gewesen, wenn man ihn nicht hätte leicht hinter dem Gitter sehen können.

"Was glaubt ihr denn was die höchsverehrte Aurore im Sinn hatte hiermit?"
Fragte Ferucio ruhig und ließ eine bewusste Pause bis er noch fortfuhr:
"Sprecht ruhig alles aus, was ihr bereut.“

Nicolo spürte einen Zorn auf sich selbst, als er von seiner Tat berichtete.

„Das ist eine schwerwiegende Tat. Trotz eures gutmütigen Ansinnens habt ihr einem Menschen sein Leben und seine Unversehrtheit genommen. Der Hybris seit ihr anheim gefallen ja. Der Hybris zu glauben ihr könntet besser sein als der Herr. Besser urteilen als der Herr und ihn heilen, wo doch vielleicht ein anderer Weg für ihn vorgesehen war. Bereut ihr es nun? Bereut ihr diesen Weg eingeschlagen zu haben?“ fragte Ferrucio danach und seine vormals ruhige Stimme wurde spürbar drängender.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1039] Beichte und anderes? [Nicolò, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Nun... Ihr habt gesehen, was in jener Nacht in San Donato geschah und ich gehe davon aus, dass die Höchstverehrte die Beichte hierauf bezog."

Nicolòs Hände hatten sich bei dem Thema immer noch verkrampft und er hatte mühe, diese locker auf seine Schenkel abzulegen, gespannt wartete er die Reaktion Ferrucios ab.


Als Ferrucio ihn zum Fortfahren ermunterte, war Nicolòs Blick noch mehr zum Boden gesenkt und er schien seine Füße zu fixieren, während er eine schwache Rechtfertigung hervorbrachte - mehr sich selbst gegenüber und seinen eigenen Zorn besänftigend, als für den Ancilla. Seine Stimme klang lächerlich kleinlaut, fast wie ein trotziges Kind.

"Ich wollte doch nur helfen... Wozu habe ich sonst diese Gaben erhalten und wozu sonst ertrage ich Nacht für Nacht den Hunger und die Gier nach Blut... muss mich von denen nähren, die ich schützen will... stets auf der Suche nach jenen, die es mir auf die ein oder andere Weise freiwillig geben..."

Abrupt hörte Nicolò auf und schüttelte den Kopf - wieso erzählte er das vor Ferrucio und woher kam dieser Zorn auf sich selbst. Aber der Zorn ließ sich dennoch nicht beschwichtigen und als Ferrucios Stimme drängender wurde, war es dennoch ein einfaches die Wahrheit zu sagen.

"Oh und wie ich meine Tat bereue..." brachte Nicolò vor Zorn und doch der Wahrheit entsprechend vor - schließlich hatte er gegen seinen gewählten Pfad verstoßen und noch schlimmer gegen all dass, wofür er in seinem innersten Einstand.
Nur schwach hörte er noch... 'Bereut ihr diesen Weg eingeschlagen zu haben?', in seinem Zorn und seiner Verwirrung konnte er diese Frage nicht recht greifen und so schwieg er mit zusammengepressten Kiefer, als der Zorn auf ihn selbst ihn übermannte.
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Re: [1039] Beichte und anderes? [Nicolò, Ferrucio (SL)]

Beitrag von La Cronista »

"Das seht ihr leider zu kurzsichtig. Sollte eine Beichte nur für ein einziges Vergehen stattfinden?
Nein.
Ihr müsst euch von all euren Sünden reinwaschen!

Eine mögliche Lüge beim Schwur mag auf jeden Fall etwas sein was ihr zu beichten hättet, wenn es so war, doch liegt der höchstverehrten doch auch etwas an dem Seelenheil ihrer Untergebenen und dem Heil der Sterblichen. Wer sich dem Herrn und seinen Geboten entsagt, wird keiner sein, den sie um ihre Menschen haben will.

Aber ich sehe, dass ihr euch knechtet. Darüber was ihr getan habt und darüber was ihr seid. Euer Leid ist jedoch keine Entschuldigung für eure Taten. Doch eure Reue ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Ihr fragt warum ihr Nacht für Nacht Blut trinken müsst? Weil es euer Fluch ist, wie für jeden von uns. Eine Strafe, Generation für Generation weitergereicht. Und eure Gaben sind kein Ausgleich dafür. Nur ein rechtschaffendes Leben im Sinne Gottes kann euch von eurem Leid befreien und aus der ewigen kalten Existenz erretten.

Euer Wunsch zu helfen ist also ein löblicher, solange er aus Demut und Nächstenliebe geboren ist und nicht dem Verlangen sich zu beweisen.

Wart ihr schon als Lebender ein Heiler? Oder habt ihr diesen Weg als Reaktion auf eure Verdammung eingeschlagen?”

erklärte und fragte Feruccio und die ganze Zeit war seine Stimme ruhig und sachlich, ein Gegensatz zu der Wut und der Pein die in Nicolo schwelte.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1039] Beichte und anderes? [Nicolò, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Ein Fehler in Erwägung zu ziehen ihn zu fragen.., dachte Nicolò bei sich noch, zumindest bei seinen ersten Worten.

Auf seine Unterstellung hin, erwiderte der Salubri mit weiterhin zusammen gepressten Kiefern.
"Ich habe die Höchst verehrte nicht belogen und meinen Schwur in San Donato nicht leichtfertig gesprochen."

In Nicolò brodelte es immer noch, aber langsam wandte sein Zorn sich auch gegen den Ancilla - er reizte seinen gewählten Pfad, aber Nicolò wanderte fest auf ihm und hatte seine Überzeugungen.
"Ich handle um den Menschen zu helfen, nur jenes eine Mal und wurde dafür gestraft - zu Recht....
Nur aus dem Wunsch die Menschen zu schützen, wandte ich mich auf die Seiten des sehr verehrten Lydiadas - um jene Menschen in Staglieno und ihre Soldaten zu schützen. Das war der Preis, den ich zu entrichten hatte. Auch wenn ich bereue keine andere Möglichkeit gefunden zu haben."

An diese Rechtschaffenheit klammerte Nicolò sich - auch wenn alles zu bröckeln begann, dies war der Kern seines seine und zumindest noch unverrückbar.

Daher hatte Nicolò den Blick auch kurz gehoben, um w7tend vor sich hin zu starten - das dritte Auge weit geöffnet, scheinbar unfähig in den widerstreitenden Gefühlen auch dieses noch zu kontrollieren.

Nicolò Strich mehrfach mit beiden Händen über sein Gewand, während er sich mühte, seine Selbstbeherrschung wieder zu finden.

Schließlich erwiderte er mit immer noch unsicherer Stimme.
"Nein und ja, ich biin der Sohn eines Händlers und musste das Familienhandwerk lernen. Doch lernte ich nebenbei bei einem Medicus das Handwerk eines Heilers. Aber erst, als ich in die Nacht geholt wurde, war es mir möglich eine umfassendere Ausbildung zu genießen."
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La Cronista
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Re: [1039] Beichte und anderes? [Nicolò, Ferrucio (SL)]

Beitrag von La Cronista »

Von der anderen Seite der Zwischenwand begegnete dem Salubri nur Schweigen. Dann konnte er sehen wie sich die Silhouette des Kopfes des Malkavianers zu ihm drehte und ihn wohl ansah. Eine ganze unangenehme Weile. In der der Ancilla auch nichts sagte. Nicolo nur musterte.
Dann drehte sich der Kopf zurück und seine Stimme erfüllte wieder die kleinen Kabinen.

"Hattet ihr je eine Ausbildung der Heilkunde im Kloster in Erwägung gezogen? Und wenn nicht, warum nicht?"
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