[1039] Der Wolf und das Einhorn [Arash, Aurora]

[Aurora]

Im Norden außerhalb der Stadtgrenzen, aber noch im Einzugsgebiet Genuas gab es entlang den üblichen kleinen und größeren Handelsrouten genügend Waldstücke. Maddalena lag ein Stück weit links, Borgo Incrociati ein gutes Stück rechts, während die Villa Illuminata am weitesten von dem Punkt entfernt war, wo sich Aurora gerade aufhielt. Sie war derzeit leicht abseits der eigentlichen Straße unterwegs. Hier im Wald und zu Anfang noch in Sichtweite der Straße fühlte sie sich nicht unwohl. Im Gegenteil, das Kleid in den dunkelgrünen Farben des Waldes, zusammen mit einem dunklen Tuch zum Verdecken ihrer ansonsten auch dunklen Haare, verhalf ihr zum regelrechten verschmelzen, während sie sorgsam darauf achtete die Geräusche auf ein Minimum zu reduzieren. Trotz all der Vorkehrungen raschelte es hier und da, Zweige brachen, als sie auf sie drauftrat und einmal stolperte sie gar über eine Wurzel und fiel seitlich gegen einen Baum, was einen leisen kleinen Schmerzlaut hervorbrachte.
Offensichtlich war sie auf der Suche. [Auspex 1 aktiv] In ihrem kleinen Weidenkörbchen, dass sie unter dem Arm trug war bisher jedoch noch nichts wirklich an Inhalt auszumachen. Einzig eine ihrer vielen kleinen Beutel an ihrem Kleid verströmte einen Geruch nach Salbei, der sich wenn auch etwas abgeschwächt an ihren Händen wiederfand.

[Arash]

Beinahe lautlos strich eine weitere Gestalt durch den Wald in dieser Nacht. Geduckt und schneller als man erwarten würde huschte die Gestalt mit übermenschlichem Geschick durch die Nacht. Schien dabei kein besonderes Ziel zu haben. Oder doch? Seine Augen suchten die Umgebung ab, achteten aber nicht darauf, wo er selbst hintrat. Dies schien sein Körper von ganz allein zu wissen. Sein Körper war von grobem Leder bedeckt, welches ungefärbt, ihn beinahe Unsichtbar machte. Nur die rotglühenden Augen verrieten den Jäger der hier durch den Wald pirschte.

Plötzlich blieb er stehen. Schloss die Augen und lauschte auf die Geräusche des Waldes. Da war ein Knacken, welches nicht hier her gehörte. Es war kein Tier. Dafür war es zu unregelmäßig. Außerdem mischte sich das Rascheln von Stoff hinein. Seine Nase hob sich in den Wind. Da war eine Spur des Duftes von Kräutern in der Luft. Aber kein Geruch eines Menschen. Seine Zunge fuhr über seine Lippen. Das könnte interessant werden. Beute? Oder etwas anderes? Ein anderer Jäger? Sie waren selten hier draußen und noch viel seltener waren sie so weit weg von den Mauern der Stadt.

Seine Lefzen hoben sich und seine Augen erloschen. Er wollte die Beute nicht vorwarnen. Dann schlich er sich langsam und lautlos im dunkeln an. Lautlos schob er seinen Körper durch das Unterholz nahe der Lichtung, von der er die Geräusche wahrgenommen hatte. Immer näher an die Gestalt heran, die er erahnen konnte...bis er auf einen großen trockenen Ast trat, der wäre er nicht so trocken gewesen, sicher nicht so leicht gebrochen wäre. So zerbarst das Holz unter seinem Gewicht und machte einen atemberaubenden Lärm. Zumindest in seinen Ohren klang es so, als würde er den ganzen Wald wecken. Lautlos fluchte er und bemerkte dabei nicht, dass er sich halb aus seiner Deckung erhoben hatte.
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Geschick + Heimlichkeit:
@Arash (Daniel): 8d10 = (2+7+1+2+2+1+7+5) = 27

[Aurora]

Der Geruch, dem sie gefolgt war, wurde intensiver, je näher sie der betreffende Pflanze Urtica dioica, der großen Brennnessel kam. Endlich versteckt hinter einer kleinen Reihe wilder Buschpflanzen befand sich das Gesuchte. Aurora bückte sich, schnupperte und entnahm aus einer ihrer Taschen ein kleines, aber scharfes Messer. Sie wusste, wo sie die Brennnessel zu ernten hatte, ohne von den Brennhaaren erwischt zu werden…

Ein Krachen in ihren Ohren ließ sie bei der Hälfte der Ernte abrupt zusammenzucken und ihre linke Hand streifte sachte an einer Seite der Pflanzen, was sofort an den Stellen mit nackter Haut eine Reaktion auslöste. Was war das gewesen?
Ein Geruch nicht dem Wald zugehörend und wohl doch näher an ihm dran als ihr eigener, ganz in ihrer Nähe erfasste ihre Nase und ließ sie in der Deckung verbleiben, während sie überlegte wie weit die Straße von ihrer Stelle aus sein könnte. Da, etwas aus der Richtung, aus der sie noch eben den Geruch wahrgenommen hatte, bewegte sich. So nah an ihr…

Aurora’s Aufmerksamkeit wurde kurzzeitig abgelenkt von einem kleinen blinkenden Farbspiel, ehe sie sich an das kleine Messer in ihrer rechten Hand erinnerte, dass durch kleine Bewegungen ihrer Hand und das wenige Licht der Nacht wohl schnell auch die Aufmerksamkeit des anderen inklusive eines möglichen Missverständnisses auf sich ziehen könnte. Also steckte sie es vorsichtig wieder in die vorgesehene Tragevorrichtung, richtete ihren Blick auf die Stelle, an der sie eben die Bewegung wahrgemacht hatte und erhob sich ganz langsam und sehr vorsichtig aus der Deckung heraus. Ihre Körperhaltung aber auch so ausgerichtet, dass sie bei einem möglichen Angriff in Verteidigung gehen bzw. verschwinden könnte.

Doch wie sagte schon die Äbtissin, wie es in der Bibel geschrieben steht: Gott schaut auf das Herz der Menschen, Gott schaut auf das, was wirklich ist. Machen wir es ihm nach. Seien wir offen für die Menschen, denen wir begegnen.
„Ich biete ihnen höflichst meinen Gruße zum Wohle der Nacht an.“ Die Stimme war leise, bald schon ein Wispern, doch getragen vom Wind hin zu dem Fremden.

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Wahrnehmung und Aufmerksamkeit mit Auspex 1
@ Aurora (Vicky): 6d10 = (5+7+7+10+9+10) = 48

[Arash]

Arashs Bewegungen waren erstarrt, als er auf den Ast getreten war. Er sah wie die Beute Aufschrak und wie sie sich dann zu fangen schien. Eine Frau offenbar. Eine Frau die allein des Nachts in diesem Wald war und scheinbar keine Angst kannte. Entweder war dies eine Falle oder aber er hatte es mit besonderer Beute zu tun.Seine Zunge fuhr über seine Lippen, während er darüber nachdachte, wie er nun verfahren sollte. Dann sprach die Frau. Träge blinzelte er. Angst war anders. Dies war besondere Beute. Vielleicht auch gar keine.

Lautlos richtete er sich auf und trat einige Schritte vor, ins fahle Licht des Mondes. Die braune Lederkleidung schien weich und biegsam zu sein und doch einen gewissen Schutz zu gewähren. Dafür war sie allerdings vollkommen schmucklos. Die dunkelgrünen Augen betrachteten die jung wirkende Frau voller Neugier, während sich langsam ein durchdringender Geruch von Moschus und Wildtier über der Lichtung ausbreitete.

Der Gang des jungen Mannes wirkte geschmeidig, fast anmutig. Es wirkte beinahe so, als könnte die verborgene Kraft in den sehnigen Gliedern jederzeit in eine beliebige Richtung explodieren. "Ich entbiete euch ebenfalls meine Grüße Seniora." schnurrte er. Das Schnurren unterlegte die Stimme wie das Schnurren einer Katze das Miauen unterlegen mochte.

[Aurora]

Sie beobachtete mitwachsendem Interesse wie sich die Gestalt langsam vor ihr aufrichtete. Aurora machte dabei keinerlei weitere Regungen, stattdessen kniff sie mehrmals die Augen zusammen, blinzelte, fokussierte, alles auf ihn ausgerichtet. Der Geruch der sich von ihm zu ihr ausbreitete, stand dabei im Gegensatz zu dem, was seine Kleidung von ihm für sie wiederum ausstrahlte. Etwas Faszinierendes, etwas Neues ging von ihm aus. So gegensätzlich. Als ihr dritter Sinn, das Hören durch den Klang seiner Stimme sich dazu addierte, war sie noch mehr interessiert.

Ein leichtes Senken des Kopfes in seine Richtung war die erste echte Regung von ihr, ehe sie erneut die Stimme erhob. „Eure Geschmeidigkeit mit dem Wald zu verschmelzen mein Herr war faszinierend.“ Erneut nur ein sanftes Wispern, kein Spott in der Stimme, es war echte Anerkennung gepaart mit einem interessierten Unterton in der Stimme. „Meine Wenigkeit erfreut sich, wenn sie nicht zu oft nach vorne greifen muss, weil der Wald wieder einmal ihre Füße umschlungen hatte.“ Auch wenn sie dabei sogar ein wenig lächelte, blieb ihre Körperhaltung jedoch unverändert. Offenheit war wichtig und lehrreich, doch ihre Naivität hatte sie bereits länger verloren.

Das kleine Körbchen, dass sie an ihrem rechten Arm trug, überdeckte den Geruch von Salbei an ihr und ihren Händen immer mehr, sodass sie selbst begann leicht zu schnuppern. Der Geruch frisch geschnittener Brennnessel würde ihr lange erhalten bleiben.

[Arash]

Arashs Gestalt war tatsächlich besonders. Nicht nur, dass seine Bewegungen geschmeidig wie die einer Raubtkatze erschienen, nein auch die dunkelgrünen Augen mit dem intensivem Blick, zogen die Aufmerksamkeit eines Beobachters auf sich. Vielleicht noch etwas mehr, als die Ansätzr von Hörnern, welche etwa 10 cm aus seinem Haaren herausragten. Jemand mit einem guten Gehör konnte ein dauerhaftes leises Schnurren wahrnehmen, welches von ihm Ausging. Er war offenbar in vielen Belangen nicht ganz..."normal?"

"Ich freue mich eure Bekanntschaft zu machen." schnurrte er vollkommen ohne Aggressivität in der Stimme. Dabei begann er einen weiten Kreis um seine Gesprächspartnerin herum abzuschreiten. Wie ein Jäger der seine Beute umkreiste. Ein Lächeln hatte sich auf seinen Zügen ausgebreitet. "Der Wald greift nicht nach euren Füßen. Eure Füße müssen lernen dorthin zu treten, wo keine Schlinge liegt, keine Wurzel euren Weg kreuzt oder ein Loch euch den Boden nimmt." Seine Füße schienen das indessen gelernt zu haben. Er achtete offenbar nicht darauf wo er hintrat und doch kam er nicht ins stolpern oder Stocken, während er den Blick die ganze Zeit auf seine Gesprächspartnerin...oder Beute...gerichtet hielt. Leicht kräuselte sich seine Nase, als auch er den Geruch nach Brennessel und Salbei wahrnahm. Früher hatte er diese Kräuter selbst oft gesammelt. "Ihr seit eine Kräuterkundige?" Interesse flammte in den grünen Augen auf. Die zum einen unstet zu wirken schienen und dann doch wieder sehr fokussiert.

[Aurora]

Ein fortwährender Blick war stets auf ihn gerichtet, während er sie umkreiste. Nicht provokant, aber etwas in ihr wollte nicht den Blick von ihm abwenden, von den dunkelgrünen Augen, auch wenn man immer mehr den Eindruck gewinnen mochte, dass sie ihn doch nie direkt ansah, sondern seine Bewegungen studierte und sich ihr Körper seinem Umkreisen anzupassen schien, denn sie bewegte sich dabei auf der Stelle so, als das er sie immer nur von vorne sah.

Sein beständiges Schnurren vervollständigte dabei immer mehr sein Bild in ihr und ein Teil von ihr genoss dieses Geräusch, während sich ein anderer Teil immer mehr aus der Deckung wagte und das Interesse auf ihrem Gesicht und in ihrer Haltung deutlicher wurde. Indess waren seine Hörner kein Bestandteil ihres Bildes oder sie hatte sie einfach noch gar nicht wahrgenommen. Auf seine Ausführungen reagierte sie mit einem verschmitzten Lächeln. „Ich versuche es Ihnen eine jede Nacht auf das Neue beizubringen, allerdings lässt der Erfolg noch etwas auf sich warten.“ Sein eigenes Interesse an dem Inhalt ihres Körbchens war ihr nicht entgangen und kurz vergewisserte sie sich, dass sich noch immer die gut duftende Brennnessel darin befand, ehe sie sofort wieder den Mann vor ihr anblickte. „Ein wenig bin ich bewandert in den hiesigen Kräutern dieses Landes. Diese Brennnessel hier zum Beispiel kann man als Lebensmittel benutzen, aber auch um aus einem daraus gekochten Sud die Säfte des Körpers wieder in Einklang zu bringen, da er hilft den Körper zu entwässern.“ Ihr Blick fiel auf das noch nicht vollständig abgeerntete Feld vor ihr. Wahrlich eine Verschwendung würde sie es stehen lassen, aber derzeit…

„Seid ihr ein Waldläufer? Ein Jäger?“ Seid ihr überhaupt ein Mensch? Aurora war sich unsicher, vieles passte einfach nicht zusammen. Eines Tages wäre es ihr möglich durch den Einsatz ihrer Disziplin schneller an verlässliche Informationen zu kommen, um ihre Neugierde zu besänftigen. Jetzt aber, musste sie sich darauf verlassen, dass sie ihr Hörsinn verstärkt durch den Einsatz von Auspex, nicht im Stich ließ. Atmung, vielleicht auch Herzschlag. Zusätzlich ihr Sehsinn, wobei die Nacht und die Umstände, dass sie sich im Wald befand ihr dabei keine Hilfe waren. Wenn er kein Mensch war, was war er dann?


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Wahrnehmung und Aufmerksamkeit mit Auspex 1
@ Aurora (Vicky): 6d10 = (10+9+7+4+10+8) = 48

[Arash]

Arash bemerkte den Blick der Frau durchaus. Sie drehte ihm nie den Rücken zu. Die Beute war vorsichtig. Das gefiel ihm. Er hielt die Nase in die Luft. schnupperte. Nahm den Geruch von Kräutern in sich auf. Erneut glitt die Zunge über seine Lippen. Diesmal kein blinzeln. Keine Regung. Die Augen fixierten die Beute. Nahmen jede Nuance der Bewegung, des Bilds welches sich ihm bot in sich auf.

"Die Füße müssen es selbst lernen." schnurrte er amüsiert und stieg dabei über eine Wurzel, die versteckt unter den Kräutern lauerte, ohne sein Tempo zu verlangsamen. Dafür wurde der Kreis ein wenig enger, den er um sie zog. Nachdenklich legte er dabei seine Stirn in Falten. Das leise Schnurren wurde dadurch nur deutlicher. Aber darunter war weder ein Atem noch ein Herzschlag zu hören. Nur sehr leises rascheln der Kleidung und dieses beständige Schnurren.

"Jäger, Waldläufer..." langsam lies er diese Worte über seine Lippen perlen. "Eines davon vielleicht, vielleicht beides...aber eher noch...ein Raubtier." unter das Schnurren mischte sich ein leises Knurren. Mehr eine Bestätigung, als eine tatsächliche Bedrohung. "Die Frage ist...was seit ihr? Eine Kräuterkundige allein in dieser Zeit im Wald." er grinste. "Allerdings kenne ich euer Gesicht."

Ohne inne zuhalten wartete wie sie auf diese Enthüllung reagieren würde.

[Aurora]

Wäre sie eine Künstlerin, so würde das Bild von ihm, dass vor ihren Augen auf einer Leinwand gemalt wurde, nun vollständig. Wer er war, was er war, alles ergab nun einen Sinn, alles wurde ihr eröffnet.

„Dann werde ich noch über viele Wurzeln stolpern, doch man bleibt jung, solange man noch lernen, neue Gewohnheiten annehmen und Widerspruch ertragen kann.“ Ein leichtes, verschmitzt wirkendes Lächeln zeichnete ihr Gesicht, ehe sie plötzlich ernst wurde, einen Schritt zurücktrat und ein Senken ihres Kopfes in seine Richtung vollzog. Ihre Stimmlage passte sich ihrem Tun an und wurde förmlicher, informativer.
„Wohlwerter Herr, ich bedaure, dass ich euer Gesicht noch nicht erkannt und die Ehre hatte mich euch vorstellen zu dürfen. Ich bitte euch dies nun nachzuholen.“ Sie wartete ab auf eine Geste eine Reaktion von ihm, die ihr erlaubte fortzufahren.

„Ich bin Aurora, Neugeborene der Salubri, Kind des Matthias, Ancilla der Salubri aus der Domäne Meran und angemeldeter Gast in dieser Domäne ihrer höchstverehrten Majestät.“

[Arash]

Das Grinsen auf dem Gesicht des Mannes änderte sich. Wurde zu einem wissenden Lächeln. Trotzdem lies er ihre Worte vorerst in der Luft zwischen ihnen hängen. Betrachtete sie weiter und erst nach einer gefühlten Ewigkeiten blinzelte er träge und richtete sich etwas auf, nur um auch Aurora zuzunicken.

"Wie hättet ihr mich erkennen sollen?" schnurrte er. "Beobachtet ihr mich heimlich? Jagd ihr mich?" schnurrte er Herausfordernd. Er genoss das Spiel, welches sie begonnen hatte. Aber dies war nicht die Zeit für ein Spiel. Vielleicht später. Leicht schüttelte er den Kopf und richtete sich auf. "Mein Name ist Arash, Neugeborener vom Clan des Tieres, Kind von Selan Ancilla vom Clan des Tieres. Geißel der Domäne und treuer Diener ihrer höchstverehrten Majestät Aurora di Genua." stellte er sich nun auch gebührend vor. Trotzdem strahlte er dabei das tierische und den Jäger aus. Ging weiter um sie herum. Die Augen stets auf sie gerichtet. Es gab keine Bewegung die er nicht wahrnahm. Nun wartete er erneut auf ihre Reaktion.