[1038] Nuntius [Arash, Aurore (SL)]

[Il Cavaliere]

Arash war, nachdem er Zeuge des Kampfes der eben noch verbündeten geworden war, sofort losgeflogen und hatte die Villa Illuminata auch bald erreicht. Es blieben jedoch nur noch wenige Stunden bis zur Dämmerung, und er war lediglich bis zum Allesfresser vorgedrungen. Dieser hatte sich von ihm, soweit Arash dies tun wollte, berichten lassen, hatte seiner Besorgnis ausdruck verliehen und Arash eine kleine Kammer mit Pritsche und Schreibpult zur Verfügung gestellt. Der alte Ghul hatte die Geißel gebeten dort zu warten bis man ihn riefe. Man werde ihre Majestät umgehend informieren und sei sicher, dass sie Arash dann schnell zu sich rufen werde.

Fast zwei Nächte hatte er warten müssen, nur einmal war ein stiller Bediensteter gekommen und hatte ihm, wohl auf Weisung des Allesfressers, einen Krug mit Tierblut gebracht. Dann, in den späten Stunden weit nach Mitternacht, war er von Lucio abgeholt und vor den Löwenthron gebracht worden. Darauf saß starr, wie eine zu untotem Fleisch gewordene antike Göttin, Aurore von Genua. Ihr Blick lag auf Arash, ihre Augen wirkten lebendig, wirkten in ihrer Intensität fast wie blaue Sonnen...

[Arash]

Arash hatte nicht damit gerechnet, dass er so lange warten musste. Andererseits waren zwei Tage ziemlich schnell, wenn man in den Zeitspannen der Ahnen dachte. Selan hatte ihn manchmal zwei Wochen warten lassen. Da waren zwei Tage schon gut. Das Tierblut allerdings lies ihn böses ahnen. Er als Geißel hätte sich nicht zurück ziehen dürfen.

In der kleinen Kammer tigerte der Gangrel auf und ab. Er hasste es auf diese Art warten zu müssen. Er konnte die Kammer auch nicht verlassen, falls der Diener kam, um ihn abzuholen. Zerbrach sich den Kopf über das was er erklären musste. Sein Tier sagte ihm richtig gehandelt zu haben. War das nicht das einzige was zählte? Selan hätte ja gesagt. Wo stand er? Wem schuldete er wirkliche Loyalität? Fragen die sich in seinem Hirn einen Kampf lieferten, überlagert vom Tier. Der Dämon der ihn immer begleitete. Schützte. Verstand. Kaum jemand verstand das Tier wie er es tat. Andere die er getroffen hatte, nutzten es anders. Sahen es anders.

Wieder schloss er die Augen. Das Tier rumorte. Es verstand die Entscheidung. Der Kampf wäre gefährlich gewesen. Unterzahl, die Geschwindigkeit des Brujah, Alains Schicksal war bedauernswert, aber für ihn wäre es vielleicht nicht anders gekommen. Nein, sein Überleben stand über allem. Einen Kampf zu kämpfen der aussichtslos erschien war etwas für jemand Anderen.

Die Tür öffnete sich und er wurde abgeholt. Er folgte dem Ghul beinahe lautlos. Immer noch war Unsicherheit in seinen Gedanken, aber nicht in seinen Bewegungen. Schließlich trat er vor den Thron. Sein Blick nahm die Gestalt Aurores in sich auf. Die Schönheit, die Macht, die Wut, die er zu spüren glaubte. So sank er auf die Knie und drückte den Kopf zu Boden, wie es sich für einen Neugeborenen vor einem Prinzen gebührte und wartete bis er angesprochen wurde.

[Il Cavaliere]

Schier endlose Augenblicke lang ließ sie ihn dort verharren, als wäre dies die gottgegebene Ordnung der Dinge. Dann jedoch erklang ihre Stimme, wogte durch den Saal. Eine gewisse Unbill klang mit als sie sich des Italienischen bedienen musste.

"Erhebe dich. Steh auf und berichte mir was geschehen ist. Lucio hat mit zwar schon alles geschildert, aber manche Sachverhalte hört man besser aus erster Hand."

Sie unterstrich ihre Worte mit einer kleinen, auffordernden Geste ihrer Rechten, die man vielleicht sogar als wohlwollend lesen mochte. Oder auch nicht, die Kommunikation der Alten war stets vielschichtig.

[Arash]

Arash erhob sich, als die Stimme Aurores durch den Raum wogte. Dankbar nickte er der Prinzessin zu, bevor er zu erzählen begann.

"Ich danke euch, für eure Zeit." begann der Gangrel. "Ich habe, wie ihr ja bereits gehört habt, keine guten Nachrichten." begann Arash schnurrend vorzutragen, wobei sein Blick von ihren lebendigen Angezogen zu werden schien.

"Alles begann damit das werte Alain mich ansprach, ob ich ihm dabei helfen wollte einen offenbar gefangenen Kainiten meines Clans zu befreien. Der Gangrel Namens Cynolycus scheint von Menschen als Blutquelle benutzt zu werden und der werte Alain hatte verlässliche Informationen wo wir ihn finden könnten. Der werte Benjamin hatte ihm seine Hilfe, in seiner Funktion als Liktor versagt, obwohl es seine Aufgabe gewesen wäre, diesen Stillebruch auszumerzen. So wandte er sich an den werten Gasparo und mich." begann er einleitend die Situation zu schildern.

"Mein Clansbruder sollte in einer Fleischerei in Ravecca gefangen gehalten werden. Wir wurden dort bereits von Menschen erwartet, die offenbar gewarnt wurden. Sie hatten Ölurnen und hatten tatsächlich Waffen. Allerdings waren sie uns am Ende nicht gewachsen und wir konnten ohne die Stille zu brechen, die Fleischerei einnehmen und die Menschen, ausschalten." er knurrte enttäuscht. "Allerdings war mein Clansbruder bereits nicht mehr dort. Durch geschickte Verhörmethoden des werten Alains und des werten Gasparos gelang es uns die Information zu erhalten, dass die Menschen ihn vor kurzem unter einem Apfelhain vergraben hatten." er leckte sich über die Lippen. Schien kurz nachzudenken, wie er weiter vorgehen sollte.

"Wir machten auch Gefangene die der werte Gasparo zu dieser Stunde noch weiter verhört, in der Hoffnung weitere Informationen aus ihnen pressen zu können." fuhr er schließlich schnurrend fort, unterbrach sich dann aber.

"Bevor ich vergesse..." knurrt der Gangrel noch. "Der Mann der den Menschen sagte sie sollen Öl nutzen heißt Brambilla. Aber ich vermute das habt ihr euch bereits gedacht." Kurz schloss er erneut die Augen. Dann sprach er in schnurrendem Ton weiter. "Wir fanden den Hain in Ravecca und den Apfelbaum mit gespaltenen Stamm. Allerdings lagerten dort etwa 50 Söldner. Da wir nicht genug Truppen bei uns hatten, bat der werte Alain den werten Salvador vom Clan der Gelehrten um Hilfe, der sich wohl bereits im Vorfeld angeboten hatte. Wir befürchteten, dass sie meinen Clansbruder erneut verlegen würden, wenn wir nicht noch in dieser Nacht angreifen konnten. Durch einen geschickten Schachzug der werten Harpyie, gelang es ins herauszufinden, dass die Söldner nicht wussten was sie bewachten. Wir entschieden uns daher diese zu vertreiben."

Jetzt legte Arash tatsächlich eine kurze Pause ein, während er das Geschehen in seinem Geist erneut rekapitulierte. Dann leckte er sich erneut über die Lippen. "Schließlich traf der werte Salvador mit etwa zwei Dutzend Männern ein. Zusammen gelang es uns die Söldner vollständig auszulöschen. Keiner von ihnen entkam. Gerade, als wir beginnen wollten nach meinem Clansbruder zu suchen verriet der Gefolgsmann des sehr verehrten Lydiadas uns. Er griff den werten Alain an und seine Truppen metzelten unsere geschwächten Truppen nieder. Ein Kampf schien Aussichtslos und ich muss leider davon ausgehen, dass der werte Alain vom Clan der Tzimisce in dieser Nacht vernichtet wurde." ein Knurren unterlegte die letzten Worte. "Als Geißel sehe ich als meine Pflicht an diese Tat zu bestrafen. Allerdings hielt es für besser euch zuerst von diesem Verrat zu berichten." Er senkte den Kopf wieder, hatte er bis eben direkt zum Löwenthron und der Prinzessin gesprochen die dort thronte. "Ich habe weitere Vermutungen darüber wie es dazu kommen konnte, aber dies sind die Geschehnisse dieser Nacht. Ich befürchte wir werden meinen Clansbruder so bald nicht finden und die Blutquelle für die Menschen bleibt vorerst bestehen."

Nun endlich endete der Gangrel mit seiner Erzählung. Dabei hatte er vollkommen ruhig da gestanden. Nur seine Stimme und die Mimik verrieten seine wahren Gefühle, die offenbar zwischen Scham, Wut und Rachedurst schwankte. Er senkte das Haupt endgültig und wartete auf weitere Worte Aurores. Wartete auf ihren Zorn der über ihn hereinbrechen würde.

[Il Cavaliere]

Da war keine Wut, kein Zorn, in der Mimik Aurores zu erkennen, vielmehr blieb ihre Miene ausdruckslos während der Schilderung des Gangrel. Schließlich, als er geendet hatte, legte die Weiße Prinzessin einen ihrer alabasternen Fingen an die Lippen und sah Arash minutenlang nachdenklich an. Dann erhob sie ihre Stimme und stellte ihm eine einfache Frage.

"Weißt du wieviel Zeit Salvador blieb zwischen eurer Anfrage um Hilfe und seinem Erscheinen vor Ort?"

Ungeachtet dessen war ihre Geißel antwortete fuhr sie schon wenige Augenblicke danach fort. Nun war leiser Groll in ihrer Stimme herauszuhören, was bei einen so alten Kainiten nur gewollt sein konnte.

"Da weitere Schläge gegen meine Vasallen oder Aktivposten bisher ausblieben ist dies vermutlich nicht der Auftakt zu einem erneuten Krieg. Ich werde mit meinem Seneschall sprechen müssen... viel hängt auch davon ab ob Alain vernichtet wurde oder nicht. Wenn dem so ist, ist dieser Brujah Asche. Aber die politischen Aspekte dieses Vorfalls sollen deine Sorge nicht sein."

Mit einer sachten, knappen Geste erteilte Aurore Arash das Wort.

[Arash]

Innerlich war Arash überrascht, dass keine Wut über ihn hereinbrach. Über ihre Frage musste er kurz nachdenken. Wie lange war es gewesen? Er war sich unsicher. Aber nicht lange. Ihre weiteren Worte nahm er mit deutlich sichtbarer Erleichterung zur Kenntnis.

Sicher war dies auch deutlich auf seinem Gesicht zu lesen. Schließlich aber erteilte sie ihm wieder das Wort, was seine Mimik eher ins nachdenkliche abrutschen lies. "Nun." begann er schnurrend. "Es kann nicht mehr als halbe Stunde oder etwas länger gewesen sein. Es schien eher so gewesen zu sein, dass er nur auf die Nachricht gewartet hatte." fuhr er nachdenklich fort. Dabei versuchte er Aurores Mimik zu deuten. Sie trug keine Augenbinde mehr und trotzdem war ihr Gesicht wie das einer Statue.

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Manipulation + Ausflüchte (Verbergen der wahren Empfindungen):
@Arash (Daniel): 3d10 = (4+1+7) = 12

Wahrnehmung + Empathie (Mimik lesen + Spezialisierung):
@Arash (Daniel): 7d10 = (4+8+10+4+8+1+1) = 36

[Il Cavaliere]

Da war wirklich keine Wut, allenfalls ein Hauch von Erleichterung, im kaum vorhandenen Mienenspiel Aurores zu erkennen. Das Schicksal Alains schien sie ebensowenig zu berühren die Arashs schlecht verborgene Gefühle. Das einzig wahrnehmbare war und blieb dieser Hauch von Erleichterung, vielleicht weil erneutes Blutvergießen innerhalb der Domäne etwas war das ihr nicht gelegen käme. In jeden Fall jedoch war deutlich zu erkennen wie ihre Augen seinen Bewegungen folgten. Sie schienen nicht mehr verletzt oder beeinträchtigt zu sein.

"Du darfst nun gehen Arash, wenn es gilt Salvador zur Rechenschaft zu ziehen werde ich wieder nach dir rufen."

Ein kaum wahrnehmbares Lächeln, nicht mehr als das unmerkliche Heben eines Mundwinkels, begleitete ihre letzten Worte.

[Arash]

Arash nahm Aurores Reaktion in sich auf. Er war irritiert. Er hatte eine andere Reaktion erwartet. Aber wer war er schon? Er war noch jung. Jung im Vergleich zu so einer alten Kainitin. Wie sollte er so etwas hinterfragen? Für ihn war es unmöglich ihre wahren Gedanken zu lesen, oder zu erkennen.

Auf ihre Worte hin verneigte er sich noch einmal tief. "Ich danke euch." schnurrt er und verlässt dann die Halle des Löwenthrons und auch die Villa Illuminata.



Arash tritt vor Aurore um ihr vom Verrat des Brujah Salvador an ihm und Alain zu berichten. Nach der Aufforderung der Prinzessin berichtet der Gangrel detailliert von den Geschehnissen dieser Nacht und wird schließlich entlassen. Die Prinzessin scheint Erleichtert und der Gangrel verwirrt.