[1040] Mit guten Vorsätzen gepflastert [Alain, Nicolo]

[Alain le Beau]

"Werter Nicolo, ich bitte um das Vergnügen eurer Anwesenheit im Gasthaus vor den Toren, in Staglieno, in der morgigen Nacht. Bringt Luca. Alain."

Das ist alles. Das sind die einzigen Worte, die der Salubri erhält, 14 Monate nach dem Verschwinden des Tzimisce und seinem Abenteuer im Palast der Meere. Ein älterer Mann überbringt sie, ein drahtiger Grauhaariger, den Nicolo erst auf den zweiten Blick als Alains Leibwächter Beppo erkennt. Die Botschaft ist knapp, aber vielleicht ist es besser so, in diesen Zeiten, wo Sterbliche über die nächtlichen Bluttrinker Bescheid wissen und Verrat an jeder Ecke lauert.

Die Frage ist nur: Wird Nicolo kommen oder nicht?

[Nicolo Trevisan]

Und tatsächlich erschien Nicolò in der nächsten Nacht im Gasthaus vor den Toren.
Er trug seinen üblichen Kittel und hatte auch wieder den Umhang mit der Kapuze umgeschlungen, letztere tief ins Gesicht gezogen.
Daher sah man wohl auch kaum seine sorgenvollen Gesichtsausdruck.

Im Schlepptau hatte er mehrere Leute bei sich, wobei eigentlich einer eher voraus ging.
Nur mit zwei von ihnen betrat Nicolò das Gasthaus, so dass die anderen erstmal verborgen blieben.

Den einen von ihnen würde Alain sofort erkennen, handelte es sich doch um Luca. Der andere war ein grimmig dreinblickender Mann, den Alain auch schon einige Male in Begleitung von Nicolò gesehen hatte - ein Leibwächter wie er sich vermutlich erinnerte, aber anhand des getragenen Gambesons und des Dolches am Gürtel war es auch ohne die Erinnerung schnell feststellbar.

Nicolò blickte sich derweil im Schankraum um, ob er Alain finden würde. Sein Umhang hatte er gelockert, aber die Kapuze war immer noch über den Kopf gezogen.
Sollte er Alain nicht finden, würde er den Wirt ansteuern und direkt nach Alain fragen.

[Alain le Beau]

Nicolo wird von dem ältlichen Beppo in Empfang genommen, der Luca einen finsteren Blick zuwirft. "Hier entlang", sagt er leise und nickt zu der Tür, die zu den hinteren Zimmern führt.

Im letzten Raum, weit weg von sterblichen Ohren, sitzt Alain an einem Tisch, hinter ihm sein zweiter Leibwächter Sergio, nun ebenfalls gealtert. Als Nicolo eintritt, erhebt er sich rasch - zuckt zusammen - und setzt ein geübtes Lächeln auf, das sogleich gefriert, als er Luca erblickt. "Werter Nicolo..." sagt er langsam. "Ich hoffe, es ist euch gut ergangen." Seine Hand fährt zu seinem Bauch und der Salubri erkennt mit dem geübten Blick des Heilers, das Alain Schmerzen leidet.

[Nicolo Trevisan]

Nicolo's Blick lag länger auf Beppo und er betrachtete ihn mit einer schwer zu deutenden Miene, während die Gruppe folgte.

Als Nicolo eintrat, war auf seinem Gesicht zunächst Erleichterung zu erkennen. Diese hielt aber nicht lange, als er die Schmerzen des Drachen bemerkte.
Kurz öffnete sich das Auge auf seiner Stirn und blinzelte Alain an, woraufhin Nicolo die Stirn runzelte.

"Seid gegrüßt wohlwerter Alain. Ich hatte gehofft, dass Ihr mich eher kontaktieren würdet, aber es stand zu befürchten..." Nicolo stockte etwas und räusperte sich.
"Ihr seid schwer verletzt. Wenn Ihr erlaubt, kann ich Euch Linderung verschaffen, bevor wir uns weiter unterhalten."

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[Alain le Beau]

Der Tzimisce lächelt, aber es liegt nur Schmerz und keine Freude darin. "Später. Seht ihr, zunächst müssen wir eine Sache klären. Der Allesfresser behauptet, Luca sei nun euer Blutdiener und wie ich seinen glotzäugigen Liebesblicken entnehmen kann, liegt er damit nicht falsch. Nun, ich war verwirrt. Hatte euch nicht als Opportunisten eingeschätzt. Deswegen bin ich sicher, ihr habt eine faszinierende Erklärung dafür." Er verzieht das Gesicht. "Und verratet mir dies: Wer ist der junge Mann, der sich in meiner Abwesenheit an meiner Herde bedient hat?"

[Nicolo Trevisan]

Nicolo zieht seine Augenbrauen hoch, nickt dann aber.
"Dann hat Euch die Nachricht von Pater Ricardo wohl nicht erreicht?
Luca hat mich in den Palast bestellt und mich um Blut gebeten. Dem bin ich nachgekommen, um zu verhindern, dass Euer Ghul aus Sucht etwas unvernünftiges tun würde. Er war bereits verzweifelt.
Danach begab ich mich auf die Suche nach Euch, was mich einiges kostete. Als ich herausgefunden hatte, wo Ihr seid, war mir klar, dass man Luca vernichten würde, wenn ich ihn nicht aufnähme. Also bat ich auch darum und lud Schulden auf mich."
Nicolo hielt kurz, sein Gesicht verzog sich kurz im Zorn.
"Wenn ich gewusst hätte, dass man Euren Palast überfallen und Eure Wachen töten würde, hätte ich es mir gespart..."
Nun, wie auch dem. In der Nacht, wo Euer Palast abbrannte, suchte Luca bei mir mit Pater Ricardo und zweien Eurer Dienerinnen Zuflucht bei mir. Laut seiner Aussage konnten sie durch einen Geheimgang fliehen und entkamen so den Tod. Ich nahm sie also bei mir auf.
Der Pater versteckt sich zur Zeit in Nervi. Die beiden Gespielinnen sind draußen vor dem Gasthof, um sie Euch zurück zu bringen.
Pater Ricardo hatte ich extra eine Botschaft übergeben, damit Ihr mich direkt wegen Luca und den Gespielinnen ansprecht."

Wieder machte er eine Pause.
"Da ich in Eurer Schuld mehr oder weniger Stand, habe ich mich um die Euren gekümmert. Ich betrachtete meine Schuld damit als beglichen. Das so viele Eurer Leute starben, bedauere ich allerdings zu tiefst. Ich habe offensichtlich dem falschen vertraut, sein Wort zu halten."

[Alain le Beau]

"Riccardo lebt? Ausgerechnet..." sagt Alain und schüttelt den Kopf. "Aber nun gut, immerhin hat das Volk von Nervi dann weiterhin seine geistige Führung und fällt nicht vom Glauben ab." Er studiert Nicolo lange und nachdenklich. "Doch. ja, doch, ich glaube euch, werter Nicolo. Luca und ich haben oft genug darüber gesprochen, wie hilfsbereit ihr seid. Wenn er sich an jemand gewandt hätte..."

Er kneift die Augen zusammen. "Was mich vor ein gewisses Problem stellt. Seht ihr, ein Leibdiener erfährt notwendigerweise viele Geheimnisse, nicht wahr, Luca? Und ich wüsste zu gerne, ob er euch welche davon verraten hat, ob er sein geheimes Wissen weitergegeben hat..."

Während er das sagt, starrt er den Ghul eindringlich an, so, als wolle er jede nervöse Zuckung in dessen Gesicht studieren.

[Auspex 4 auf Luca: 5 + 9 + 2 + 5 + 1 + 6]

[Nicolo Trevisan]

Nicolo sieht den Drachen wieder eine Weile an, dann fährt seine Hand zum Bart und reibt diesen nachdenklich, als Alain seinen Leibdiener so eindringlich studiert.
"Hm... wie Ihr Euch denken könnt, bin ich mir dessen Umstand bewusst. Und da ich Luca nur bis zu Eurer Rückkehr beschützen wollte, habe ich natürlich darauf geachtet, dass wir nur über unverfängliche Dinge reden."

Nicolò machte eine Pause und blickte den Drachen eine Weile neugierig an. Mehrfach fuhr sich Nicolò dabei über den Bart und schien seinerseits nachzudenken. Schließlich ließ er die Hand sinken und sagte leise.
"Mir war nicht bewusst, dass Euch solche Gaben gegeben sind. Interessant."

[La Cronista]

Luca stand wie das dritte Rad am Wagen zwischen Alain und Nicolo. Nicht sicher wie er sich hier verhalten sollte. Er hatte Alain so lange gekannt, aber empfand gar nicht mehr dieselben Gefühle wie früher. Schweigend harrte er einfach aus und war jedoch auch sichtlich unsicher in dieser Situation.

Der Gedanke der Luca dabei durch den Kopf ging, als Alain nach den Geheimnissen fragte war recht kurz: Hab die Erde nicht verraten. Hab keine Geheimnisse verraten.
Da war er sich sicher. Was Alain aber dabei mitbekam, war dass Luca durchaus mit Nicolo über ihn gesprochen hatte, über sein Alter, sein Reichtum und wie Alain zu Nicolo stehe.

[Alain le Beau]

Alain nickt langsam. "Wer die Schönheit der Körper zu schätzen lernen will...", sagt er langsam "...muss erst einmal lernen, sie wahrhaftig zu sehen." Er nickt Nicolo zu. "Ich schätze, dass ihr euer Wissen um diese Dinge nicht zu verbergen sucht. Seht ihr, ich habe gelernt, dass die Familien der Kainskinder sich manchmal doch ähnlicher sind, als es zunächst scheinen mag..." Sein Blick wandert zu Nicolo. "Eine überraschende Erkenntnis, wenn wir auch einen Vorfahr teilen, nicht wahr?"

Dann verschränkt er die Arme. "Nun. In jedem Fall habt ihr meinen Dank dafür, dass ihr euch um meine Diener gekümmert habt. Eure Schuld ist in der Tat beglichen, mehr als beglichen. Weswegen ich euch - als Gegenleistung - noch erzählen möchte, was mit mir geschehen ist. Wieviel wisst ihr bereits?"