[1040] Rätselhafte Zeichen [Nicolo, Anastasia]

[Nicolo Trevisan]

Den Tag über hatte die Hitze drückend über Genua gelegen und jetzt am Abend machten sich endlich erste Anzeichen eines heraufziehenden Gewitters bemerkbar, welche eine reinigende Brise versprachen.

Tebaldo hoffte hingegen, dass diese noch nicht hereinbrechen würden, zumindest solange er noch unterwegs war.
Er kratzte sich den inzwischen fast kahlen Kopf und überlegte, welches Gebäude es nun genau war. Schließlich fand er die Messerschleiferei, die er suchte und schnell ein, bevor sie geschlossen wurde.

Drinnen angekommen sagte er, dass er eine Nachricht von Herrn Trevisan habe. Er bittet um ein Treffen mit Anastasia. Sie könne ihn in seinem Haus in der Nähe des Hafens finden oder falls ein anderer Treffpunkt gewünscht sei, würde er diesen gerne übermitteln.

[Anastasia]

Toni nickt, bietet ein Getränk an und verspricht, Anastasia zu fragen, sobald sie da wäre. Er ginge davon aus, dass sie kommen würde.

In der Nacht klopft es an Nicolos Haus. Leise fast schleichend. Als die Tür geöffnet wird, verneigt Anastasia leicht den Kopf. "Guten Abend, ich hörte, ein Freund rief nach mir?"

[Nicolo Trevisan]

Anastasia wurde von Tebaldo die Tür geöffnet.
Er lächelte Anastasia an, nickte und führte sie hinein in die Wohnstube. Die Einrichtung hatte sich nicht verändert - immer noch standen an den Wädnen mehrere Kisten, der große Tisch in der Mitte, mit den zwei Bänken. Etwas entfernt davon stand eine Kerze die spärliches Licht erzeugte. Der Geruch von Thymian, gewöhnlicher Goldrute und Schafsgarbe stach ihr in die Nase.
Nicolò selbst saß vertieft in ein Pergamentstapel am Kopfende des Tisches auf einem fein geschnitzten Stuhl. Unweit flackerte eine Kerze und spendete spärliches Licht.
Der Vorhang, der sonst einen Teil des Raumes abtrennte war zurück gezogen und offenbarte einen kleinen weiteren Tisch auf dem ein Mörser mit Pistill und andere Utensilien standen. Nicht allzu weit davon entfernt, fand sich eine offene Feuerstelle an der Wand, welche mit Stein verkleidet war und über den sich ein Rauchsammler befand.

Als Anastasia den Raum betrat, sah Nicolò auf und blickte sie mit seinen drei Augen an.
"Ah willkommen Wohlwerte Anastasia, ich bin froh, dass Du es einrichten konntest. Eigentlich hatte ich vor, eher um ein Treffen zu bitten.... Aber die Umstände sorgten stets für Verzögerungen. Bitte setze Dich."
Dabei deutete Nicolò auf die Bank neben sich.

"Der wohlwerte Galeno hat mir von gewissen Vorkommnissen erzählt, von denen auch einige Gerüchte an mich drangen. Das entscheidende gelangte drang zum Glück nicht in die Gerüchte vor. Ich bitte Dich, mir mehr über die Umstände des Todes der Nonne zu erzählen."

[Anastasia]

Anastasia muss lachen. "Genua ist ein Dorf. Ich wollte es zu dir kommen. Darf ich?" Zeigt auf ein Stück erkaltete Kohle, nimmt sie nach deinem Nicken und zeichnet was auf Arme und Hals. Dann legt sie sich, vorsichtig auf den Tisch, so dass Kopf, Arme über die Kanten hängen. Sie liegt nun so da, wie die Nonne bei ihrer Ankunft.
"So lag sie da. Das Blut war unten gesammelt. An den Wänden waren Zeichen, mit Blut geschrieben."

[Nicolo Trevisan]

"Wie meinst du das, Genua ist ein Dorf? Wer weiß noch davon?"
Nicolò war aufgestanden und seine ganze Gestik und Mimik drückte Sorge aus, in seine Stimme mischte sich eine Spur von Unbehagen und Befürchtungen.
"Du musst vorsichtig sein, was das angeht. Zu schnell kann man hier an den falschen geraten..."

Dann beobachtete er, was sie zeichnete und wie sie sich hinlegte. Schließlich setzte er sich wieder mit einem Seufzen.
"Ein Ritual der Opferung oder eher der Anrufung durch eine Opferung. Sie sind mesopotamischen Ursprungs und deuten auf einen alten Feind hin..."

Wieder sah er sie an, der Blick seines dritten Auges lag schwer auf ihr.
"Gab es sonst noch Zeichen oder andere Hinweise? Hast Du mit jemand anderem darüber gesprochen? Bitte es ist wichtig..."

Seine Worte klangen sehr eindrücklich, die letzten allerdings mit einem fast schon flehenden Unterton.

[Anastasia]

"Ich hatte Angelique um Hilfe gefragt, sie sagte auch, du seist da versiert. Zeichen an den Wänden. Ich habe Abdrücke gemacht, die habe ich aber heute nicht mit. Zu kostbar." Sehe Nicolo an. "Ich meinte Galeno. Ich hätte nicht gedacht, dass es sich so schnell rumspricht."
Anastasia setzt sich auf und bleibt auf dem Tisch sitzen. "Du hattest mal das Böse erwähnt. Hatte es damit zu tun?"

[Nicolo Trevisan]

Nicolò nahm gar nicht war, dass sie auf dem Tisch saß, sondern sein Blick war abwesend und schweifte ins leere. Dann richtete er ihn wieder auf Anastasia und nahm irritiert zur Kenntnis worauf sie saß.

"Ähem..."
Nicolò räusperte sich und gedachte es wohl zu ignorieren.
"Nun Angelique, ist versiert und wohl ebenso eine Gegnerin der Dämonenpaktierer. Sie hat auch recht, dass ich mich damit auskenne... Ich hätte allerdings gedacht, dass Du damit zu erst zu mir kämst. Aber ich bin neugierig, was sie dazu meinte.
Was den Herold angeht... Ich habe ihn eingeweiht, dass ich zum einen eine gewisse Kenntnis hierüber als Salubri habe und er weiß auch über meine Suche Bescheid. Was das angeht vertraue ich ihm. Er wird es sonst kaum jemanden erzählt haben, daher dürften sich zumindest die Zeichen sich nicht über ihn herumgesprochen haben..."
Nicolò machte eine kurze Pause und blickte wieder nachdenklich drein, er fing lansgsam an zu sprechen, aber während er sprach, wurden seine Worte zunehmend eindringlich und unerbittlich.
"Es gibt eine Blutlinie, die sich Dämonen anbeten und Pakte mit ihnen treiben. Sie streben wie alle Kainskinder nach Macht, aber wo es ihnen gelingt bringen sie nur Zerstörung und Chaos, was zu unser aller Verderben führen würde. Wir Salubri bekämpfen sie schon seit ewigen Zeiten und es gab dereinst große Kriege, die wir gegen sie ausfochten."
Aus seiner Stimme war unverkennbar der Hass auf diese Kainiten zu spüren und es passte kaum zum sonst eher sanften Verhalten des Salubri.
"Diese Zeichen, kannst Du sie mir bringen oder für mich abzeichnen? Ich muss eine Kopie davon anfertigen, um mit meinem Erzeuger darüber zu sprechen."

[Anastasia]

"Erzeuger macht das Ganze schwieriger. Dir kann ich sie zeigen, denn ich möchte ja von dir erfahren, was sie sind, aber wenn du sie abzeichnen möchtest, muss ich das mit meiner Brut besprechen. Es ist Wissen, wie du weißt. Wenn ich es umsonst verschenke, wird mich mein Clan töten. Wobei das ja auch dein Preis sein könnte. Wir lassen dich die Zeichen kopieren und du teilst uns mit, was sie sind." Anastasia schüttelt unglücklich den Kopf. "Es macht mich verrückt. Aber da hat wohl jeder sein Laster. Dafür, dass du uns die Bedeutung verrätst, bekommst du die Abschriften und zeigst sie niemandem ausser deinem Erzeuger. Wäre der Handel für dich in Ordnung?"

[Nicolo Trevisan]

Nicolò hob eine Augenbraue, als Anastasia seiner Frage auswich, sagte aber nichts weiter dazu und hörte Ihr Angebot zunächst still zu.

"Nein" sagte er dann mit einer vehementen Stimme.
"Ich sage Dir, was die Zeichen bedeuten, aber das ist nichts für Deinen Clan. Ich kenne nicht mal alle Eurer Brut und somit ist das Vertrauen nicht gegeben.
Ich habe Dir und nur Dir bereits Informationen gegeben und auch etwas über die Blutlinie erzählt, weil wir uns gegenseitige Unterstützung versprochen haben. Trotz meiner warnenden Worte glaube ich, dass Du nicht verstanden hast, um was es hier geht. Die Baali verstecken sich unter uns und greifen nach Genua."
Das Wort Baali spie Nicolò förmlich aus.
"Sie trachten nicht danach zu herrschen oder ihre Macht anzuhäufen, sondern werden Leid, Vernichtung und Chaos über uns alle bringen, wenn es ihnen gelingt. Für kleinliches Gezanke über Informationen ist da kein Spielraum, zumal es auch Baali in den Reihen der Nosferatu geben könnte. Ich bin bereits einige Risiken eingegangen, weil nun beinahe alle Kainiten nun mal so sind. Wir aber haben uns gegenseitige Unterstützung ohne Bindung an Gefallen zugesagt... daher dachte ich, Du hättest ehrliches Interesse daran hier zu helfen, zumal Du es gefunden hast und nicht dein Clan, wieso sollte Dein Clan Dich also töten..."

Bei den letzten Worten lag Bedauern in seiner Stimme.
"Aber nun gut, jetzt weiß ich zumindest wo ich dran bin. Vielleicht kann Dir Angelique weiterhelfen, aber ich bin nicht bereit den Preis zu zahlen und werde anderes versuchen."

[Anastasia]

Anastasia schüttelt leicht lachend den Kopf. "Du bist zu viel mit Alain unterwegs. Du wirst empfindlicher. Beendest die Verhandlungen, noch bevor sie begonnen haben. Ich kann nur meinerseits einen Vorschlag machen, wenn du dann neue Besonderheiten ins Spiel bringst, und damit die Verhandlungen sofort als gescheitert erklärst, dann ist es schwierig zu einem befriedigendem Ergebnis zu kommen. Ich werde nachdenken, wie wir einen Weg finden können, und währenddessen sprechen wir kurz über andere Dinge. Wir kommen gleich darauf zurück." Anastasia sieht immernoch entspannt aus.
"Du bist viel unterwegs, wenn dir mal jemand sein Leid klagt, dass er Lehrlinge sucht... Die Kinder suchen die Schleiferei öffter auf, sie bekommen da öffter zu essen. Vielleicht wären ja ein paar geeignet."
Dann sieht sie Nicolo erneut an.
"So einfach ist der Themawechsel wohl doch nicht. Das Ganze ist nicht einfach. Das Gefühl, das ich dort gespürt habe. Es war fast so, als könnte ich es sehen. Fremdartig. Grausam. Es ließ mir die Haare zu Berge stehen. Du meinst, einer aus meinem Clan könnte involviert sein? Würde man es dann nicht spüren? Aber wenn es so ist, ändert es die Verhandlungsgrundlage. Du teilst die Informationen mit mir. Sollen wir Angelique dazu ziehen? Mehr Köpfe wissen mehr? Oder muss man ihr ebenfalls misstrauen?" Neugierig sieht Anastasia Nicolo an. Neugierig und offen, und gleichzeitig könnte man das Gefühl bekommen, dass sie sich unwohl fühlt. Könnte das Furcht sein, die man sonst von Anastasia nicht kannte? Was hat sie in diesem Haus nur gefühlt?