[1040] Desto später der Abend.. [Alain, Valerios]

[Valerios]

Es schmerzte Ihn, zu sehen wie die junge Ventrue ihr Schiff immer weiter in schwieriges Fahrwasser steuerte, doch war dieser Abend nicht der richtige, um der Ertrinkenden einen Rettungsanker zu zuwerfen. Aber wollte er Sie doch zumindest soweit unterstützen in dem er die Gespräche, die angesichts der Aufmerksamkeit, die die hitzigen Wortwechsel auf sich zogen, verstummten waren, wieder etwas in Gang brachte - und ging ohne Umwege auf die jüngere der beiden Harpyien zu.

Er hatte den düsteren Schatten des Ancilla durchaus bemerkte, doch wollte er den Älteren unter diesen Umständen nicht belästigen - in der Hoffnung es würde den Lasombra nicht missfallen, wenn er dem Jüngeren den Vorzug gab.

[Alain le Beau]

Alain sieht den ihm Unbekannten aus dem Augenwinkel nahen und nickt ihm zu, eine Einladung, näherzutreten. Er bietet einen recht interessanten Anblick: Ein schwarzgelockter Jüngling mit schönen, feinen Gesichtszügen - rosig gar, einem Sterblichen gleich. Nur die Augen verraten das alte Monster hinter der ewigen Maske der Jugend. Der Blick, der durch den Raum wandert, ist kalt und berechnend.

Subtile Signale, wie der Stock in seiner Rechten oder die Linke, die den schlanken Bauch hält, deuten auf Schmerzen hin. Valerios ist sich beinahe sicher, dass nichts davon Zufall ist. Sein Gegenüber ist verwundet worden und stellt es zur Schau, ebenso wie seine feine Kleidung oder den Schmuck um seinen Hals.

Alain studiert die Züge des Setiten, scheint auf etwas zu warten. Das Lächeln auf seinem Gesicht ist warm und freundlich, geradezu perfekt anziehend. Über Jahrzehnte trainiert.

[Valerios]

Auch wenn Valerios, dem Anlass entsprechend in seinem feinsten Hemd erschienen ist, überstrahlt Ihn die Aufmachung des Tzimisce bei weitem. Er erwidert das Lächeln ohne jede Verstellung. Als er bemerkt, dass sich sein Gegenüber mit den Zeichen der Sterblichkeit schmückt, kehrt langsam aber stetig die Farbe, die im Laufe des Abends aus seinem Gesicht gewichen war auf seine Wangen zurück. Auf die nonverbale Einladung senkte er den Kopf tief und nähert sich, bevor er Alain anspricht.

"Wohlwerte Harpyie, mit Gunst und Erlaubnis, um unsere werte Gastgeberin nicht über Gebühr zu behelligen, erlaubt Ihr mir mich euch selbst vorzustellen.."

[Alain le Beau]

Der Drache besieht sein Gegenüber von oben bis unten, ohne jede Scham und nickt dann aufmunternd. Auch wenn Valerios nicht gerade der hübscheste Kainit im Raum ist, hat er doch das Gefühl, dass Alains Blick an gewissen Stellen hängengeblieben ist und - vielleicht war es Täuschung - das Lächeln noch eine Spur wohlwollender geworden ist.

[Valerios]

Seinen dunkelroten Chaperon hatte Valerios schon lange beiseite gelegt. Die Blickführung seines Gegenüber verwunderte ihn nicht, war der buntverzierte Almosenbeutel an seinem Gürtel, seinem Stand entsprechend der Blickfang seiner Gewandung. Weder die einfach gestickte Silberborte, noch der schlichte Siegelring an seiner Hand würden dem jungen Edelmann überhaupt auffallen.

Der wenig verhohlene Blick schien ihn nicht zu stören - vielmehr schien er ihn für allen anderen unbemerkt zu beantworten. Minimal nach vorne gekipptes Becken, leicht ausgestellte Brust, etwas mehr Dynamik in der Stimmlage.

Anders als Iulia und andere, bei in jedem Details Stolz und Korrektheit in den Vordergrund rückten, schien ihn Etikette und Protokoll fast mit sinnlicher Freude zu beflügeln.

"Wohlwerte Harpyie, mit Gunst und Erlaubnis aufzuwarten:

Signore Valerios Hyakinthos Pieros, Neugeborerener im Clan des Seth,
Erstgeborener des Timotheus Maniakes, Anchilla und Hüter der Elysien der Domäne Masala in der See der Schatten,
Gesandter des Hierophanten des Clans des Seth auf der vergessenen Insel an den gastfreundlichen Hof Ihrer königlichen Majestät Principessa Aurore,
Prinzessin der Stadt Genua, Bezwingerin des höchst verehrten Emirs Kepas ibn Dihya, Verteidigerin des Glaubens, Lehnsherrin der Domäne Oristano, Schutzschild der Domäne Caliagri, Protektorin der befreiten Insel Sardegna, Ahnherrin des Clans der Könige, möge Ihre hundertjährige Regenschaft ewig andauern."

[Alain le Beau]

Das Lächeln des Drachen ist bei der Vorstellung seines Gegenüber an Ort und Stelle geblieben, aber dahinter verändert sich seine Haltung deutlich, besonders als der Signore seine Abstammung erwähnt. Die Augen verengen sich beinahe unmerklich und die linke Hand zuckt leicht in ihrer Position am Bauch. Aber als der Tzimisce antwortet, ist nichts davon zu hören, seine Stimme samtweich, mit einem melodischen Akzent, den Valerios nicht direkt zuordnen kann:

"Werter Signore Valerios, ich bin erfreut, eure Bekanntschaft zu machen." Er nickt ganz leicht, in Anerkennung der gelungenen Vorstellung, dann fügt er hinzu: "Auch wenn ihr wisst, wer ich bin, erlaubt mir, mich noch einmal vorzustellen. Alain, nur Alain, Liebhaber des Lebens aus den Reihen der Drachen, Neugeborener meines Blutes, Harpyie Genuas..." Die Titulatur scheint absichlich an dieser Stelle platziert, wenngleich nicht ganz klar ist, warum "...Kind des Konrad von Wolmar, Ancilla und freudiger Wanderer, Kind des Radislav Draculea, Herrscher über seine Ländereien im Osten, aus der Linie Tzimisces, erstem seines Blutes. Und natürlich Vasall der höchst verehrten Aurore, deren Titulatur ihr ja nachgerade meisterhaft beherrscht", fügt er wie als Nachgedanke hinzu.

Für einen Moment schweigt der scheinbare Jüngling, dann fährt er fort. "Ich muss gestehen, dass ich bisher erst einem Mitglied eurer Familie begegnet bin und sie war recht, nun, speziell. Von der vergessenen Insel habe ich noch nie gehört - wenig verwunderlich, bei diesem Namen - und Hierophant... verzeiht, diese Bezeichnung ist mir bisher einzig in alten Schriften begegnet. Ein Priester im alten Attika, wenn ich mich nicht irre?"

[Intelligenz & Akademisches Wissen: 8,8,6,5,1 => 2 Erfolge]

[Valerios]

"Es ist mir eine überaus große Freude, wohlwerter Signore Alain aus dem Clan des Drachen.

Die vergessene Insel ist einer der Beinamen, den die Insel Sardegna trägt. Insbesondere unter Kappadozianer, Salubri und Gangrel schätzt man die Ruhe und Urwüchsigkeit des Eilands. Als Hierophant - die wörtliche Übersetzung des Ehrentitels lautet "Eingeweihter in das Mysterium" - bezeichnen wir den Ersten unseres Blutes in einer Domäne ab dem Zeitpunkt an dem wir uns offiziell als Clan as Vasallen eines Prinzen dort niederlassen."

[Alain le Beau]

"Faszinierend", sagt Alain nickend und sein Interesse wirkt tatsächlich ehrlich. "Ich habe, wenn ich mich recht erinnere, den Konsul der Insel kennengelernt. Auf dem Hof, vor dem ersten der vielen Male, wo die See der Schatten uns verraten hat." Sein Lächeln ist so freundlich wie vordem, seine Augen studieren die Reaktion des Setiten. "Als jemand, für den Politik ein eher langweiliges Feld schien, müsst ihr mir mein Unwissen verzeihen: Wer ist der Prinz, der euren Hierophanten als Vasallen angenommen hat?"

[Valerios]

Valerios hatte damit gerechnet, das früher oder später jemand Verrat! rufen würde. Er war fast überrascht, das es erst so spät am Abend geschah.
Er entschied sich dafür, diesen Einwurf ohne die Mine zu verziehen zu übergehen, schließlich gab es wichtigere Dinge, über die er die Harpyie ins Bild setzten musste:


Wahrscheinlich habt ihr den verehrten Konsul Ihrer Majestät, Principessa Aurore Joseph Szokyel, Anchilla aus dem Clan der Gelehrten kennengelernt. Er regiert als Prinz des sardischen Nordens über die Domäne Oristano.

Die Domäne Caliagri im sardischen Süden - vormals als Stadt Caliagri Haupstadt des Emirats Sardiniens - und aus diesem Grund Sitz des verehrten Hierophanten meines Clans
ist Lehen Ihrer höchst verehrten königlichen Majestät, Prinz Calistus von Pisa, Richter über den höchst verehrten Emirs Kenza ibn Dihya, Verteidiger des Glaubens, Lehnsherr der Domäne Caliagri, Schutzschild der Domäne Oristano, Protektor der befreiten Insel Sardegna, möge Seine Regenschaft ewig andauern.

[Alain le Beau]

Die Reaktion - oder ihr Ausbleiben - werden kommentarlos zur Kenntnis genommen. "Eine höchst interessante Gemengelage, möchte mir scheinen." Er denkt einen Moment nach. "Ist der höchst verehrte Emir nun männlichen oder weiblichen Geschlechts?" Was zumindest viel über Alains Gedankenprozesse aussagt. Dann legt er die Arme auf den Rücken. "Mir scheint, dass in euch eine Menge verschiedener Loyalitäten zusammentreffen. Euer Erzeuger, ein Hüter der Schatten. Der, der ihn sandte, ein Untertan des höchst verehrten Emirs, der wiederum nach seiner Niederlage Pisa untersteht... habe ich das alles richtig verstanden?"

Er reibt sich das Kinn mit der linken Hand, bevor sie wieder zum Bauch hinabsinkt. "Die Frage ist: Wem gehört eure Loyalität?"