[1040] Alte Gemme [Angelique, Iulia]

[Iulia Cornelia]

Es war ein sanftes Schmunzeln, welches Iulias Lippen umspielte, als Angelique von dem Klang der Sprache sprach und wofür sie zu gebrauchen war oder auch nicht. Dann jedoch wurde ihr Blick ernster, geradezu besorgt, als Angelique von der Flut der Eindrucke und Visionen sprach.

„Das klingt ganz und gar schrecklich, werte Angelique.“, stellte die Ventrue mit hörbarer Anteilnahme in der Stimme fest. Dann schüttelte sie sanft den Kopf als sie leiser erklärte: „Ich würde es mir wirklich gerne vorstellen können. Vor allem um es besser zu verstehen und für euch annehmbare Lösungen zu schaffen. Doch ich fürchte ich weiß nicht so recht, was so eine Aura überhaupt sein soll.“

Iulia schien die Vorstellung sichtlich und auch hörbar zu missfallen ihrem Gast überhaupt körperliches Unbehagen zumuten zu müssen, denn sie wirkte weiterhin nachdenklich, als sie sich grübelnd erkundigte: „Würde es euch denn helfen, so es einzelne, abgetrennte Räume gäbe? Oder so das Treffen gar im Freien stattfinden würde?“

[Angelique]

Angalique drehte wie Tanz mit gestreckten Armen. Das untote Mädchen lachte hell.

"Nein, das ist ganz und gar nicht schrecklich. Es ist normalerweise wunder-, wunderschön. Die Blumen schlafen zu hören, das Wispern der Ratten in den Mauern und das melodische Klirren der eisigen Sterne in der samtenen, schwarzen Leere der Sphären.

Hinter den Schleier zu schauen und die Faten und Daimonen im Mondlicht tanzen zu sehen. All die silbernen Astralfäden, die die Seelen mit den Gestirnen verbinden im komplexen Gewebe des Schicksals.

Es gibt Lösung dafür, denn es ist der Preis, den ein Orakel zu zahlen hat. Wenn man unter Unseresgleichen ist, muss man den trockenen Geruch von Raubtieren schmecken und den Gestank von Intrigen und Bosheit hören.

Keiner, der nicht ein Mondkind ist, kann das verstehen."

Sie lächelte wissend. "Die Aura ist Seele, so wie Augustinus es beschreibt. Sie füllt den Leib aus und strahlt darüber hinaus. Bei Heiligen können selbst normale Sterbliche sie wahrnehmen. Sie nennen es dann Heiligenschein."

[Iulia Cornelia]

Das Kind machte nicht den Eindruck, als würde es auch nur im Ansatz verfolgen, geschweige denn verstehen können, was Angelique ihr da erzählte, auch wenn sie sichtlich bemüht darum war, denn bei einzelnen Worten schien sie mehr aufzuhorchen. Als sie Malkavianerin geendet hatte, erkundigte sich die Ventrue nachdenklich bei ihrem Gegenüber: „Ihr sagtet, diese Aura, die Jene eueres Bluts wahrzunehmen vermögen, wäre die Seele eines Wesens und ihr empfindet sie als eine Art Miasma, so sich viele Kainiten an einem Ort versammeln? Bedeutet das, dass wir Kainiten noch immer eine Seele in uns tragen und sie mit unserer Verwandlung noch nicht ihren vorbestimmten Weg gegangen ist?“ Ihre Blick wanderte nachdenklich über ihren Körper zu Boden, als würde sie dort etwas suchen, was sie offenbar selbst nicht sehen konnte.

[Angelique]

Angelique schüttelte gutmütig lächelnd den Kopf.

"Da seid unbesorgt. Selbstverständlich haben wir eine Seele. Selbst wenn Ihr meinen Worten mit Skepsis begegnet, dass ich diese sehen kann, so sollte der Logos Euch davon überzeugen, denn es steht so geschrieben:

Die Lebenskraft des Fleisches sitzt nämlich im Blut. Dieses Blut habe ich euch gegeben, damit ihr auf dem Altar für euer Leben die Sühne vollzieht; denn das Blut ist es, das für ein Leben sühnt. Leviticus 17,11 und vor allem 5 Moses 12:23 Allein merke, dass du das Blut nicht essest, denn das Blut ist die Seele; darum sollst du die Seele nicht mit dem Fleisch essen "

Angelique war in ihrem Element und kam ins Philosophieren: "Es steht natürlich zur Debatte, ob es unsere alte Seele ist oder etwas anderes. Ein gefallener Engel zum Beispiel oder ein Teil Kains oder, wenn man von anderen Schöpfungsmythen unserer Art ausgeht, ein Teil des jeweiligen Familiengründers. Denn für einem Moment waren wir tot und Blut und Atem und somit Seele hatten uns verlassen. Aber: Unser Blut und somit unsere Seele ist nicht verloren gegangen oder weiter gezogen, sondern lebt in unseren Sires weiter, so wie auch wir das Blut derer in uns bewahren, von denen wir trinken. Ich persönlich glaube an ein Amalgam aus all den Seelen und Seelenteilen, die wir trinken, was unsere eigene Seele ausmacht.

Manche würden, dieser Logik konsequent folgend, vermuten, dass man seine ursprüngliche Seele zurückerlangt, wenn man sie gänzlich wieder aus seinem Sire saugen würde.
Eine absurde Vorstellung natürlich, da Seele nicht gleich dem Bewusstsein und der Persönlichkeit ist. Da waren die Ägypter in ihrer Philosophie wie in so vielem anderen viel weiter, indem sie das Sein, das den Menschen ausmacht, nicht in zwei, sondern in fünf Teile definierten."

Die Geschichten über die Malkavianerin stimmten. Die Kleine war ein gelehrtes Genie, belesen und voll überraschender - und auch verstörender - Gedankengänge.

[Iulia Cornelia]

Als Angelique sprach, hob sich Iulias Kopf an und die Ventrue wirkte sichtlich leicht überrascht davon, als die Malkavianerin die Schriften Moses zitiert und diese in die gemeine Sprache übersetzt hatte. Dennoch folgte sie aufmerksam und interessiert ihren gewählten Worten. Auch ihren weiteren über die anderen Deutungsmöglichkeiten der Seele und dessen Bestandteilen oder auch Form.

Nachdem Angelique geendet hatte, wanderte ein mildes Lächeln auf ihre Lippen, als sie sanft den Kopf schüttelte. „Ich hege weder Misstrauen, noch Zweifel an euren Worten, werte Angelique.“, stellte Iulia das für sie offensichtlich Wichtigste zuerst klar, bevor sie mit weiterhin angenehm sanfter Stimme ergänzte: „Dazu besteht kein Grund.“ Was auch immer die junge Ventrue über Angelique gehört haben mochte, sie schien der Malkavianerin wohlgesonnen gegenüber zu stehen und ihr mit einem geradezu spürbaren Respekt zu begegnen, als sie ihr Haupt vor ihr verneigte.

„Ich danke euch für die Übersetzung der Schrift in die gemeine Sprache.“, begann die Ventrue danach höflich, bevor sie frei von jedem Vorwurf in ihrer Stimme dezent, beinahe beiläufig und mit einem charmanten Lächeln anfügte: „Doch wird dies nur bedingt von Nöten sein. Ich beherrsche Latein fließend in Wort und Schrift.“

„Ich fürchte von dem wie ihr diese Aura beschreibt, wird es sehr schwierig sein, diesen Umstand in irgendeiner Art und Weise positiv zu beeinflussen.“, stellte sie mit einem gewissen Missmut in ihrer ansonsten angenehm warmen Stimme fest, bevor sie sich erkundigte: „Darf ich fragen, wie sich die einstige Hüterin Acacia und Harpyie Sousanna diesem Umstand angenommen haben, bei den von ihnen ausgerichteten Versammlungen der kainitischen Gesellschaft?“

[Angelique]

Angelique mit den Schultern. "Eigentlich gar nicht. Acacia habe ich gemieden und bin nie mit ihr außerhalb befohlener Hofzeremonien zusammengetroffen.
Und Sousannoula, ach, kleine, liebe Sousannoula, wie sehr ich dich vermisse! Nun sie lud mich einmal auf eine Feier ein. Da musste ich Götzendienst sehen und ging wieder. Danach habe ich sie eher im Privaten aufgesucht."

Sie grinste entschuldigend. "Wenn ich darüber so nachsinne, bin ich wohl keine gute Gesellschafterin und nie auf solchen Feierlichkeiten. Zumeist werde ich aber auch nicht direkt eingeladen. Da Ihr aber das tatet, habe ich eine Ausnahme gemacht. Ihr seht, es hat nicht gut funktioniert."

[Iulia Cornelia]

„Ich empfinde eure Gesellschaft als sehr angenehm, werte Angelique, und ich wusste keinen Grund, weshalb ich euch nicht hätte einladen sollen.“, entgegnete die junge Ventrue freundlich, bevor sie ergänzte: „Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ihr damals gekommen seid. Jetzt, da ich weiß, was ihr euch damit zugemutet hattet, sogar noch mehr als zuvor.“ Die Ventrue schwieg für einen Moment, bevor ihre Stimme eindringlicher wurde, als sie sprach: „Ihr seid mir stets willkommen, doch zögert nicht mich wissen zu lassen, so euch etwas unangenehm ist. Was ich ändern kann, will ich ändern. Es betrübt mich jedoch zu hören, dass ihr euch als keine gute Gesellschafterin seht. Ich kann diesen Eindruck nicht bestätigen. Aber ich verstehe die mit den Feiern und Ansammlungen von Kainiten verbundenen Schwierigkeiten für euch. Ist es auf den Hofzeremonien denn angenehmer für euch?“

[Angelique]

"Nicht im mindesten", gestand das kleine untote Mädchen. "Im Gegenteil. Dort sind sie ja alle versammelt, auch die ich zutiefst verabscheue. Ihre Auren stinken nach Schwefel. Und ich muss da sein. Widerwärtig!"

Die kleine Vampirin schüttelte sich und es sah fast niedlich aus. Wie ein Kind, das sich an den Geschmack von etwas erinnerte, was es nicht essen mochte.

Angelique seufzte. "Dabei liebe ich es, mich auszutauschen und mein Wissen zu teilen. Früher tat ich dies auch gerne ohne Gegenleistung. Heute bin ich leider schlauer, denn das wurde sehr, auch zu meinem Schaden, ausgenutzt. Wenn Ihr mir allerdings erlauben würdet, ab und an zu einem Symposium vorbeizuschauen, zu zweit oder in einem kleinen Kreis, würde mich das sehr erfreuen.
Eure Ambitionen, eine soziale Liaison zu sein, würde das Gastgeben kleiner Aussprachen bestimmt fördern."

[Iulia Cornelia]

Iulia schwieg für einen Moment auf die Worte der Malkavianerin hin, während sie offenkundig darüber nachzudenken schien, als ihr Daumen über die Rückseite der Gemme strichten. Dann erklärte sie mit einem sanften Lächeln: „Vermutlich.“ Erneut pausierte sie, als wäre sie sich noch unschlüssig darüber. „Wie genau würdet ihr euch ein solches Symposium dann vorstellen, werte Angelique?“, erkundigte sich Iulia schließlich mit einer angenehm warmen Stimme bei Angelique.

[Angelique]

"Nun, Ihr könntet anbieten, in angenehmen Ambiente die Gastgeberin für neutrale Treffen oder Treffen unter Freundenzu geben, ohne etwas so Offizelles und Steifes wie das Eysium zu bemühen.

Leute könnten sich aussprechen oder einfach nur zu sozialem Austausch sich treffen. Je nach Interessenlage.
Je weniger, desto besser. Dann wird auch keiner mehr mosern können, Ihr würdet Euch etwas anmaßen.

Und die Leute würden die Zeit nicht mit eitler Selbstdarstellung verschwenden müssen, sondern könnten frei miteinander reden, ohne die Etikette zu sehr beachten zu müssen oder den Spott der Harpyien.
Es wäre, wie gesagt, halt nichts Offizielles, aber ein gute Bewerbung, sollte es gut laufen, für ein offizielles Amt. Und Ihr könntet Kontakte knüpfen und selber entscheiden, ob Ihr manche Gäste mit anderen zusammenprallen lassen wollt.

Obendrein wird jeder dezente Gast Euch für Euren Mühe und Logistik ein Gastgeschenk machen. Ihr müsstet also nicht ein Verlustgschäft befürchten."