[1040] Rätselhafte Zeichen [Nicolo, Anastasia]

[Nicolo Trevisan]

Nicolo seufzte und schüttelte den Kopf, seine Muskeln zeigten immer noch von einer Anspannung.
"Das hat nichts mit Alain zu tun und ich bin weit weniger mit Alain unterwegs, als Du wohl vermutest.
Ich bin in vielen Dingen zu Kompromissen bereit, aber nicht in diesem. Ich weiß nicht, ob jemand aus deinen Clan verwickelt ist oder nicht. Da ich nur wenige der Verborgenen kenne, kann ich einfach kein Risiko eingehen. Daher bin ich vehement in dieser Sache."
Dann schien sich Nicolo aber etwas zu entspannen.
"Ich werde Dir noch etwas mehr erzählen, aber halte es unter allen Umständen für Dich.
Der sehr verehrte Kometiolos trug mir auf, verschiedene Kainiten im Kampf gegen die Baali zusammen zu bringen, nur drückt er sich sehr ungewöhnlich aus, um es gelinde zu sagen. Wenn ich es richtig interpretiere, sollte ich bestimmte Kainskinder finden, die Wissen oder bestimmte Fähigkeiten mit bringen. Ich glaube eine von ihnen ist Angelique, also habe ich sie bereits hierin mit einbezogen. Nur wusste ich da noch nichts von den Zeichen. Einen weiteren habe ich ebenso identifiziert, doch ist seine Identität etwas prekär...
Ich sprach vor einigen Jahren auch mit dem Wohlwerten Arash darüber und werde ihn dazu erneut suchen, ob er uns weiter unterstützt, vermag ich nicht zu sagen. Von meiner Suche weiß sonst noch der Wohlwerte Galeno. Wir sollten es auf diesen Kreis beschränken. Also ja Angelique sollten wir auch hinzu ziehen."

Nicolo hielt einen Moment inne und sah sie ernst, dann sprach er weiter. Auch wenn Nicolo sonst auch eher ernster Natur war, bei diesem Thema kam ein Hass und unterdrückte Wut in Nicolo zum Vorschein, die so gar nicht zum sonst so friedfertigen Salubri passte.
"Das was du spürtest, ist auf das Ritual zurück zuführen. Einen Baali kann man so leicht nicht erspüren. Leider..."

Auch Nicolo kam wieder auf den Anfang des Gespräches zurück.
"Vielleicht kann ich dir auch selbst genug zu den Zeichen sagen, aber wenn es nicht so ist und wir etwas übersehen, könnte der Schaden groß sein. Daher will ich meinen Erzeuger kontaktieren."

Als Anastasia die Kinder erwähnte, nickte Nicolo.
"Selbstverständlich, schick sie zu mir, ich werde sehen, ob ich Ihnen helfen kannst.
Im Gegenzug, falls Du Hilfe oder Behandlung der deinigen brauchst - inzwischen haben der Wohlwerte Galeno und ich sozusagen ein Haus der Medici errichtet. Ich behandle dort die Menschen, auch wenn sie mittellos sind."

[Anastasia]

Anastasia sieht Nicolo neugierig an. Als er sagt, er hätte mit Alain weniger zu tun, schaut sie kurz genauer. "Heißt das, du hast kein Verhältnis mit ihm?"
Dann hört sie weiter zu und nickt.
"Gut, Toni wird mit den Kindern in kleinen Grüppchen vorbeikommen um sie dir vorzustellen, damit du gesehen hast, wovon ich rede. Eine Ausbildung wird ihnen am besten helfen, sich selbst zu helfen."
Dann grübelt sie wieder. "Heißt das, er hat mich auch erwähnt? Ich würde tatsächlich morgen mit den abgezeichneten Zeichen kommen. Falls das nicht reicht, musst du mich zu ihnen begleiten. Ich kann euch auf jedenfall helfen, wenn ihr einen Ort ungesehen ausspähen wollt... oder im Kampf. Mir fällt gerade was ein. Woran erkenne ich, wie viel ich gefahrlos trinken kann, ohne das jemand stirbt - er aber gleihzeitig zu schwach ist sich zu wehren oder Geräusche zu machen?"
Wie immer macht Anastasia große Sprünge in Themen und Gedanken.

[Nicolo Trevisan]

Überrascht zog Nicolo die Augenbrauen hoch.
"Ein Verhältnis mit Alain? Wie kommst Du darauf?"
Neugierig wartete er ihre Antwort ab.

"Nun als Sterblicher habe ich mich natürlich auf die ein oder andere Frau eingelassen, aber diese Dinge und wohl auch das Bedürfnis danach habe ich hinter mir gelassen, als ich in die Nacht geholt wurde. Wobei ich mich schon des öfteren Frage, wie es wohl wäre, wenn ein anderer Kainit wohl von einem trinkt, bedenkt man die Ekstase, die meine Diener erleben, wenn ich von ihnen trinke... "

Sein Blick wanderte überlegend über Anastasia, während er verstummte. Nach einem Augenblick aber zuckte er mit den Schultern und konzentrierte sich auf das andere Thema:
"Ich denke nicht, es sei denn, Du wärst der Verräter..."
Dabei lächelte Nicolo und es war deutlich, dass er es nicht ernst meinte.
"Also nein, aber er legte mir Nahe mich mit weiteren Kainskindern zu verbünden. Ungesehenes Beobachten oder Hilfe im Kampf ist jedenfalls eine willkommene Hilfe."

Bei ihren plötzlichen Themawechsel fuhr Nicolo wieder über den Bart und kniff die Augen zusammen.
"Du sprichst von Sethskinderns, oder? Es gibt schon Möglichkeiten das zu untersuchen, aber sie brauchen etwas Zeit und für Deinen vorgesehen Zweck ist dann unerheblich. Meiner Erfahrung nach, wehren sich diejenigen, von denen man trinkt aber eigentlich nicht oder nicht mehr... oder ich verstehe nicht recht, worauf du hinaus willst...
Hast Du etwas spezielles vor? "

[Anastasia]

Anastasia sieht ihn an und plötzlich gleiten ihre Augen in Erinnerung, sie lächelt unter ihrem Schleier, das erkennt Nicolo, der sie schon so gut kennt, auch ohne, dass ihr leises Lachen ertönt. Sie sieht aus wie verliebte Mädchen, die sich gerade an ihren Liebsten erinnern. Sie ignoriert was er als erstes und letztes gesagt hat und nimmt seine Hand, hällt sie in der ihren und streicht sanft darüber. "Nimm deine beste Nacht. Und dann stell dir vor, ihr wäret gemeinsam zu den Sternen geflogen. Bedingungslose Liebe. Wahnsinnige Extase, die du fühlst, weil jemand dein Blut trinkt und die GLEICHZEITIG dein Tier fühlt, weil du jemandes Blut trinkst. Du explodierst regelrecht, ein Orgasmus, der so lange dauert, wie ihr gegenseitig voneinander trinkt. Es ist das Beste, was man erleben kann und ich würde dafür sterben, es nochmals erleben zu können." Dann sieht sie ihm fest in die Augen und aus den Augen rinnen blutige Tränen. "Der Nachteil, Nachteil von Liebe und Band ist der unsagbare Schmerz, wenn der andere einen Kampf verliert. Es ist wie dein Schlimmster Moment, nur als würdest du dabei noch viel viel tiefer in den Abgrund fallen. Und es dauert, den Rest deines Unlebens, auch wenn man jedes Jahr etwa einen Schritt höher aus der Unendlichen Tiefe des Abgrunds steigt. Ich würde morden, sollte ich es nochmals durchmachen müssen." Langsam lässt sie seine Hand los und sieht wieder in die Ferne, schüttelt den Kopf. "Wenn du mal jemanden hast, den du liebst. Der dich liebt, dann könnt ihr es gemeinsam tun. Und ich verspreche, ich werde versuchen euch beide zu schützen. Bis dahin kann ich dir gerne versuchen das Wissen darum zu erklären." Sie schüttelt sich und sperrt ihre Emotionen wieder tiefer in sich ein. "Jemand sagte soetwas, aber ich denke, es war wohl ein Scherz." Dann lacht sie wieder leise und der emotionale Moment, den sie mit Nicolo geteilt hat, ist endgültig vorbei. "Es geht mir um Menschen. Ich wollte einen behalten, aber er ist mir gestorben. Gibt es eine Möglichkeit zu merken, wann es für jemand gefährlich wird?" Der leichte Ton des Bedauerns ist nur ganz leicht, zu wenig für ein ausgelöschtes Leben.

[Nicolo Trevisan]

Nicolò zog die Hand nicht weg und ließ die Berührung zu. Äußerst neugierig schaute er Anastasia bei ihren Ausführungen an.
Dann sah er ihre blutigen Tränen und rang einen Augenblick mit sich selbst. Seine Hand - halb erhoben - erstarrte mitten in der Bewegung, unklar ob er die Tränen wegwischen wollte oder nach dem Blut gierte.
So saß er einige Augenblicke, bis seine Hand langsam wieder sank, er wirkte niedergeschlagen und traurig.
"Ich bedauere, dass es Dir passiert ist und gleichzeitig ist Dir dennoch etwas zu Teil geworden, was ich jetzt seit Jahren nicht mehr spürte. Und es löst zugegebener in mir einen gewissen Neid aus, auch wenn ich das Tier anders sehe als du. Liebe unter unseresgleichen erscheint mir schwierig. Ist es etwas, dass wir vielleicht verloren haben und müssen es durch die Macht des Blutes ersetzen, dass wir aufnehmen? Oder ist es dann wirklich Liebe? Schwer zu sagen..."

Dann rang er sich dennoch ein leichtes Lächeln ab.
"Ich weiß es zu schätzen, dass Du mich schützen möchtest. Ich mache vielleicht nicht den Eindruck, kann mich aber sehr wohl erwehren... wenn auch auf eine eher passive Art..."
Seine dunklen Augen blickten sie freundlich die ganze Zeit freundlich an, während er sprach.
"Vermutlich ist es aber gut, dass man Eindruck täuscht und man mich so vielleicht unterschätzt. An Deinem Wissen bin ich jedoch auf jeden Fall interessiert."
Gerade bei seinen letzten Worten wurde das Lächeln etwas intensiver.

Als sie dann lachte und ernster wurde, schaute Nicolò sie noch mit einem seltsamen Blick an, konzentrierte sich dann aber auf ihre Worte.
"Wenn derjenige sehr blass wird, wird es gefährlich. Noch schlimmer, wenn sich seine Lippen blau verfärben. Leider bewegt sich unser Herz nicht mehr, sonst könnte ich dir zeigen, wie man außerdem das Herzklopfen am besten fühlt."
Zuletzt warf er ihr einen neugierigen Blick zu.
"Einen Scherz, so, so... wer macht denn solche Scherze über mich?"

[Anastasia]

Anastasia lacht leise. "Ich denke der war eher Richtung Alain. Es spielt keine Rolle." Dann überlegt sie. "Nun, es war dunkel. Er ist auch nicht sofort gestorben, erst auf dem Weg. Ich denke ich hole den Rest der Zeichen und komme morgen wieder, oder?"

[Nicolo Trevisan]

"Es ist häufig schwer abzuschätzen und häufig dauert es etwas, bis jemanden der Tod ereilt. Es sei denn, er hätte wirklich sehr viel Blut verloren, dann geht es mitunter schnell. Man muss vorsichtig sein und mit Bedacht vorgehen. Manchmal hilft es auch, wenn du ein Teil Deines Blutes gibst. Zumindest wenn Du noch nicht zu viel genommen hast."

Schließlich nickte Nicolò
"Einverstanden. Sollte sich mein Verdacht bestätigen, gehen die Teufelsanbeter bereits offener vor, als uns lieb sein kann..."

[Anastasia]

Anastasia nickte, und tatsächlich war sie schon eine Nacht später wieder an seiner Türschwelle.

[Nicolo Trevisan]

Und so wurde Anastasia wieder in der nächsten Nacht von Tebaldo in Empfang genommen. Er verbeugte sich tief vor ihr und führte sie dann wieder in die Wohnstube des Hauses.
Wie auch am Vortag war der Vorhang zurück gezogen und auch sonst hatte sich wenig verändert. Lediglich Mörser und Pistill waren in dieser Nacht nicht zu sehen.

"Sei gegrüßt, wohlwerte Anastasia."
Nicolò machte einen ungeduldigen Eindruck, erpicht darauf die restlichen Zeichen zu sehen.

[Anastasia]

Wie immer, umarmt Anastasia Nicolo, kommt dann aber schnell zum Punkt. Sie holt die Zusammengerollten Stoffstücke heraus und lässt den ungeduldigen Nicolo drüber schauen. Sie selbst scheint ungeduldig, also beschäftigt sie sich damit am Pflock zu schnitzen.